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Diabetes bei Kindern? So hoch ist das Risiko einer Erkrankung

Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder an Diabetes erkranken. Das ist umso stärker, wenn Familienmitglieder ebenfalls erkrankt sind. Die Risiken und die unterschiedlichen Typen von Diabetes erklärt Kinderarzt Prof. Andreas Neu.

Wenn Verwandte ersten Grades an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko, selbst zu erkranken, etwas erhöht. Geschwister haben ein Risiko in der Größenordnung von fünf Prozent, Kinder eines betroffenen Elternteils ein Risiko zwischen fünf und sieben Prozent. Insgesamt haben zehn Prozent der von Diabetes Typ 1 Betroffenen Verwandte, die ebenfalls einen Diabetes Typ 1 haben.

In welchem Alter tritt die Erkrankung üblicherweise auf?
Im Kindes- und Jugendalter tritt die Erkrankung bevorzugt im Kleinkindalter oder unmittelbar vor der Pubertät auf. Es gibt jedoch auch Diabetes-Manifestationen im Erwachsenenalter. Etwa die Hälfte der Neuerkrankungen erfolgt im Kindesalter, die andere Hälfte im Erwachsenenalter. Derzeit erkranken rund 4.000 Kinder und Jugendliche und rund 4.000 Erwachsene pro Jahr neu.

Unterschiedliche Tpyen von Diabetes

Was ist der Unterschied zwischen Typ 1 und 2?
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung mit geringerer genetischer Disposition. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, der Lebensstil oder das Körpergewicht spielen keine Rolle und beeinflussen das Risiko nicht. Beim Typ 2 Diabetes ist die genetische Disposition weit ausgeprägter. Hier spielen für die Entstehung Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle.

Was sind die Symptome?
Der Typ 1 macht sich in der Regel akut bemerkbar. Die Entstehung des Typ 2 Diabetes ist ein schleichender und lange dauernder Prozess. Symptome, die an einen Diabetes denken lassen sollten, sind vermehrtes Durstgefühl und Trinken, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsabnahme und Leistungsabfall. Liegen diese Symptome vor, sollte rasch ein Arzt konsultiert werden. Die Diagnose-Stellung kann über eine Urin- oder Blutuntersuchung problemlos und rasch gestellt werden. Insbesondere im Kindes- und Jugendalter ist es wichtig, diese Symptome zu kennen, um eine schwere Stoffwechselentgleisung zu vermeiden.

Abklären – aber wie?

Wann sollte man das abklären lassen?
Liegen die genannten Symptome vor, ist in jedem Fall eine rasche Abklärung ärztlicherseits erforderlich. Dadurch wird einer schweren Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) vorgebeugt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, über diese Symptome Bescheid wissen und gegebenenfalls rasch reagieren.

Wie sinnvoll wäre ein Screening?
Ein Screening kann Risikokandidaten für einen Diabetes identifizieren. Allerdings lässt sich auch bei bekanntem Risiko eine Erkrankung nicht vermeiden. Screening-Untersuchungen sind sinnvoll im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Für die Allgemeinbevölkerung setze ich eher auf eine breite Aufklärung zu Symptomen.

Prof. Dr. Andreas Neu ist ehemaliger Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kommissarischer Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.

Interview: Ruth Korte

Unsere Kinder wollen Süsses

„Wir erlauben unseren Kindern (3 und 5) Süßes nur an Geburtstagen und anderen besonderen Anlässen. Für sie schien es lange okay, aber jetzt ist es ständig Thema – auch durch das ständige Ansprechen von anderen wie ihren Großeltern. Was können wir tun, damit unsere Kids nicht mehr so viel Wind darum machen?“

Dass Kinder Süßes lieben, ist völlig normal. Entwicklungsgeschichtlich sind wir Menschen auf süß gepolt! Die Muttermilch schmeckt bereits, durch den enthaltenen Milchzucker, leicht süß, und sogar das Fruchtwasser im Mutterleib hat einen süßlichen Geschmack und wird gern von den Babys getrunken.

Zuckerfreie Ernährung schützt vor Krankheit

Leider haben Süßigkeiten und die darin enthaltenen Zucker „Suchtpotenzial“. Wir gewöhnen uns sehr schnell an den Süßgeschmack und brauchen immer mehr davon, um es als angenehm zu empfinden. Zucker ist in unendlich vielen Lebensmitteln enthalten. Schaut man auf die Zutatenliste verschiedener Süßwaren und süßer Getränke, dann verbergen sich oft eine große Anzahl verschiedener Zucker darin, mit so wohlklingenden Namen wie Saccharose, Maltose oder Dextrose. Alle gehören der Gruppe der sogenannten „niedermolekularen Kohlenhydrate“ an, die dem Körper sehr schnell als Energiequelle zur Verfügung stehen, die aber leider nichts anderes als „leere Kalorien“ enthalten.

Bei Süßigkeiten kommt neben Zucker auch häufig ein hoher Fettanteil dazu, wie in Chips oder Erdnussflips. Kalorienbomben pur! Wer viel Zucker isst, ist häufiger von Zahnkaries, Übergewicht und daraus entstehenden Zivilisationskrankheiten wie Diabetes betroffen. Manche Kindergartenkinder leiden heute schon unter dem früher als „Alterszucker“ bezeichneten „Typ-II-Diabetes“. Deshalb ist es sinnvoll und gut, Kinder möglichst lange zuckerfrei oder zuckerarm zu ernähren.

Generelle Verbote meiden!

Der Umgang mit Süßigkeiten und Snacks will gelernt sein. Dazu ein paar Tipps:

  • Erklären Sie Ihren Kindern, warum sie Süßes in Maßen essen sollten.
  • Vermeiden Sie generelle Verbote im Umgang mit Süßigkeiten.
  • Legen Sie gemeinsam eine „süße Wochenration“ fest.
  • Süßigkeiten eignen sich sehr gut als Abschluss einer Mahlzeit (anschließend die Zähne putzen!).
  • Planen Sie bewusst Nachtische oder auch mal eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein, wie ein Stück Kuchen oder Kekse.
  • Feste Naschzeiten erhöhen den Genuss, denn Vorfreude ist die schönste Freude.
  • Regelmäßige Mahlzeiten beugen Heißhunger auf Süßes vor.
  • Achten Sie auf bewusstes Genießen, wie nur im Sitzen zu naschen. Das trägt auch zur besseren Kontrolle bei.
  • Seien Sie Vorbild.
  • Bieten Sie süße Getränke wie Säfte und Limonaden nur zu besonderen Anlässen an.
  • Bevorraten Sie Süßes nur in kleinen Mengen.
  • Sagen Sie Verwandten und Freunden, dass Sie keine Süßigkeiten als Geschenke oder Mitbringsel für Ihre Kinder möchten.
  • Bieten Sie attraktive Alternativen an: Studentenfutter, Reiswaffeln, selbstgemachtes Popcorn, Salzstangen, Obstspieße, Rohkoststicks …
  • Eine Portion extra wie etwa eine Handvoll Gummibärchen (30 g) und eine Handvoll Chips (25 g) ist Genuss und etwas Besonderes!

 

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Diabetes in den Griff bekommen

Das Leben mit Diabetes hat seine Tücken. Diabetikern, die schlecht mit ihrer Erkrankung umgehen, drohen Langzeitschäden. Deshalb lernt der 18-jährige Sören in einem Diabetes-Camp, wie er seine chronische Krankheit besser in den Griff bekommt.

„Mein Blutzuckerwert schwankt stark und ist oft zu hoch“, Sören Schlosser kennt die Probleme. Sie zu lösen, ist aber eine andere Sache. Bei einem 10-tägigen Camp im Diabeteszentrum des CJD Berchtesgaden verbessert der Diabetiker aus der Nähe von Düsseldorf sein Know-how im Umgang mit dem Diabetes. „Ich weiß jetzt besser Bescheid, wie ich meine Werte einstellen kann“, erklärt Sören, „zum Beispiel indem ich besser auf den Abstand zwischen Insulinspritzen und Essen achte.“ Um keine Folgeschäden zu bekommen, muss er seinen Blutzucker möglichst gleichmäßig im normalen Bereich halten. Ein Maß, wie gut das gelingt, ist der so genannte HbA1c-Wert. Bei Sören ist er zu hoch.

Begonnen hat bei ihm alles vor 12 Jahren. Kurz nach der Einschulung wurde bei dem damals sechsjährigen Diabetes festgestellt. „Das war schon ziemlich schwer für mich mit dem Spritzen und der Schule. Ich hatte Schwierigkeiten, in der Schule zurechtzukommen.“ Mit Hilfe seiner Mutter ging es anfangs mit dem Spritzen noch gut. „Mit 10 Jahren wollte ich aber vom Diabetes gar nichts mehr wissen. Ich habe mit dem Messen nachgelassen, teilweise vor dem Essen gar nicht gemessen“, erzählt Sören.

Zusammen mit anderen jungen Diabetikern aus ganz Deutschland absolviert Sören bei dem Camp Schulungseinheiten und praktische Übungen. Sie sollen den Teilnehmern vermitteln, wie sie im Alltag ein besseres Krankheitsmanagement schaffen. „Mit verschiedenen Sportangeboten wie E-Biken oder Raften trainieren wir die Therapieanpassung bei körperlicher Belastung“, erklärt Torsten Vetters, Diabetesberater in dem Diabeteszentrum des CJD Berchtesgaden, einer Einrichtung, die auf die Betreuung von chronisch kranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezialisiert ist. Bei den Teilnehmern kommt das Konzept gut an, auch bei Sören: „Das Camp hat mir gut gefallen. Ich denke, meinen Blutzuckerwert habe ich ab jetzt besser im Griff.“

Weitere Infos: CJD Berchtesgaden