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Immer nur Mama

„Meine 15 Monate alte Tochter fremdelt. Papa darf ihr nicht mal ihren Becher reichen, wenn ich in der Nähe bin. Sie will immer nur zu mir. An Babysitting ist gar nicht zu denken. Was kann ich tun?“

Wenn Kleinkinder fremdeln, ist das ganz natürlich. Nicht jedes Kind zeigt dieses Verhalten, einige sind auch sehr kontaktfreudig. Dennoch ist es völlig normal, dass einige Kleinkinder, häufig solche, die auch sonst eher sensibel sind, sehr auf einen Elternteil bezogen sind. Wichtig ist, dem Kind Zeit zu lassen und es nicht zu drängen, neue Bezugspersonen zu akzeptieren. Das würde Ihrem Kind nur Druck machen und die Angst noch verstärken. Wenn man hingegen das Bedürfnis des Kindes ernst nimmt und sehr behutsam vorgeht, legt sich das Fremdeln oft bis zum Alter von drei oder vier Jahren von selbst.

KLEINSCHRITTIG ÜBEN
Wichtig ist, dass der Papa sich regelmäßig Zeit nimmt, in der er sich ganz seiner Tochter widmet. Anfangs ist es hilfreich, wenn Sie als Mama dabei sind: Sie spielen wie gewohnt mit Ihrer Tochter oder füttern Sie und der Papa macht einfach ein bisschen mit. Dann können Sie nach und nach versuchen, sich etwas mehr im Hintergrund zu halten und dem Papa eine aktivere Rolle zukommen lassen. So sind Sie als wichtigste Bezugsperson weiter in der Nähe, aber das Kind lernt, dass sich auch der Papa gut kümmert. Danach können Sie versuchen, sich noch mehr zurückzuziehen und auch mal den Raum zu verlassen. Dass Kleinkinder einen Elternteil bevorzugen, wenn beide da sind, ist keine Seltenheit. Gerade wenn sie ein bisschen müde oder angestrengt sind, möchten sie alles so gewohnt wie möglich haben. Wichtig ist, dass Ihre Tochter auch mit dem Papa Zeit verbringt und sich von ihm versorgen lässt, wenn Sie als Mama mal Zeit für sich brauchen. Das lässt sich, wie oben beschrieben, üben.

BABYSITTER
Wenn Sie sich einen Babysitter für Ihr Kind wünschen, sollten Sie eine einfühlsame, zuverlässige Person wählen, die Verständnis dafür hat, dass Ihr Kind Zeit braucht. Es sollte keine ständigen Wechsel geben – natürlich können es auf Dauer auch zwei wechselnde Babysitter sein, aber dann sollten Sie für beide eine Eingewöhnungszeit einplanen. Gleiches gilt übrigens für die Betreuung in einer Kita oder bei Tageseltern. Eingewöhnung bedeutet, dass der Babysitter ein paar Mal (mit höchstens einer Woche Abstand, besser nur ein paar Tagen) für eine kurze Zeit zu Besuch kommt und Ihre Tochter ganz entspannt kennenlernt. Die ersten drei Male sollten Sie auf jeden Fall dabei bleiben, damit Ihre Tochter sich sicher fühlt. Die erste Trennung kann man versuchen, wenn Ihre Tochter offen mit dem Babysitter spielt und sich von ihm auch füttern und wickeln lässt. Gehen Sie dann aber nur kurz aus dem Raum und kommen Sie, wenn Ihr Kind weint und sich nicht beruhigt, nach etwa fünf Minuten wieder. Wenn es gut klappt, können Sie auch zehn Minuten wegbleiben und die Zeiten danach steigern. Wenn Sie abends ausgehen wollen, ist es zumindest in der ersten Zeit gut, wenn Ihr Kind vor dem Einschlafen noch etwas Zeit mit Ihnen und dem Babysitter hatte, damit es sich nicht erschreckt, wenn es aufwacht und der Babysitter ins Zimmer kommt. Je älter Ihre Tochter wird und je besser sie den Babysitter kennt, desto unkomplizierter werden diese Situationen werden.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatung für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me).