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„Übertreiben Sie es mit der Hygiene nicht!“

Wie sauber muss es bei uns zugehen, damit wir gesund bleiben? Hygiene-Experte Frank Günther warnt vor übertriebener Hygiene. Er rät Familien: „Hände weg von Desinfektionsmitteln im häuslichen Umfeld!“

Wann und wie oft sollten Kinder ihre Hände waschen?
In der Regel so oft wie Erwachsene auch. Insbesondere dann, wenn Gegenstände oder Oberflächen angefasst wurden, die von vielen Menschen berührt werden und deshalb mit Infektionserregern besiedelt sein können: zum Beispiel Türgriffe oder Einkaufswagen. Insbesondere vor dem Essen sollten die Hände gewaschen werden. Kinder erforschen ihre Umwelt noch stark mit den Händen und mit dem Mund. Bei ihnen findet deshalb ein viel stärkerer Austausch mit Keimen untereinander und aus der Umgebung statt.

Muss ich meinem Kind also ständig mit Desinfektionsmittel hinterherlaufen, um es zu schützen?
Sie werden es nicht immer verhindern können, dass Ihr Kind irgendetwas anfasst und sich danach die Finger in den Mund steckt. Was man tun kann, ist, nach jedem Ausflug erst einmal die Hände zu waschen. Das genügt, denn dadurch kann man die Keimbelastung schon stark minimieren. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln hingegen kann dem Kind mehr schaden als nützen. Im schlimmsten Fall kann deren Einsatz Hauterkrankungen oder Allergien auslösen. Die Bakterien, die sich auf unserer Hautoberfläche befinden, sind nämlich sehr wichtig für uns, weil sie unser Immunsystem stärken und verhindern, dass sich krankmachende Bakterien auf und in uns ausbreiten können. Mit dem Desinfektionsmittel würden wir nicht nur krankmachende Keime töten, sondern auch die, die gut für uns sind.

Sie raten also grundsätzlich von Desinfektionsmitteln ab?
Ja. Finger weg von Desinfektionsmitteln im häuslichen Umfeld! Auch die Ausbreitung von Infektionen wie einem Magen-Darm-Infekt werden Sie dadurch zu Hause nicht verhindern können. In der Familie herrscht ein so enger Kontakt, dass eine Durchbrechung der Übertragung eigentlich nur durch Isolation gelingen kann – aber damit würde man dem kranken Kind ja noch mehr schaden. Übertreiben Sie es mit der Hygiene nicht! Außer Haus gibt es Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, Desinfektionsmittel mit dabei zu haben, etwa im Streichelzoo. Da Tiere für Menschen riskantere Keime auf sich tragen, kann man, wenn nichts anderes zur Hand ist und bevor man etwas isst, die Hände mit Desinfektionsgel reinigen.

Wie gut und wie gründlich sollte man das Kinderzimmer reinigen?
So wie jeden anderen Raum auch. Wischen Sie einfach regelmäßig die Oberflächen ab und saugen sie, um die Staubbelastung zu minimieren und die Vermehrung von Hausstaubmilben zu vermeiden. Deren Kot, der sich vorzugsweise in Textilien wie Matratzen, Teppichen und Bettwäsche befindet, kann nämlich auch Allergien auslösen.

Was ist bei der Zubereitung von Speisen für Kinder zu beachten?
Bei Obst und Gemüse ist immer davon auszugehen, dass die Oberfläche mit Keimen belastet ist, auch wenn es bio ist. Sie wissen nicht, wo es gelegen oder wer es vor Ihnen in der Hand gehalten hat. Diese Keime müssen nicht unbedingt krankmachen, einige bestimmte können es aber. Deshalb sollte man sie vor dem Verzehr immer mit warmem Wasser abwaschen und am besten auch abreiben. So kann man schon einen Großteil der Keime entfernen. Aber auch hier gilt: Eine komplette Keimfreiheit werden Sie nicht erreichen.

Interview: Ruth Korte

„Der Erfolg der Impfungen: Wir kennen die Krankheit nicht mehr.“

Diphtherie oder Kinderlähmung sind nicht mehr präsent. Trotzdem werden Kinder dagegen geimpft. Ist das sinnvoll? Und welche Risiken bestehen beim Impfen? Ein Interview mit Dr. Thomas Schmitz, Oberarzt und Dozent an der Berliner Charité.

Herr Dr. Schmitz, warum ist Impfen so ein polarisierendes Thema?
Es geht um unsere Kinder, und wir alle wollen das Beste für sie. Deswegen ist es ein sehr emotionales Thema. Und wenn es um Expertenwissen geht, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten: Auf welche Expertenmeinungen kann man sich verlassen? Es ist natürlich gut, kritisch zu sein. Denn es gibt ja leider viele selbsterklärte Experten, denen man nicht folgen sollte.

Aber woran erkenne ich einen vertrauenswürdigen Experten? 
Es müssen Leute sein, die sich seit langem mit dem Thema befassen, die sich damit auskennen und Spezialwissen erworben haben. Und die Expertenmeinung muss unabhängig sein. Bei der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, der STIKO, wird mittlerweile sehr darauf geachtet, dass die Mitglieder der Kommission unabhängig von Pharmafirmen sind. Das gilt auch für die Eidgenössische Kommission für Impffragen, die EKIF, und für das Nationale Impfgremium in Österreich. Das ist auch ein Ergebnis der Skepsis in der Bevölkerung.

Die Skepsis rührt ja daher, dass man immer wieder von Impfschäden hört. Wie sicher sind Impfungen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind einen gravierenden, bleibenden Schaden davonträgt, ist extrem gering. Das Paul-Ehrlich-Institut hat den Auftrag, potenziellen Impfschäden nachzugehen. Aber wenn man sich von den vielen tausend Meldungen, die es im Jahr gibt, die einzelnen anguckt, bleiben am Ende nur sehr wenig Fälle übrig. Es gibt etwa einen gravierenden Impfschaden bei ein bis zwei Millionen Impfungen. Natürlich ist jeder Fall tragisch und sollte vermieden werden. Aber alles, was wir tun, hat immer Vor- und Nachteile, Wirkung und Nebenwirkung. Wenn wir nicht impfen, wissen wir genau, was die Nebenwirkungen des Nicht-Impfens sein werden. Ein Rückfall in die desaströsen Verhältnisse der Vergangenheit – Infektionskrankheiten, die wir gar nicht mehr kennen, kehren zurück. Das ist ja der Erfolg der Impfungen: Wir wissen gar nicht mehr, wie schlimm Infektionskrankheiten wirklich sind. Wenn man in bestimmte Regionen nach Afrika geht, fällt sofort auf, wie hoch die Sterblichkeit von Kindern ist, die solchen Krankheiten ausgesetzt sind.

Bakterien gibt es überall

Aber wenn es manche Krankheiten bei uns nicht mehr gibt, wie Diphtherie, Tetanus oder Kinderlähmung, warum soll ich mein Kind dagegen impfen lassen?
Bei Diphtherie oder Tetanus ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit gar nicht so gering, wenn man nicht geimpft ist. In Russland und anderen Ländern Osteuropas gibt es immer wieder Epidemien. Und sowohl Diphtherie als auch Tetanus kann man beim Spielen im Schmutz erwerben. Die Bakterien gibt es überall. Und es sind gefährliche Erkrankungen, an denen man sterben kann. Wir erleben das deswegen nicht, weil trotz Impfskepsis gegen diese Krankheiten häufig geimpft wird. Ohne Impfungen würden diese Krankheiten schnell zurückkehren. Was die Kinderlähmung, Polio, betrifft: Es gibt diese Krankheit nur noch in Pakistan und Afghanistan. Aber es gibt ja nicht wenig Menschen, die nach Afghanistan reisen – als Geschäftsreisende, Politiker oder Soldaten. So lange Polio nicht völlig vom Globus verschwunden ist, würde ich diese Impfung beibehalten.

Impfkritiker sprechen davon, dass Impfungen das Allergie-Risiko erhöhen. Gibt es da einen Zusammenhang?
Es gibt einen Zusammenhang von Allergien und dem westlichen oder industrialisierten Lebensstil. Da können Sie jetzt als Faktoren aber auch den Verzehr von Zitrusfrüchten nehmen oder die Häufigkeit von Kaiserschnitten, das sind alles Marker für eine Lebensweise. Aber es gibt keine seriöse Studie, die zeigt, dass das Impfen als alleinige Ursache Allergien gehäuft vorkommen lässt. In Ostdeutschland haben Allergien nach der Wiedervereinigung zugenommen, während die Impfquoten zurückgingen.

Kein Autismus durch Impfungen

Seit Jahren hält sich der Verdacht, Impfungen würden Autismus auslösen. Das ist mittlerweile aber widerlegt, oder?
Ja. Es ist schon sehr erstaunlich, dass sich das immer weiter hält mit dem Autismus. Das ist eine Geschichte, die ganz klar und eindeutig widerlegt wurde. Der Arzt, der das behauptet hat, hat seine Lizenz verloren, ist verklagt worden und hat die Prozesse verloren, weil er seine Daten manipuliert hat. Er war ein Betrüger, dem die Welt viel zu lange aufgesessen ist. Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis das Gegenteil bewiesen wurde: Impfungen verursachen keinen Autismus.

Manche Impfgegner behaupten auch, dass ungeimpfte Kinder grundsätzlich gesünder seien als geimpfte Kinder. Was sagen Sie dazu?
Ich kenne keine Studie, die diese Behauptung aufrechterhalten kann. Diejenigen, die sich aktuell nicht impfen lassen, verlassen sich natürlich auf den Schutz durch andere. Wenn man nur wenige hat, die sich nicht impfen lassen, sind sie trotzdem mit geschützt. Und man muss sich mal anschauen: Wer ist das, der sich nicht impfen lässt? Das sind meist wohlhabende, gebildete Menschen. Weil deren Kinder meist behüteter, gesünder aufwachsen als Kinder aus ärmeren Familien, sind diese Kinder vielleicht tatsächlich gesünder. Aber das hat nichts ursächlich mit dem Nicht-Impfen zu tun.

Viele sehen den Einsatz von Aluminium als Verstärker der Immunreaktion kritisch. Wie ist das einzuschätzen?
Es ist in klinischen Studien widerlegt worden, dass Impfungen durch die Zugabe von Aluminiumverbindungen eine schädigende Wirkung haben. Außerdem nehmen wir über die Nahrung und die Umwelt Aluminiummengen auf, die weit über dem liegen, was durch Impfungen aufgenommen wird.

Es gibt Nebenwirkungen

Sie haben ja vorhin erklärt, dass es gravierende Impfschäden nur sehr selten gibt. Nebenwirkungen sind aber schon häufig, oder?
Ja, es gibt nicht erwünschte Wirkungen: Das Kind fühlt sich ein paar Tage kränklich. Es kann sein, dass der Arm schmerzt oder das Bein, wo die Einstichstelle war. Diese nicht erwünschten Wirkungen, das ist Teil des Trainingseffekts des Immunsystems. Gerade die Impfungen mit abgetöteten Erregern lassen ein Kind nicht erkranken, sie enthalten ja quasi nur den Fingerabdruck des Erregers, der das Immunsystem trainieren lässt. Dieses Training ist, wie jedes andere körperliche Training auch, mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Aber das Training bewirkt, dass das Kind danach immun ist.

Junge Eltern sind manchmal erschlagen davon, was laut Impfplan alles geimpft werden soll. Gerade angesichts der Mehrfachimpfungen fragt man sich: Ist das nicht zu viel für so ein kleines Kind?
Das ist eine ganz und gar richtige Überlegung, und die ist auch im Impfplan berücksichtigt. Sie dürfen beispielsweise eine Lebendimpfung nicht in den ersten Monaten geben, sondern frühestens ab dem elften Lebensmonat. Denn diese Lebendimpfungen brauchen ein viel stärkeres Immunsystem, als ein Neugeborenes es hat. Die Impfungen mit Totimpfstoffen dagegen sind viel harmloser, daran kann das Kind nicht erkranken. Und man weiß, dass es gut und sinnvoll ist, wenn man diese Impfungen dreimal im ersten Lebenshalbjahr verabreicht.

Windpocken-Impfung ja oder nein?

Bei den Windpocken wird in Deutschland die Impfung schon für kleine Kinder empfohlen, in der Schweiz aber nicht. Muss ich mein Kind in Deutschland unbedingt impfen lassen? So schlimm sind die Windpocken ja nicht, oder?
Genau, das Kind hat ein paar Tage hoch Fieber, es muss sich kratzen und hat ein Krankheitsgefühl, aber etwas wirklich Schlimmes passiert nicht. Die Komplikationsrate bei Windpocken ist sehr gering, wenn man gesund ist. Aber jemand, der HIV oder einen angeborenen Immundefekt hat oder der Leukämie überstanden hat, ist in hohem Maße gefährdet, wenn er Windpocken bekommt. Diese Menschen schützt man darüber.

Dann könnte ich mir aber die Frage stellen, warum ich das meinem Kind zumute, nur damit irgendwer anders geschützt ist.
Die Frage ist: Ist es eine so große Zumutung, die Windpocken mit der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln einfach mitzuimpfen? Ich glaube nicht, dass es eine Zumutung ist. Die ganze Bevölkerung profitiert davon, und es ist ja kein extra Nadelstich dafür nötig. Und: Wer gegen Windpocken geimpft ist, erkrankt im Alter nicht an Gürtelrose.

Was raten Sie Eltern, die unsicher sind, welche Impfungen sie bei ihrem Kind machen lassen sollen?
Ich treffe immer wieder auf solche Eltern, aber es sind gar nicht so viele. Es gibt nur wenig Impfgegner, aber die sind oft sehr laut, gerade im Internet. Wenn ich auf verunsicherte Eltern treffe, erkläre ich zuerst die Erkrankung, gegen die geimpft werden soll und wie es in Ländern aussieht, wo es diese Impfungen nicht gibt. Wenn sie sich diese Auswirkungen von Infektionskrankheiten vor Augen führen, sind eigentlich fast alle Eltern dabei. Der Erfolg der Impfungen ist, dass wir die Krankheiten nicht mehr kennen. Deswegen vergessen wir, warum wir sie eigentlich machen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zahnpflege leicht gemacht

„Meine 1 ½ -jährige Tochter möchte nicht die Zähne putzen. Jedes Mal ist es ein Kampf. Was kann ich tun?“

Für uns Erwachsene ist Zähneputzen ganz normal, denn wir wissen um den Wert gesunder Zähne. Ihr Kind weiß das noch nicht. Stellen Sie sich für einen Moment vor, noch nie etwas von Zahnpflege gehört zu haben. Nun empfiehlt Ihnen jemand, einen „geschmacksintensiven Stiel mit piekenden Borsten“ in den Mund zu nehmen. Verstehen Sie das Unbehagen Ihres Kindes? Vermutlich haben Sie bereits in allen Tonlagen versucht, mit Ihrem Kind zu sprechen. Konnten Sie in ihren Erklärungen bei der Wahrheit bleiben? Mal ganz ehrlich: Machen „Karius und Baktus“ das Zähneputzen im ersten Moment nicht noch abstruser?

EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT
Wenn Sie schon früh Zahnarztbesuche wahrnehmen, gewöhnt sich Ihr Kind an das Thema „Zahnpflege“. Eine zu erlernende, emotionale Wichtigkeit in Bezug auf das Zähneputzen wird so unterstützt. Zahnpflege soll im Alltag selbstverständlich werden. Auch der Zahnarzt bespricht Wichtiges mit Ihrem Kind. Es ist gut, wenn Ihr knapp Zweijähriges merkt, dass nicht nur Mama und Papa, sondern auch andere Menschen dieselbe Meinung vertreten. Auch andere Bezugspersonen des Kindes könnten erzählen, dass sie ebenso die Zähne putzen. Im Alltag kann es helfen, wenn Sie Ihr Kind beim eigenen Zähneputzen zusehen lassen. Das muss gar nicht kommentiert werden. Putzen Sie entspannt und genussvoll und lassen Sie sich beobachten. Selbstverständlichkeiten muss man nicht überbetonen und etliche Male bereden.

„ERST ICH, DANN DU“
Geraten Sie dennoch jeden Morgen neu in Zeitnot? Planen Sie das Zähneputzen so, dass es nicht wichtig ist, ob jetzt oder in fünf Minuten geputzt wird. So entzerren Sie den Moment und geben Ihrem Kind die Chance, sich auseinanderzusetzen. Freuen Sie sich auf die Bad-Session. Ihr Kind merkt genau, wenn Sie angespannt sind oder wenn Sie übertrieben agieren. Bei der Durchführung des Putzens könnte eine Regel werden, „Erst Mama, dann du alleine“. Halten Sie eine Woche an der Regel fest, damit Ihr Kind sich daran gewöhnt. Sollten Sie erklären wollen, wie Zähneputzen funktioniert, führen Sie das bei sich selbst oder in Papas Mund vor. Das ist viel verständlicher, als wenn das Kind mit der Bürste im Rachen zuhören soll. Wenn Sie konsequent morgens und abends die Zähne putzen und grundsätzlich auf zucker- und fruchtsäurearme Ernährung achten, ist es kein Weltuntergang, wenn das Kind in der Anfangszeit mal nicht so gut putzt. Hören Sie auf Ihren Bauch und setzen Sie sich nicht unter Druck. Das „Nein“ eines Kindes sollte zwar durchaus gehört werden. Oft verwandelt es sich aber ohne Zutun nach fünf Minuten in ein „Ja“ oder verliert an Vehemenz. Wenn die Nerven „blank“ liegen, zelebrieren Sie mit Ihrem Kind eine neue Zahnbürste. Die weckt Stolz und möchte dann auch benutzt werden. Manches Mal hilft ein Wechsel von elektrischer Zahnbürste zu manueller oder andersrum, eine andere Zahnpasta oder eine Tubenquetschhilfe, die für den Moment spannend und anders ist. Verbinden Sie den Gedanken an Zahnpflege mit Genuss und Wohlbefinden. Und trösten Sie sich: Nur ein Jahr später ist zumindest rund um Zahnpflege schon alles Alltag.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Mutter von vier Kindern und Buchautorin. www.irinakostic.de

Hochsaison für Noroviren

Wenn es kalt ist, haben Noroviren Hochsaison. Der wirksamste Schutz besteht in häufigem und sorgfältigem Händewaschen, so die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Erkrankte sollten zudem zwei Tage über das Abklingen der Symptome hinaus zu Hause bleiben.

„Wenn Erkrankte zu früh wieder in Kontakt mit anderen Menschen treten, besteht ansonsten das Risiko, dass sich die Noroviren weiter ausbreiten“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. Zudem gelte es, auch im Anschluss an eine Erkrankung auf sorgfältige Hygiene zu achten. „Der Körper scheidet die Viren noch über ein bis zwei Wochen aus“, so der Experte.

In den meisten Fällen sei es sinnvoll, zu Hause abzuwarten, bis Durchfall und Erbrechen vorbei sind. Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, sollten Patienten viel trinken: verdünnte Säfte, Brühe oder gezuckerter Tee können die Verluste ausgleichen. Selten müssen Betroffene eine Infusion bekommen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. „Kinder unter fünf und ältere Menschen über 70 Jahren erkranken nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer als andere Altersgruppen“, betont Stallmach. Wenn Angehörige oder Pflegende feststellen, dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten verschlechtert, sollten sie medizinische Hilfe suchen. Wichtig dabei: die Voranmeldung in der Klinik oder der Praxis. Denn dort breitet sich das Virus weiter aus und gefährdet andere.

Der Experte erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, sich vor Noroviren zu schützen: „Das Wichtigste ist, sich möglichst von Erkrankten fern zu halten und separate Toiletten zu benutzen“, so Stallmach. Denn Noroviren sind hochansteckend. Stallmach: „Pflegende und Angehörige sollten beim Waschen von Kleidungsstücken und Handtüchern oder beim Toilettenputzen unbedingt Einmalhandschuhe nutzen.“ Damit beim Ausziehen der Handschuhe keine Erreger an die Hände gelangen, wenden Profis folgende Technik an: Zunächst zieht die eine Hand den Handschuh der anderen ab und hält diesen Locker in der Hand. Dann krempelt die freie Hand vom Arm her vorsichtig den zweiten Handschuh über den ersten. Anschließend wandern beide in den Müll.

Da Noroviren gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich sind, bleiben sie auch nach sorgfältigen Putzaktionen meist noch im Umlauf. Sie überstehen Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius und halten sich nicht nur im Privathaushalt, sondern auch in Kitas oder Senioreneinrichtungen äußerst hartnäckig.