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Kindlich glauben …

… dass Gott sich kümmert

Carina Nill will sich ihren Sohn zum Vorbild nehmen. Der vertraut darauf, dass sein Vater ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.

Mein Rücken ist kaputt. Glaube ich. Was ich da als Erstes mache? Ich schiebe es auf die lange Bank. Wenn es die Zeit zulässt, packe ich etwas Wärme drauf oder mache meine Übungen.

Die Beziehung zu meinem Onkel hat einen Knacks bekommen, seit es Oma nicht mehr gibt. Ich überlege und unterdrücke, ärgere mich und trauere in mich hinein und hole schließlich mutig – eine zweite lange Bank heraus, um auch das aufzuschieben.

Eine Entscheidung steht an. Ich hasse Entscheidungen. Leider sind hier lange Bänke oft nicht erlaubt. Ich hole mir Rat bei Freunden in der gleichen Situation und bleibe mit rauchendem Kopf unsicher und unzufrieden mit mir selbst zurück.

Ganz anders meine Kinder. Ein aufgeschürftes Knie, ein kaputter Bagger, ein Streit im Kindergarten … Was sie da als Erstes machen? Es wird sofort gehandelt. Schließlich geht es beinahe um Leben und Tod. Meistens wird nicht erst überlegt, wie man selbst etwas dazu beitragen könnte. Es wird sich beschwert und geärgert, und zwar nicht still in sich hinein. Nein, lautstark und triefend nass vor Elefantentränen werfen sie sich in unsere Arme. Der Schmerz ist groß und die Sehnsucht nach elterlichem Trost noch größer.

Unser kleinster Sohnemann, der mit seinen zwei Jahren noch kaum recht sprechen konnte und sich stets andere Wege suchte, um sich auszudrücken, benutzte nun schließlich für genau diese Situationen das richtige Wort. Egal, ob es der Sprung in der Müslischale oder die eingerissene Buchseite war, der platte Reifen am Laufrad oder die fehlende Batterie in der Taschenlampe – er wusste, sein starker Papa bietet Rat und Tat. Nichts anderes als logisch, dass aus unserem erwachsenen Wort „Reparieren“ ein vertrauensvolles „Paparieren“ wurde. Oh, wie groß sind doch die Ideen der Kleinsten!

Liebevolle Arme

Und ich? Anstatt mich mit meinen Rückenschmerzen zuerst an unseren Vater im Himmel, bekannterweise ein berühmter Arzt, zu wenden und um Rat zu fragen, jammere ich still herum und frage lieber Dr. Google.

Anstatt mich zuerst in die liebevollen Arme meines himmlischen Vaters zu werfen, wenn es in der irdischen Familie Auseinandersetzungen, Verletzungen oder bedrückendes Schweigen gibt, packe ich all mein therapeutisches und pädagogisches Wissen zusammen, um mir die Situation erklärbar und lösbar einzureden. Dabei sitzen der Schmerz und die Ungewissheit viel tiefer im Herzen.

Anstatt zuerst mit meinem guten Freund Jesus meine Situation bezüglich dieser Entscheidung zu besprechen und von ihm zu hören, was er über mich und mein Leben denkt, lasse ich mich verunsichern, vergleiche zu viel und vertraue zu wenig. Ich weiß nicht, wann genau es verloren geht, das kindliche Zum-Papa-Rennen. Sich von den Eltern trösten zu lassen und ihren Rat zu suchen. An das „Paparieren“ zu glauben.

Ich habe angefangen, dieses Wort zu lieben. Obwohl ich neulich die Räder vom Spielzeug-Rennflitzer „mamariert“ habe und von unserem Jüngsten dafür erstaunte bis verwirrte Blicke erntete. Natürlich kann auch Mama Dinge in Ordnung bringen – aber ich liebe diese Metapher nicht, weil ich uns Frauen kleinreden will, sondern weil ich den himmlischen Vater großmachen will.

Von unseren Kindern lernen

Der beste „Paparateur“ ever – der, der die Situation überblickt, der meine Wunden heilt, sich meiner Entscheidungsschwäche annimmt. Vielleicht bringt er nicht immer alles so in Ordnung, wie wir es gern hätten, aber er kümmert sich, tröstet mich, liebt mich.

Wie gern würde ich von unseren Kindern lernen und nachahmen, zuerst und mit allem zu unserem königlichen Vater zu rennen. Und mich daran erfreuen, dass er mit unseren reparaturbedürftigen Anliegen geduldiger ist, als wir es auf der Erde je sein könnten. Bestimmt geben alle Papas gern ihr Bestes für ihre Kinder – daher erstaunt es mich manchmal umso mehr, dass die Liebe des königlichen Vaters noch viel größer, intensiver, stärker und bedingungsloser sein muss. Welch Privileg, sein Kind sein zu dürfen, egal, wie erwachsen wir doch sind.

Carina J. Nill ist Kunst- und Lerntherapeutin und Autorin von „Count your Blessings: Mein kreatives Segen-Sammelbuch“. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Deizisau bei Esslingen.