HPV-Impfung: Ja oder Nein?
„Der Kinderarzt hat unserer Tochter (12) kürzlich die Impfung gegen Humane Papillomviren empfohlen. Nun bin ich unsicher, ob ich sie wirklich impfen lassen soll.“
Jede Impfung kann potenziell Nebenwirkungen haben, die in seltenen Fällen auch sehr schwerwiegend sein können. Deshalb sollten Nutzen und Risiko einer Impfung immer gut abgewogen werden. HPV (Humane Papillomviren) werden hauptsächlich sexuell übertragen. Die frühe Aufnahme von Geschlechtsverkehr sowie häufig wechselnde Sexualpartner führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Infektion mit dem Virus. Deshalb lautet die Empfehlung der ständigen Impfkommission in Deutschland, dass jedes Mädchen von 9-14 Jahren geimpft werden soll, da die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein sollte (in der Schweiz gibt es eine ähnliche Empfehlung). Bis zum 18. Lebensjahr ist eine Nachholimpfung empfohlen und wird auch von den Krankenkassen bezahlt, allerdings sind dann drei Impfdosen statt zwei erforderlich.
SCHUTZ
Man kann nicht direkt gegen Gebärmutterhalskrebs impfen, sondern gegen zwei bis neun HPV-Typen. Diese sind in 70 bis 90 Prozent der Fälle für die Entwicklung unter anderem des Gebärmutterhalskrebses und dessen Vorstufen verantwortlich. Auch seltene Krebsarten wie Vaginal-, Vulva- und Analkrebs sowie unangenehme Genitalwarzen können durch HPV entstehen. Das Virus kann durch kleine Verletzungen in die Haut eindringen und dort Zellen infizieren. Oft heilt die Infektion spontan aus, infizierte Zellen können jedoch auch langsam zu krankhaften Veränderungen wachsen. Diese sind zu Beginn noch nicht sichtbar, können aber durch den PAP-Abstrich bei der Frauenärztin erkannt werden. Solche Veränderungen können sich auch von selbst zurückbilden oder entfernt werden. Wenn nicht, können hochgradige Veränderungen und invasiver Krebs entstehen. Jährlich erkranken daran in Deutschland ca. 4.600 Frauen, Todesfälle gibt es etwa 1.400 (wobei die Statistik nicht zeigt, wie viele durch Vorsorge vermeidbar gewesen wären).
KRITISCHE STIMMEN
Es gibt Kritik an der Impfung, unter anderem die noch viel zu kurze Nachbeobachtungszeit. Die Hersteller gehen zwar von einem anhaltenden Schutz aus, Studien umfassten bisher jedoch nur einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren und können nicht abschließend beantworten, ob nach längerer Zeit wirklich noch ein Schutz besteht. Auch die Impfung kann nicht mit Sicherheit vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Deshalb besprechen Sie neben Pro und Contra der Impfung unbedingt mit Ihrer Tochter, wie Gebärmutterhalskrebs entsteht und wie sie selbst Verantwortung für ihren Körper und ihre Gesundheit übernehmen kann. Dazu gehört:
- keine wechselnden Geschlechtspartner (verringert die Möglichkeit einer Infektion drastisch)
- zumindest konsequente Verwendung von Kondomen bei wechselnden Geschlechtspartnern (Verringerung der Übertragungswahrscheinlichkeit)
- die jährliche Vorsorge bei der Frauenärztin (eventuelle Krebsvorstufen können erkannt und behandelt werden)
- wenn möglich, keine hormonelle Verhütung (diese erhöht etwas das Krebsrisiko)
- gesunder Lebensstil, gesunde Ernährung, nicht rauchen etc. als Basis für ein funktionierendes Immunsystem (bessere Chancen für spontanes Ausheilen einer Infektion)
Dr. med. Katrin Kämmerzell ist Ärztin in Weiterbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe und arbeitet zurzeit in einer gynäkologischen Praxis. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.