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Weltentdecker haben’s leichter

Wie werden Kinder fit für die Schule? Johannes Köster hat aus seinen Erfahrungen mit Grundschulkindern vier Empfehlungen zusammengestellt.

Sascha sitzt missmutig am Tisch und fummelt mit seinen Händen im Gesicht herum. Er reagiert nur langsam auf meine Versuche, das Schulaufnahmegespräch im Frühjahr vor der Einschulung irgendwie in Gang zu bringen. Auch auf die Frage, ob er denn gern zur Schule wolle, reagiert er nur einsilbig. Er ist sich unsicher und starrt auf die Tischplatte.

Zehn Minuten später – Sascha hat mein Schulleiterbüro bereits wieder verlassen und seine Mutter Richtung Auto gezogen – springt die Tür auf und Maya betritt die Bühne. Die Mama soll draußen warten. Maya aber gibt mir die Hand und schaut mich an. Alles an dem Kind strahlt aus, dass das Mädchen es kaum erwarten kann, diese neue Herausforderung zu meistern: Schulaufnahme. Begierig ist sie darauf, zu zeigen, was sie kann. Gekonnt greift sie zu Stift und Papier, kann ihren Namen schreiben und ein Lied vorsingen. Sie weiß, dass Krokodile Eier legen und kann ausführlich beschreiben, was ihr Vater beruflich macht. Sie freut sich „wie Hulle“ auf die Schulzeit.

Immer wieder frage ich mich, wie es sein kann, dass gesunde und normal entwickelte Kinder so unterschiedlich gut auf den Schuleintritt vorbereitet sind. Was haben die Eltern von Maya richtig gemacht? Was ist bei Sascha schon verloren gegangen? Diese Fragen sind wichtig.

Oft steht schon bei Fünfjährigen auf schrecklich klare Weise fest, ob sie die ersten Schuljahre mühelos meistern werden oder ob die Grundschulzeit des Kindes ein anstrengendes Riesenprojekt für die ganze Familie wird. Was also ist zu tun, um seine Kinder bestens auf die Schule vorzubereiten?

Diese Frage lässt sich beantworten, wenn man schaut, welche Gemeinsamkeiten Kinder haben, die den Bildungserwartungen mühelos entsprechen können. Dabei lenkt sich der Blick auf die ersten Lebensjahre. Ich denke mittlerweile, es sind vier Dinge, die erfolgversprechende „i-Männchen“ kennzeichnen:

  1. Neugier und selbstbewusstes Weltentdeckertum
  2. eine wortgewandte und empathische Kommunikationsfreude
  3. Beweglichkeit und Ausdauer
  4. eine gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit

1 Die große weite Welt

Ich bin zutiefst überzeugt, dass Kinder von Beginn an sehr neugierig sind und alles wissen und ausprobieren wollen. Am allerliebsten gehen sie mit. Mit auf die Dienststelle der Eltern. Mit zur Tankstelle, zum Gottesdienst, zur Forstarbeit, zur Hausbesichtigung, zur Beerdigung oder zum Einkauf. Und es entstehen besondere Momente, wenn kleine Kinder mitgenommen werden in die Welt der Großen. Es erwachsen Fragen, tausende davon, und auch der Wunsch, selbst aktiv zu werden. Wichtig ist es, die Entdeckerfreude der Kleinen zu fördern und alle Fragen stets redlich zu beantworten. Kinder wollen eben nicht nur Lernspiele bearbeiten. Sie wollen auch Papier zusammentackern, Werkzeuge erproben, mit Buchstaben experimentieren, an Instrumenten herumspielen, die Waschmaschine anstellen, Suppe kochen und Salat pflanzen. Und sie wollen wissen, warum die Mutter weint, der Opa im Krankenhaus ist und die Katze hinkt.

Wenn Sie Ihre Sprösslinge mit in die echte Welt hineinnehmen und ihnen keine Frage verbieten, erreichen Sie etwas, das unglaublich wertvoll ist: Sie erhalten jene natürliche Neugierde, die man auch in der Schule braucht.

Weltläufigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Naturphänomene beobachten und erklären, Geld gebrauchen, Bilder gestalten, mit Tieren umgehen, sinnvoll im Haushalt helfen, die Uhr lesen oder sich selbst passend anziehen.

2 Der Zauber der Sprache

Sprechen lernen heißt verstehen lernen. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein brachte es auf den Punkt, als er schrieb: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Unsere Schulärztin Heike Ahrens ergänzte auf einem Vortrag: „Die Sprachentwicklung der Kinder beginnt auf dem Wickeltisch.“ Babys und Kleinkinder betrachten am liebsten das singende und schwatzende Gesicht der Mutter oder des Vaters. Dafür sind Wickeltisch und Kinderwagen die besten Orte. Hier können die ersten Gespräche und Sprachspiele beginnen! Und dann gibt es später noch so viele andere Gelegenheiten, um miteinander zu reden, zu reimen, zu spielen, vorzulesen oder zu singen: Bei Wartezeiten am Flughafen, auf der Wanderung, auf Autofahrten oder während früher Morgenstunden im Elternschlafzimmer.

Sprechen lernen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Lieder und Gedichte erlernen, Gefühle und Bedürfnisse erkennen und artikulieren, einen Witz machen, gute Fragen formulieren, höflich und respektvoll auftreten.

3 Schau mal, was ich kann!

Entwicklungsverzögerte oder beeinträchtigte Kinder sind oft nicht besonders sportlich. Kluge Grundschüler sind dagegen fast immer auch sportlich. Sie haben besondere Bewegungserfahrungen im Sportverein, beim Reiten oder beim Tanzunterricht machen dürfen. Es reicht nicht, einfach viel draußen zu sein oder den Waldkindergarten zu besuchen. Es ist für Vorschulkinder und ihr Selbstbewusstsein sehr bedeutsam, auch zielgerichtet die Grenzen des körperlich Machbaren zu erkunden.

Beweglichkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: schwimmen und tauchen, lange wandern, klettern und rennen, tanzen und Seil springen, turnen und springen.

4 Lass mich mal!

Ein Letztes: Kinder brauchen auch Zeiten, in denen sie auf sich gestellt bleiben und Probleme selbst lösen müssen. Sie müssen fallen und wieder aufstehen lernen. Sie brauchen Zeiten ohne elterliche Präsenz. Sie brauchen Ruhe und zweckfreie Muße, vielleicht sogar etwas Langeweile. So können intellektuelle Ressourcen reifen und weiterwachsen.

Selbstständigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: vorhandenes Spielzeug kreativ einsetzen, Schmerzen richtig einschätzen, sich selbst beruhigen, Langeweile selbst überwinden, Grenzen des Erlaubten erkunden, aus Fehlern lernen.

Johannes Köster ist Leiter der Primarstufe der Freien Christlichen Schule Ostfriesland. Er lebt mit seiner Frau im Landkreis Leer und hat zwei erwachsene Kinder.

Schulfähig? Pädagoge erklärt, warum Kinder die Welt entdecken müssen

Was brauchen Kinder, um für die Schule fit zu werden? Pädagoge Johannes Köster erklärt, welche Erfahrungen Kinder in den ersten Lebenjahren brauchen und warum sie öfter mal mit zur Tankstelle gehen sollten.

Sascha sitzt missmutig am Tisch und fummelt mit seinen Händen im Gesicht herum. Er reagiert nur langsam auf meine Versuche, das Schulaufnahmegespräch im Frühjahr vor der Einschulung irgendwie in Gang zu bringen. Auch auf die Frage, ob er denn gern zur Schule wolle, reagiert er nur einsilbig. Er ist sich unsicher und starrt auf die Tischplatte.

Zehn Minuten später – Sascha hat mein Schulleiterbüro bereits wieder verlassen und seine Mutter Richtung Auto gezogen – springt die Tür auf und Maya betritt die Bühne. Die Mama soll draußen warten. Maya aber gibt mir die Hand und schaut mich an. Alles an dem Kind strahlt aus, dass das Mädchen es kaum erwarten kann, diese neue Herausforderung zu meistern: Schulaufnahme. Begierig ist sie darauf, zu zeigen, was sie kann. Gekonnt greift sie zu Stift und Papier, kann ihren Namen schreiben und ein Lied vorsingen. Sie weiß, dass Krokodile Eier legen und kann ausführlich beschreiben, was ihr Vater beruflich macht. Sie freut sich „wie Hulle“ auf die Schulzeit.

Unterschiedliche Erfahrungen

Immer wieder frage ich mich, wie es sein kann, dass gesunde und normal entwickelte Kinder so unterschiedlich gut auf den Schuleintritt vorbereitet sind. Was haben die Eltern von Maya richtig gemacht? Was ist bei Sascha schon verloren gegangen? Diese Fragen sind wichtig.

Oft steht schon bei Fünfjährigen auf schrecklich klare Weise fest, ob sie die ersten Schuljahre mühelos meistern werden oder ob die Grundschulzeit des Kindes ein anstrengendes Riesenprojekt für die ganze Familie wird. Was also ist zu tun, um seine Kinder bestens auf die Schule vorzubereiten?

Diese Frage lässt sich beantworten, wenn man schaut, welche Gemeinsamkeiten Kinder haben, die den Bildungserwartungen mühelos entsprechen können. Dabei lenkt sich der Blick auf die ersten Lebensjahre. Ich denke mittlerweile, es sind vier Dinge, die erfolgversprechende „i-Männchen“ kennzeichnen:

  1. Neugier und selbstbewusstes Weltentdeckertum
  2. eine wortgewandte und empathische Kommunikationsfreude
  3. Beweglichkeit und Ausdauer
  4. eine gewisse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit

1 Die große weite Welt

Ich bin zutiefst überzeugt, dass Kinder von Beginn an sehr neugierig sind und alles wissen und ausprobieren wollen. Am allerliebsten gehen sie mit. Mit auf die Dienststelle der Eltern. Mit zur Tankstelle, zum Gottesdienst, zur Forstarbeit, zur Hausbesichtigung, zur Beerdigung oder zum Einkauf. Und es entstehen besondere Momente, wenn kleine Kinder mitgenommen werden in die Welt der Großen. Es erwachsen Fragen, tausende davon, und auch der Wunsch, selbst aktiv zu werden. Wichtig ist es, die Entdeckerfreude der Kleinen zu fördern und alle Fragen stets redlich zu beantworten. Kinder wollen eben nicht nur Lernspiele bearbeiten. Sie wollen auch Papier zusammentackern, Werkzeuge erproben, mit Buchstaben experimentieren, an Instrumenten herumspielen, die Waschmaschine anstellen, Suppe kochen und Salat pflanzen. Und sie wollen wissen, warum die Mutter weint, der Opa im Krankenhaus ist und die Katze hinkt.

Wenn Sie Ihre Sprösslinge mit in die echte Welt hineinnehmen und ihnen keine Frage verbieten, erreichen Sie etwas, das unglaublich wertvoll ist: Sie erhalten jene natürliche Neugierde, die man auch in der Schule braucht.

Weltläufigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Naturphänomene beobachten und erklären, Geld gebrauchen, Bilder gestalten, mit Tieren umgehen, sinnvoll im Haushalt helfen, die Uhr lesen oder sich selbst passend anziehen.

2 Der Zauber der Sprache

Sprechen lernen heißt verstehen lernen. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein brachte es auf den Punkt, als er schrieb: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Unsere Schulärztin Heike Ahrens ergänzte auf einem Vortrag: „Die Sprachentwicklung der Kinder beginnt auf dem Wickeltisch.“ Babys und Kleinkinder betrachten am liebsten das singende und schwatzende Gesicht der Mutter oder des Vaters. Dafür sind Wickeltisch und Kinderwagen die besten Orte. Hier können die ersten Gespräche und Sprachspiele beginnen! Und dann gibt es später noch so viele andere Gelegenheiten, um miteinander zu reden, zu reimen, zu spielen, vorzulesen oder zu singen: Bei Wartezeiten am Flughafen, auf der Wanderung, auf Autofahrten oder während früher Morgenstunden im Elternschlafzimmer.

Sprechen lernen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: Lieder und Gedichte erlernen, Gefühle und Bedürfnisse erkennen und artikulieren, einen Witz machen, gute Fragen formulieren, höflich und respektvoll auftreten.

3 Schau mal, was ich kann!

Entwicklungsverzögerte oder beeinträchtigte Kinder sind oft nicht besonders sportlich. Kluge Grundschüler sind dagegen fast immer auch sportlich. Sie haben besondere Bewegungserfahrungen im Sportverein, beim Reiten oder beim Tanzunterricht machen dürfen. Es reicht nicht, einfach viel draußen zu sein oder den Waldkindergarten zu besuchen. Es ist für Vorschulkinder und ihr Selbstbewusstsein sehr bedeutsam, auch zielgerichtet die Grenzen des körperlich Machbaren zu erkunden.

Beweglichkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: schwimmen und tauchen, lange wandern, klettern und rennen, tanzen und Seil springen, turnen und springen.

4 Lass mich mal!

Ein Letztes: Kinder brauchen auch Zeiten, in denen sie auf sich gestellt bleiben und Probleme selbst lösen müssen. Sie müssen fallen und wieder aufstehen lernen. Sie brauchen Zeiten ohne elterliche Präsenz. Sie brauchen Ruhe und zweckfreie Muße, vielleicht sogar etwas Langeweile. So können intellektuelle Ressourcen reifen und weiterwachsen.

Selbstständigkeit gewinnen aus Vorschulsicht hieße dann, hier gute und umfangreiche Erfahrungen zu machen: vorhandenes Spielzeug kreativ einsetzen, Schmerzen richtig einschätzen, sich selbst beruhigen, Langeweile selbst überwinden, Grenzen des Erlaubten erkunden, aus Fehlern lernen.

Johannes Köster ist Leiter der Primarstufe der Freien Christlichen Schule Ostfriesland. Er lebt mit seiner Frau im Landkreis Leer und hat zwei erwachsene Kinder.

Konzentrationstrainerin: „Es gibt eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft“ – So sollten Eltern reagieren

Manchen Kindern fällt es schwer, in der Schule aufzupassen. Was dahintersteckt und wie Eltern die Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes fördern können, erklärt die Verhaltenstrainerin Susanne Henrich.

Frau Henrich, Sie helfen Kindern, sich besser zu konzentrieren. Wie stellen Sie das an?

Ich biete sogenannte Konzentrationskurse an, die an das Marburger Konzentrations- und Verhaltenstraining angelehnt sind. Die Kinder lernen etwa auf spielerische Weise durch lautes Denken, sich selbst Anweisungen zu geben, was sie als nächstes anstellen sollen. Das nennt man verbale Selbstinstruktion. Das machen wir Erwachsenen auch manchmal, etwa, wenn wir abgelenkt werden und vergessen, was wir tun wollten. In so einem Moment kann man mit sich selbst reden und aufzählen, was man gemacht hat, um sich dann daran zu erinnern, was man eigentlich machen wollte. Das läuft in unserem Gehirn ab, ohne dass wir laut darüber nachdenken müssen. Aber manchmal machen wir es eben auch laut. Das Training in meinen Kursen ist dafür ausgelegt, dass es den Kindern Spaß macht, denn wir lernen und konzentrieren uns natürlich auch viel besser, wenn es uns Spaß macht.

Kindern wird oft zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt

Was sind das für Kinder, die zu Ihren Kursen kommen?

Ich betreue Grundschulkinder, die zum Teil Schwierigkeiten mit ihrer Aufmerksamkeit haben, die sich beim Lernen nicht so gut konzentrieren können, sich leicht ablenken lassen und die nur langsam in der Schule mitkommen. Und auch solche, die ein bisschen schulmüde sind.

Was bedeutet schulmüde?

Die einfach ein bisschen gestresst sind vom Rhythmus der Schule. Sie müssen morgens früh aufstehen, sich anziehen, frühstücken, in die Schule fahren, sich dort lange konzentrieren und haben dann auch am Nachmittag noch Programm. Das ist für Kinder anstrengend. Sie nehmen auch selbst wahr, dass sie in der Schule nicht so mitkommen wie ihre Mitschüler, weil sie sich nicht so gut konzentrieren können, da ihnen immer etwas anderes im Kopf herumschwirrt. Das frustriert sie und drückt auf ihr Selbstbewusstsein. Sie denken dann häufig „Ich kann nichts“ oder „Ich kriege nichts hin“. Die Kinder, die zu meinen Kursen kommen, sind so toll, so schlau und haben so viele kreative Ideen. Sie müssen einfach nur lernen, aufmerksam zu sein, aber auch, sich zu entspannen. Das ist oftmals das Problem, dass den Kindern zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt wird.

Zu viel von allem

Es wird manchmal bemängelt, dass „die Kinder von heute“ sich immer schlechter konzentrieren können. Können Sie das bestätigen? 

Die Tendenz ist da, und ich glaube, dass es unterschiedliche Gründe dafür gibt. Zum einen machen wir uns mehr Gedanken darüber. Es gab in der Vergangenheit bestimmt auch Kinder, die sich leicht haben ablenken lassen, aber das wurde weder in der Schule noch in den Medien so stark thematisiert wie heute. Zum anderen gibt es aber auch ganz klar eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft, ein „zu viel“ an allem und gleichzeitig ein „zu wenig“ an Entspannung.

Meinen Sie, die Kinder haben zu volle Terminkalender? 

Es ist gut, wenn Kinder Hobbys haben. Zum Fußball gehen, ein Instrument lernen, sich verabreden. Ich bin selbst dreifache Mutter und kenne den Alltag mit Kindern. Nachmittagsprogramm ist nicht per se schlecht, aber man muss es nicht übertreiben. Auch um unserer selbst willen nicht, denn auch für uns Eltern ist es stressig, wenn wir unsere Kinder von einem Termin zum anderen fahren müssen. Dann bin ich als Mutter auch nicht entspannt, und das überträgt sich wiederum aufs Kind. Kinder brauchen nicht rund um die Uhr Aktivitäten. Das führt zur Reizüberflutung. Kinder brauchen die Chance, das Erlebte zu verarbeiten.

Achten Sie auf Bewegung!

Was können Eltern tun, um die Konzentrationsfähigkeit ihrer Kinder zu fördern? 

Grundsätzlich ist es gut, darauf zu achten, dass Kinder ausreichend und guten Schlaf bekommen, das heißt zum Beispiel, vor der Bettgehzeit keine Filme mehr zu gucken oder Videospiele zu spielen, die sie aufwühlen und die sie erst mal verarbeiten müssen. Achten Sie auf ausreichend Bewegung! Melden Sie Ihr Kind in einem Verein an oder gehen Sie mit ihm viel nach draußen – das schult gleichzeitig auch die Wahrnehmung. Es ist etwas anderes, ob man sich einen Film über Tiere und Wälder anguckt oder es draußen konkret erfährt, indem man sich auf eine Wiese setzt und das Gras unter seinen Füßen fühlt.

Spielt die Ernährung auch eine Rolle?

Ja. Wir wissen inzwischen alle, dass zu viel Zucker schädlich ist – nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unsere Konzentration. Das bedeutet nicht, dass man Kindern grundsätzlich verbieten sollte, Zucker zu essen. Aber achten Sie auf das Maß! Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind viel trinkt. Und schaffen Sie Erholungsphasen und Zeiten der Entspannung. In meiner Kindheit saß ich oft am Fenster und hab Schneeflocken beobachtet. Wenn das fünf Minuten sind, ist das schon eine Entspannung. Wir als Familie handhaben es auch so, dass die Kinder, wenn sie von der Schule kommen und Mittag gegessen haben, sich erst einmal eine halbe Stunde lang auf ihren Zimmern zurückziehen, um zur Ruhe zu kommen, mit Lego spielen, ein Hörspiel hören oder einen Mittagsschlaf machen – jeder auf seine Art und Weise. Schaffen Sie eine Zeit, in der Ihr Kind einfach mal nichts tut, und haben Sie auch mal den Mut, Langeweile zuzulassen. Nichtstun muss man lernen.

Lernen, wo die Milch herkommt

Ruth Korte möchte mit ihrer Familie nachhaltig leben. Dabei gibt es Erfolgserlebnisse, aber auch Rückschläge.

Eins vorweg: Wir sind weit davon entfernt, eine „Öko- Familie“ zu sein – weit entfernt von denen, die es schaffen, einen einzigen gelben Sack pro Monat zu verbrauchen, komplett aufs Rad und die Öffis umgestellt zu haben, sich nur Gebrauchtes oder Selbstgebautes ins Haus zu holen oder selbstversorgerlich ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Letzteres wäre schon deshalb nicht möglich, weil wir keinen Garten haben. Auch wollen wir auf einen gewissen Komfort in unserem Leben nicht verzichten: auf unser Auto zum Beispiel, die Flugreise in die Urlaubssonne oder hin und wieder ein neues Möbel- oder Kleidungsstück.

Schritte vor und zurück

Trotzdem liegt uns der Umweltschutz am Herzen und wir versuchen, uns dafür einzusetzen, indem wir kleine Schritte in diese Richtung gehen – denn dieses Prinzip sollte inzwischen bei jedem angekommen sein: Jeder Schritt zählt.

Manchen Schritt musste ich wieder zurückgehen. Etwa als ich mir vornahm, gänzlich auf neue Kleidungsstücke zu verzichten oder sie nur noch zu erkreiseln, um dann nach ein paar (wenigen) Wochen festzustellen, dass ich neue Kleider wirklich sehr, sehr gern mag. Immerhin kaufe ich die jetzt nicht mehr online, sondern in der Stadt (Ausnahme: Corona). Oder als ich meine Haarpflegeprodukte durch festes Shampoo ersetzen wollte und relativ bald merkte, dass keine Seife meinem Haar so viel Glanz und Volumen verleihen kann, wie mein altbewährtes Shampoo aus der Plastikflasche. Immerhin benutze ich seitdem Körperseife statt Duschgel, denn da gibt es tatsächlich gute Alternativen. Auch der Versuch, unsere Einkäufe komplett in den Biomarkt, den Unverpackt-Laden und auf den Wochenmarkt zu verlagern, scheiterte, als ich feststellte, dass so am Ende des Geldes doch noch ziemlich viel Monat übrigblieb.

Wenig Fleisch und selbstgemachte Putzmittel

Es geht nicht alles – und alles geht. Auch die ganz kleinen Dinge. Bei uns bedeutet das, dass wir unsere Espressobohnen fair und direkt gehandelt in der Kaffeerösterei um die Ecke kaufen, auf unnötige Verpackungen verzichten, vorwiegend bio und saisonal kaufen, langlebige Edelstahlstatt Plastikhalme benutzen oder die Bauern und Bäcker im Umland unterstützen, indem wir ihre Produkte kaufen. Wir wollen noch viel mehr machen: weniger Fleisch essen (denn auch das schützt die Umwelt), gutes Fleisch essen, Putzmittel selbst herstellen und doch öfter aufs Auto verzichten.

Lernen, wo die Milch herkommt

Irgendwo las ich mal den schlauen Satz: „Was man kennt und liebt, das schützt man.“ Also bemühe ich mich, auch meinem Kind eine Liebe zur Umwelt zu vermitteln, indem ich mit meiner Tochter dies und das in bescheidenen Kübeln im Hof anbaue. Ich gehe mit ihr jede Woche auf den Markt, damit sie ein Gespür für Saisonales bekommt und Regionales unterstützen lernt. Ich hole mit ihr Milch direkt beim Bauern, damit sie weiß, wo sie herkommt und warum ein Liter Milch mehr als einen Euro wert ist (und ja, auch, um ein bisschen Kuh-Kino zu erleben). Ich mache mit ihr Ausflüge in die Natur, sammle wilde Kräuter und Beeren und stelle daraus Pesto oder Marmeladen her. Wir lernen zusammen Pflanzen- und Tierarten kennen – und dabei merke ich, dass mein Naturwissen (noch) sehr beschränkt ist. Ich bin gespannt, wohin uns unsere nächsten Schritte führen.

Ruth Korte lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Gießen. Sie arbeitet als freie Redakteurin für Family und FamilyNEXT.

Naturbingo

Hier findet ihr die Vorlage für unser Naturbingo aus der Family 5/20. Viel Spaß damit!

Family_Naturbingo