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Stillsitzen statt Bewegung: Wie Eltern die ersten Schulwochen unterstützen können

Ab dem ersten Schultag müssen Kinder plötzlich viel stillsitzen anstatt rumzulaufen und zu spielen. Anika Schunke gibt Tipps, wie Eltern diesen harten Übergang abmildern und Bewegung in den Tag integrieren können.

Mein Kind kommt in die Schule! Damit einher gehen viele Gefühle: Stolz, Wehmut, Erleichterung, aber auch Angst. Ist es wirklich bereit? Kann es die Schulstunden und das Stillsitzen meistern? Kann es die Aufmerksamkeitsspanne aufrecht erhalten? Kann es sich lange genug konzentrieren, oder wird es schnell zappelig? Meist schließt sich hier auch die Frage an, was wir als Eltern tun können, um unsere Kinder bei diesem besonderen Übergang zu unterstützen? Zumal sich zeitgleich die dunkle und kalte Jahreszeit anschließt, in der man ohnehin weniger draußen unterwegs ist, wenig Bewegung hat und mehr sitzt. Es gibt aber einige praktische Tipps, die man als Eltern beachten kann und die dem Kind helfen.

Bewegter Schulweg

Um die ersten Stunden ausgeglichen arbeiten zu können, hilft es Kindern, wenn sie sich schon vor der ersten Stunde etwas bewegen. Das bedeutet, dass sie möglichst mittels eigener Bewegung zur Schule kommen. Das heißt: Wenn möglich sollte das Auto zu Hause stehen bleiben und die Kinder sollten laufen. Wenn das nicht geht, ist eine Möglichkeit, das Auto ein Stück von der Schule entfernt abzustellen und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen. So hat das Kind die Möglichkeit, sich auf einem etwas kürzeren Weg zu bewegen. Ein guter Weg zu Fuß ist hier tatsächlich das Beste.

Vielleicht dürfen sich die Kinder vor der ersten Stunde auch schon auf dem Schulhof aufhalten, dann können sie sich hier auch noch ein wenig austoben. 10 bis 15 Minuten sind hier ausreichend. Auf dem gemeinsamen Schulweg kann Ihr Kind auch auf kleinen Mauern, Bordsteinen und Bodenplatten Balancierübungen und Hüpfspiele spielen. Ihr Kind kann rückwärts laufen oder Sie machen ein kurzes Wettrennen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn die Eltern Ideen einbringen, lassen sich die Kinder oft gut motivieren.

Hilfreich sind auch Laufgemeinschaften. Hier laufen mehrere Kinder (mit einem Erwachsenen, später auch allein) zu Schule. Das ist eigentlich die eierlegende Wollmilchsau. Die Kinder sind in Bewegung, haben dabei sozialen Kontakt, sind eben nicht allein unterwegs und üben sich darin, selbstständig zu handeln. Ein bewegter Schulweg wirkt sich somit positiv auf das Selbstbewusstsein aus, was sich wahrscheinlich auch im Unterricht bemerkbar macht und die Teilnahme am Verkehr wird zur Normalität.

Ernährung

Wie Kinder sich ernähren, hat auch einen großen Einfluss darauf, wie gut sie stillsitzen und sich konzentrieren können. Zucker liefert zwar schnell Energie, aber diese Energie ist leider auch genauso schnell wieder aufgebraucht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Energie vom Frühstück, wie sie z.B. von Kornflakes oder Frühstücksflocken kommen, verbrannt sind, bevor die Kinder im Klassenzimmer ankommen. Hiervon ausgenommen sind Haferflocken und Müslimischungen mit wenig Zuckerzusätzen. Herzhafte Gerichte halten den Blutzuckerspiegel meist länger konstant, sodass die Kinder länger satt sind und die Inhaltsstoffe gemächlich im Körper verarbeitet werden. Dadurch können die Kinder sich länger oder besser konzentrieren und auch das Stillsitzen fällt einfacher.

Es gibt verschiedenen Frühstückstypen, auch bei Kindern: Typ 1 isst süß, Typ 2 isst herzhaft und Typ 3 isst gar nichts. Hier sind die Eltern gefordert, zu beobachten, Kompromisse zu verhandeln oder vielleicht auch mehrere Optionen anzubieten. Was beim Frühstück liegenbleibt, können Sie in die Brotbox packen. Dann ist es nicht verschwendet. Aufwändige Snacks, wie sie im Internet vorgestellt werden, können auch schon am Vorabend vorbereitet werden und schmeckt am nächsten Morgen trotzdem noch. In den Wochen vor dem Schulstart können Sie das schon ausprobieren, was schmeckt und was in den morgendlichen Ablauf passt.

Bewegte Hausaufgaben

Kinder müssen nicht nur im Unterricht länger und öfter stillsitzen, auch zu Hause muss das dann oft nochmal sein, um die Hausaufgaben zu erledigen. Hier gibt es einige Tipps, wie Sie die Hausaufgaben mit Bewegung gestalten können. Aber auch da gilt es herauszufinden: Was passt zu uns und unserem Kind?

Das Prinzip des klassischen Laufdiktats, beispielsweise, lässt sich auch auf andere Aufgaben anwenden. Je nach Aufgabe, können Sie diese auf verschiedene Tische oder sogar in verschiedene Räume verteilen. Muss zum Beispiel etwas ausgeschnitten und aufgeklebt werden, gibt es einen Tisch zum Schneiden und einen anderen zum Kleben. Die Kinder können diese oder andere Hausaufgaben auch gerne im Stehen erledigen.

Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann. Auch das Auswendiglernen von Gedichten oder Leseübungen können im Stehen, auf dem Bauch liegend oder auch laufend gemeistert werden. Es erhöht teilweise sogar die Gedächtnisleistung. Da unterschiedliche Sinne in den Prozess einbezogen werden, werden mehrere Verknüpfungen gebildet, die dem Kind ermöglichen, Lerninhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Bewegung und Mathematik

Eine andere Möglichkeit der bewegten Hausaufgaben sind Bewegungskarten oder -würfel. Nach jeder gelösten Matheaufgabe zieht das Kind eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung z.B. Hüpfen, Kniebeugen, Hampelmänner etc. Hier können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe, für die Entscheidung benutzen, wie oft eine Übung ausgeführt werden soll. Lautet die Aufgaben z.B. „3+4=“ schreibt das Kind die „7“ dahinter und macht dann 7 Hampelmänner.

Um den Kindern ein besseres mathematisches Verständnis zu ermöglichen, ist es ratsam, besonders im ersten halben Jahr, so oft es möglich ist, Materialien zu den Mathehausaufgaben dazu nehmen. Hier ein Beispiel: Wir nehmen die gleiche Aufgabe wie oben, 3+4=7. Lassen Sie Ihr Kind 3 Gegenstände aus der Küche holen und 4 Gegenstände aus seinem Zimmer. Wir haben dann z.B. 3 Löffel und 4 Autos, ergibt 7 Gegenstände aus unserem Zuhause. Somit hat das Kind Bewegung, schult seine Merkfähigkeit und bekommt ein klareres Bild von Zahlen und Mengen.

Diese Art, Hausaufgaben zu machen, ist natürlich recht aufwendig und kann bestimmt nicht jeden Tag praktiziert werden. Sie können sich das für das Wochenende aufheben, wenn freitags z.B. hausaufgabenfrei ist. Oder in einer besonders regnerischen Woche, oder wenn das Kind krank zu Hause ist. Auch hier gilt, machen Sie es für sich passend.

Ein Wort zum Schluss

Eine Weile still am Tisch sitzen und sich über einen gewissen Zeitraum konzentrieren können, ist natürlich trotzdem wichtig und sollte vor dem Schuleintritt bereits klappen. Das kann man auch vor dem Schulstart trainieren. Es erleichtert den Einstieg in die Schule, weil die Kinder das nicht noch zusätzlich lernen müssen. Es schadet den Kindern auch nicht, wenn sie eine Aufgabe, oder auch zwei (Rätselhefte etc.) am Tisch sitzend erledigen müssen.

Es ist ratsam, solche „Arbeitszeiten“ ebenfalls in die Ferienzeiten zu integrieren – besonders in den sechs Wochen Sommerferien. Dann gewöhnen sich die Kinder wieder schneller an die Schule.

Der Schulanfang ist für alle Beteiligten eine aufregende Zeit. Damit es eine schöne und aufregende Zeit wird, hoffe ich, die Tipps werden dabei helfen, die Freude am Lernen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Anika Schunke hat zwei Kinder und arbeitet als Erzieherin. Sie bietet Eltern-Kind-Turnen sowie Kinderturnen and und ist als Referentin und Autorin tätig.

Einschulung im Regen? So fällt die Party garantiert nicht ins Wasser

Endlich ist die Einschulung da! Für Kinder und Eltern ist das ein großer Meilenstein, der gebührend gefeiert wird. Doch wie verbringt man den Tag, wenn das Wetter nicht mitspielt? Wir haben einige kreative Ideen, die auch bei Regen der ganzen Familie Spaß machen.

Obwohl die meisten Feiern zur Einschulung eher sommerlich ausgerichtet sind, ist es immer gut noch ein paar Ideen für einen regnerischen Tag in der Tasche zu haben. Mit Deko, Essen und Spielen ist da einiges möglich.

Deko

Wimpelketten – Diese kann man ganz einfach selbst machen und wunderschön mit dem A,B,C verzieren. Oder man klebt Bilder des Schulkindes von der Geburt bis zur Einschulung auf die Wimpel.

Fotoaufgaben – Man kann kleine Aufgabenkarten auf die Tische legen, auf denen Fotoaufgaben stehen. Die Gäste müssen dann Selfies machen: Mit jemandem, der das gleiche Lieblingsfach hat, mit jemandem, der den gleichen Anfangsbuchstaben hat, mit jemandem, der schon länger in der Schule ist, mit jemandem, der gern früh aufsteht … Die Fotos ergeben später ein schönes Erinnerungsalbum.

Essen

Das einfachste und passendste Essen ist natürlich die Buchstabensuppe, die man ganz einfach als Vorspeise anbieten kann. Beim Hauptgang sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bei den meisten Kindern kommen natürlich Pommes Frites und Würstchen gut an. Das hängt aber vom individuellen Geschmack ab.

Für das Kaffeetrinken kann man Schultütenkuchen anbieten. Dazu einfach aus einem Blechkuchen zwei lange Dreiecke ausschneiden und mit Zuckerguss und Süßigkeiten verzieren. Fertig.

Spiele für drinnen

A,B,C …
Die Gäste bilden kleine Teams von etwa vier Personen. Jede Gruppe bekommt eine Handvoll Buchstabennudeln oder Buchstabenkekse. Das Schulkind darf ein einfaches Wort sagen und die Gruppe versucht, das Wort möglichst schnell mit den Buchstaben zu legen. Alternativ kann jeder Gast versuchen, den eigenen Namen mit den Buchstaben zusammenzulegen.

Erzähl mal …
Wie haben die Großeltern damals ihre Einschulung erlebt? Hatten sie auch eine Schultüte? Waren sie aufgeregt? Was hatten sie an? Und haben sie auch mit dem Ipad gearbeitet? Sicher haben Oma und Opa viel zu erzählen …

Buchstaben-Suche
Es gibt Buchstaben, die in vielen Vornamen vorkommen. Zum Beispiel ein L, ein A oder ein N. Die Gäste bilden Gruppen: Wer hat alles ein L im Namen? Wer ein A … und so weiter.

Pssst!
In der Schule muss man leise sein. Das ist gar nicht immer leicht. Wie gut schafft es die Gästeschar, für eine Weile mucksmäuschenstill zu sein? Und welche Geräusche sind dabei zu hören?

Gut sortiert
Ein bisschen Bewegung kommt in die Gruppe, wenn sich die Gäste alphabetisch sortieren – oder nach dem Alter.

Schultüten-Zielwurf
Ist die Schultüte schon ausgepackt? Dann könnte sie als Ziel für ein Wurfspiel dienen. Die Gäste versuchen reihum, einen leichten Gegenstand (geknüllte Servierten, Tischtennisbälle oder Kleingeld für das Schulkind) in die Schultüte zu werfen. Das Schulkind hält die Tüte und darf beim Zielen ein bisschen nachhelfen, in dem es die Wurfobjekte mit der Tüte auffängt.

Ab nach draußen!

Regen sammeln
Die Freunde und Geschwister gehen nach draußen sammelt um die Wette Regen. Dazu bekommt jedes Kind einen Eimer, einen Schwamm und einen flachen Plastikteller. Auf die Pfütze, fertig los! Wer hat nach einer festgelegten Zeit das meiste Wasser in seinem Eimer?

Pfützen-Parcours
Gebraucht wird eine möglichst große Pfütze. Mit einem Brett oder ein paar Steinen wird durch die Mitte der Pfütze ein Steg gebaut. Kannst du über den Steg bis zur anderen Seite balancieren, ohne ins Wasser zu treten? Mehrere Kinder könnne auch von unterschiedlichen Seiten auf den Steg gehen.  In der Mitte wird es dann ein wenig knifflig.

Deckel-Versenken
In die Mitte einer Pfütze wird der Plastikdeckel einer PET-Flasche gelegt. Jeder Mitspieler sucht sich abwechselnd ein kleines Steinchen und legt es in den Deckel. Bei wem geht der Deckel unter?

Katrin Leppert ist Redakteurin des Kindermagazins KLÄX.

Erstes Schuljahr: So helfen Sie Ihrem Kind beim Ankommen

Der Übergang von Kita zu Schule ist für Kinder und Eltern eine Herausforderung. Familientherapeutin Stefanie López gibt Tipps, wie Eltern ihre Kind in die Selbstständigkeit begleiten können.

Letztes Jahr kam meine große Tochter in die Schule. Das erste Halbjahr war spannend und herausfordernd für uns alle. Die anfängliche Begeisterung meiner Tochter in den ersten Wochen wich irgendwann der Ernüchterung, als sie feststellte, dass sie wirklich jeden Tag zur gleichen Zeit in die Schule gehen musste. Auch an die neuen Kinder musste sie sich gewöhnen. Vor allem aber daran, dass es nun viel weniger Zeit zum Spielen gab. Für mich als Mutter war es seltsam, die Lehrerin kaum zu Gesicht zu bekommen. Die ersten Wochen sahen wir sie immerhin mit Maske morgens kurz auf dem Schulhof. Als die Kinder dann allein in ihre Klasse gehen mussten, traf ich nachmittags nur noch die Hortbetreuung an, die meistens gerade mit hochrotem Kopf irgendeinen Streit schlichtete. Ganz anders als damals noch zu Kitazeiten. Hier war zwar auch immer viel los, aber ich konnte beim Bringen und Abholen mit den Erzieherinnen reden, nach dem Tag fragen und organisatorische Dinge besprechen. Dass ich mein Kind in die Hände von Menschen gab, die ich selten sah und fast nie sprechen konnte, verunsicherte mich lange.

Wie wir mit unserer Unsicherheit umgehen können und unsere Kinder auf dem Weg in die Selbstständigkeit am besten begleiten – das habe ich die Elternbegleiterin und Familientherapeutin Stefanie López gefragt. Sie hat mir im Gespräch fünf hilfreiche Tipps genannt.

1. In die Selbstständigkeit begleiten

Vielen Eltern fällt deswegen zu Schulbeginn das Loslassen schwer. Doch gleichzeitig ist die Schule für das Kind ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit. „Eltern sollten beim Weg in die Selbstständigkeit helfen. Zu Beginn geht es weniger um den Lernstoff, sondern um ganz andere Sachen: Wie komme ich pünktlich? Wie lerne ich am besten? Was brauche ich? Was macht mir Spaß?“ erklärt Stefanie López. Wichtig sei dabei ein grundsätzliches Vertrauen in das Kind und das Wissen: „Mein Kind schafft das.“ Beim Selbstständig werden geht es auch darum, auszuprobieren, was dem Kind am besten hilft. Manche Kinder erledigen ihre Hausaufgaben gerne direkt nach der Schule, manche brauchen erst einmal eine Pause. Einige wecken sich schon bald morgens allein mit dem Wecker, andere brauchen beim Aufstehen noch mehr Unterstützung. „Ich erlebe allerdings oft, dass den Kindern viel abgenommen wird“, sagt Stefanie López. Doch wenn Eltern zu stark die Verantwortung für ihr Kind übernähmen, gäbe es keinen Grund mehr für das Kind, Dinge selbst zu tun. Das heißt für Eltern, dass sie auch mal aushalten müssen, wenn ihr Kind zu spät zum Unterricht kommt oder die Hausaufgaben nicht macht.

2. Gefühle sind okay

Bei der Umstellung von Kita auf Schule geht es schnell emotional her. Manche Kinder können mit dem Druck, plötzlich Leistung erbringen zu müssen, nicht umgehen. Andere kommen mit der Lehrerin nicht klar, einigen fällt es schwer, lange stillzusitzen. Stefanie López, rät dazu, die Gefühle des Kindes erst einmal anzunehmen: „Ob das jetzt Aufregung, Überforderung, Angst oder Vorfreude sind, alle Gefühle des Kindes sind okay. Oft wollen wir Eltern, dass es unserem Kind immer gut geht und sagen dann vielleicht Sachen wie ‚Du musst nicht aufgeregt sein‘ oder ‚Du brauchst gar keine Angst zu haben.‘ Aber das macht es eher noch schwieriger für das Kind, denn die Gefühle sind ja trotzdem da.“ Es sei viel hilfreicher, die Emotionen des Kindes zu akzeptieren, ihm zuzuhören und mitzufühlen.

3. Keinen Druck aufbauen

Oft kommen Eltern zu ihr in die Beratung, die einen riesigen Druck verspüren, dass ihr Kind nicht schon im ersten Schuljahr „den Anschluss“ verliert, erzählt Stefanie López. Sie haben Angst, dass es abgehängt wird, keinen ausreichenden Abschluss schafft und später dann keinen guten Beruf findet. Doch viel wichtiger als den Schulstoff zu schaffen oder pünktlich zu sein, sei, dass die Kinder von Anfang an ein gutes Gefühl mit Schule verbinden. „Kinder sollten keinen Stress und Druck vermittelt bekommen, besonders nicht im ersten Schuljahr. Stattdessen brauchen sie Zeit, all die von ihnen geforderten Dinge in Ruhe zu lernen. Das ist ja ein Übergang. Sie waren eben noch in der Kita und sind immer noch sechs Jahre alt“, sagt Stefanie López. Kinder kämen mit einer riesigen Lernlust auf die Welt. Diese sollten sie so lange wie möglich behalten und nicht durch Druck von außen verlieren. So würden sie nicht nur psychisch gesünder bleiben, sondern auch besser lernen können. Wichtig sei auch, sich seiner eigenen Haltung als Eltern bewusst zu werden: Wie wichtig ist mir der Erfolg meines Kindes in der Schule? Spreche ich oft von anderen Kindern und ihren Leistungen? „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder schon früh lernen, sich daran anzupassen. Dabei verlieren wir häufig die Bedürfnisse der Kinder und ihr individuelles Lebensglück aus den Augen“, meint Stefanie López. In Gesprächen mit dem Kind sollten Eltern deswegen immer wieder klar machen, dass ihr Wert und ihr Glück nicht mit schulischen Leistungen zusammenhängt.

4. Freunde finden

Zum Ankommen in der Schule gehört auch, Freundinnen und Freunde zu finden. Doch das ist nicht für jedes Kind einfach. Stefanie López eigener Tochter ging es zeitweise so: „Das war schwer für mich auszuhalten, ich wollte ihr das gerne ersparen.“ Doch sie musste üben, ihren eigenen Schmerz nicht auf ihr Kind zu übertragen, stattdessen aber für ihre Tochter da zu sein. Wir können nicht alle Probleme für unsere Kinder lösen, sagt sie. Aber die Erfahrung, dass es da einen Erwachsenen gibt, der dem Kind zuhört und es versteht, sei für das Kind sehr wichtig. Auch konkrete Tipps, wie das Kind sich selbst helfen kann, können Eltern geben. Ihrer Tochter riet Stefanie López damals, nicht nur zu warten, bis jemand auf sie zugeht, sondern sich zu überlegen, mit wem sie spielen möchte und die Person dann anzusprechen. „Am nächsten Tag kam sie superglücklich aus der Schule und hatte tatsächlich zwei Mädchen angesprochen, mit denen sie dann gespielt hatte.“

5. Bewegung ermöglichen

In der Kita konnten die Kinder noch den ganzen Tag über das Gelände rennen, im Matsch wühlen und Bälle kicken. In der Schule müssen sie nun vor allem stillsitzen. Diese Umstellung fällt so manchen Kindern schwer. Sie wissen nicht mehr, wohin mit ihrer ganzen körperlichen Energie, die sich dann oft im Unterricht entlädt – zum Missfallen der Lehrkraft. Das zeigt mal wieder, dass das Schulsystem vor allem aus Erwachsenen-Perspektive konzipiert wurde und zu wenig die Bedürfnisse von Kindern berücksichtigt, meint Stefanie López. Es sei „nicht kindgerecht, stundenlang am Tisch zu sitzen und Aufgaben zu lösen. Kinder brauchen viel Bewegung.“ Bewegung wirkt sich nicht nur positiv auf Körper und Psyche aus, sondern auch auf die schulischen Leistungen. Unterschiedliche Studien zeigen, dass Kinder, die sich häufiger bewegen, auch besser in der Schule abschneiden.

Doch was können Eltern tun, wenn ihr Kind viel Bewegung braucht, es diese im Schulalltag aber nicht bekommt? „Als erstes würde ich ein Gespräch mit der Lehrerin suchen, um zu schauen, ob sich für das Bewegungsbedürfnis ein Raum schaffen lässt“, rät Stefanie López. „Eine Freundin von mir ist Lehrerin. Bei ihr dürfen die Kinder im Unterricht auch mal für eine Flitzepause raus und können eine Runde um den Schulhof rennen.“ Ansonsten wäre es immer gut, sich als Eltern zusammen zu schließen, um sich mehr Gehör zu verschaffen.

Eine befreundete Mutter von mir berichtet, dass sie mit ihrem bewegungsfreudigen Erstklässler nach der Schule oft noch für ein oder zwei Stunden nach draußen geht – auf den Spielplatz oder spazieren gehen. Wann immer möglich, lässt sie ihn mit dem Fahrrad zur Schule und zurückfahren. So würde er den Stress nach der Schule einfach „wegstrampeln.“ Vielleicht funktionieren diese Tipps ja auch für aufgeregte Eltern von Erstklässlern, wer weiß.

 

Stefanie López ist Elternbegleiterin, Familientherapeutin in Ausbildung. Ihr Eltern-Podcast „Musterkind“ ist unter familienbande-berlin.de anzuhören.

Sarah Kröger ist Journalistin und Projektmanagerin, bloggt unter neugierigauf.de und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Berlin