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Unsere Kinder wollen Süsses

„Wir erlauben unseren Kindern (3 und 5) Süßes nur an Geburtstagen und anderen besonderen Anlässen. Für sie schien es lange okay, aber jetzt ist es ständig Thema – auch durch das ständige Ansprechen von anderen wie ihren Großeltern. Was können wir tun, damit unsere Kids nicht mehr so viel Wind darum machen?“

Dass Kinder Süßes lieben, ist völlig normal. Entwicklungsgeschichtlich sind wir Menschen auf süß gepolt! Die Muttermilch schmeckt bereits, durch den enthaltenen Milchzucker, leicht süß, und sogar das Fruchtwasser im Mutterleib hat einen süßlichen Geschmack und wird gern von den Babys getrunken.

Zuckerfreie Ernährung schützt vor Krankheit

Leider haben Süßigkeiten und die darin enthaltenen Zucker „Suchtpotenzial“. Wir gewöhnen uns sehr schnell an den Süßgeschmack und brauchen immer mehr davon, um es als angenehm zu empfinden. Zucker ist in unendlich vielen Lebensmitteln enthalten. Schaut man auf die Zutatenliste verschiedener Süßwaren und süßer Getränke, dann verbergen sich oft eine große Anzahl verschiedener Zucker darin, mit so wohlklingenden Namen wie Saccharose, Maltose oder Dextrose. Alle gehören der Gruppe der sogenannten „niedermolekularen Kohlenhydrate“ an, die dem Körper sehr schnell als Energiequelle zur Verfügung stehen, die aber leider nichts anderes als „leere Kalorien“ enthalten.

Bei Süßigkeiten kommt neben Zucker auch häufig ein hoher Fettanteil dazu, wie in Chips oder Erdnussflips. Kalorienbomben pur! Wer viel Zucker isst, ist häufiger von Zahnkaries, Übergewicht und daraus entstehenden Zivilisationskrankheiten wie Diabetes betroffen. Manche Kindergartenkinder leiden heute schon unter dem früher als „Alterszucker“ bezeichneten „Typ-II-Diabetes“. Deshalb ist es sinnvoll und gut, Kinder möglichst lange zuckerfrei oder zuckerarm zu ernähren.

Generelle Verbote meiden!

Der Umgang mit Süßigkeiten und Snacks will gelernt sein. Dazu ein paar Tipps:

  • Erklären Sie Ihren Kindern, warum sie Süßes in Maßen essen sollten.
  • Vermeiden Sie generelle Verbote im Umgang mit Süßigkeiten.
  • Legen Sie gemeinsam eine „süße Wochenration“ fest.
  • Süßigkeiten eignen sich sehr gut als Abschluss einer Mahlzeit (anschließend die Zähne putzen!).
  • Planen Sie bewusst Nachtische oder auch mal eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein, wie ein Stück Kuchen oder Kekse.
  • Feste Naschzeiten erhöhen den Genuss, denn Vorfreude ist die schönste Freude.
  • Regelmäßige Mahlzeiten beugen Heißhunger auf Süßes vor.
  • Achten Sie auf bewusstes Genießen, wie nur im Sitzen zu naschen. Das trägt auch zur besseren Kontrolle bei.
  • Seien Sie Vorbild.
  • Bieten Sie süße Getränke wie Säfte und Limonaden nur zu besonderen Anlässen an.
  • Bevorraten Sie Süßes nur in kleinen Mengen.
  • Sagen Sie Verwandten und Freunden, dass Sie keine Süßigkeiten als Geschenke oder Mitbringsel für Ihre Kinder möchten.
  • Bieten Sie attraktive Alternativen an: Studentenfutter, Reiswaffeln, selbstgemachtes Popcorn, Salzstangen, Obstspieße, Rohkoststicks …
  • Eine Portion extra wie etwa eine Handvoll Gummibärchen (30 g) und eine Handvoll Chips (25 g) ist Genuss und etwas Besonderes!

 

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Medien als Erziehungsmittel?

„Wir setzen unser Tablet und Smartphone immer öfter als Belohnung oder Bestrafung für ein bestimmtes Verhalten bei unseren Kindern ein. Das hat sich in den letzten Monaten so eingeschlichen, aber wir wollen es ändern. Welche Alternativen gibt es?“

Was früher der Stubenarrest war, ist heute das Smartphone-Verbot – eine Sanktion, welche die Kinder empfindlich treffen soll. Doch statt einer Verhaltensänderung bleiben häufig Frust, Spannungen und Enttäuschung im Familienleben zurück. Im Umgang mit Verboten oder Verstärkern ist es wichtig, dass die Kinder die Familienregeln kennen. Bevor Sie Medien also als Erziehungsmittel einsetzen, fragen Sie sich, ob Sie darüber gesprochen haben, was passiert, wenn das Zimmer unordentlich ist, Ihr Kind schwindelt oder jemandem weh tut.

NACHVOLLZIEHBARE KONSEQUENZEN

Handeln Sie nie aus Ärger oder Wut heraus. Solche Strafen sind häufig ungerecht. Wenn Ihr Kind beispielsweise nicht sorgfältig mit seinen Schulsachen umgeht, dann ist die Versuchung groß, Strafen zu verhängen wie: „Du darfst die ganze Woche nicht mehr an den Computer!“ Eine fairere Konsequenz wäre es, Ihr Kind die Dinge reparieren zu lassen, um die Situation selbst in Ordnung zu bringen.

Die Konsequenz muss einen logischen Bezug zum Fehlverhalten haben. Ein Kind ist übermütig und zerschlägt die schöne Kaffeetasse. Sie sind enttäuscht und rufen: „Keine Spiele mehr am Handy!“ Besser wäre es, wenn das Kind hilft, die Scherben aufzukehren oder etwas von seinem Taschengeld abgibt. Ein Handyverbot ist dann sinnvoll, wenn Kinder sich nicht an Vereinbarungen halten, zum Beispiel zu lang oder heimlich spielen oder ein unerlaubtes Spiel herunterladen. Das Kind muss spüren, dass es mit seinem Verhalten die Situation beeinflussen kann.

MEDIEN GEMEINSAM NUTZEN

Bevor das Smartphone entzogen wird, weil die Hausaufgaben unsauber oder unvollständig sind, unterstützen Sie Ihr Kind lieber. Schaffen Sie eine positive Lernatmosphäre und erklären Sie, was es bedeutet, wenn die Hausaufgaben wiederholt werden müssen: „Schade, jetzt ist es schon so spät. Nun kannst du nicht mehr spielen.“ Überlegen Sie, ob die Konsequenzen realistisch sind. „Wenn du deinen Bruder ärgerst, darfst du nie wieder das Tablet haben.“ Wirklich? Ein Verbot ohne (umsetzbare) Konsequenz macht uns unglaubwürdig, und die Kinder nehmen unsere Drohungen nicht ernst.

Man kann Medien auch nutzen, um zu belohnen. Gut dosiert kann es sogar eine Motivation sein! Überraschen Sie Ihr Kind mit einer Extraspielzeit, wenn Dinge besonders gut liefen („Du hast die ganze Woche deine Sportsachen aufgeräumt, du darfst 30 Minuten länger spielen“). Kombinieren Sie eine Belohnung mit gemeinsamer Zeit, indem Sie zusammen zocken. Viele Games haben interessante Storys – lassen Sie sie sich erklären. Kinder finden es toll, wenn sie Experten sein dürfen. Für viele Spiele gibt es Zeitschriften – stöbern Sie darin. Im Internet findet man Papercraft-Anleitungen für Minecraft oder Starwars. Bauen Sie gemeinsam ein Szenario nach, fotografieren Sie es oder machen Sie Videos. Dann ist das Smartphone nicht Mittelpunkt einer Aktion oder ein Machtinstrument, sondern ein sinnvolles Werkzeug.

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter www.susanne-ospelkaus.com
Illustration: Sabrina Müller

 

 

 

„Bei Papa darf ich das!“

„Mein Mann reagiert nachgiebiger als ich. Wenn ich etwas verbiete, erlaubt er es. Schadet das den Kindern? Was können wir tun?“

Dass Eltern nicht in allen Erziehungsfragen gleicher Meinung sind, ist völlig normal. Dennoch ist es wichtig, dass Sie sich über wesentliche Fragen austauschen und eine gemeinsame Linie finden. Denn wenn Sie als Mutter etwas verbieten und Ihr Mann genau das erlaubt, werden Sie als Eltern für Ihr Kind unglaubwürdig. Das Kind wird dadurch geradezu provoziert, die Eltern gegeneinander auszuspielen – nicht aus böser Absicht, sondern weil es so Dinge erreichen kann, die es sich wünscht. Das schwächt aber die Verlässlichkeit der Eltern und den Zusammenhalt untereinander – und der ist eine unverzichtbare Grundlage für ein gutes Familienleben.

AUSNAHMEN BEACHTEN
Bei Großeltern ist das etwas anderes – Kinder können schon recht früh verstehen, dass bei Oma und Opa andere Regeln gelten. Wenn aber zu Hause die Regeln ständig wechseln, dann bekommen Kinder den Eindruck, dass die Regeln nicht ganz so wichtig sein können. Natürlich müssen auch Eltern nicht in allen Angelegenheiten gleich handeln. Wenn der Papa mal etwas erlaubt, was Sie eher verboten hätten, was aber keine große Bedeutung hat oder im Alltag kaum vorkommt, ist das kein Drama. Zum Beispiel: Der Papa ist mit den Kindern unterwegs und kauft ihnen ein Eis, obwohl es bald schon Abendessen gibt. Oder: Es ist Wochenende und der Papa bringt die Kinder etwas später ins Bett als sonst. Solange das Ausnahmen bleiben – halb so wild. Wenn aber bestimmte Konflikte häufiger auftreten oder es um konkrete Regeln im Familienalltag geht (zum Beispiel Medienzeiten), dann wird es schwierig, wenn die Eltern nicht an einem Strang ziehen.

REDEN HILFT
Wichtig ist, unterschiedliche Haltungen dann nicht als persönliche Kränkung zu verstehen. Ihr Mann wird seine Gründe haben. Das können zum Beispiel eigene Erfahrungen sein oder eine andere Prägung. Dennoch sollten Sie ihn bitten, mit Ihnen über diese unterschiedlichen Ansichten zu sprechen. Das sollte nicht vor den Kindern und unter Zeitdruck geschehen, sondern zu zweit und in Ruhe. Fragen Sie Ihren Mann, warum er anderer Meinung ist als Sie – hören Sie aufmerksam zu und respektieren Sie seine Ansichten. Erklären dann auch Sie, weshalb Sie bestimmte Grenzen wichtig finden, und versuchen Sie, einen Kompromiss zu finden – eine Vereinbarung, hinter der Sie beide stehen und die Sie dann auch geschlossen durchsetzen können.

BERATEN LASSEN
Sollte Ihr Mann trotzdem immer wieder besprochene Grenzen nicht durchsetzen, gilt es herauszufinden, woran das liegt: Fehlt ihm die Energie dafür? Wenn ja, was könnte er ändern? Früher schlafen gehen, mehr Bewegung, frische Luft, ein Gesundheits-Check-Up? Ist er der Meinung, die Grenzen, die Sie setzen möchten, seien eigentlich unwichtig? Oder gibt es Probleme in der Beziehung zu seinen Kindern? Wenn Sie zu zweit nicht weiterkommen, scheuen Sie sich nicht, ein Gespräch in einer Erziehungsberatungsstelle zu vereinbaren. Tatsächlich ist es oft sehr hilfreich, wenn eine neutrale Person zuhört und vermittelt. Denn diese hat eine ganze andere Perspektive und kann dadurch wertvolle Impulse geben. Sollte Ihr Mann sich weigern, können Sie auch erst einmal für sich allein einen Termin vereinbaren. Adressen finden Sie unter www.dajeb.de.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin. Sie bietet Beratungen für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere an (www.neuewege.me).

Rauchverbot?

„Unser Sohn (17) raucht seit einiger Zeit. Wir könnten es ihm ja verbieten, aber ist das sinnvoll? Er würde es dann doch wahrscheinlich heimlich machen.“

Bei einem 17-Jährigen mit erzieherischen Maßnahmen eine Verhaltensänderung herbeiführen zu wollen, ist in der Regel wenig zielführend. Im späten Jugendalter sollte der größte Teil der Erziehungsarbeit abgeschlossen sein und die Entscheidungsfreiheit des jungen Menschen im Vordergrund stehen. Verbote sind jetzt einfach nur noch sehr bedingt möglich und treiben meistens in die Heimlichkeit.

NICHT WEGSEHEN!
Das heißt aber nicht, dass Sie als Eltern hier einfach nur wegsehen und ihren Sohn sich selbst überlassen sollten. Es ist durchaus angemessen, wenn Sie Ihre Bedenken zum Thema Rauchen äußern. Fakt ist, dass laut Jugendschutzgesetz Jugendliche unter 18 Jahren weder Zigaretten kaufen, noch in der Öffentlichkeit rauchen dürfen. Das gilt auch für EZigaretten und E-Shishas. Darauf können Sie sich als Eltern berufen und klar aussprechen, dass Sie nicht möchten, dass Ihr Kind raucht. Reden Sie mit Ihrem Sohn sachlich und ruhig über dieses Thema und fragen Sie ihn nach seinen Beweggründen, ohne dabei Druck aufzubauen. Natürlich kann es dann trotzdem sein, dass Ihr Sohn weiterraucht. Aber es macht einen Unterschied, ob er das mit Ihrem Wohlwollen tut oder nicht. Sicherlich ist Ihre Sorge darin begründet, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und ein Suchtpotential mitbringt. Und diese Sorge ist nachvollziehbar. Aber wie bei so vielen Themen liegt die Verantwortung mehr und mehr bei Ihrem Sohn selbst. Es ist sein Körper und sein Leben. Diese Spannung müssen Eltern aushalten.

KLARE REGELN
Auch wenn es keinen Sinn macht, Ihrem Sohn das Rauchen an sich zu verbieten, ist es trotzdem absolut angemessen, dass es in Ihrem Haus Regeln gibt, die Sie bestimmen und an die er sich halten muss. Sogar dann, wenn Ihr Sohn schon 18 ist. Wenn Sie nicht möchten, dass er im Haus oder in seinem Zimmer raucht, sollten Sie darauf bestehen und dies klar kommunizieren. Gerade wenn jüngere Geschwister mit im Haus leben, ist das wichtig, damit diese erleben, dass Regeln nicht willkürlich sind. Hält sich Ihr Sohn nicht an die Absprache, können auch Konsequenzen angemessen sein. Das ist auch im realen Leben nicht anders. Am Arbeitsplatz oder im Restaurant darf zum Beispiel auch nicht geraucht werden. Und hält sich ein Arbeitnehmer nicht an das Rauchverbot, kann es zu einer Abmahnung kommen. Genauso brauchen sich Eltern nicht zu scheuen, klar zu sein und Konsequenzen einzusetzen. Wen sich ihr Sohn nicht an die Regeln hält, muss er damit rechnen, dass er das eine oder andere Privileg verliert. Das kann aber nur funktionieren, wenn grundsätzlich eine gute Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Sohn besteht. Je besser die Beziehung zu Ihrem Sohn ist, desto leichter wird er auch diese Regel akzeptieren können. Ist die Beziehung allerdings grundlegend belastet, kann das Thema Rauchen zum zentralen Kampfthema werden. Dann ist es ratsam, in erster Linie in die Beziehung zu investieren, vielleicht sogar mit professioneller Hilfe.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin, arbeitet in der Redaktion von SevenEleven und ist Mitarbeiterin von Team.F. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid. www.sonja-brocksieper.de