Weniger Zeug, mehr Raum

Nicht erst seit Silbermonds Song „Mit leichtem Gepäck“ fragen sich Familien, wie sie ihr Leben vereinfachen und erleichtern können. Auch Rachel Suhre aus dem Hunsrück ist mit ihrer Familie minimalistisch unterwegs.

Eine ausrangierte Fahrradzeitschrift und diverse Holztiere liegen verstreut auf dem Boden herum. Hinter mir ein kleiner Haufen Krimskrams: Drei bunte Badeschwämmchen, ein lila Handspiegel, zwei Spielzeugautos, eine Dino-DVD und ein Handglöckchen aus Metall. Ein kleiner Haufen Spielzeug, der es vom Wohnzimmer nicht ins Kinderzimmer geschafft hat. So sieht das Leben als Familie aus, die sich mit dem Thema Minimalismus auseinandersetzt? Ja. Vor etwa sieben Jahren begann für uns das Weniger relevant zu werden. Wir lebten in einer Wohnung voller Dinge. So viel Besitz wie damals haben wir seitdem nicht mehr gehabt, dennoch ist es noch immer einiges.

DREIMAL MEHR
Es fing damit an, dass wir von allen vermeintlich notwendigen Babyutensilien mindestens zwei hatten: zwei Babyphone, drei Wippen, zwei Babyschalen fürs Auto, Unmengen Babykleidung. Wir begannen zu reduzieren. Erst den Babykram, dann Bücher, DVDs, Kleidung, Möbel.

Anfangs fehlte uns einfach der Platz. Dann wurde uns bewusst, wie viel Pflege und Arbeit viele Dinge erfordern. Sei es die Instandhaltung technischer Geräte oder das Säubern und Ordnen von Regalen und Kommoden. Beides erfordert Zeit, die wir plötzlich zurückgewannen und für anderes einsetzten. Das Leben wurde leichter, und wir hatten plötzlich wieder mehr Raum. Mehr Raum für uns, mehr Raum zum Spielen, mehr Raum zum Durchatmen. Das sind meine ganz persönlichen drei Mehr, von denen wir heute als Familie profitieren.

Nach dieser Erfahrung entschieden wir, nur noch das in unseren Haushalt hineinzulassen, was wir wirklich brauchen. Wir haben keinen Fernseher. Allerdings schauen wir ausgewählte Kinderserien am Notebook, und das Tablet darf zum Spielen verwendet werden. Ich stelle keine Regale im Wohnzimmer auf. Ich halte den Süßigkeitenkonsum gering, und das Spielzeug unterliegt meiner mal mehr, mal weniger strengen Auswahl. Unser Wasser trinken wir aus dem Hahn und nicht mehr aus der (Plastik-)Flasche. Wir kaufen viel frisch aus dem Bio-Hofladen und den Joghurt in Gläsern. Bücher leihen wir uns aus der Bücherei. Wir sind viel draußen unterwegs. Deshalb hat jeder ein eigenes Fahrrad. Ist das Minimalismus? Keine Ahnung. Das machen viele Familien so, ganz ohne das große Wort Minimalismus.

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  1. […] war ich der Appelle, mein Leben zu ändern, müde geworden. Ich identifizierte mich mit den Grundaspekten des Minimalismus, aber Marie Kondos Aufräumgesetze in einem Alltag mit Kindern waren praktisch kaum anwendbar. Laut […]

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