Mama, das will ich nicht wissen! – So teilen Sie Probleme mit ihren erwachsenen Kindern!
Eine Beziehung auf Augenhöhe mit den erwachsenen Kindern zu führen, bedeutet auch, offen miteinander zu reden. Aber wieviel kann man preisgeben, ohne dass es peinlich wird?
Wenn ich mit meinen erwachsenen Kindern unterwegs bin, ist es immer auch so, als wenn ich mein Leben noch einmal erleben würde. Unweigerlich werde ich an meine eigenen Herausforderungen in der Ehe, an den Druck im Job oder an Missverständnisse unter Freunden erinnert.
In Erinnerungen gefangen
Nicht selten bin ich dabei sogar mehr in meinen eigenen Erinnerungen an Emotionen und Selbstzweifeln gefangen, als bei dem Anliegen meines Gegenübers zu sein. Eine Begleitung auf Augenhöhe fordert mich heraus, bewusst wahrzunehmen, in welcher Ebene ich gerade herumtanze. Ist es meine eigene Erinnerung, die mich mit Schmerz und Hoffnung wieder einholt? Dann ist es wichtig, meine Antwort zu filtern. Ich kann von meinem Erleben erzählen, meinen Fragen und auch davon, wie ich die Entscheidung heute bewerten würde. Diese Filterfunktion meint auch: Was ist verdaulich für mein Kind?
Manchmal wird das Begleiten auf Augenhöhe aber auch missverstanden, und Eltern teilen ungefiltert ihre aktuellen Herausforderungen im Sexualleben, ihre Sorgen bezüglich des Älterwerdens, des Kontostandes oder die Probleme mit ihrer Biografie. Durch das Zumuten dieser Lebensthemen wollen sie Respekt ausdrücken. Weisheit ist gefragt, denn Kinder bleiben immer Kinder ihrer Eltern.
Fingerspitzengefühl
Wenn wir weise filtern, was wir mit unseren Kindern teilen, können wir als Eltern trotz aller Anfragen und Kritik Vorbilder bleiben. Ein Einblick in die aktuelle Herausforderung fordert daher immer ein großes Maß an Fingerspitzengefühl. Eine Krise darf gern so formuliert werden, dass Eltern auf dem Weg sind. Im Gespräch kann dann die Reaktion des erwachsenen Kindes den weiteren Verlauf beeinflussen. Die Frage nach konkreten Details zeigt: Hier ist ein harmloses und oberflächliches Gespräch nicht zufriedenstellend. Eine konkrete Frage nach dem Umgang in einem Themenfeld ist eine Einladung, auch konkreter zu antworten. Die Eltern dürfen nun auch Fragende und Suchende werden. Die erwachsenen Kinder brauchen diese Momente, in denen sie gemeinsam mit ihren Eltern auf dem Weg sind. Der Erfahrungsvorsprung im Leben bleibt, die Themen des Lebens können aber mit gemeinsam gestellten Fragen von Jung und „Alt“ sehr bereichernd bedacht werden.
Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.