11 bis 15 – Kinder vor Mobbing schützen
Elternfrage: „In der Schule meiner Kinder (12+14) gab es einen schweren Mobbingfall. Mich hat das sehr nachdenklich gemacht. Was kann ich tun, um meine Kinder vor Mobbing zu schützen?“
Meine klare Überzeugung: Eltern können viel tun, um ihre Kinder vor Mobbing zu schützen! Aber vorweg noch ein paar Informationen: Schätzungsweise jeder dritte Schüler in Deutschland hat Mobbingerfahrung, jeder zweite ist bereits Opfer von Cybermobbing geworden. Alarmierende Zahlen! Betroffen sein kann jeder, egal wie alt, egal ob Junge oder Mädchen. Bisherige Untersuchungen haben aber gezeigt, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften das Risiko erhöhen, ein Mobbingopfer zu werden. Häufig trifft es Menschen, die durch Glamour, Intelligenz oder genau das Gegenteil auffallen. Sie stechen aus der Menge hervor, sehen zu gut oder zu schlecht aus, zu reich, zu arm, haben eine andere Hautfarbe, eine Brille, eine körperliche Beeinträchtigung, eine besondere Begabung. Sogar der Siegertyp kann Opfer sein. Im Klartext: Wer anders ist, fällt auf und reizt die Mobber.
Rundum-Powerdrink: Wertschätzung
Soll man jetzt nicht mehr anders sein? Keineswegs, nur stark genug, sich trotz Anderssein zu widersetzen. Damit Kinder und Jugendliche nicht zum Opfer werden, kann besonders in der Familie präventiv gearbeitet werden. Es gibt zum Glück wirksame Strategien, die Kinder stark machen und deshalb schützen.
Was kann man als Eltern also konkret tun? Das Zauberwort heißt Wertschätzung, der Rundum-Powerdrink für ein starkes Selbstbewusstsein. „Ich lobe mein Kind so oft“, sagen mir Eltern häufig und das ist auch gut so. Aber Eltern können das Ganze noch toppen. Wertschätzung ist umfassender, denn bei der Vermittlung von Wertschätzung versteht das Kind, dass sein Verhalten ein positives Gefühl im Adressaten hervorruft. Das fördert die Motivation, weiterzumachen, verstärkt die Bindung, verbessert letztlich das Selbstbewusstsein. Das Kind kann jubeln, sich freuen, stolz sein. „Ich werde gesehen, wahrgenommen, habe einen Wert, kann etwas geben.“
Und wie macht man das als Elternteil richtig gut? Ganz einfach: Man beschreibt die positive Handlung und das Gefühl, das in einem entstanden ist und schildert, warum man so angetan und erfreut ist. Ich liefere ein Beispiel, wie eine Reaktion aussehen könnte: „Wir haben heute geübt, wie du künftig allein mit dem Fahrrad zum Sport fährst. Du hast alle Verkehrsregeln perfekt beachtet. Damit hast du mir eine große Sorge genommen und ich bin richtig erleichtert. Es ist wunderbar, dass du die Regeln so gut behalten und umgesetzt hast.“
Gesundes Selbstwertgefühl
Wertschätzung ist für Kinder und Jugendliche die Basis, um Vertrauen und eine sichere Bindung aufzubauen, sich stark und zugehörig zu fühlen. Deshalb mein Rat: Machen Sie Ihr Kind in der Familie stark, für die Schule und alle Situationen, die danach kommen.
Nicht vergessen: Selbstbewusstsein schützt lebenslang, in der Schule, am Ausbildungsplatz oder an der Universität und auch im späteren Arbeitsleben. Die Folge ist klar: Ein junger Mensch, der seinen Wert sieht, gibt sich stark und selbstbewusst, und das strahlt er auch aus. „Warum soll ich mich kleinmachen lassen von einem Mobber? Weder in der Schule noch am Arbeitsplatz! Mobbing? Nee, wagt es erst gar nicht, nicht mit mir!“
Andrea Micus ist Autorin zahlreicher Ratgeber. Ihr Buch „Schnell heraus aus der Mobbingfalle“ gibt wertvolle Tipps. www.andreamicus.de