3 bis 5 – Kinder in Trauer begleiten
Elternfrage: „Der Kindergartenfreund meines Sohnes (5) hat seinen Papa bei einem Unfall verloren. Das tut uns allen sehr weh, und wir fragen uns, ob und wie wir den Jungen in seiner Trauer unterstützen können.“
Die Nachricht vom Verlust eines Elternteils ist für ein Kind, insbesondere in einem so jungen Alter, eine tiefgreifende und schmerzhafte Erfahrung, die große Unsicherheit auslösen kann. Gern möchte ich Ihnen einige Wege aufzeigen, wie Sie den Kindergartenfreund Ihres Sohnes und auch Ihren eigenen Sohn in dieser schwierigen Zeit der Trauer begleiten können.
Über den Tod reden
Es ist wichtig, dem betroffenen Kind Mitgefühl und Verständnis entgegenzubringen. Bieten Sie dem Jungen Raum für seine Gefühle an – egal ob er weint, wütend ist oder einfach nur still sein möchte. Vermeiden Sie es, ihm zu sagen, dass er stark sein soll oder über seine Gefühle reden muss. Lassen Sie ihn einfach wissen, dass Sie da sind und ihm zuhören, wenn er bereit dazu ist, sich zu öffnen. Verstecken Sie auch Ihre eigene Betroffenheit nicht, sondern zeigen Sie dem Jungen, dass Sie traurig sind. Kinder spüren unsere Emotionen und fühlen sich verstanden, wenn wir sie teilen.
Kinder in diesem Alter haben oft noch kein vollständiges Verständnis vom Konzept des Todes. Überlegen Sie sich eine altersgerechte und ehrliche Erklärung – auch Ihrem eigenen Sohn gegenüber. Beschönigende Aussagen wie „Er ist eingeschlafen“, sind dabei weniger hilfreich, da sie möglicherweise Ängste auslösen. Stattdessen könnten Sie zum Beispiel zu Ihrem Sohn sagen: „Der Papa deines Freundes ist bei einem Unfall gestorben. Das bedeutet, dass er nicht mehr zurückkommen kann. Wir sind alle sehr traurig darüber.“ Vergessen Sie nicht, dass Trauer ein Prozess ist, der Zeit braucht. Seien Sie geduldig und verständnisvoll, auch wenn der Freund Ihres Sohnes oder Ihr eigener Sohn sich zurückzieht. Geben Sie allen Betroffenen die Zeit, die sie brauchen, um den Verlust zu verarbeiten.
Sicherheit schenken
In Krisenzeiten benötigen Kinder stabile und verlässliche Beziehungen. Sie helfen dem Kindergartenfreund Ihres Sohnes, indem Sie ihn willkommen heißen. Wenn er zu Ihnen zu Besuch kommt, können kleine Routinen dabei helfen, ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Hilfreich ist es auch, wenn Sie positive Erinnerungen an den verstorbenen Vater bewahren. Je nachdem wie nahe Ihnen das Kind steht, können Sie beispielsweise alte Geschichten erzählen, Fotos anschauen oder ein Erinnerungsstück gemeinsam basteln. Solche Aktivitäten spenden Trost und halten das Gefühl der Verbindung aufrecht. Eine weitere Idee, um den Jungen in seiner Trauer zu unterstützen, besteht darin, seiner Mutter Hilfe anzubieten. Fragen Sie nach, ob Sie etwas für sie tun können, zum Beispiel einkaufen gehen. Auf diesem Weg tragen Sie dazu bei, dass der Junge wertvolle Zeit mit seiner Mutter verbringen kann.
Insgesamt ist es wichtig, dass ein Kind spürt, dass es mit der Trauer nicht allein ist und dass es Menschen gibt, die sich um es kümmern und seine Gefühle ernst nehmen. Ich hoffe, diese Tipps helfen Ihnen dabei, dem Freund Ihres Sohnes in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Denken Sie daran: Ihre Präsenz, Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre Geduld sind die beste Unterstützung, die Sie ihm und auch Ihrem Sohn geben können.
Natalie Papanikolaou ist systemische Familienberaterin und ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiterin.