Der Beikost-Start
„Meine Tochter ist fünf Monate alt und wir kommen mit dem Stillen gut klar. Nun bin ich aber unsicher, wann ich mit der Beikost beginnen soll. Muss man wirklich mit Beginn des 7. Monats Brei füttern, wie es oft zu
lesen ist?“
Es gibt keinen fixen Termin, an dem unbedingt Beikost eingeführt werden müsste. Frühestens zu Beginn des 5. Lebensmonats, eher nach dem 6. Lebensmonat ist es für die meisten Babys soweit. Voraussetzungen für den Start sind:
- Eine gute Hand-Mund-Koordination (das Baby kann Dinge greifen und zielgerichtet zum Mund führen)
- Deutliches Interesse an Nahrung
- Der Zungenstoßreflex ist verschwunden (das Baby kann die Nahrung schlucken und stößt sie nicht mehr mit der Zunge heraus).
- Das Baby kann für die Mahlzeit mit geringer Unterstützung im unteren Rücken aufrecht sitzen (auf dem Schoß oder im Hochstuhl).
SPASS AM ESSEN
Nun kann am Familientisch experimentiert werden: Was sich gut greifen lässt und mit den Kieferleisten zerkleinert werden kann, ist bis auf wenige Ausnahmen geeignet. Zu diesen Ausnahmen gehören Nahrungsmittel, an denen sich das Kind verschlucken kann, Honig für das gesamte erste Lebensjahr und Kuhmilch (frühestens nach dem vollendeten 6. Lebensmonat, gekocht als Brei und in kleinen Mengen geben). Natürlich müssen die Eltern dabei bleiben und rechtzeitig eingreifen, falls zu große Stücke im Mund landen und damit das Baby sich nicht verschluckt. Das Lernziel lautet: Essen ist interessant und macht Spaß!
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO soll während des gesamten ersten Lebensjahres die Muttermilch Hauptnahrungsquelle sein, die Nährstoffe muss das Baby also erst einmal nicht über Beikost-Anfänge abdecken. Es geht eher darum, neben den Milchmahlzeiten spielerisch Erfahrungen mit Essen zu sammeln, als sofort Mahlzeiten umzustellen. Wer das anschließende Saubermachen scheut, k ann auch B rei f üttern. D as gilt natürlich auch, wenn das Baby weichere Konsistenzen bevorzugt.
VERSORGUNG MIT EISEN
Selbst wenn irgendwann recht große Portionen verputzt werden, möchten viele Kinder direkt im Anschluss gestillt werden. Das ist ganz normal und auch sinnvoll: Muttermilch enthält unter anderem Enzyme, die das Verdauungssystem bei seiner neuen Hochleistungsaufgabe unterstützen.
Die Empfehlung, spätestens nach dem vollendeten 6. Lebensmonat mit Beikost zu beginnen, hängt mit der Organreifung zusammen. Andere Nahrung kann jetzt besser verdaut werden. Außerdem sind dann die frühkindlichen Eisenreserven verbraucht – Eisen sollte nun über die Nahrung zugeführt werden. Muttermilch enthält zwar relativ wenig Eisen, aber in günstiger Verfügbarkeit, sodass die Sorge um Eisenmangel beim bis dahin voll gestillten, gesunden Kind erst einmal unnötig ist. Dennoch sollte Eisen nun über die Nahrung ergänzt werden, wobei tierisches Eisen besser aufgenommen werden kann als pflanzliches. Zusätzlich kann die Eisenaufnahme durch Vitamin C unterstützt werden. Neben Fleisch sind (hartgekochtes) Hühnereigelb, Vollkorn- oder Hirsebrei gute Eisenlieferanten für das Baby. Vitamin C könnte über Obst, aber auch (neue Pell-)Kartoffeln oder Petersilie zugeführt werden.
Das Lebensalter ist für die Einführung von Beikost weniger entscheidend als das kindliche Verhalten. Der Start sollte weder forciert noch unnötig hinausgezögert werden.
Heike Gutknecht-Stöhr ist Krankenschwester und Laktations- und Stillberaterin IBCLC. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
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