Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Dinosaurier in der Bibel?

„Unsere Kinder (4, 7 und 8), besonders unsere 8-jährige Tochter, sind totale Dinosaurier-Fans! Sie fragen uns auch, wie die Existenz der Dinosaurier und die Schöpfungsgeschichte der Bibel zusammenpassen. Habt ihr darauf eine Antwort? Und wie kann ich sie kindgerecht vermitteln?“

Ich würde es meinen Kindern so erklären: Früher war ich enttäuscht, dass die Bibel gar nichts von Dinos berichtet. Von vorne bis hinten – kein einziges Mal taucht dieses Wort auf! Aber dann hat mir jemand etwas Spannendes erzählt: Die Bibel wurde vor knapp 2.000 Jahren fertiggeschrieben, aber das Wort Dinosaurier wurde erst viel später erfunden. Das war 1842, also vor nicht einmal 200 Jahren.

Damals wurden immer mehr Fossilien gefunden und ein Wissenschaftler, Richard Owen, hat diesen Tieren den Namen Dinosaurier gegeben. Das heißt auf Deutsch „schreckliche Eidechse“. Vielleicht, weil er ein bisschen Angst vor den großen Krallen und den langen Zähnen hatte und weil er gemerkt hat, dass sie wie die Eidechsen auch Reptilien waren. Als die Bibel geschrieben wurde, gab es das Wort Dinosaurier also noch gar nicht. Genauso wie die Worte Handy oder Auto. Es gibt noch viele andere Tiere, die in der Bibel gar nicht vorkommen, wie etwa das Känguru.
Dinosaurierfans wie ich müssen aber gar nicht enttäuscht sein: Es gibt in der Bibel sogar eine Stelle (Hiob 40,15f), in der von einem Riesentier gesprochen wird, das Knochen so stark wie Eisen hat und einen Schwanz so lang wie ein Baum. Mit etwas Fantasie könnte das doch ein Brachiosaurus sein, oder?

Wie können die Dinos so alt sein?

Natürlich ist mit der Frage nach den Dinos auch die Frage nach dem Alter der Erde verbunden. Wie alt ist sie nun? 6.000 Jahre? 4,6 Milliarden Jahre? Wenn wir die Bibel lesen, werden wir die Zahl von 6.000 Jahren nirgendwo finden. Die Bibel selbst macht da keine exakte Angabe. Man kann die Bibel so verstehen, dass die Erde nur wenige tausend Jahre alt ist, das muss man aber nicht. John Lennox, ein christlicher Naturwissenschaftler, erklärt zum Beispiel, dass in den ersten beiden Sätzen der Bibel („Im Anfang schuf Gott …“ und „Die Erde aber war wüst und leer …“) zwei unterschiedliche hebräische Zeitformen vorliegen. Hier könnte also ein sehr langer Zeitraum dazwischenliegen. Man kann die Bibel also auch ernst nehmen, wenn man von einem sehr hohen Alter der Erde ausgeht.

Der Bericht über die sieben Tage ist auf eine sehr poetische Weise geschrieben. Nicht wie ein naturwissenschaftliches Lehrbuch, sondern eher wie ein Gedicht. Manche Theologen glauben, dass das wie ein Lied zur Einweihung eines Tempels zu verstehen ist. Gott hat die Erde wie einen großen Tempel geschaffen, und dann gab es dieses Lied dazu, das viele spannende Wahrheiten erzählt. Zum Beispiel, dass alles Gottes Idee und sehr gut war. Und dass Gott nicht im Mond oder in der Sonne wohnt (damals haben viele Menschen die Himmelskörper als Götter angebetet). Im Schöpfungsbericht kommen Sonne und Mond deutlich an untergeordneter Stelle (erst am vierten Tag). Sie sind nicht Gott, sondern Gott steht über allem und hat alles erschaffen. Er ist viel größer und mächtiger, als die Leute dachten!

Christian Günzel ist Referent am Zacharias Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com