Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Wie werden wir den Schnuller los?“

„Der Kinderarzt hat uns nahegelegt, unserer Tochter (3,5) den Schnuller abzugewöhnen. Wie gehen wir am besten vor?“

Der Schnuller gehört zum Alltag vieler Kinder. Ein Baby hat das Bedürfnis zu saugen, das man ruhig unterstützen kann, denn das Saugen – an der Brust oder an einem Schnuller – trainiert nicht nur Muskelfunktion, Kiefer und Gebiss, sondern beruhigt das Baby auch. Mit den ersten Milchzähnen löst der Kaureflex den Saugreflex ab. Bereits am Ende des ersten Lebensjahres wäre also ein guter Zeitpunkt, dem Kind den Schnuller abzugewöhnen.

SPRECHEN SIE MIT IHREM KIND!

Ihr Kind trägt den Schnuller nun schon viel länger – und das wahrscheinlich aus gutem Grund. Oft ist der Schnuller auch für die Eltern ein Instrument, das „in Not“ hilft, von Unruhe befreit. Es ist die „kleine Sicherheit“. Wenn Eltern den Schnuller ungern weglassen, spürt das Kind es. Wie soll es sich vom Schnuller verabschieden, wenn es in Ihnen die Angst vor dem Loslassen fühlt? Umso wichtiger ist es, dass erst einmal Sie Entschlossenheit und Natürlichkeit zu diesem Thema finden. Lösen Sie sich zunächst selbst von der Schnuller-Zeit. Inkonsequenz und Unsicherheit ziehen die Abgewöhnungsphase unnötig in die Länge und verunsichern das Kind.

Wenn Sie so weit sind, suchen Sie einen Zeitraum für die Abgewöhnungsphase von etwa drei Wochen. Sprechen Sie auch mit ihrem Kind über das Thema. Manchmal wirkt es so, als würden Kinder nicht verstehen oder abblocken, weil sie woanders hinsehen oder etwas antworten, das nicht zum Thema passt. Wenn Ihr Kind jedoch beiläufig beginnt, Fragen zu stellen, im Spiel darüber redet, merken Sie, wie Sie Vorarbeit leisten. Hilfreich kann auch die neutrale, gemeinsame Beobachtung von erwachsenen Vorbildern oder Alltagshelden der Kinder sein, wie die Polizistin oder der Müllmann, und die Feststellung, dass sie keine Schnuller tragen.

SCHNULLER NICHT EINFACH WEGWERFEN

Unterschätzen Sie nicht die emotionale Bindung, die Ihr Kind bereits zum Schnuller hat. Er gehört zur Wirklichkeit des Kindes, der Gewohnheitsfaktor ist entsprechend hoch, aber auch die Sicherheit und Verbundenheit zu ihm. Es ist deshalb nicht ratsam, den Schnuller achtlos wegzuschmeißen. Schmieden Sie einen Plan, der zu ihnen als Familie passt. Stärken Sie den eigenen Willen des Kindes, sich auf die Neuerung einzulassen und unterstützen Sie so die Loslösung. Neben der Schnullerfee, dem Vergraben des Schnullers im Garten, um zu sehen, ob ein Schnullerbaum wächst oder dem Verschenken des Schnullers an fiktive oder echte andere Babys gibt es viele Ideen, die Kindern und Erwachsenen dabei helfen, den Weg in die „Schnuller-Freiheit“ zu finden.

Kindern, die der Logik sehr verbunden sind, kann es aber auch helfen, wenn sie den Schnuller zu einem selbstgewählten Zeitpunkt allein mit einer Schere zerschneiden. Sie werfen ihn selbst weg und wissen genau, dass der Schnuller nun kaputt ist und von der Müllabfuhr mitgenommen wird, weil er nicht mehr gebraucht wird. Bleiben Sie in jedem Fall wohlwollend und liebevoll. So werden Sie Ihr Kind gut in die „Schnuller-Freiheit“ führen.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Autorin und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland. www.irinakostic.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com