Lerntrott adé
Lernen ist nicht auf den Schreibtisch beschränkt – davon ist Nachhilfelehrerin Katharina Hilberg überzeugt. Sie gibt Eltern Tipps, wie sie Hausaufgabensituationen entfrusten und mit Spaß und Spiel kombinieren können.
In vielen Familien ist Hausaufgabenmachen und Lernen purer Stress. Woran liegt das?
Zum einen sitzen die Kinder bis in den Nachmittag hinein in der Schule und müssen sich dort lange konzentrieren. Freunde treffen und im Garten oder auf dem Spielplatz herumzutoben, ist danach wesentlich attraktiver, als am Schreibtisch zu sitzen und Hausaufgaben zu machen oder zu pauken. Wenn wir von der Arbeit kommen, brauchen wir doch auch Freizeit. Das ist bei Kindern nicht anders. Zum anderen herrscht in der Schule ein gewisser Leistungsdruck, den die Kinder mit nach Hause bringen. Vielen vergeht dabei die Lust am Lernen. Zusätzlich stehen Familien wegen Corona vor extremen Herausforderungen: Immer wieder neue Regeln stellen den Schul-, aber auch den Familienalltag auf den Kopf. Das stresst nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, die neben der Arbeit und dem Haushalt auch noch Lernbegleiter sein sollen. Da liegen schnell die Nerven blank.
Sie haben ein Buch mit Spiel- und Lerntipps für Hausaufgabensituationen herausgebracht. Warum ist das spielerische Lernen Ihrer Meinung nach so wichtig?
Kinder wollen spielen und in Bewegung sein, sind aber auch unheimlich wissbegierig. Das kann man nutzen! Wenn mein Kind beispielsweise Vokabeln lernen muss, muss es dies nicht zwangsläufig auf dem Sofa oder am Schreibtisch tun. Verlegt das Lernen nach draußen und verbindet es zum Beispiel mit dem Activity-Kreis (siehe unten). Lernspiele bringen Spaß und Schwung in die Lern- und Hausaufgabenzeit und vertreiben die Langeweile! Wenn Kinder erleben, dass Lernen Spaß macht, kommt die Freude am Fach wieder, und so werden sie auch wieder selbstständiger lernen.
Was ist sonst noch hilfreich für eine gute Lernatmosphäre?
Es geht nicht darum, dass der Schreibtisch aufgeräumt oder das Licht gut ist, sondern vor allem darum, dass das Kind sich wohl fühlt. Die Lernsituation muss sich an das Kind anpassen – nicht umgekehrt. Jedes Kind lernt anders. Schauen Sie, wo sich Ihr Kind wohl fühlt, und wechseln Sie den Lernort immer mal wieder. Wichtig ist auch, dass Eltern Vorbilder sind. Wenn sie den Kindern einen genervten Eindruck bei den Hausaufgaben oder dem Lernen vermitteln, überträgt sich das. Bemühen Sie sich, Freude am Lernen zu zeigen. Dafür sind Lernspiele in meinem Buch für drinnen und draußen ein Anreiz. Und: Vergleichen Sie nicht! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.
Activity-Kreis
1. Malt mit Kreide einen Kreis auf die Straße und teilt ihn in acht Felder, in die Aufgaben, Vokabeln oder Fragen hineinpassen. Alternativ könnt ihr rechteckige Felder wie bei einem langen Activity-Pfad aufeinander malen.
2. Es gibt vier Lern- und Aktivitätsfelder, die sich im Kreis abwechseln. In jedes zweite Feld schreibt ihr Aktivitäten/Bewegungen, die das Kind ausführen muss, wie z. B. zehnmal hüpfen, Seilspringen, Slalom laufen oder Bälle in einen Eimer werfen.
3. In die übrigen vier Felder schreibt ihr – je nach Fach – Vokabeln, Fragen oder Aufgaben.
Interview: Ruth Korte.
Von Katharina Hilberg ist das Buch erschienen: Hausaufgabenfrust adé! Lernen mit Spiel und Spaß (www.lernenmitspielundspass.de).