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Mein Sohn hat den Coronablues

„Bei meinem Sohn (9) ist nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit Wechselunterricht, teils täglichem Testen, mehreren Quarantänen und Masketragen ordentlich die Luft raus. Er hat schon mehrfach gesagt, dass er nach den Ferien nicht mehr in die Schule zurückkehren will. Man spürt ihm auch eine gewisse Unsicherheit und Angst ab. Es tut mir so leid, dass er bisher keine normale Schulzeit haben konnte. Wie können wir ihm die Schule trotzdem schmackhaft machen?“

„Bei meinem Sohn (9) ist nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit Wechselunterricht, teils täglichem Testen, mehreren Quarantänen und Masketragen ordentlich die Luft raus. Er hat schon mehrfach gesagt, dass er nach den Ferien nicht mehr in die Schule zurückkehren will. Man spürt ihm auch eine gewisse Unsicherheit und Angst ab. Es tut mir so leid, dass er bisher keine normale Schulzeit haben konnte. Wie können wir ihm die Schule trotzdem schmackhaft machen?“

Masken tragen, Abstand halten, testen, auf Ausflüge und Klassenreisen verzichten müssen – das sollte eigentlich nicht den Alltag von Familien prägen. Kein Wunder, dass viele Schüler, wie auch Ihr Sohn, schulmüde und frustriert sind.

Die COPSY-Studie, eine Studie des Unikrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE), in der Kinder und ihre Eltern regelmäßig zur psychischen Belastung durch Corona befragt werden, zeigt, dass Familien, die zusammenhalten und viel Zeit miteinander verbringen, besser mit den Belastungen in der Pandemie umgehen.

Gönnen Sie sich gemeinsame Aktionen!

Es ist also wichtig, in der Familie für Ausgleich zu sorgen. Das ist leichter gesagt als getan, denn Eltern sind durch die Pandemie oft mindestens genauso gestresst und angestrengt wie ihre Kinder. Umso wertvoller ist die gegenseitige Wertschätzung für gemeisterte Schul- und Arbeitstage mit dem Ausblick auf gemeinsame Aktionen am Wochenende, zum Beispiel Geocaching-Touren, Schnitzeljagden, ein feierliches Essen, Wellnesstage mit Kopf-, Rücken- oder Handmassagen. Bei Regenwetter sind ein Lesemarathon, ein Pingpong-Turnier auf dem Esszimmertisch oder ein Pfützenspringwettbewerb eine Option. Auch das ehrliche Gespräch darüber, dass die Pandemie für alle schwer ist, tut Familien gut.

Kinder merken so, dass ihre Eltern auch damit zu kämpfen haben und dass jeder in der Familie ein Mitspracherecht hat. Überlegen Sie sich im Familienrat, was Sie brauchen und was Sie als Familie aufmuntert. Für das menschliche Wohlbefinden ist außerdem Sport sehr wichtig. Er schafft körperlichen Ausgleich und Gemeinschaft. Wir Eltern sind so auf den Geschmack von langen Schnellschritt-Spaziergängen oder Joggingtouren gekommen. Unsere Kinder haben während Corona Fitnessvideos auf YouTube für sich entdeckt. Vielleicht ist das auch etwas für Ihren Sohn?

Holen Sie Ihrem Kind Hilfe!

Auch Klassenkameraden und Freunde helfen gegen Coronablues und Schulmüdigkeit. Selbst in Pandemiezeiten sollte Ihr Kind mindestens ein bis zwei Kinder regelmäßig treffen dürfen.

Wenn Ihr Kind sich trotz allen Vorschlägen gar nicht mehr für die Schule motivieren kann und nur noch deprimiert ist, möchte ich Sie ermutigen, auf den Schulpsychologen oder den Schulsozialarbeiter zuzugehen. Gönnen Sie Ihrem Kind die psychologische Unterstützung, die wesentlich mehr Kinder im Moment brauchen. Ihr Kind ist da nicht allein und es hilft ihm, seinen Weg fröhlicher zu gehen.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individual-psychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Kind in die Schule schicken: Drei Gründe dafür – und zwei dagegen

Seit Dienstag können Berliner Eltern selbst entscheiden, ob sie ihr Kind zur Schule schicken möchten oder nicht. Wir geben eine Entscheidungshilfe.

Die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) teilte am Montag,  24. Januar, überraschend mit, dass die Präsenzpflicht in Schulen bis Ende Februar aufgehoben wird. Grund dafür sind die neuen Quarantäne-Regeln der Berliner Amtsärzte: Nur noch infizierte Schülerinnen und Schüler müssen isoliert werden. Andere Mitschülerinnen und -schüler müssen nicht mehr in Quarantäne, selbst wenn sie direkte Sitznachbarn gewesen sind. Besorgte Eltern können nun ihr Kind zu Hause lassen, müssen dann aber auch sicherstellen, dass es seine Aufgaben zu Hause erledigt. Was spricht dafür, sein Kind weiter in die Schule zu schicken? Und was dagegen?

Pro Schule: Lernrückstände aufholen

  1. Isolation verstärkt negative Folgen. Bewegungsmangel, Übergewicht, Einsamkeitsgefühle: Die Pandemie hat so einiges im Leben vieler Schülerinnen und Schüler zum Unguten verändert. In der bundesweiten COPSY-Studie berichteten beispielsweise 83 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einem Rückgang ihrer sozialen Kontakte während der Lockdowns. Gehen sie nun nicht mehr in die Schule, könnten sich diese negativen Entwicklungen verstärken.
  2. Lernrückstände sollten minimal bleiben. Die Lerneinbußen bei Kindern im Grundschulalter waren im ersten Lockdown besonders groß. Bei ihnen ging rund ein Viertel Schuljahr verloren. Besonders Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen die Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben, haben aktuell zu kämpfen. Das Lernen ist für sie anstrengender, der schulische Alltag nicht gut zu bewältigen. Zuhause können sie nicht genug Hilfe bekommen, sie brauchen die persönliche Unterstützung durch Lehrkräfte.
  3. Hybridunterricht überfordert. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger hält die Aufhebung der Präsenzpflicht an Berliner Schulen für falsch. Ein geordneter Unterrichtsbetrieb und ein angemessener Lernfortschritt seien kaum möglich. Denn die gleichzeitige Betreuung von Präsenz- und Distanzlernenden durch Lehrkräfte sei im Grunde nicht umzusetzen, sagte Meidinger dem Nachrichtenportal „Business Insider“ am Dienstag.

Contra Schule: Die Infektionszahlen sind enorm

  1. Infektionszahlen steigen massiv. Die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt in Berlin aktuell bei 3.667. Hoch sind auch die Infektionsraten bei Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrkräften. Angesichts immer neuer Omikron-Infektionen den Schulbetrieb einfach weiterlaufen zu lassen, bezeichnete der Linken-Politiker Carsten Schatz gegenüber dem rbb als „Russisch Roulette“. Er fordert zudem, die Winterferien um eine Woche zu verlängern und Wechselunterricht zu erlauben.
  2. Der Zeitraum ist begrenzt. Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey wies bei der Talkveranstaltung „Tagesspiegel Live“ am Mittwochabend, 25. Januar, darauf hin, dass am Freitag bereits die Winterferien starten. Danach seien es nur noch 15 Schultage, bis die Präsenzpflicht wieder aufgehoben wird. Gerade in diesen Tagen wäre nochmal eine besonders hohe Inzidenz zu erwarten. „Ich hoffe, dass wir dann so weit sind, dass die Zahlen wieder runtergehen“, so Franziska Giffey.

Sarah Kröger ist freie Journalistin und Projektmanagerin und bloggt unter neugierigauf.de zu Themen wie Familie, Digitales, Arbeit, Soziales und Nachhaltigkeit.