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Kind in die Schule schicken: Drei Gründe dafür – und zwei dagegen

Seit Dienstag können Berliner Eltern selbst entscheiden, ob sie ihr Kind zur Schule schicken möchten oder nicht. Wir geben eine Entscheidungshilfe.

Die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) teilte am Montag,  24. Januar, überraschend mit, dass die Präsenzpflicht in Schulen bis Ende Februar aufgehoben wird. Grund dafür sind die neuen Quarantäne-Regeln der Berliner Amtsärzte: Nur noch infizierte Schülerinnen und Schüler müssen isoliert werden. Andere Mitschülerinnen und -schüler müssen nicht mehr in Quarantäne, selbst wenn sie direkte Sitznachbarn gewesen sind. Besorgte Eltern können nun ihr Kind zu Hause lassen, müssen dann aber auch sicherstellen, dass es seine Aufgaben zu Hause erledigt. Was spricht dafür, sein Kind weiter in die Schule zu schicken? Und was dagegen?

Pro Schule: Lernrückstände aufholen

  1. Isolation verstärkt negative Folgen. Bewegungsmangel, Übergewicht, Einsamkeitsgefühle: Die Pandemie hat so einiges im Leben vieler Schülerinnen und Schüler zum Unguten verändert. In der bundesweiten COPSY-Studie berichteten beispielsweise 83 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einem Rückgang ihrer sozialen Kontakte während der Lockdowns. Gehen sie nun nicht mehr in die Schule, könnten sich diese negativen Entwicklungen verstärken.
  2. Lernrückstände sollten minimal bleiben. Die Lerneinbußen bei Kindern im Grundschulalter waren im ersten Lockdown besonders groß. Bei ihnen ging rund ein Viertel Schuljahr verloren. Besonders Kinder und Jugendliche aus Familien, in denen die Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben, haben aktuell zu kämpfen. Das Lernen ist für sie anstrengender, der schulische Alltag nicht gut zu bewältigen. Zuhause können sie nicht genug Hilfe bekommen, sie brauchen die persönliche Unterstützung durch Lehrkräfte.
  3. Hybridunterricht überfordert. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands Heinz-Peter Meidinger hält die Aufhebung der Präsenzpflicht an Berliner Schulen für falsch. Ein geordneter Unterrichtsbetrieb und ein angemessener Lernfortschritt seien kaum möglich. Denn die gleichzeitige Betreuung von Präsenz- und Distanzlernenden durch Lehrkräfte sei im Grunde nicht umzusetzen, sagte Meidinger dem Nachrichtenportal „Business Insider“ am Dienstag.

Contra Schule: Die Infektionszahlen sind enorm

  1. Infektionszahlen steigen massiv. Die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt in Berlin aktuell bei 3.667. Hoch sind auch die Infektionsraten bei Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrkräften. Angesichts immer neuer Omikron-Infektionen den Schulbetrieb einfach weiterlaufen zu lassen, bezeichnete der Linken-Politiker Carsten Schatz gegenüber dem rbb als „Russisch Roulette“. Er fordert zudem, die Winterferien um eine Woche zu verlängern und Wechselunterricht zu erlauben.
  2. Der Zeitraum ist begrenzt. Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey wies bei der Talkveranstaltung „Tagesspiegel Live“ am Mittwochabend, 25. Januar, darauf hin, dass am Freitag bereits die Winterferien starten. Danach seien es nur noch 15 Schultage, bis die Präsenzpflicht wieder aufgehoben wird. Gerade in diesen Tagen wäre nochmal eine besonders hohe Inzidenz zu erwarten. „Ich hoffe, dass wir dann so weit sind, dass die Zahlen wieder runtergehen“, so Franziska Giffey.

Sarah Kröger ist freie Journalistin und Projektmanagerin und bloggt unter neugierigauf.de zu Themen wie Familie, Digitales, Arbeit, Soziales und Nachhaltigkeit.