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Wie sportlich wird dein Kind?

Ich habe mich an dieser Stelle schon öfter über Produkte aufgeregt, die angeblich ganz wichtig sind für glückliche, gesunde und gut geförderte Kinder. Die Pressemeldung, die ich kürzlich erhielt, toppt aber alles. Jetzt kann man nämlich per Gentest herausfinden, ob das süße Baby, das nicht mal krabbeln kann, später eher Handballer, Leichtathlet oder Couch-Potatoe wird. Mithilfe eines Speicheltests, der schon bei Kindern ab zwei Wochen (!) durchgeführt werden kann, wird ermittelt, ob genetisch eine Veranlagung zu Schnellkraft, Ausdauer oder Gemütlichkeit vorliegt. Damit man das Kind auch von Anfang an zielgerichtet fördern kann. Oder – im Fall der Gemütlichkeit – es besser gleich bleiben lässt. Bringt ja doch nichts, bei so einem Kind Geld in den Sportverein zu investieren.

Oder wie es die Presseagentur formuliert: „Mit dem Test gewinnen Eltern eine frühzeitige Einschätzung über die sportliche Veranlagung ihres Kindes und können so Aktivität gezielt unterstützen, passende Disziplinen fördern und es vermeiden, die Messlatte unrealistisch hoch zu stecken.“ Und das alles für nur 29 Euro!

Das spart Eltern die Mühe, herauszufinden, was ihr Kind gern macht. Dann muss Papa gar keine Zeit aufs Bälleschießen verschwenden. Und die teure Hockeyausrüstung kann man sich auch sparen. Oder eben nicht. Je nach Diagnose des Gentests.

Sehr schön ist auch der Schlusssatz der Presseinfo: „Damit kommen Eltern dem Geheimnis um eine spätere Karriere auf der Aschenbahn, dem Pferderücken oder vielleicht doch eher der Saunabank einen Schritt näher!“ Also dann …

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

 

Apps für Babys?

Vor kurzem bekam ich eine Pressemeldung über „Babys erste App“ zugeschickt. Titel der App: „Muster und Formen für Neugeborene“. Einen Moment lang habe ich überlegt, ob es ein Aprilscherz oder eine Meldung des Satire-Portals „Der Postillon“ ist. Aber nein, diese App ist offensichtlich ernst gemeint. In der Presseinfo heißt es: „Diese App aktiviert und fördert das Sehen Neugeborener. Eltern werden sich an den niedlichen Reaktionen erfreuen.“

Vielleicht bin ich ja total old school, aber warum sollte ich einem Neugeborenen ein iPad vor die Nase halten? Kann ich mich nicht auch so an seinen Reaktionen, seinem Glucksen, seinem Weltentdecken erfreuen? Irgendwo muss doch Schluss sein mit Förderwahn, Bildschirmwahn und App-Wahn! Verschont die Babys! Die Kinder fangen noch früh genug damit an …

Bettina Wendland, Family-Redakteurin