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„Bist zu uns wie ein Vater …“

Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen hat Ähnlichkeiten zu unserem Elternsein. Lisa-Maria Mehrkens hat sich auf die Suche gemacht.

„Vater unser im Himmel …“ So beginnt das bekannteste Gebet. Ist Gott also der Idealtyp eines Vaters? Zuerst einmal ist „Vater“ eine Beschreibung Gottes, die uns helfen soll zu begreifen, wie Gott ist. Wir müssen als Eltern nicht so sein wie Gott. Aber wir können uns einiges von seinem Wesen und Handeln für unser Elternsein zum Vorbild nehmen.

Erreichbarkeit und Verlässlichkeit

„Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nie vergisst“, so beginnt das bekannte Lied „Unser Vater“. Gott vergisst seine Kinder niemals und hält seine Versprechen ein! „Aber Mama, du hast mir das doch versprochen …“ Die Enttäuschung bei meinen Kindern, wenn ich im hektischen Alltag ein Versprechen vergessen habe, ist oft groß und das Vertrauen schwindet. Im schlimmsten Fall sind sich Kinder dann nicht mehr sicher, ob sie sich auf die Versprechen ihrer Eltern überhaupt verlassen können. Wir sollten deshalb vorsichtig mit unseren Zusagen sein und gegebene Versprechen im Zweifelsfall aufschreiben.

Das Lied geht weiter: „… der trotz all seiner Größe immer ansprechbar ist.“ Gott ist immer für uns da und gibt uns stets Priorität. Kinder haben manchmal ein Talent für ungünstiges Timing. Sie haben meist dann ein Anliegen, wenn die Eltern gerade beschäftigt sind oder es eilig haben. Aus elterlicher Sicht erscheint das kindliche Problem dann nicht so dringend oder wichtig. Doch wie würde es uns gehen, wenn wir beten und als Antwort von Gott hören: „Warte mal kurz, ich kann mich gerade nicht um deine kleinen Probleme kümmern, ich habe Wichtigeres zu tun“? Manchmal hilft es, innezuhalten und die Situation durch Kinderaugen zu sehen. Kinder wollen ernst genommen werden und die Eltern als verlässliche Ansprechpartner erleben. Aufmerksam zuhören und gemeinsam überlegen, wie und wann das Anliegen gelöst werden kann, bewirkt oft schon viel.

Liebe und Wertschätzung

Gott beschenkt uns großzügig mit seiner Liebe. Und diese Liebe ist bedingungslos! Gott sagt nicht: „Ich liebe dich, wenn du machst, was ich dir sage. Wenn du gute Noten schreibst, dein Zimmer aufräumst, Pfarrer wirst…“ Gott liebt uns als seine Kinder bedingungslos. Vor ihm dürfen wir ehrlich sein, müssen uns nicht verstellen oder irgendwelche Erwartungen erfüllen. Auch die meisten Eltern lieben ihre Kinder bedingungslos. Aber im Alltag fällt es nicht immer leicht, sie mit allen Ecken und Kanten wertzuschätzen – auch oder gerade dann, wenn sie unsere Erwartungen mal nicht erfüllen.

Einzigartig und zu seinem Ebenbild geschaffen

Eltern suchen bei ihren Kindern immer wieder nach Vertrautem: „Die Augen hat sie von mir.“ Oder: „Genauso habe ich mich als Kind auch benommen.“ An diesen Ähnlichkeiten erkennt man die Zugehörigkeit der Kinder zu ihren Eltern. Auch Gott als unserem himmlischen Vater geht es so. Wir sind zu seinem Ebenbild geschaffen und Gott freut sich, wenn wir ihm ähnlicher werden in unserem Denken und Handeln. Gleichzeitig ist jeder von uns einzigartig gemacht. Diese Unterschiede erscheinen uns bei uns selbst oder unseren Kindern im Vergleich mit anderen oft als Schwachstellen. Meist sehen wir nur, worin wir schlechter sind als andere. Doch Gott liebt Vielfalt und Einzigartigkeit! Daher dürfen auch wir uns und unsere Kinder in aller Unterschiedlichkeit annehmen und besonders wertschätzen.

Geduld und Vergebung

Oft verliere ich im Umgang mit meinen Kindern die Geduld. Wenn meine Tochter auf dem Weg in die Kita trödelt, obwohl ich es eilig habe. Wenn ich meinen Sohn zum zehnten Mal vom Stuhl herunternehme, auf den er nicht klettern soll. Wenn meine Kinder dann leise „Entschuldigung, Mama“ sagen, verraucht meine Wut. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich lauter geworden bin. Weil Gott vollkommen ist, bekommt er es besser hin. Er ist im Umgang mit uns unendlich geduldig, bleibt stets gelassen und ist immer wieder neu zur Vergebung bereit. Sanftmütig und liebevoll nimmt er uns immer wieder an und gibt uns eine neue Chance. Diese Güte und Geduld dürfen wir an unsere Kinder weitergeben. Dass wir das nicht so perfekt hinbekommen wie Gott, liegt daran, dass wir Menschen sind …

Liebe und Grenzen

Wenn ich meinen Kindern zum Nachtisch ein weiteres Stück Schokolade verbiete oder sie bei Minusgraden nicht im Lieblingssommerkleid rauslasse, führt das oft zu Wutanfällen. Denn sie verstehen den Grund für mein Nein nicht. Sie sehen nur die unmittelbare Situation, nicht deren Folgen oder das große Ganze. Manchen Eltern fällt es dann schwer, den verständlichen Ärger der Kinder auszuhalten. Doch seine Kinder zu lieben, kann auch bedeuten, ihnen Grenzen zu setzen.

Auch Gott sieht in uns Potenzial, das wir manchmal selbst noch nicht sehen. Er will uns helfen, es zu entfalten. Dafür kann es nötig sein, uns zu korrigieren oder in Liebe Grenzen zu setzen. Das kann für uns ein herausfordernder oder sogar schmerzhafter Weg sein, den wir nicht immer verstehen. Vielleicht lässt Gott Dinge in unserem Leben zu, die nicht zu unserem Bild von ihm als Vater passen. Oder er versperrt Wege, die wir gern gegangen wären. Doch wie alle Eltern für ihre Kinder will auch Gott unser Bestes! Wir können darauf vertrauen, dass unser Vater im Himmel weiter sieht und mehr versteht als wir und am Ende alles zum Guten führen wird.

Freiraum und Halt geben

Als meine Tochter Fahrradfahren lernte, brauchte sie anfangs noch viel Hilfe. Ich musste sie festhalten, damit sie nicht stürzt. Irgendwann wurde sie sicherer auf dem Rad und wir lernten beide, loszulassen. Ich musste lernen, auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen und ihr den nötigen Freiraum zu geben, damit sie allein ihren Weg fahren kann. Auch unser himmlischer Vater ist ein sicherer Halt und Schutz für uns, auf seine Unterstützung können wir stets vertrauen. Gleichzeitig lässt er uns unseren Willen und Freiraum, damit wir uns entwickeln und entfalten können. Er traut uns eine Menge zu, ohne jede Angst, dass wir den Herausforderungen nicht gewachsen sein könnten. Wir dürfen eigene Erfahrungen sammeln und er hilft uns bei Bedarf. Wie in der Geschichte des verlorenen Sohnes dürfen wir jederzeit in Gottes offene Arme zurückkehren, wenn wir uns verlaufen haben.

Als Eltern können wir auch unseren Kindern ein sicherer Hafen sein, zu dem sie immer zurückkehren können. Aber sie dürfen auch ihre eigenen Wege gehen, selbst wenn diese vielleicht von den elterlichen Vorstellungen abweichen. Und wir dürfen uns entspannen und ihnen zutrauen, dass sie in dieser Welt zurechtkommen und das Potenzial entfalten, das Gott in sie hineingelegt hat.

Kind sein beim himmlischen Vater

Auch wenn wir selbst Eltern sind, bleiben wir immer Kinder Gottes. Unser Vater im Himmel freut sich mit uns über Gutes in unserem Leben. Er schützt uns, wenn wir Angst haben. Er leidet mit und tröstet uns in schweren Zeiten. Er stellt sich vor uns und kämpft, wenn wir es gerade nicht können. Was für ein Geschenk, dass wir immer wieder in seine Arme laufen können! Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns. Vielleicht erinnert er uns ab und an daran, dass das letzte Gespräch mit ihm schon eine Weile her ist. Oder er fragt leise an, ob wir nicht mal wieder Zeit mit ihm verbringen wollen. Dann dürfen wir Gottes Töchter und Söhne sein, uns von ihm beschenken lassen mit seiner Gegenwart und seinem Segen und einfach die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater genießen. Dann dürfen wir beten: „Unser Vater im Himmel …“

Lisa-Maria Mehrkens ist Psychologin und freie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in Chemnitz.

Papa mit Drei-Tage-Bart: So sehen Kinder Gott

Was tun, wenn Kinder nach Gott fragen? Jugendpastor Bastian Erdmann klärt über Dos und Don’ts bei der religiösen Erziehung auf.

Warum ist es dir wichtig, dich mit Gottesvorstellungen auseinanderzusetzen?
Mir ist erst einmal wichtig wahrzunehmen, dass meine eigene Gottesvorstellung nicht vom Himmel gefallen ist und ich die auch nicht allein aus der Bibel gewonnen habe. Ich glaube, meine Vorstellung von Gott ist immer in meiner bestimmten Lebenswelt gewachsen. Das ist schon in der Bibel zu sehen: Ein Nomadenvolk kann mit dem Bild eines Hirten sehr viel anfangen. Ein Volk in Gefangenschaft wünscht sich einen starken Retter. In den Zeiten der Könige, wo es in Israel viel Unrecht gab, hat die Menschen die Vorstellung von Gott als einem guten Richter abgeholt. Wenn ich es auf einen Satz bringen sollte, würde ich sagen: Gott ist für mich dort, wo ich ihn brauche. Und er begegnet mir so, wie ich es jetzt zum Leben brauche.

Wie entwickelt sich das Gottesbild von Kindern? Und welchen Einfluss haben Eltern darauf?
Eltern sind die erste Projektionsfläche für die Gottesvorstellung der Kinder. Deshalb prägen sie ihr Gottesbild. Für Kleinkinder ist Gott so etwas wie der ideale Papa oder die ideale Mama – eine tröstende, lächelnde, erwachsene Bezugsperson. Eines unserer Kinder hat mal Gott gemalt und hat dafür mein Gesicht mit einem Dreitagebart gemalt. Damals war ich noch Gemeindepastor und habe mich nur im Urlaub nicht rasiert. Da steckte zwischen den Zeilen: Gott ist ein bisschen so wie Papa, wenn er Urlaub hat. Das hat mich sehr berührt. Nicht, dass ich Gott spielen wollte, aber ich habe dann doch sehr auf meine freien Tage geachtet.

Letztlich kommt es also viel mehr auf das an, wer ich bin, als auf das, was ich sage?
Ja. Bis zum Alter von 12 Jahren stellen Kinder sich Gott wie eine Person vor, die sie anfassen können, und sie malen ihn auch so. Bis in dieses Alter hinein ist es gar nicht so entscheidend, was ich sage, sondern was ich bin. Dass ich ihnen Begleiter bin und sie und ihre Fragen ernst nehme – das ist viel wichtiger, als die richtigen Antworten zu geben. Ab etwa 14 Jahren fangen Jugendliche an, in den so genannten theologischen Diskurs zu treten. Dann ändern sich auch die Gottesbilder noch mal, Symbole werden wichtig. Dann zeichnen sie Gott nicht mehr als Menschen, sondern vielleicht als Hand oder als Stütze oder als Licht.

Welche Aspekte von Gottes Wesen sind denn in welchem Alter wichtig?
Für ganz kleine Kinder ist es der freundliche und unterstützende Begleiter. Später ist es der starke Kämpfer an ihrer Seite. Irgendwann wird es auch der Gerechte, der immer ganz genau weiß, was richtig und was falsch ist.

Können Eltern das Gottesbild ihrer Kinder prägen?
Es ist unmöglich, es nicht zu prägen.

Ist es denn möglich, zu steuern, wie das Gottesbild der Kinder aussieht?
Ja schon und zwar, indem ich gucke: Was ist das Thema der Kinder jetzt gerade, was brauchen sie und welchen Zugang zu Gott kann ich ihnen anbieten? Es ist meine Aufgabe als Vater oder Mutter, meinen Kindern zu vermitteln: Was auch immer in deinem Leben passiert, es gibt einen Gott, der für dich ansprechbar ist. Das lernen sie dadurch, dass ich ihnen Gott erlebbar und erfahrbar mache.

Also würdest du immer eher vom Kind her denken?
Unbedingt! Ich kann das am besten an einem Beispiel aufzeigen. Im Kindergarten war eine Erzieherin, die den vier- und fünfjährigen Kindern Ostern erklären wollte. Und so hat sie den Kindern anhand eines Bilderbuches Jesu Sühnetod am Kreuz erklärt, mit kleinen Herzen, die schwarz waren und einer Blutsbrücke, über die dieses eine Herz rübermusste. Am Ende des Tages haben viele Kinder nicht gut schlafen können. Daraufhin habe ich mit der Erzieherin gesprochen und sie betonte, dass alles, was sie gesagt hatte, der Bibel gemäß sei. Aber ich habe ihr gesagt: „Ich möchte jetzt erst mal wissen, was die Kinder verstanden haben. Und wenn das, was die Kinder verstanden haben, bibelgemäß ist, dann bin ich ruhig. Aber wenn das, was die Kinder verstanden haben, nicht mit der Botschaft der Bibel übereinstimmt, dann müssen wir uns unterhalten.“ Das ist für mich das Entscheidende: Was kommt bei den Kindern an? Für Eltern bedeutet das, dass ich nicht überlege: Welches Gottesbild möchte ich vermitteln? Sondern: Welches Gottesbild haben die Kinder jetzt gerade nötig?

Was wäre für dich denn ein No-Go bei der Vermittlung von Gottesbildern?
Ein No-Go wäre für mich, ein Gottesbild zu fördern, das mir etwas bringt, aber nicht den Kindern. Also zum Beispiel Gott als Erziehungsverstärker zu nehmen. Wenn ich als Vater mit meinem Latein am Ende bin, dann den lieben Gott in den Zeugenstand zu rufen und zu sagen: „Gott sieht das und er ist traurig, wenn du mir nicht gehorchst.“

Wie sollten Eltern reagieren, wenn das Kind ein „merkwürdiges“ Gottesbild hat? Sollen sie es korrigieren oder es dem Kind lassen?
Eltern sollen ihr Kind fragen! Damit können sie nur gewinnen. Außerdem: Was ist überhaupt ein merkwürdiges Gottesbild? Ist ein merkwürdiges Gottesbild eines, das meinen Vorstellungen widerspricht? Jesus selbst hatte ein merkwürdiges Gottesbild. Zumindest fanden das viele fromme Menschen damals. Falsch ist ein Gottesbild dann, wenn es dem Leben im Weg steht und nicht guttut. Das kann passieren, wenn man fremde Bilder ungeachtet der eigenen Lage übernehmen will oder soll. Eltern haben manchmal das Gefühl, sie müssten das wahre biblische Gottesbild beschützen. Ich glaube, Gott kann ganz gut auf sich selbst aufpassen.

Das Interview führte Christiane Henrich.

„Kinder haben ein Recht auf eigene Gottesbilder“

Am letzten Wochenende war ich bei einem Fachtag zum Kinderschutz. Er stand unter dem Motto „Kindern auf Augenhöhe begegnen“. Im Wesentlichen ging es um Kinderschutz in der Gemeinde, speziell auch in der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch für Eltern gab es viele wertvolle Impulse. Denn Kinderschutz geschieht nicht nur, indem eine Gemeinde Schutzmaßnahmen ergreift und Schulungen abhält, sondern vor allem, wenn Kinder die Chance haben, sich zu starken Persönlichkeiten zu entwickeln.

Torsten Hebel, Leiter und Gründer der blu:boks in Berlin, die mit Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Gebieten arbeitet, betonte in seinem Vortrag zu Beginn des Fachtags, wie wichtig es ist, was Kindern in der Gemeinde und auch zu Hause bezüglich Gott und Glaube vermittelt wird. „Wir stellen uns ja nicht vor unsere Kinder und sagen: ‚Also so ganz grundsätzlich gesehen bist du scheiße'“, formulierte er sehr plakativ. Ähnliches geschehe aber nicht selten bei der Glaubensvermittlung, wenn den Kindern gesagt werde, dass der Mensch grundsätzlich sündhaft und böse sei. „Theologisch ist es richtig zu sagen: ‚Wir sind Sünder‘, aber das hat nichts bei den Kindern verloren“, betonte Torsten Hebel. „Das Kind braucht bedingungslose Zuwendung: ‚Du bist geliebt, egal wer und wie du bist!‘ Wir dürfen kein defizitäres Bild vom Kind haben.“ Aufgabe von Eltern und Mitarbeitenden sei es, Kindern liebevoll, wertschätzend und auf Augenhöhe zu begegnen.

Am Nachmittag wurden zahlreiche Workshops angeboten, um die verschiedenen Aspekte des Themas Kinderschutz zu vertiefen. Es ging um Kinderschutzkonzepte, um den Umgang mit Kindeswohlgefährdung und Missbrauchserfahrungen und um Schritte zu einer sicheren Gemeinde. In weiteren Workshops tauschten sich Eltern und Mitarbeitende über Erziehungsfragen aus oder bekamen Einblick in Konzepte der Arbeit mit Kindern.

In einem Workshop von Bastian Erdmann, Landesjugendpastor im Gemeindejugendwerk Norddeutschland, ging es um die Frage, wie Kinder Gott anschauen und wie sich Gottesbilder verändern. „Theologie mit Kindern bedeutet nicht, ihnen meine Wahrheit zu vermitteln“, betonte Erdmann. „Kinder haben ein Recht auf eigene Gottesbilder.“ Dabei definierte er ein Gottesbild als eine persönliche theologische Momentaufnahme – im Gegensatz zu einem festen Konstrukt, auf das sich das Bilderverbot in der Bibel beziehe. Anhand konkreter Beispiele zeigte Bastian Erdmann, wie sich das Gottesbild von Kindern in den verschiedenen Entwicklungsphasen verändert. „Auch Erwachsene müssen ihre Gottesbilder an ihre jeweilige Lebenssituation anpassen“, forderte er.

Ein weiterer Workshop trug den schönen Titel „Fröhlich und gelassen als Eltern scheitern“. Dagmar Lohan, Referentin im Fachbereich Familie und Generationen des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, lud die TeilnehmerInnen dazu ein, sich unter anderem darüber auszutauschen, wie Eltern Ermutigung erfahren. Dabei wurde deutlich, dass das Eingeständnis des eigenen Scheiterns für andere Eltern sehr ermutigend sein kann. Gerade in einer Zeit, in der immer höhere Ansprüche an Eltern gestellt werden – von der Umwelt ebenso wie von sich selbst. „Erziehung ist anstrengender geworden, weil sie von anderen bewertet wird“, erläuterte Dagmar Lohan. Die Elternschaft sei zu einem besonderen Projekt geworden, das gelingen müsse. Hilfe und Ermutigung gebe es für Eltern auch in der Bibel. Dort werde häufig von Menschen erzählt, die mit Gott unterwegs waren, aber trotzdem scheiterten. Die Bibel habe kein Interesse daran, ein ideales Bild von Familie zu beschreiben. Sie beschreibt, was war. Deshalb gebe es in der Bibel auch kaum etwas zu Erziehungsfragen. Aber es gebe durchaus grundlegende Gedanken, die sich auch auf die Erziehung und das Familienleben beziehen lassen. Beispielsweise, dass jeder Mensch einzigartig sei. Dass kein Mensch allein sein soll. Dass alle Menschen gleich sind. Dass Menschen – auch Eltern – aus der Gnade leben. Und dass sich Menschen – und damit auch Eltern und Kinder – gegenseitig Respekt erweisen sollen.

Am Ende des Tages waren wohl alle Besucher des Fachtags angefüllt mit vielen guten, oft auch herausfordernden Gedanken. Bei der Abschlussveranstaltung kamen Jason Querner und Andreas Schlüter zu Wort, die sich in ihrem jeweiligen Gemeindebund für das Thema „Sichere Gemeinde“ stark machen. Beide waren sich einig, dass in diesem Bereich noch viel zu tun sei. Viele Gemeinden hätten sich noch nicht mit Fragen des Kinderschutzes beschäftigt, manche seien auch gar nicht bereit dazu – aus Sorge, dass etwas ans Licht kommen könne, das man lieber nicht sehen wolle. Hier sind wir Eltern gefragt: Wir sollten uns dafür einsetzen, dass sich unsere Kirchengemeinde mit dieser Thematik auseinandersetzt – auch wenn sie durchaus unbequem ist!

Bettina Wendland, Redakteurin bei Family und FamilyNEXT

Der Fachtag zum Kinderschutz war eine gemeinsame Veranstaltung des Fachkreises „Sichere Gemeinde“ im Gemeindejugendwerk des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, der FeG Junge Generation im Bund Freier evangelischer Gemeinden und des Kinder- und Jugendwerks der Evangelisch-methodistischen Kirche Süd. Er fand in Bochum statt.