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Kaisergeburt

„Mein Kind wird per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Meine Bekannten sind der Meinung, eine Kaisergeburt sei besser. Ist die Kaisergeburt tatsächlich eine gute Alternative zur herkömmlichen Methode?“

Seit einigen Jahren bieten Kliniken die sogenannte Kaisergeburt an – einen Kaiserschnitt, bei dem die Mutter beziehungsweise die Eltern zuschauen können, wie ihr Kind aus dem Bauch der Mutter „aufsteigt“. Dies wird dadurch ermöglicht, dass der Sichtschutz, der eigentlich vor dem Gesicht der Mutter hängt, beiseite genommen wird. Diese Art des Kaiserschnittes kann natürlich nur dann durchgeführt werden, wenn keine weiteren Komplikationen zu erwarten sind.

GEBURTSERLEBNIS
Wie können Sie als Eltern nun entscheiden, ob Sie sich eine Kaisergeburt zutrauen? Zunächst einmal sollten Sie überlegen, wie groß Ihre Angst oder Unsicherheit vor einem Operationssaal generell ist. Zwar werden Sie auch bei einer Kaisergeburt das Operationsfeld nicht sehen können, aber wenn grundsätzlich große Berührungsängste existieren, kann die Anspannung allein durch den Gedanken daran noch größer werden. Solche Ängste sollten im Vorfeld mit dem operierenden Arzt besprochen werden, um Klarheit zu erlangen. Manche Frauen erleben einen Kaiserschnitt generell als eine Enttäuschung, weil sie sich gewünscht haben, ihr Kind auf ganz natürlichem Weg auf die Welt zu bringen, oder weil sie es sogar als Versagen empfinden, es „nicht geschafft zu haben“. Für diese Frauen könnte die Kaisergeburt das Geburtserlebnis positiv beeinflussen, weil sie sehen, wie das Kind geboren wird, und weil sie in der Regel aufgefordert werden zu pressen, also selbst aktiv zu werden. Bei einem Kaiserschnitt, in welcher Form auch immer, empfiehlt es sich, ein besonderes Augenmerk auf das Bonding nach der Geburt zu legen. Die Mutter sollte ihr Baby, wenn es ihm gut geht und es keine medizinische Versorgung braucht, direkt auf die Brust gelegt bekommen.

VORTEIL IM WOCHENBETT
Ein wesentlicher Vorteil der Kaisergeburt liegt darin, dass die Hormonausschüttung verstärkt wird, das heißt, dass die Mutter (und oft auch der Vater) durch den sofortigen Blickkontakt zu ihrem Kind eine gute Bindung zu ihm aufnehmen können und es schneller als ihr Kind annehmen. Auch das Stillen klappt dadurch häufig früher und besser. All das führt zu einer stabileren emotionalen Situation der Mutter im Wochenbett. Trotz aller positiven Aspekte besteht aber durchaus die Gefahr, dass durch diese „sanfte“ Art des Kaiserschnitts der Eindruck entsteht, dass er der Spontangeburt ebenbürtig oder sogar zu bevorzugen sei. Ein Kaiserschnitt ist und bleibt eine große Operation und sollte daher nicht leichtfertig durchgeführt werden, auch nicht in Form einer Kaisergeburt. Weder für die Mutter noch für das Kind ist er im Normalfall die schonendere Art der Geburt. Wenn es jedoch eine eindeutige Indikation – medizinischer oder psychischer Art – gibt, können wir dankbar für unsere gut ausgestatteten Kliniken und gut ausgebildeten Ärzte sein. Für werdende Eltern in dieser Situation bietet die Kaisergeburt eine Möglichkeit, sich der natürlichen Geburt so nahe wie möglich zu fühlen.

Martina Parrish ist Hebamme und Stillberaterin und arbeitet in der Hebammenpraxis Fokus Leben in Berlin.

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