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Kindern Ordnung vermitteln

„Meine Tochter (8) ist total chaotisch. Wie kann ich ihr beibringen, ihr Zimmer im Alltag ordentlich zu halten?“

Um Ordnung halten zu können, müssen Kinder wissen, was „Ordnung“ ist. Hierzu gibt es Grundregeln, nach welchen sortiert wird, zum Beispiel gleiche Größe, Farbe, Form. Oft gehören bestimmte Dinge an bestimmte Orte: Töpfe in die Küche, Spielzeug ins Kinderzimmer, Computer ins Büro. Wenn dies den Kindern klar ist, sind sie theoretisch in der Lage, „Ordnung“ herzustellen und im besten Fall einzuhalten.

INDIVIDUELLE REGELN

Nun ist es aber so, dass Menschen verschiedene Ordnungssysteme haben. So auch in einer Familie. Um ständige Streitereien zu vermeiden, rate ich, dies anzuerkennen und Kompromisse zu finden. In den Familienräumen wie Wohnzimmer, Küche, Bad herrschen feste Regeln, denn hier halten sich alle auf. Besprechen Sie diese ausführlich oder nutzen Sie ein Aufräumspiel, um dem Kind diese klarzumachen. In den Kinderzimmern kann man individuelle Regeln aufstellen. Das macht das Einhalten der Regeln in den Familienräumen einfacher.

Fragen Sie Ihr Kind, was es unter einem „ordentlichen Zimmer“ versteht. In der Regel haben Kinder davon andere Vorstellungen als ihre Eltern, weil sie anders denken.

Sie können das entweder akzeptieren oder Kompromisse finden: Zum Beispiel müssen die Spielsachen in Kisten geräumt werden (unsortiert, aber aufgeräumt), bestimmte Wege frei bleiben (zum Schrank oder Bett) oder etwas auf die Seite geräumt werden, wie aktuelle Bauten, die am nächsten Tag wieder bespielt werden. Hierfür können Sie Platz auf Regalen freihalten, einen Aufräumtag einführen, an dem alles „richtig“ aufgeräumt wird oder ebenso einen aufräumfreien Tag. Um etwas Abwechslung in das langweilige Aufräumen zu bringen, empfehle ich, ab und an Aufräumspiele einzusetzen.

AUFRÄUMSPIELE

  • Aufräumtransport: Gegenstände werden mit Hilfsmitteln aufgeräumt: mit einem Tablett, Karton oder einer Schubkarre. So kann man versuchen, so viel wie möglich auf einmal wegzuräumen. Was passt alles auf das Tablett?
  • Aufräumwürfel: Sie können einen Zahlen- oder Farbwürfel benutzen oder beides. Der Zahlenwürfel zeigt an, wie viele Dinge man aufräumen muss, der Farbwürfel zeigt die Farbe an, welche nun aufgeräumt wird.
  • Kommando Aufräumen: Auf ein Zeichen hin (rufen, klingeln, trommeln) wird entweder vorher bestimmtes Material aufgeräumt, oder es wird so viel wie möglich eingesammelt, bis das Signal wieder ertönt.
  • Sinnliches Aufräumen: Unter einem Tuch oder einer Kiste befindet sich ein Gegenstand, etwa ein Baustein. Diesen gilt es zu ertasten. Dann werden alle Bausteine aufgeräumt.

Bei den Aufräumspielen sollten (natürlich) auch die Eltern selbst mitmachen. Vielleicht reicht es auch schon, wenn man sagt: „Wenn du jetzt schnell/ordentlich aufräumst, können wir länger draußen/im Schwimmbad/bei Freunden bleiben!“ Mottos wie „Das Genie beherrscht das Chaos“ oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ können gute Leitsätze sein.

Anika Schunke ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an. Sie lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Hoch, runter, drüber, drunter

„Wie kann ich in meiner kleinen Wohnung dem Bewegungsdrang meines Kindes gerecht werden?“

Das Kinderzimmer ist der perfekte Ort, da es das eigene Reich der Kinder ist. Das Kind soll sich darin wohlfühlen und seine Bedürfnisse nach Bewegung, Spiel, Rückzug und Selbsttätigkeit stillen können. Um dem gerecht zu werden, bietet es sich an, den zur Verfügung stehenden Raum auf die kindlichen Bedürfnisse anzupassen.

UMRÄUMEN
Wie bei jeder Neugestaltung wird erstmal gemeinsam „Inventur“ gemacht. Womit spielt/lernt das Kind noch, womit nicht? Für was ist es zu alt? Ist etwas kaputt? Kann Spielzeug ausgelagert werden? Sind diese Fragen geklärt, empfehle ich, das Zimmer komplett leer zu räumen und dann neu einzurichten. In kleinen Räumen ist es wichtig, jeden Quadratzentimeter ideal zu nutzten. Hochbetten sind eine gute Lösung, denn sie sind Multifunktionsmöbel. Unter ihnen kann eine Spiel- oder Kuschelecke, der Schreibtisch oder der Kleiderschrank eingerichtet werden. Die Seitenteile können als Regale oder Ablagen genutzt werden. Um dem Bewegungsdrang der Kinder Freiräume zu schaffen, sollte möglichst viel Bodenfläche frei sein. Regale sollten entweder an der Wand hängen oder so stabil sein, dass sie bestiegen und bespielt werden können. Es ist nicht sinnvoll, einen Spieletisch mitten ins Zimmer zu stellen. Verwenden Sie lieber robuste Hängeregale in verschiedensten Ausführungen, um Ihrem Kind das Spielen im ganzen Zimmer zu ermöglichen. Somit fördern Sie Kreativität, Orientierungsvermögen und Raum-Lage- Kompetenz, wenn zum Beispiel das Spielzeugauto in der Hand durch das ganze Zimmer, hoch, runter, drüber und drunter fährt. Wenn der Kleiderschrank nicht unter dem Hochbett eingerichtet wird, können Hängeregale einen Meter unter der Decke angebracht werden und dienen als Kleiderablage. Mit Treppenregalen können die Kinder leicht selbst an die Kleider kommen und haben gleichzeitig Bewegung! Mit Schmirgelpapierstreifen macht man die Stufen rutschfest. Die Treppenregale sind ihrerseits wiederum Stauraum für Spielzeug oder Kleidung.

WENIGER REGELN, MEHR SPASS
Bei kleinen Zimmern ist es wichtig, dass die Kinder nicht noch durch zu viele Regeln eingeschränkt sind, das frustriert unnötig. Überlegen Sie genau, welche Regeln sein müssen und stellen Sie auch nur diese auf! Im Kinderzimmer sind empfindliche Oberflächen fehl am Platz. Sie müssen widerstandsfähig sein. So ermöglichen Sie dem Kind, sein ganzes Zimmer zum Spielen zu nutzen. Die Autos können auf dem Regal fahren, aufgebautes Spielzeug darf dort stehenbleiben! Und der Boden ist zum Toben immer noch frei! Dieser sollte mit einem Teppich ausgelegt sein, als Wohlfühlfaktor, als Fallschutz und als Schallschutz. Er ist rutschsicher und ermöglicht es den Kindern, auf Strümpfen im Kinderzimmer zu spielen, was wiederum förderlich für die Fußgesundheit und die Sinneswahrnehmung ist. Es nimmt etwas Zeit, Arbeit und vielleicht auch Geld in Anspruch, aber es steigert die Ausgeglichenheit Ihres Kindes!

Anika Sohn ist Erzieherin und bietet Bewegungs-Kurse für Eltern und Kinder an: familiebewegt. de. Sie lebt in Neuhofen (Pfalz).