Beiträge

Soziale Netzwerke – gehören Kinderbilder auf Insta und Co?

Soziale Netzwerke laden dazu ein, das eigene Leben mit dem Rest der Welt zu teilen. Dabei stehen Eltern oft vor der Frage: Kann ich ein Bild von meinem Kind posten? Mediencoach Iren Schulz rät zur Vorsicht.

Das Familienleben hält jede Menge aufregende, lustige und besondere Momente bereit. Und weil Eltern sich gern daran erinnern und stolz auf ihre Kinder sind, werden die Erlebnisse mit der Smartphone-Kamera festgehalten und in privaten oder eben auch öffentlichen Communities geteilt. Insbesondere soziale Netzwerke bieten eine Plattform. Auch wenn Eltern positive Gedanken dabei haben, übersehen sie leider, dass solches Bildmaterial im Prinzip für jede(n) zugänglich ist und in falsche Hände geraten kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass digitale Medien wie das Smartphone heute selbstverständlicher Bestandteil des Familienalltags sind und nicht nur bei der Organisation helfen, sondern auch eine Art Erinnerungskiste, Verbindungsschnur und Sammelalbum darstellen. Gleichzeitig ist aber die Kindheit eine besonders schützenswerte Lebensphase. Wir als Erwachsene tragen die juristische und erzieherische Verantwortung dafür, dass Kinder sicher und gut aufwachsen können.

Das Recht am eigenen Bild

Juristisch gesehen ist das zum Beispiel darüber geregelt, dass auch Heranwachsende ein Recht am eigenen Bild haben. Weil sie aber noch nicht selbst über die Veröffentlichung entscheiden können, sind Eltern gefragt, hier besonders sensibel und sorgsam zu entscheiden. Denn sicher ist, dass Kinderfotos im Netz das Risiko für unerwünschte Kontakte oder eine problematische Weiterverwendung bergen. Deshalb sollten sich Eltern gut überlegen, ob und auf welche Art und Weise sie Kinderfotos im Netz und in sozialen Netzwerken verbreiten.

Öffentlich zugängliche Profile, Portale und Programme sind dafür nicht geeignet. Wenn Bilder veröffentlicht werden, sollten Kinder auf diesen Fotos nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, von hinten oder mit Sonnenbrille. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fotos keine Kontextinformationen wie personenbezogene Daten zum Kind, Standortdaten oder Ähnliches enthalten. Zudem sollten Eltern regelmäßig die Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in ihren Social-Media-Profilen überprüfen. Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen sind absolut tabu!

Gute Routinen und Regeln

Mit dem Älterwerden sollten Heranwachsende in die Entscheidung einbezogen und gefragt werden, ob sie einverstanden sind, dass ein Foto von ihnen erstellt und geteilt wird. Kinder haben nicht nur ein gutes Bauchgefühl, sondern eben auch ein Recht darauf und lernen so, bewusst und souverän mit den Möglichkeiten digitaler Medien umzugehen. Hierbei ist auch noch einmal die Vorbildrolle von uns Erwachsenen angesprochen. Wenn wir uns verantwortungsvoll mit und in digitalen Medien bewegen, gute Routinen und Regeln in der Familie etablieren und auch mal ohne Smartphone zum Ausflug antreten, wird es eher gelingen, diese Handlungsweisen an unsere Kinder weiterzugeben. Und mal ehrlich: Ist nicht jeder Ausflug und jedes Erlebnis schöner, wenn die Familie mit allen Sinnen – und nicht mit allen Bildschirmen – dabei ist?

Dr. Iren Schulz ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

Soziale Netzwerke – gehören Kinderbilder auf Insta und Co?

Soziale Netzwerke laden dazu ein, das eigene Leben mit dem Rest der Welt zu teilen. Dabei stehen Eltern oft vor der Frage: Kann ich ein Bild von meinem Kind posten? Mediencoach Iren Schulz rät zur Vorsicht.

Das Familienleben hält jede Menge aufregende, lustige und besondere Momente bereit. Und weil Eltern sich gern daran erinnern und stolz auf ihre Kinder sind, werden die Erlebnisse mit der Smartphone-Kamera festgehalten und in privaten oder eben auch öffentlichen Communities geteilt. Insbesondere soziale Netzwerke bieten eine Plattform. Auch wenn Eltern positive Gedanken dabei haben, übersehen sie leider, dass solches Bildmaterial im Prinzip für jede(n) zugänglich ist und in falsche Hände geraten kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass digitale Medien wie das Smartphone heute selbstverständlicher Bestandteil des Familienalltags sind und nicht nur bei der Organisation helfen, sondern auch eine Art Erinnerungskiste, Verbindungsschnur und Sammelalbum darstellen. Gleichzeitig ist aber die Kindheit eine besonders schützenswerte Lebensphase. Wir als Erwachsene tragen die juristische und erzieherische Verantwortung dafür, dass Kinder sicher und gut aufwachsen können.

Das Recht am eigenen Bild

Juristisch gesehen ist das zum Beispiel darüber geregelt, dass auch Heranwachsende ein Recht am eigenen Bild haben. Weil sie aber noch nicht selbst über die Veröffentlichung entscheiden können, sind Eltern gefragt, hier besonders sensibel und sorgsam zu entscheiden. Denn sicher ist, dass Kinderfotos im Netz das Risiko für unerwünschte Kontakte oder eine problematische Weiterverwendung bergen. Deshalb sollten sich Eltern gut überlegen, ob und auf welche Art und Weise sie Kinderfotos im Netz und in sozialen Netzwerken verbreiten.

Öffentlich zugängliche Profile, Portale und Programme sind dafür nicht geeignet. Wenn Bilder veröffentlicht werden, sollten Kinder auf diesen Fotos nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, von hinten oder mit Sonnenbrille. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fotos keine Kontextinformationen wie personenbezogene Daten zum Kind, Standortdaten oder Ähnliches enthalten. Zudem sollten Eltern regelmäßig die Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in ihren Social-Media-Profilen überprüfen. Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen sind absolut tabu!

Gute Routinen und Regeln

Mit dem Älterwerden sollten Heranwachsende in die Entscheidung einbezogen und gefragt werden, ob sie einverstanden sind, dass ein Foto von ihnen erstellt und geteilt wird. Kinder haben nicht nur ein gutes Bauchgefühl, sondern eben auch ein Recht darauf und lernen so, bewusst und souverän mit den Möglichkeiten digitaler Medien umzugehen. Hierbei ist auch noch einmal die Vorbildrolle von uns Erwachsenen angesprochen. Wenn wir uns verantwortungsvoll mit und in digitalen Medien bewegen, gute Routinen und Regeln in der Familie etablieren und auch mal ohne Smartphone zum Ausflug antreten, wird es eher gelingen, diese Handlungsweisen an unsere Kinder weiterzugeben. Und mal ehrlich: Ist nicht jeder Ausflug und jedes Erlebnis schöner, wenn die Familie mit allen Sinnen – und nicht mit allen Bildschirmen – dabei ist?

Dr. Iren Schulz ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

Medienkonsum: „Handys wegnehmen funktioniert heute nicht mehr“, sagt der Social-Media-Papa

Tobias Bücklein ist Vater des bekannten YouTubers Oskar (@dieseroskar). Im Interview berichtet der Pädagoge und Social-Media-Experte, wie Eltern ihre Kinder in den sozialen Netzwerken begleiten können.

Sie haben einen Ratgeber zum Umgang mit TikTok, Snapchat und Co. geschrieben. Warum meinen Sie, braucht es so etwas?
Ich glaube, es braucht einen Ratgeber, weil die Entwicklung dieser Plattformen so schnell gegangen ist, dass so etwas wie ein Erziehungsvakuum entstanden ist. Die Mittel, die meine Eltern bei mir und auch ich noch bei meinem älteren Kind angewandt haben, um den Medienkonsum zu regulieren, sind durch die Erfindung des Smartphones innerhalb kürzester Zeit stumpf geworden. Meine Eltern haben früher einfach den Fernseher ausgemacht, oder ich habe das Handy weggenommen. Das funktioniert heute nicht mehr.

Von Pornos bis Tötungsszenen ist alles zugänglich

Wieso nicht?
Früher war das Handy nur zum Telefonieren da. Heute vereint es viel mehr Möglichkeiten! Es findet ein Großteil unserer Kommunikation darüber statt. Wir benutzen es, um herauszufinden, wann der Bus fährt, um Nachrichten zu lesen, uns Wissen anzueignen. Man kann auf allen möglichen Kanälen jede Menge lernen und hat die Möglichkeit, sich auszudrücken und auch Resonanz dafür zu bekommen.

Es gibt aber auch Gefahren. Welche sind das Ihrer Meinung nach?
Eine völlig unterschätzte Gefahr ist, dass viele Apps die Funktionsweisen unseres Gehirns ausnutzen: Sie analysieren, was wir gern mögen, und bieten uns exakt das immer wieder an. Das Prinzip ist, dass man so lange wie möglich auf dieser Plattform bleibt, die dafür wiederum Geld bekommt. Eine weitere Gefahr ist, dass heute alle möglichen Inhalte frei zugänglich sind: von den besten Tötungsszenen bis hin zu Pornos.

Die drittgrößte Gefahr ist die einseitige Wahrnehmung. Wenn man auf Instagram unterwegs ist, bekommt man den Eindruck, dass die Wirklichkeit nur aus gutaussehenden, perfekten Menschen besteht, die immer Erfolg und gute Laune, aber nie Stress haben. Die Gefahr ist, dass man anderen dabei zuguckt, wie sie ein perfektes Leben führen, und dabei selbst sein eigenes Leben vergisst oder als minderwertig betrachtet. Hinzu kommen Gefahren wie Kosten oder Urheberrechts-Fallen.

Eltern sollten Bescheid wissen

Wie können Eltern ihre Kinder vor diesen Gefahren schützen?
Das größte Problem ist, dass Eltern oftmals keine Ahnung haben. Entweder erlauben sie den Kindern alles oder aber sie verbieten alles, weil es ihnen gefährlich erscheint. Die sozialen Medien sind wie eine Großstadt: Da gibt es Kindergärten, Schulen, Parks, Spielplätze, schöne Geschäfte. Es gibt aber auch Puffs, Drogendealer und Gewalt. Sie können das Kind weder einsperren und ihm verbieten, sein Viertel zu verlassen, noch es nachts allein rausschicken. Sie sind dafür zuständig, Ihrem Kind den Weg durch die Großstadt zu zeigen! Dafür müssen Sie es aber auch kennen.

Eltern sollten sich unbedingt damit auseinandersetzen und eine Haltung dazu haben: Was für Werte will ich meinem Kind vermitteln? Und inwieweit wird es durch die Anwendungen unterstützt oder gefährdet? Kommen Sie darüber auch mit Ihren Kindern ins Gespräch, fragen Sie, warum sie welche Anwendung gern nutzen und scheuen Sie sich nicht, mit ihnen zusammen Neues auszuprobieren.

Interview: Ruth Korte

Immer zu spät dran

„Unsere Tochter (15) kommt immer zu spät. Ob zum Schulbus, zu Arztterminen oder zu Verabredungen mit Freundinnen. Wie können wir sie unterstützen, ihr Zeitmanagement in den Griff zu bekommen?“

Unpünktlichkeit ist keine Seltenheit unter Teens und hat vielfältige Gründe. In der Pubertät werden Werte hinterfragt, Hormone sorgen mitunter für Antriebslosigkeit und soziale Medien wie Facebook, WhatsApp und Co bieten eine willkommene Ablenkung. „Arzttermin? Ja gleich, muss nur noch kurz mit Freunden chatten.“ Zudem übernehmen viele Jugendliche keine Verantwortung für ihr Handeln. „Schulbus verpasst? Meine Eltern fahren mich dann.“

Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Tochter. Schildern Sie Ihren Standpunkt und legen Sie Ihre Beobachtungen möglichst wertfrei dar. „Ich habe mitbekommen, dass du zu spät zum Arzt gekommen bist.“ „Ich sehe, wie schwer es dir fällt, pünktlich zu Terminen zu kommen.“ Vermeiden Sie dabei Vorwürfe, denn diese aktivieren den Verteidigungsmodus. Signalisieren Sie Interesse an den Gedanken Ihrer Tochter: „Nervt es dich, immer zu spät dran zu sein?“, „Möchtest du daran etwas ändern?“, „Was kann dir helfen?“ Auf diese Weise erreichen Sie einen offenen Dialog.

ZEITMANAGEMENT-IDEEN

  • Zeitplan erstellen: Erstellen Sie gemeinsam einen Zeitplan und machen Sie daraus ein Ritual. Wie wäre es morgens mit 15 Min. Frühstück, 15 Min. im Bad, 5 Min. zur Haltestelle laufen, 10 Min. auf den Bus warten? Dabei ist es wichtig, die Zeiteinheiten großzügig festzulegen, um Puffer für Unvorhergesehenes zu haben. Denn wer kennt es nicht: Man will gerade los, und es fehlt die Busfahrkarte oder der Schlüssel …
  • Zeitpuffer schaffen: Um das Gehirn zu überlisten, kann das Vorstellen der Uhr/des Weckers zum Beispiel um zehn Minuten helfen. Während die Uhrzeit zum Handeln aufruft, besteht am Ende noch Puffer. Auch Arzttermine lassen sich gut gedanklich um 15 Minuten vorverlegen, um am Ende dann pünktlich zu erscheinen.
  • Zeitdiebe entlarven: Facebook, Smartphone und Co. sind klassische Zeitdiebe. Kurz noch die Nachricht beantworten, schnell noch den Post liken, und schon komme ich in Stress. Überhaupt sind diese „schnell noch…“-Dinge diejenigen, die uns Zeit rauben.
  • Timer einsetzen: Bevor Sie als Eltern immer wieder antreiben, macht es Sinn, nonverbale Signale einzusetzen, zum Beispiel durch den Timer an der Uhr oder die Erinnerungsfunktion des Smartphones.

ABSPRACHE, VERANTWORTUNG, KONSEQUENZ
Übertragen Sie Ihrer Tochter die Verantwortung für ihr Handeln und besprechen Sie Konsequenzen bei Unpünktlichkeit. Verpasst Ihre Tochter den Schulbus, muss sie auf den nächsten warten. Kommt sie zu spät zum Abendbrot, warten Sie nicht auf sie. Logische Konsequenzen sind hilfreich, um eine Änderung des Verhaltens zu erreichen. Wichtig: Treffen Sie im Vorfeld klare Absprachen und stellen Sie Ihre Tochter nicht vor vollendete Tatsachen. „Ich trau dir zu, dass du es pünktlich zum Schulbus schaffst. Sollte es misslingen, musst du auf den nächsten Bus warten.“ Befürchten Sie eine große Diskussion, wenn der Fall tatsächlich eintritt? Dann rate ich zu einer Art Vertrag, also der schriftlichen Fixierung der Absprachen.

Melanie Vita ist Diplomsozialpädagogin und Lerntherapeutin. Sie wohnt mit ihrer Familie in Ulm.

Alles nur Idioten?

„Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.“ Dieser Spruch springt mir heute  bei Facebook ins Auge. Er wurde bereits tausendfach geteilt und mit „Gefällt mir“ versehen.

Sprüche wie dieser sind beliebt. Und beruhen wahrscheinlich schon auf echten Erfahrungen. Aber die Haltung, die dieser Spruch vermittelt, macht mich traurig. Wenn ich in den Menschen um mich herum erst einmal Idioten sehe – bin ich dann überhaupt noch in der Lage, vorurteilsfrei auf sie zuzugehen? Bin ich dann noch offen zu verstehen und nachzuvollziehen, warum mein Mitmensch sich so verhält, dass es mich nervt oder stresst?

Zum Glück ist mir heute auch ein anderer Spruch bei Facebook begegnet: „Verurteile keinen Menschen, bevor du nicht eine Meile in seinen Schuhen gegangen bist.“

Das ist ungeheuer schwierig und anspruchsvoll. Und viel aufwändiger, als „Idioten“-Sprüche bei Facebook zu teilen. Aber das ist eine Haltung, in der ich leben möchte. Und ich würde mir wünschen, dass auch meine Mitmenschen sich die Mühe machen, mal in meine Schuhe zu steigen. Auch wenn die manchmal ganz schön ausgelatscht sind und manchmal ziemlich eng …

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Gefährliches Wetthungern im Netz

Essstörungen gehören bei Jugendlichen zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Viele Beiträge der so genannten Pro-Ana und Pro-Mia Bewegung im Netz glorifizieren oder verharmlosen Essstörungen. Im Social Web suchen Jugendliche Hungerpartner und fordern sich zu gefährlichen Wettbewerben heraus. Dabei werden Bilder oder Videos von ausgemergelten Mädchen vielfach geliked und geteilt.

In den Communitys animieren sich die jungen Anhängerinnen der Bewegung zum Hungern oder suchen ihren „Anabuddy“ („Ana“ von Anorexia Nervosa, „buddy“ im Sinne von Kumpel). jugendschutz.net recherchierte im Frühjahr 2015 die Bandbreite und Dimension der Verbreitung von Selbstgefährdungsinhalten und konstatiert, dass alleine beim Bilder- und Videodienst Instagram unter dem Hashtag #anabuddy in mehr als 90.000 Beiträgen Hungerpartner gesucht wurden.

Die Betreiber der Bilder- und Videocommunity Instagram informieren zwar über die Problematik der Essstörung, wenn etwa unter den einschlägig bekannten Hashtags der Pro-Ana und Pro-Mia Bewegung gesucht wird. Dennoch werden die bedenklichen Bilder und Videos angezeigt und die User können sich weiterhin untereinander vernetzen.

Weitere Informationen und Materialien zum Thema:

Quelle: klicksafe.de

Die totale Überwachung?

In Südkorea sind Eltern seit Kurzem verpflichtet, eine Überwachungs-App zu installieren, wenn Kinder unter 19 Jahren ein neues Smartphone erhalten. Die bekannteste dieser Apps heißt „Smart Sheriff“. Sie informiert die Eltern  über den Aufenthaltsort ihres Kindes und darüber, welche Programme es nutzt und welche Websites es besucht. Außerdem schlägt sie Alarm, wenn Suchbegriffe wie „Selbstmord“ oder „Schwangerschaft“ eingegeben werden. Die Eltern können von ihrem Smartphone aus Programme blockieren – etwa wenn das Kind länger spielt als abgemacht. Apps wie diese gibt es überall, dass aber Eltern zu ihrer Nutzung verpflichtet werden, ist bisher nur in Südkorea der Fall.

Viele koreanische Eltern freuen sich über die Möglichkeiten der App und nutzen sie. Andere kritisieren die Überwachung der Kinder und umgehen die gesetzlichen Vorgaben, indem sie ihrem Kind ihr Zweithandy überlassen. Kritiker sehen die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche mit dem Bewusstsein aufwachsen, dass die Überwachung ihrer Internetaktivitäten etwas ganz Normales sei.

Natürlich müssen Eltern ihre Kinder schützen. Und Smartphones bieten viel Gefährdungspotenzial, zumal immer jüngere Kinder mit diesen Geräten „ausgestattet“ werden. In einer Umfrage gaben 11 Prozent der deutschen Eltern an, ihrem Kind ein Handy oder Smartphone in die Schultüte zu stecken. In Südkorea sehen die Zahlen anders aus: Hier haben bereits 72 Prozent der Grundschüler ein Smartphone.

Wie im echten Leben kann man Kinder nicht vor allem schützen und bewahren. Aber Eltern dürfen auch nicht die Augen vor den Gefahren des Internets verschließen und hoffen, dass schon nichts passieren wird. Kinder und Jugendliche zu überwachen, kann aber nicht die Lösung sein. Stattdessen sind Eltern gefordert, Medienerziehung zu leisten.

Im Grunde ist es wie mit der Verkehrssicherheit: Die Eltern zeigen ihren Kindern, worauf sie beim Überqueren der Straße achten müssen. Sie machen es ihnen vor, begleiten sie, üben mit ihnen. Und wenn sie sicher sind, dass Max und Anna allein die Straße überqueren können, dürfen sie auch allein zur Schule gehen – am Anfang vielleicht noch mit einer Warnweste ausgestattet. Allerdings würde man einem Erstklässler auch kein Motorrad als Vehikel für die Fahrt zur Schule anvertrauen.

So ist es auch mit der Medienerziehung: Das Vorbild der Eltern und das gemeinsame Üben, wie das Internet funktioniert und welche Risiken es birgt – zum Beispiel am heimischen PC -, sind die Voraussetzung, dass ein Kind oder Teenie irgendwann allein ins Internet geschickt werden kann. So wie die Warnweste kann hier ein Jugendschutzprogramm hilfreich sein, das es auch für Smartphones gibt (z.B. Vodafone Child Protect). Und so wie man ein Grundschulkind nicht mit dem Motorrad zur Schule schicken würde, sollte man ihm auch kein Smartphone mitgeben.

Und wenn es dann doch so weit ist, hilft ein „Vertrag“, gute Regeln für die Smartphone-Nutzung aufzustellen. Beispiele dafür findet man hier: www.mediennutzungsvertrag.de. Gleiches gilt für soziale Netzwerke. Auch hier sind Regeln wichtig: Welche Fotos dürfen gepostet werden? Außerdem sollten Eltern mit ihren Kindern und Jugendlichen im Gespräch bleiben. Sich zeigen lassen, was die Freundin bei Instagram gepostet hat. Gemeinsam über Youtube-Videos lachen oder diskutieren. Eine komplette Überwachung halte ich aber nicht für sinnvoll. Ich schnüffel ja auch nicht im Tagebuch meiner Kinder herum.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Postkarten waren gestern

Viele Kinder und Jugendliche posten ihre Erlebnisse aus dem Urlaub direkt in sozialen Netzwerken oder versenden sie über Messenger. „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ rät Eltern, mit ihren Kindern über geeignete Motive und Kanäle zu sprechen.

Urlaubsbilder gibt es heutzutage in Echtzeit. Viele Jugendliche nehmen sich direkt am Strand oder Hotelpool über das Smartphone auf und teilen die Bilder über mobile Messenger oder soziale Netzwerke. „Am besten achten Eltern darauf, welche Bilder ihr Kind mit wem teilt und gehen selbst mit gutem Beispiel voran“, sagt SCHAU HIN!-Mediencoach Kristin Langer.

Auf Risiken hinweisen

Jugendliche nutzen solche Selfies zur Beziehungspflege, um Botschaften zu senden und andere Freunde zu Hause an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Zudem verspricht dies viele „Likes“ und „Follower“. Eltern können ihr Kind bestärken, nicht jeden Trend mitzumachen, und sich nicht unter Druck gesetzt zu fühlen, ständig zu posten und außergewöhnliche Aufnahmen zu bieten. Wichtiger ist es, den Moment zu genießen, gerade in Freizeit und Urlaub. Dabei weisen Eltern darauf hin, dass Bilder sich kaum entfernen lassen, wenn sie einmal online sind. Andere können sie kopieren, herunterladen, bearbeiten und weiterverschicken.

Motive gut auswählen

Eltern besprechen lieber mit ihrem Kind, welche Fotos ins Netz können und welche nicht, etwa freizügige Bilder beim Baden oder Spielen am Strand. Eher bieten sich Fotos an, auf denen Personen nicht direkt zu erkennen sind, zum Beispiel mit Sonnenbrille und Hut, oder Landschaften im Fokus stehen. Eine weitere Alternative sind durch Filter verfremdete Bilder. Generell gilt: Vor dem Posten zweimal überlegen, ob das Bild wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt ist und ob es einem später unangenehm sein könnte.

Bildrechte anderer beachten

Oft sind auf den Schnappschüssen auch andere Personen zu erkennen, deren Rechte am eigenen Bild gewahrt werden müssen. Denn fehlt bei verschickten Bildern die Einwilligung der abgebildeten Person, bedeutet dies eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts und des „höchstpersönlichen Lebensbereichs“, wenn die Aufnahmen in privaten Räumlichkeiten erstellt wurden. Hierauf und auf damit möglicherweise verbundene rechtliche Konsequenzen sollten Eltern ihre Kinder hinweisen.

Daten schützen

Stellen Kinder ausgewählte Fotos in soziale Netzwerke, sind in der Beschreibung weder der vollständige Name noch Adresse oder Telefonnummer zu nennen oder der Standort anzugeben. Dies geht nur engere Freunde etwas an, die darüber auch so Bescheid wissen. Ratsam ist auch, dass Eltern mit ihrem Kind die Einstellungen bei WhatsApp, Facebook und anderen Diensten einstellen und regelmäßig überprüfen, wenn sie diese nutzen.

Unangenehme Bilder melden

Kursieren eigene Bilder online, die einem unangenehm sind, können Eltern oder Jugendlich diese dem jeweiligen Betreiber des Angebots melden, Beschwerdestellen wie www.jugendschutz.net, www.internet-beschwerdestelle.de oder www.i-kiz.de nutzen und bei schwereren Fällen auch der Polizei melden. Facebook bietet etwa eine entsprechende Möglichkeit, Instagram eine Hilfe-Seite für Eltern.

Der Medienratgeber SCHAU HIN! bietet auf www.schau-hin.info Bildstrecken mit Kinderseiten, -apps, und -büchern zum Thema Reisen und Urlaub, Hinweise zu Sicherheitseinstellungen für mobile Geräte sowie eine kostenlose App mit Spieleideen für drinnen, draußen und unterwegs.

Info: „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Telekommunikationsunternehmens Vodafone, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF sowie der Programmzeitschrift TV SPIELFILM. Der Medienratgeber für Familien unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.