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Gaben entdecken, Stärken fördern

„Wie kann ich meiner Tochter (8) helfen, ihre Gaben zu entdecken und ihre Stärken auszubauen?“

Für uns Eltern ist es eine wichtige und schöne Aufgabe, in unseren Kindern die Gaben zu sehen und zu bestätigen, die Gott in sie hineingelegt hat. Mit sieben oder acht Jahren sind sie oft schon starke Persönlichkeiten und haben klare Vorstellungen davon, was sie wollen und was nicht. Das erlebe ich zumindest bei meiner eigenen Tochter Sara (7) so, und ich finde es gut, auch wenn es manchmal anstrengend sein kann.

ZEIT ZU ZWEIT
Um die Gaben Ihrer Tochter zu entdecken, brauchen Sie Zeit mit ihr allein. In den gemeinsamen Zeiten können Sie Ihre eigenen Interessen mit ihr teilen und dabei viel Interessantes wahrnehmen! Im Alltag versuche ich, meine Tochter mit dem Blick Gottes zu sehen, der positiv und wohlwollend ist. Ich bitte ihn konkret darum, mir seinen Blick für meine Lieben und auch mich selbst zu schenken. Das macht einen großen Unterschied! Sara liebt es zum Beispiel zu lesen. Sie machte sehr schnell Fortschritte und hatte am Ende der ersten Klasse schon zahlreiche Bücher verschlungen! Ich legte eine Leseliste an und sie durfte für jedes ausgelesene Buch einen Sticker aufkleben. Auch in diesem Jahr hat sie eine solche Liste und ich merke, wie sie dadurch zusätzlich motiviert ist.

POSITIV KOMMUNIZIEREN
Sara schreibt auch gerne, vor allem Schreibschrift. Allerdings ist sie dabei oft unkonzentriert und lässt sich leicht ablenken. Deshalb ermahne ich sie zwar, dabei versuche ich jedoch etwas Positives zu kommunizieren, wie: „Ich finde es toll, dass dich so viele Dinge rundherum interessieren und dass du so viel siehst und hörst. Mach mal schnell die Schreibübung fertig, dann hast du wieder Zeit für die anderen Sachen.“ Ein anderes Mal bemerke ich, wie sie sich eine CD mit Bibelgeschichten nach der anderen „reinzieht“. Ich lobe sie für ihren Wissensdurst und frage sie nach ein paar Details, die sie mir meistens stolz wie aus der Pistole geschossen beantwortet. Ich äußere mich positiv über ihr wirklich bemerkenswertes Bibelwissen. Dieses Jahr zu Weihnachten hat sie sich eine BibleArt- Journaling Kinderbibel gewünscht. Einige Seiten hat sie schon bunt gestaltet, und ich finde ihre Bilder toll. Manchmal nehmen wir uns Zeit, um gemeinsam in unseren Bibeln zu lesen und sie kreativ zu gestalten. Dabei unterhalten wir uns über Gott, tauschen Sticker aus und bewundern gegenseitig unsere Kunstwerke. Ich liebe diese besonderen Zeiten.

WACHSENDE PERSÖNLICHKEIT
Was ich im Umgang mit Jüngeren bei ihr wahrnehme, ist eine echte Lehrergabe. Zwar kommandiert sie ihren jüngeren Bruder manchmal sehr herum, doch hat sie auch eine hingebungsvolle Art, ihm Dinge beizubringen. Auch ihre Hilfsbereitschaft ist bemerkenswert und ich danke ihr, wenn sie mal extra in den Keller flitzt, um mir etwas zu holen. Ich denke, es ist nicht so wichtig, wie oft Sie Ihre Tochter loben oder ihre Talente positiv erwähnen, sondern dass Sie sie als eigenständige, wachsende Persönlichkeit wahrnehmen und schätzen. Es ist ein spannender Prozess und ein Privileg, als Mutter hautnah dran zu sein und zu ihrer Entwicklung beizutragen!

Maria Lang lebt mit ihrer Familie in Wieselburg (Österreich) und arbeitet als Buchautorin, Illustratorin und Referentin.

Einzigartig gemacht

Ein Gastbeitrag von Christiane Seipel:

Max (6) sitzt frustriert hinter seinem Teller. Wieder hat die Butter den Kampf gegen die Brotscheibe gewonnen. „Ich kann das nicht!“, jammert er. Genervt nimmt seine Mutter den Teller und rettet, was noch zu retten ist. „Es ist auch kein Wunder, wenn du nicht übst. Schau dir deine Schwester an. Sie ist erst vier und sie kann das auch!“

Auch Jennifer (9) ist frustriert. Sie hat eine schlechte Note in Mathe geschrieben und darf sich anhören, wie gut ihre ältere Schwester Tanja in der vierten Klasse war und dass sie sich mehr anstrengen müsse, wenn sie, wie Tanja, auf das Gymnasium wolle.

Wieso neigen wir dazu, unsere Kinder miteinander zu vergleichen?

Das gilt nicht nur für Geschwister. Wir schielen bereits im Windelalter nach der „Konkurrenz“. Wer kann als Erstes laufen, wer ist als Erstes trocken und wer wechselt als Erstes in die nächsthöhere Kleidergröße?

Dabei ist die Welt doch gerade aufgrund unserer Unterschiedlichkeiten so bunt und vielseitig.

Vielleicht wird Max später als Wissenschaftler entscheidende Dinge entwickeln. Und möglicherweise wird Jennifer für ihren späteren Berufswunsch Mathe nicht so dringend brauchen wie Selbstachtung.

„Du hast mich geschaffen – meinen Körper und meine Seele, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen.“ (Psalm 139, 13-15)

Gott hat jeden von uns einzigartig geschaffen. Wie viel weniger Frust gäbe es, wenn wir die Kinder in ihrer Einzigartigkeit annehmen und unterstützen würden! Ist es nicht unser Ziel, unsere Kinder zu Erwachsenen mit einem gesunden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu erziehen? Wie könnten wir das besser erreichen, als wenn wir jedem von ihnen ihren eigenen Wert zuschreiben? Wenn wir ihr Selbstvertrauen stärken, indem wir ihre Stärken fördern und sie in ihrer Schwäche unterstützen, ganz ohne leuchtende Beispiele, nach denen sie sich richten sollen. Schauen Sie sich Ihr Kind an: Es ist wunderbar und einzigartig gemacht!

Christiane Seipel lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in der idyllischen Wetterau