Umgang mit Enttäuschungen
„Unser Sohn (3) gerät schnell aus der Fassung, wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. Wie können wir ihn darin unterstützen, den Umgang mit Enttäuschungen zu lernen?“
Kindern fällt es noch deutlich schwerer als uns Erwachsenen, mit Frust umzugehen. Das liegt daran, dass sie ihre Gefühle noch nicht so gut regulieren können. Der Bereich des Gehirns, welcher für die Vernunft zuständig ist, entwickelt sich erst nach und nach und ist erst mit ca. zwanzig Jahren voll funktionstüchtig. Der Gehirnbereich der Gefühle hingegen ist schon von Geburt an voll ausgebildet. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche viel öfter von ihren Gefühlen überflutet werden. In solchen Situationen an ihre Vernunft zu appellieren („Jetzt reiß‘ dich mal zusammen!“), hilft überhaupt nicht.
EMOTIONEN ZULASSEN
Stattdessen sollten Sie als Eltern Ihrem Kind auf der emotionalen Ebene begegnen, also durch Berührungen, Umarmungen und beruhigendes Zusprechen. Wählen Sie Worte, die die Gefühle ernst nehmen, aber gleichzeitig Sicherheit vermitteln. Also nicht „So schlimm ist das doch nicht“, denn das führt nur dazu, dass Ihr Kind sich unverstanden fühlt. Besser sind Aussagen wie: „Ich verstehe, dass das jetzt ganz blöd für dich ist! Das ist normal, dass man sich ärgert, wenn so etwas passiert!“ Wichtig ist, nicht gleich ein „Aber …“ hinterherzuschieben, sondern das erst einmal so stehen zu lassen. Hilfreich ist es ebenfalls, das Weinen oder Toben zuzulassen, solange niemand gefährdet wird. Babys und auch Kinder brauchen diese Ausdrucksformen immer wieder, um Stress abzubauen und das Erlebte zu verarbeiten. Sagen Sie also nicht: „Du musst doch nicht weinen!“, sondern lieber: „Es ist okay, wenn man weint. Das tut manchmal ganz gut.“
LÖSUNGSVORSCHLÄGE ANBIETEN
Wenn Ihr Kind ein wenig ruhiger wird, können Sie mögliche Lösungsvorschläge anbieten, zum Beispiel: „Sollen wir es nochmal zusammen versuchen?“ Oder den Konflikt nachbesprechen, beispielsweise: „Ich weiß, dass du gern zum Spielplatz wolltest und sauer warst, dass es nicht ging. Das lag daran, dass wir einen Arzttermin hatten und sonst wären wir zu spät gekommen. Manchmal geht nicht alles, was man gern möchte und das ist dann ärgerlich. Aber wenn du möchtest, können wir heute Nachmittag zum Spielplatz gehen.“
UMGANG MIT MISSERFOLG
Es gilt, die Gefühle immer erst ernst zu nehmen und wenn der erste Gefühlssturm nachlässt, sanft das Denken in eine positive Richtung zu lenken. So könnten Eltern sagen: „Ich verstehe, dass du dich darüber ärgerst, dass das nicht geklappt hat. Manches braucht einfach noch Zeit und man muss lange üben. Aber du kannst schon so viel anderes: Laufrad fahren, auf die Toilette gehen und ganz schnell rennen …“ Wichtig ist auch der eigene Umgang mit Misserfolgen. Wir können unseren Kindern vorleben, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen. Es hilft Kindern, wenn Eltern ehrlich zugeben: „Das kann ich leider nicht, da müssen wir mal schauen, ob uns jemand helfen kann.“ Oder: „Schade, das hat nicht geklappt. Aber nicht so schlimm, ich versuche es noch einmal.“ Damit hängt auch die Botschaft zusammen, dass der Wert eines Menschen nicht von seinen Leistungen oder Erfolgen abhängt.
Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatung für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me).
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