Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Wer bezahlt den Führerschein?

„Meine Tochter (17) will bald ihren Führerschein machen. Die Kosten dafür sind immens. Kann ich von ihr verlangen, einen Teil des Geldes selbst zu verdienen?“

Einen Führerschein zu erwerben, ist tatsächlich eine sehr teure Angelegenheit geworden. Mittlerweile müssen dafür 1.500 bis 2.000 Euro bzw. 3.000 bis 4.000 Franken eingeplant werden. Die Durchfallquoten sind in den letzten Jahren angestiegen und liegen sowohl bei den theoretischen als auch den praktischen Prüfungen bei über 30 Prozent. Eine Prüfung zu wiederholen, lässt die oben angegebenen Kosten nochmals anwachsen. Eine Ausgabe von einer solchen Höhe wird in den meisten Familien eingeplant und erspart werden müssen.

Der Führerschein ist für viele Jugendliche gleichzeitig ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Er ist, je nach Wohnort und Berufswahl, vielleicht auch notwendig. Wichtig ist, das Gespräch mit Ihrer Tochter über den Führerschein auf Augenhöhe zu führen. Wenn Sie Dinge einfach nur verlangen und die Regeln vorgeben, wird das Widerstände in ihr auslösen. Ein Gespräch, in dem Sie, aber auch Ihre Tochter, gleichberechtigt Ihre Wünsche und Vorstellungen äußern und Möglichkeiten aushandeln können, ist zielführender.

NICHT GEGENEINANDER, SONDERN MITEINANDER

Vielleicht ist es Ihnen auch wichtig, dass Ihre Tochter lernt, dass man im Leben nicht alles geschenkt bekommt, sondern es auch anstrengend sein kann, sich Wünsche zu erfüllen. Machen Sie deutlich, dass Sie grundsätzlich eine unterstützende Haltung haben, dass sich Ihr Kind nicht gegen Sie durchsetzen muss, sondern dass Sie sich gemeinsam den durchaus anstrengenden Realitäten des Lebens stellen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander für den Führerschein.

Und dann können Sie gemeinsam kreativ werden und überlegen, wie das Geld für einen Führerschein zusammenkommen könnte. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Ihre Tochter nimmt einen Ferienjob oder Nebenjob an.
  • Großeltern unterstützen in der Regel gern ihre Enkelkinder. Ihre Tochter könnte bei Ihnen um Unterstützung bitten.
  • Ihre Tochter könnte sich zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten Geld wünschen.
  • Ein gemeinsam angelegtes, zweckgebundenes Sparbuch, bei dem Sie jeden Euro, den Ihre Tochter einzahlt, verdoppeln.
  • Gibt es Erspartes, auf das zurückgegriffen werden kann?

Bei all diesen Überlegungen, die sich um den Führerscheinerwerb drehen, kann schon geklärt werden, wie es danach weitergeht. Zu welchen Bedingungen darf Ihre Tochter das vorhandene Familienauto mitnutzen? Gehen damit auch Verpflichtungen einher, zum Beispiel Einkäufe oder Fahrdienste zu übernehmen? Soll sie sich an der Autopflege beteiligen? Damit wird der Führerschein ein gutes Übungsfeld auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Michaela Schnabel lebt in Witten. Ihre drei Töchter haben einen Führerschein, den sie sich jeweils zu 2/3 selber finanzieren mussten.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com