Family Schulden

„MEIN SOHN HAT SCHULDEN“

„Als ich kürzlich bei meinem Sohn zu Besuch war, zeigte er mir mehrere Schreiben von Inkasso-Unternehmen, die Geld von ihm forderten. Das Grundproblem ist, dass er mit seinem Einkommen nicht klarzukommen scheint. Wie sollen wir als Eltern uns verhalten?“

Zunächst einmal können Sie ihm signalisieren, dass Sie sich freuen, dass Ihr Sohn so viel Vertrauen hat, dass er sich Ihnen öffnet. Denn zuzugeben, dass man sich finanziell übernommen hat und mit den Konsequenzen nicht mehr klarkommt, ist beschämend und kostet wirklich Mut. Ein erster Impuls, die Schulden zu übernehmen, sollte gut bedacht werden. Oft ist zu beobachten, dass der junge Erwachsene sich danach erneut verschuldet.

WIE KOMMT ES ZU SCHULDEN?

Das selbstständige Leben mit festen Verpflichtungen wie Miete oder Strom ist für junge Erwachsene noch ungewohnt und birgt manche Tücken. Im Freundeskreis dazuzugehören, kostet Geld: Mobilität, Erreichbarkeit, Fitness- studio, gemeinsame Unternehmungen … Schnell geht da der Überblick verlo-ren. Auch unvorhergesehene Ereignisse wie eine Stromnachzahlung oder eine Autoreparatur sind nicht so leicht aufzufangen. Bargeldloses Bezahlen (ec-Karte, Lastschriften) erschwert es, den Überblick über die Ausgaben zu behalten. Für vieles werden Verträge abgeschlossen. Dabei Kündigungsfristen im Auge zu behalten, gelingt nicht immer. Eine typische Falle für Schulden bei jungen Erwachsenen sind Verträge, die für Freunde abgeschlossen werden. Der Freund verspricht, regelmäßig zu zahlen, doch schon nach kurzer Zeit funktioniert das nicht mehr.

WAS HILFT?

Im akuten Fall ist ein Gang zur Verbraucher- oder Schuldnerberatung anzuraten. Die fachliche Unterstützung, um die Rechtmäßigkeit der Forderungen zu überprüfen, einen Ratenzahlungsplan aufzustellen oder auch Vergleiche mit den Gläubigern zu schließen, ist sehr hilfreich. Vorbeugend ist es sinnvoll, ein Haushaltsbuch zu führen. Monatliche und jährliche Einnahmen und Ausgaben übersichtlich einzutragen, bedeutet auch, sich mit seinem Konsum auseinanderzusetzen. Weshalb gebe ich Geld wofür aus, welche Einstellungen stehen dahinter? Ein Haushaltsbuch braucht Disziplin, ist aber hilfreich, um das eigene Konsumverhalten besser kennenzulernen. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßig Geld zurückzulegen, damit unvorhergesehene Ausgaben und größere Investitionen finanziert werden können.

Erwachsen werden bedeutet auch, Fristen und Termine einzuhalten, sich begehrte Dinge zu versagen, bis man sie sich leisten kann, den Überblick über die komplexe finanzielle Situation zu erwerben. Es ist ein Lernprozess, bei dem Fehler passieren dürfen.

Geld ausgeben zu können hat in unserer wohlstands- und konsumorientierten Gesellschaft Bedeutung für das Selbstwertgefühl und sichert die soziale Zugehörigkeit. In einem gemeinsamen Gespräch könnten diese Aspekte besprochen werden.

Michaela Schnabel ist Mutter von drei erwachsenen Töchtern. Sie arbeitet als Sozialpädagogin und lebt in Witten.

 

→ Finanz-Helfer

Haushaltsbücher gibt es auch digital oder als App, z.B. den „Finanzchecker“der Sparkasse.

Hilfreiche Tipps und Tools gibt es auf diesen Websites:

www.verbraucherzentrale.de
www.geldundhaushalt.de
www.schulden.ch