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Doula mit Herz

Marit Boguslawski ist zertifizierte Doula. Das heißt, sie begleitet Frauen bei der Geburt. Eine Hebamme ist sie allerdings nicht. Ein Interview.

Was genau ist eine Doula?

Eine Doula ist eine Geburtsbegleiterin. Sie hat Erfahrung und schon eigene Kinder geboren. Sie ist nur bei der Geburt mit dabei und für das Wohl der Mutter da.

Also eine Art Hebamme?

Eine Hebamme hat eine längere und intensivere Ausbildung hinter sich und auch mehr Aufgaben und Verantwortung. Sie muss bei der Geburt zum Beispiel auch das Baby genau im Blick behalten sowie nicht zuletzt wegen des Personalmangels die anderen Entbindenden im Kreißsaal. So kann es immer wieder zu Unterbrechungen und Störungen kommen, die die Mütter verunsichern oder verängstigen. Diese Lücken kann die Doula füllen. Sie ist ausschließlich für die Mutter da und begleitet sie vom Anfang bis zum Ende der Geburt.

Man hat also im besten Fall eine Hebamme und eine Doula?

Genau. So wäre es perfekt.

Es geht nicht ums Betüddeln

Es gibt aber Frauen, die unter der Geburt nicht gern betüddelt werden …

Es geht nicht ums Betüddeln, sondern darum, dass jemand für die Frau da ist, ihr etwas zu trinken gibt, mit ihr atmet, sie massiert und ermutigt, darauf achtet, dass die Tür geschlossen bleibt und nicht ständig jemand reinkommt – vor allem, wenn der Vater nicht mit dabei sein kann.

Werden Sie von den Vätern nicht als Konkurrenz gesehen?

Wenn mich Eltern engagieren, treffen wir uns erst einmal zu einem Kennenlerngespräch, um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Dann sprechen wir Erwartungen ab und wer bei der Geburt welche Aufgabe übernimmt. Ich dränge mich nicht dazwischen. Ich bin einfach nur da. Die Männer waren bisher immer erleichtert, mich dabeizuhaben, weil sie so mal verschnaufen oder auch mal rausgehen konnten, ohne ihre Frauen allein zu lassen. Übrigens auch die Hebammen, die ja häufig mehrere Frauen gleichzeitig betreuen.

Viele Frauen sind nach einer Geburt traumatisiert

Warum sind Sie Doula geworden?

Mich haben Erzählungen von Geburten betroffen gemacht, die wegen fehlender Anwesenheit Ermutigender, mangelnder Empathie und auch falscher Krankenhauspolitik schiefgelaufen sind. Viele Frauen sind nach einer Geburt so traumatisiert und desillusioniert, dass sie sich im schlimmsten Fall keine weiteren Geburten vorstellen können. Ich finde es schade, dass das Wunder Gottes so ein Akt geworden ist und glaube, dass eine Geburt perfekt von Gott vorbereitet ist und es besser klappen kann. So habe ich es auch erlebt. Ich bin eigentlich Erzieherin und wollte nicht zurück in den Kindergarten, nachdem ich drei Kinder bekommen habe und zehn Jahre zu Hause war. Also habe ich eine Weiterbildung zur Doula gemacht. So mache ich zwar nicht in der Masse, aber bei der einzelnen Frau einen Unterschied.

Haben Sie das auch so erleben können?

Ja. Viele Mütter haben mir zurückgemeldet, dass sie sich nicht erträumt hätten, dass eine Geburt auch so verlaufen kann, entspannt, fast unspektakulär – so, wie es sein sollte. Sie kommen mit unterschiedlichen Erwartungen zur Geburt. Ich kann ihnen dienen und zur Seite stehen, egal was kommt, indem ich zeige: „Ich bin da. Du bist nicht allein.“ Ich bin bisher immer sehr erfüllt und beglückt aus dem Kreißsaal gegangen, weil ich das Gefühl hatte, die richtige Person für diese Frau gewesen zu sein.

Interview: Ruth Korte

Eine Doula finden:

doulas-in-deutschland.de
doula.ch
doula.at
Die Kosten variieren zum Teil stark. Es gibt auch Angebote auf ehrenamtlicher Basis und eine finanzielle Unterstützung einkommensschwacher und alleinerziehender Frauen.

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  1. […] konnten, gab es vor allem eins: Wohlwollen. Alle waren sich einig: Das eine beste Geschenk zur Geburt gibt es nicht. Denn es ist individuell sehr unterschiedlich, wem was gefällt und […]

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