Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Zu jung zum Heiraten?

„Meine Tochter und ihr Freund (beide 18) wollen heiraten. Ich finde, dass sie dafür zu jung sind. Sie leben noch zu Hause, schließen gerade die Schule ab und haben noch so viel vor sich. Kann der Mangel an Lebenserfahrung ihnen irgendwann vor die Füße fallen?“

Während Frauen jahrzehntelang als bemitleidenswert galten, wenn sie mit über 20 Jahren noch ledig waren, liegt das durchschnittliche Heiratsalter inzwischen bei 32 Jahren. Der Grund für die meisten jungen Menschen, nicht so früh zu heiraten, ist, dass sie vorher ihre eigenen Ziele realisieren wollen. Dass Auslandserfahrungen oder eine berufliche Karriere gemacht werden wollen, bevor man heiratet, ist nachvollziehbar, jedoch kein Garant für eine gelungene Ehe.

Wenn zwei Menschen früh heiraten, können sie ihr Leben in Bezug auf Job, Hobby, Wohnort und vieles mehr gemeinsam gestalten. Das kann ein Vorteil sein. Bei älteren Paaren treffen zwei nahezu ausgereifte Lebensentwürfe aufeinander, die nicht immer kompatibel sind. Das kann früher oder später zu Konflikten führen. Junge Menschen sind durchaus flexibler, sich aufeinander einzustellen, Kompromisse zu finden oder sich mit Abstrichen zu arrangieren. Haben Ihre Tochter und ihr Freund schon eine längere, vielleicht sogar jahrelange Beziehung, hatte ihre Freundschaft bereits viel Zeit zu wachsen. Sie haben sicherlich nicht nur die angenehmen Seiten des anderen kennengelernt. Zuneigung bekommt damit eine andere Qualität, und die Entscheidung, zusammenzubleiben, wird sicherer.

BEDENKEN ÄUSSERN

Suchen Sie auf jeden Fall das Gespräch mit Ihrer Tochter und Ihrem zukünftigen Schwiegersohn und sprechen Sie über Ihre Bedenken. Fragen Sie sie auch nach ihren Beweggründen. Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind bei dem Gespräch absolute Voraussetzung. Die Entscheidung bleibt letztendlich bei Ihrer Tochter und deren Freund, denn mit 18 Jahren sind sie zwar noch jung, gelten vor dem Gesetz aber als erwachsen.

Sprechen Sie auch über Geld. Ausbildungsvergütungen, Stipendien oder BAföG bieten jungen Paaren eine finanzielle Basis. Wenn Eltern einspringen, ist das nett. Doch nehmen sich manche Eltern damit bewusst oder unbewusst das Recht heraus, sich in die Beziehung ihrer Kinder einzumischen und Erwartungen zu stellen. Darum sollte es von vornherein klare Absprachen geben, wo die Grenzen sind.

GRUND ZU FEIERN!

Wichtig ist, dass jedes Paar über Möglichkeiten informiert wird, wie man mit schwierigen Beziehungssituationen umgeht. Denn die werden kommen. Eltern sind für die Beziehungen der Kinder selten gefragte Ratgeber. Wir haben unsere Kinder immer zu Freundschaften mit anderen Paaren ermutigt. In vielen Gemeinden gibt es zudem Gesprächsangebote für Paare, und bei Seminaren von Team.F und anderen Anbietern werden sie vor der Ehe mit wichtigen Themen konfrontiert. Letztendlich ist und bleibt es ein schönes Signal, wenn zwei Menschen entscheiden, sich fest aneinander zu binden. Eine Hochzeit ist immer ein Grund zum Feiern! Freuen Sie sich mit Ihren Kindern und bereiten Sie ihnen einen schönen und unvergesslichen Hochzeitstag! Die Hochzeiten meiner Kinder waren nach meiner eigenen die schönsten Feste.

Heidi Goseberg ist Mutter von vier erwachsenen Kindern, Großmutter und in der Leitung von Team.F, einer christlichen Organisation, die Ehen und Familien fördert.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com