Bis aufs Blut!
Für unsere Kinder würden wir auch noch unseren letzten Blutstropfen geben. Aber warum nur für unsere Kinder?
In unserem Verein gibt es gerade eine schöne Aktion: Für jedes Vereinsmitglied, das Blut spendet, zahlt das örtliche Blutspendezentrum 30 Euro an den Verein. Ein doppelt guter Zweck: Menschen erhalten die lebensrettende Blutkonserve und die Jugendarbeit des Vereins die notwendige finanzielle Unterstützung. Und so fand die Aktion auch großen Anklang. Alle äußerten sich positiv: „Super Idee!“ „Tolle Aktion!“ – Bis es darum ging, sich für fünf bis zehn Minuten auf eine Liege zu legen und 500 ml Blut abzugeben. In der ersten Aktionswoche waren zwei Vereinsmitglieder zum Spenden da. In der zweiten Woche sechs. Und ich bin maßlos enttäuscht.
Die meisten Erwachsenen in unserem Verein sind selbst Eltern. Für ihr Kind sind sie zu (fast) allem bereit. Sie würden ihm wahrscheinlich noch den letzten Blutstropfen opfern. Aber für fremde Kinder und Erwachsene sind sie nicht mal bereit, 500 ml abzugeben, die der Körper in der Regel problemlos wieder ausgleicht. Wie in so vielen Lebensbereichen engagiert man sich erst dann, wenn man selbst oder die eigene Familie betroffen ist. Dabei benötigen laut einer Info des Schweizerischen Roten Kreuzes vier von fünf Menschen – also 80 Prozent der Bevölkerung – mindestens einmal in ihrem Leben Blut oder ein Medikament aus Blutprodukten. Demgegenüber stehen in der Schweiz nur 2,5 Prozent der Bevölkerung, die regelmäßig Blut spenden. In anderen Ländern sieht es wohl nicht besser aus. In Deutschland werden pro Tag (!) 15.000 Blutspenden benötigt. Der Bedarf steigt. Und die Spender werden eher weniger als mehr.
Deshalb mein Plädoyer: Geht Blut spenden, liebe Eltern! Nicht nur, weil es jederzeit passieren könnte, dass euer Kind Blutkonserven benötigt. Es ist ein Akt der Nächstenliebe, der einen nicht viel kostet: ein bisschen Zeit und ein bisschen Blut.
Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Bochum.