Die WG
Sindy und Jochen Zumbach leben, wovon manche träumen und wovor andere zurückschrecken: eine Lebensgemeinschaft mit gemeinsamen Wohnräumen und verbindlichen Regeln. Family-Autor Jörg Berger hat sie besucht und nach ihren Erfahrungen befragt.
Zumbachs jüngste Tochter öffnet die Tür und führt mich nach oben. Abwartend bleibe ich im Türrahmen der Wohnküche stehen. Mich kann keiner bemerken, denn die Bewohner der WG haben die Köpfe gesenkt, offenbar um für das bevorstehende Gespräch zu beten. Es wird mir schwer werden, die WG nicht zu idealisieren: Zumbachs und ihre Mitbewohner haben gute Laune.
Die Verteilung von Sitzplätzen, Getränken und Kuchen wird perfekt organisiert. Manchmal ist es nur ein kurzer Blick, der darüber wacht, was der andere braucht. Auch wenn einer über den anderen etwas sagt, prüft ein Seitenblick, wie das Gesagte ankommt. Keiner muss kämpfen, um zu Wort zu kommen. Ich ahne, dass ein solches Zusammenspiel nicht zufällig entsteht und auch seinen Preis hat.
Wie eine Fügung
Wie alles anfing? Während eines Seminars zum Thema Berufung steht Sindy die Herausforderung vor Augen: „Mach aus dem Haus eine Lebensgemeinschaft.“ Sindy fragt sich, wie ihr Mann Jochen das wohl aufnimmt. Doch der Seminarreferent beruhigt sie: „Wenn es eine Berufung für euch als Familie ist, wird Gott dem anderen auch ein Ja dazu geben.“ Wie richtig diese Aussage ist, wird bald deutlich. Jochen beschäftigt sich zeitgleich mit dem Leben der ersten Christen, wie es im Neuen Testament beschrieben ist: Menschen trafen sich regelmäßig in ihren Häusern, beteten, hielten das Abendmahl, waren füreinander da.
Von dieser Vorstellung fasziniert, wirkt eine ungeplante Veränderung wie eine Fügung: Zumbachs haben sich gemeinsam mit einer zweiten Familie ein Haus gekauft. Diese will ausziehen und ihren Teil wieder verkaufen.
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