Erzwingen kann man nichts
„Unser Teenager (15) steckt in einer Glaubenskrise. Er zweifelt alles an, was er bis jetzt geglaubt hat und was uns wichtig ist. Wie sollen wir damit umgehen?“
Ich kann Ihre Sorgen sehr gut verstehen, da ich selbst zwei Teenie-Söhne (15 und 13) habe. Die Pubertät fordert uns als Eltern oft sehr heraus. Diese Phase ist eine Krise – sowohl für uns als auch für unsere Jugendlichen. Teenager hinterfragen alles bisher Übernommene und wollen ihren eigenen Weg finden. Das bedeutet aber auch, dass sie sich mal eine Zeitlang distanzieren von Dingen, die bisher selbstverständlich waren.
PLÖTZLICH ANDERS
Ich habe mit meinen Söhnen zum Beispiel viele Outdoor-Aktivitäten gemacht, weil ich ihnen einen engen Bezug zur Natur vermitteln wollte. Inzwischen haben sie kaum noch Interesse daran, mit mir wandern zu gehen, sondern sitzen lieber stundenlang vor dem Computer oder treffen Freunde.
Auch ein positiver Bezug zum christlichen Glauben war mir wichtig. Wir haben von klein auf viel gelesen, waren bei christlichen Musicals und Kindergottesdiensten. Die Jungs nahmen zweimal an einem christlichen Zeltlager teil und spielten in einer christlichen Fußballgruppe. Doch irgendwann nach der Firmung kam der Punkt, an dem sie die sonntäglichen Gottesdienste nicht mehr cool genug fanden und zu Hause blieben.
TEENAGER BRAUCHEN FREIHEIT
Meine Söhne entfernten sich immer mehr von den Dingen, die mir persönlich so wichtig und wertvoll sind. Das war schmerzhaft. Doch innerlich spürte ich ganz genau, dass ich sie lassen musste. Erzwingen kann man nichts in dieser Zeit. Teenager brauchen die Freiheit, um ihre eigenen persönlichen Entscheidungen zu treffen und herauszufinden, was ihnen im Leben wichtig ist. Was ich Eltern in dieser Situation sehr raten kann, ist:
- Lassen Sie Ihren Teenager los. Er ist auf seinem Weg, erwachsen zu werden.
- Lassen Sie Ihre fixen Vorstellungen los, wie er seinen Glauben ausüben sollte.
- Zeigen Sie Interesse an ihm, seiner Welt und seiner Sichtweise der Dinge.
- Bestärken und ermutigen Sie ihn regelmäßig. Loben Sie die Charaktereigenschaften, die Sie besonders an ihm mögen.
- Seien Sie verfügbar, sodass sich jederzeit Gespräche ergeben können.
- Seien Sie sparsam mit Kritik. Teenager haben mit sich selbst schon genug Probleme.
- Zeigen Sie ihm in seiner ganz persönlichen Liebessprache, dass Sie ihn lieben (guter Buchtipp: „Die fünf Sprachen der Liebe für Teenager“ von Gary Chapman).
- Haben Sie Geduld. Nicht alle Reifeprozesse sind mit 18 abgeschlossen.
- Seien Sie ein gutes Vorbild. Glauben zu leben ist viel wichtiger, als darüber zu reden.
- Beten Sie für ihn.
Maria Lang lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich. Sie ist ausgebildete Krankenschwester und derzeit als Autorin und Kulturvermittlerin im Stift Melk tätig.