Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Hat unser Sohn ein Alkoholproblem?

„Unser Sohn (22) wohnt in einer WG, wo gern und häufig gefeiert wird. Nun habe ich mitbekommen, dass er dabei sehr oft zu viel trinkt. Ich mache mir Sorgen, dass er in eine Alkoholsucht hineinrutscht. Aber wie kann ich das ansprechen?“

Für rund 96 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren ist Alkohol bei Feiern, beim Grillen am See oder eben beim WG-Treffen kaum wegzudenken. Für viele gehört Alkoholkonsum einfach dazu. Die Suchtgefährdung darf natürlich nicht vergessen werden. Aber: Nicht immer ist der Konsum gefährlich oder führt gar zu einer Sucht.

ANGST UND UNSICHERHEIT ALS AUSLÖSER?

Der Übergang in die erste Freiheit mit all ihren Risiken und Möglichkeiten ist für Eltern und ihre erwachsenen Kinder eine anstrengende und nervenaufreibende Bewährungsprobe. Die jungen Erwachsenen müssen ihr Leben nun allein organisieren. Es entstehen neue Erfahrungs- und Entwicklungsräume. Gleichzeitig fehlt die enge familiäre Begleitung durch das räumliche Zusammenleben, was mit einem gefühlten „Kontrollverlust“ des Elternhauses einhergeht. Dies sorgt unter Umständen für Angst und Unsicherheit.

Loslassen ist eine der größten Herausforderungen für Eltern. Besonders schwierig wird es, wenn der eingeschlagene Weg des Kindes nicht der gewünschten Norm entspricht oder gar gesundheitsgefährdend ist. In solchen Situationen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Kontakt zu halten. Hier ein paar hilfreiche Tipps:

  • Situation analysieren: Machen Sie sich ein möglichst breites Bild der Lebenssituation Ihres Kindes. Hat er einen stabilen und verlässlichen Freundeskreis? Wird allein getrunken? Gab es bereits konkrete negative Konsequenzen durch das Konsumverhalten? Gibt es mögliche Gründe für den Konsum (Entspannung, Überforderungen, Hilflosigkeit, Frustrationen)?
  • Werfen Sie einen Blick in die Vergangenheit: Wie und vor allem weshalb wurde in Ihrer Familie Alkohol getrunken? Wie war der frühere Konsum Ihres Kindes? Was wurde konsumiert? Und nicht zu vergessen: Gibt es in Ihrer Familie Suchterkrankungen?
  • Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander: Machen Sie sich zur Fachfrau oder zum Fachmann. Im Internet gibt es vielfältige Angebote und Informationen seriöser Institutionen. Hilfreich kann auch ein unverbindlicher Besuch einer Suchtberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe für Angehörige sein.

OFFENER DIALOG

Wichtig ist es, die eigene Haltung durch Fakten und Reflexion zu stärken. So gehen Sie gut vorbereitet in die nächste Phase der Begleitung: den Dialog. Akzeptieren Sie dabei zunächst die Veränderungen im Leben Ihres Sohnes, zeigen Sie Interesse und schaffen Sie ausreichend Zeit und angenehme Situationen zum offenen Dialog. Äußern Sie aber auch Ihre womöglich berechtigten Sorgen und argumentieren Sie mit Fakten, ohne dabei zu dramatisieren. Erwarten Sie jedoch keine Wunder. „Liebgewonnenes“ Verhalten ist nicht leicht zu ändern. Aber es ist möglich. Bleiben Sie im Gespräch und vergessen Sie nicht: Sie tragen nicht die Verantwortung für das Handeln Ihres erwachsenen „Kindes“.

Niko Blug ist hauptamtlicher Mitarbeiter bei blu:prevent, der Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

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  1. […] auf sich hat. Manche Jugendliche kiffen, weil Freunde es tun. Sie wollen an einem Erlebnis in einer Gruppe teilhaben, Neues ausprobieren, Grenzen ausloten, Risiken eingehen – all dies kann dazu beitragen, mehr […]

  2. […] betroffene Jugendliche selbst ihren besten Freunden und Freundinnen, dass ein Elternteil an einer Sucht erkrankt ist. Meist verbirgt sich dahinter die Angst, dass alles nur noch schlimmer wird, wenn man […]

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