Hochbegabt?

„Die Lehrerin unseres Sohnes (7) meint, er sei hochbegabt. Sollen wir seinen IQ testen lassen?“

Perfekt, wenn ein Pädagoge Offenheit und Fachkenntnis zeigt in Bezug auf eine mögliche Begabung. Ab einem Intelligenzquotienten von 130 nennt man ein Kind hochbegabt. Ungefähr 2,1 Prozent der Bevölkerung erreichen solche Werte in einem genormten Intelligenztest in Kliniken oder Instituten.

LEIDENSDRUCK
Tatsächlich kann es für hochbegabte Kinder sehr belastend sein, in das normale Gesellschaftssystem „gedrängt“ zu werden: „Sei nicht so voreilig! Lass die anderen Kinder auch mal nachdenken! So viel solltest du noch gar nicht! Das ist nichts für Kinder. Doch, das üben wir noch einmal. Nein, das ist jetzt nicht das Thema.“ Das hochbegabte Kind fühlt sich oft nicht verstanden. Gleichaltrige wollen spielen, das hochbegabte Kind möchte diskutieren und Fragen stellen. Manches Kind empfindet einen enormen Leidensdruck. Es gibt eine Reihe von belastenden Merkmalen, welche bei Kindern auftreten, denen die normale Anforderung nicht genügt: Verträumtheit, Aggression, Selbstzweifel und Kontaktschwierigkeiten mit Gleichaltrigen gehören dazu. Stellen Sie Auffälligkeiten bei Ihrem Kind fest? Viele Wege werden mit einem Gutachten leichter. Auch Sie als Eltern setzen sich möglicherweise tiefer mit einem Thema auseinander, wenn Sie wissen, wo Sie persönlich dran sind. Allerdings wächst mit der Gewissheit auch das Verantwortungsgefühl. Viele Eltern fühlen sich dann in der Pflicht zu handeln. Ein Test sollte in jedem Fall Ihre freie Entscheidung sein. Ein hochbegabtes Kind denkt sehr gerne. Wie  ein Mensch, der das Laufen gelernt hat, auch laufen möchte, so möchte ein Kind, welches sehr viel intellektuelles Potenzial mitbringt, auch denken dürfen.

PRO UND CONTRA IQ-TEST
Vor der Entscheidung für einen IQ- Test sollten Sie sich fragen: Geht es hier nur um eine Zahl, um ein Ranking, ums Profilieren? Dann lassen Sie Ihren Sohn lieber nicht testen. Hilft Ihnen aber ein Testergebnis, eine bessere Anpassung des Schulalltags zu erwirken? Stellen Sie sich die Mitgliedschaft in einem Verein für Hochbegabte für Ihren Sohn bereichernd vor? Brauchen Sie Unterstützung von Stiftungen für Hochbegabtenförderung? Hilft es Ihnen familiär, besser auf Ihren Sohn einzugehen und Verhaltensweisen zu verstehen, wenn Ihnen ein Gutachten vorliegt? Dann lassen Sie Ihren Sohn testen. Achten Sie bei einem Test darauf, dass die meist privat zu tragenden Kosten stark variieren können. Außerdem sollten die Bedingungen stimmen: Ist Ihr Kind infektfrei, ausgeschlafen, bereit, mitzuarbeiten und nicht gestresst? Kennen sich die Fachkräfte Ihrer Anlaufstelle mit Hochbegabung aus? Ein Testergebnis kann durch bestimmte Faktoren schlechter ausfallen. Niemals aber kann sich Ihr Kind s chlauer m achen, a ls e s i st. Das Testergebnis s ollte in keinem Fall an Ihrer Beziehung etwas ändern oder in Streitsituationen verletzend auf den Tisch gelegt werden. Besprechen Sie sich mit Ihrem Sohn und Ihrem Partner. Gehen Sie offen und natürlich mit dem Thema um. Ihr Sohn soll sich nicht wie ein „Alien“ fühlen. Vermitteln Sie ihm, dass er geliebt ist, wie er ist und dass jeder Mensch auf seine Art besonders ist und besonders sein darf.

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  1. […] Probestunden in der Ranzenpost lag, da dachte ich an leuchtende Musiklehreraugen, an Worte wie „Naturtalent“ und „Überflieger“, an Talentwettbewerbe. Jetzt sitze ich hier im Wohnzimmer, höre „Summ, […]

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