My boobs, my business

Ruth Korte ärgert sich über blöde Kommentare zum Stillen.

Stillen ist eine tolle Sache. Darin sind sich Ärzte, Hebammen und Biologen einig. Muttermilch versorgt das Kind nicht nur mit allem, was es für sein Wachstum benötigt. Sie ist kostenlos, immer verfügbar, wohltemperiert und senkt das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes und Allergien. Auch die gesundheitlichen Vorteile für Mütter sind gut belegt: Wer stillt, erkrankt seltener an Herzkrankheiten und einer Reihe von Krebsarten wie etwa Brust- und Gebärmutterkrebs. Nicht zuletzt stärkt das Stillen die Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Es gibt also gute Gründe zu stillen. Dies ist inzwischen auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nachdem Stillen lange als verpönt und sogar gesundheitlich bedenklich galt, gibt es heute wieder mehr Still- als Flaschenkinder: Laut der Nationalen Stillkomission stillen hierzulande 90 Prozent aller Mütter nach der Geburt. Mit dem Alter des Kindes jedoch sinkt die Stillrate – genau wie die Toleranzrate in der Gesellschaft. Das zumindest ist mein Eindruck, wenn ich meine Tochter – bald zwei – stille. Ob sie denn nicht genug bekomme, ich sie noch stillen will, wenn sie in die Schule kommt und ob aus meinen Brüsten noch Milch heraus kommt, wurde ich schon häufig von etwas zu neugierigen Mitmenschen gefragt – stets rhetorisch natürlich.

Mein Kind nimmt seit seinem zehnten Lebensmonat alle nötigen Haupt- und Zwischenmahlzeiten zu sich. Trotzdem möchte sie manchmal noch gestillt werden, wenn sie müde ist zum Beispiel oder ängstlich. Ich genieße diese exklusive Zweisamkeit – wären da nicht die kritischen Stimmen und Blicke der anderen. Anders als in den ersten Lebensmonaten überlege ich inzwischen sehr genau, ob und wo ich meine Tochter anlege. Dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation sogar das Stillen im zweiten Lebensjahr und darüber hinaus.
Wir sind auf einem guten Weg, was Stillen angeht. Nun wünsche ich mir eine Stilltoleranz die über die ersten zwölf Lebensmonate andauert. Und mehr Respekt vor Langzeitstillenden. My boobs, my business.

Ruth Korte ist freie Mitarbeiterin bei Family und lebt mit ihrer Familie in Gießen.

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  1. […] zu stillen, die über das Saugen während der Nahrungsaufnahme hinausgeht. Dies darf gern an der Brust der Mutter geschehen, wenn die Mutter das bejaht. Grundsätzlich ist aber jede Mutter frei zu entscheiden, ob […]

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