Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Schadet vegane Ernährung?

„Meine Tochter (14) will sich vegan ernähren. Ist das nicht ein Problem bei Heranwachsenden? Und was müsste man beachten?“

Ihre Sorge ist nachvollziehbar und tatsächlich nicht ganz unbegründet. Generell gilt: Je einseitiger die Ernährung und je jünger das Kind ist, umso größer wird das Risiko einer Mangelversorgung. Junge Mädchen, die noch im Wachstum sind und schon ihre Regelblutung haben, haben schon bei Mischkost ein höheres Risiko, zum Beispiel einen Eisenmangel zu bekommen – bei veganer Ernährung steigt dieses Risiko deutlich an!

Mischkost ist die beste Kost

Ernährungswissenschaftler plädieren für eine Mischkost, die zwar überwiegend pflanzliche Lebensmittel enthalten sollte, jedoch in Maßen auch Fleisch. Wer kein Fleisch isst, senkt die Zufuhr von gut verfügbarem Eisen und Zink und auch von Vitamin B12 durch Lebensmittel deutlich. Bei zusätzlichem Verzicht auf Seefisch fehlt zudem eine wichtige Quelle für Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren. Wer komplett auf tierische Lebensmittel verzichtet, sich also vegan ernährt, nimmt zusätzlich weniger Kalzium und Vitamin B2 zu sich. Vitamin B12 und hochwertiges tierisches Eiweiß fehlen völlig!

Pflanzliches Eisen, das notwendig für den Aufbau von roten Blutkörperchen ist, ist für den menschlichen Körper nicht so gut verwertbar wie Eisen aus Fleisch und Wurst. Allerdings kann man durch Kombination von „Pflanzeneisen“ mit Vitamin C dieses Manko teilweise ausgleichen: Isst man sein Müsli (das Getreide enthält Eisen) mit Zitrusfrüchten (Orangen, Zitronen, Kiwi) oder sein Vollkornbrot mit frischer Paprikarohkost oder einem Glas Orangensaft, wird die Verwertbarkeit des pflanzlichen Eisens erhöht.

Eine ausreichende Jodzufuhr könnte bei ausschließlich pflanzlicher Ernährung durch jodiertes Speisesalz und durch mäßigen, aber regelmäßigen Verzehr zum Beispiel von Nori-Algen sichergestellt werden. Die „ovo-lacto-vegetarische“ Form der Ernährung, bei der neben Pflanzenkost auch Eier und Milchprodukte verzehrt werden, liefert auch Kalzium, vor allem wichtig für die Stabilität von Knochen und Zähnen, und Vitamin B2, notwendig für den Energie- und Eiweißstoffwechsel. Gewissheit über die Nährstoffversorgung schafft jedoch nur eine Blutuntersuchung.

Vegane Ernährung nur mit Präparaten

Bei langjähriger veganer Ernährung können schwere Vitamin-B12-Mangelzustände auftreten, die zur Blutarmut führen. Da aber Vitamin B12 auch sehr wichtig für die Entwicklung der Nervenzellen und des Gehirns ist, sollten Veganer ihre Kost unbedingt mit Vitamin-B12-Präparaten ergänzen. Auch der Bedarf an Vitamin D wird bei einer rein veganen Ernährung oft nicht gedeckt. Gerade in Wachstumsphasen, in denen Knochensubstanz aufgebaut werden soll, muss Vitamin D – genauso wie Vitamin B12 – durch Supplemente (Nährstoffpulver oder -tabletten) zugeführt werden.

Die meisten Jugendlichen, die sich vegan ernähren, lehnen erfahrungsgemäß aber jegliche „Zusatzstoffe“ oder Medikamente ab. Unter diesen Voraussetzungen ist eine vegane Ernährung gesundheitlich bedenklich und somit abzulehnen.

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com