Beiträge

„Mein Kind will nicht in die Kita“ – Diese Fragen sollten Sie unbedingt stellen

„Meine Tochter (5) ist immer gern in den Kindergarten gegangen. Aber nun weigert sie sich, sich morgens fertig zu machen. Was kann ich tun?“

Erst einmal ist es erfreulich, dass Ihre Tochter bisher immer gern in den Kindergarten gegangen ist. Das spricht dafür, dass sie sich dort grundsätzlich wohlfühlt. Nun gilt es herauszufinden, ob es Veränderungen gab, die ihre plötzliche Verweigerung erklären könnten. Gab es eventuell einen Personalwechsel? Treten Konflikte zwischen Ihrer Tochter und anderen Kindern auf? Gibt es Veränderungen im Tagesablauf oder in der Gruppenzusammensetzung? Am besten sprechen Sie darüber offen mit den Erzieherinnen und mit Ihrer Tochter.

FRAGEN SIE UNAUFFÄLLIG NACH

Suchen Sie einen ruhigen Zeitpunkt, an dem Sie es sich mit Ihrer Tochter gemütlich machen und sie behutsam fragen, warum sie auf einmal nicht mehr gern in den Kindergarten gehen mag. Wenn Ihre Tochter nicht antworten möchte oder den Grund selbst nicht benennen kann, kann es helfen, Beispiele zu nennen, etwa: „Manchmal kommt es vor, dass Kinder nicht mehr gern zum Kindergarten gehen, weil jemand sie ärgert oder weil sich etwas verändert hat, zum Beispiel bei den Erzieherinnen. Kennst du so etwas?“ Sie können auch immer mal wieder unauffällig Fragen stellen wie „Mit wem hast du denn heute gespielt?“ oder „Welche Erzieherinnen waren heute da?“ oder „War alles gut oder gab es heute Streit oder war jemand gemein?“.

BEARBEITEN SIE TRENNUNGSÄNGSTE

Nicht selten entstehen phasenweise Trennungsängste, die den Abschied erschweren. Überlegen Sie, wenn sich kein anderer Grund finden lässt, gemeinsam mit Ihrer Tochter, was ihr helfen könnte – vielleicht ein Kuscheltier-Begleiter oder etwas, das sie an Mama erinnert (zum Beispiel ein Tuch oder ein Mut-Stein)? Tolle Tipps dazu gibt es auch in dem Buch „Fremdeln-Klammern-Trennungsangst“ von Elizabeth Pantley.

SPRECHEN SIE OFFEN ÜBER SEXUALITÄT UND GEWALT

Obwohl es ein schwieriges Thema ist, sollte man immer wachsam sein in Bezug auf mögliche sexuelle oder aggressive Übergriffe, die auch Grund dafür sein können, dass ein Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte. Achten Sie sehr genau auf mögliche Verletzungen und fragen Sie vorsichtig: „Manchmal möchten Kinder auch nicht mehr zum Kindergarten, weil dort jemand etwas machen will, das sie nicht wollen. Zum Beispiel irgendwo anfassen, weh tun oder Fotos machen. Hast du das schon mal erlebt?“ Auch Kinderbücher helfen, über dieses Thema ins Gespräch zu kommen und Kinder grundsätzlich zu stärken (Mein Tipp: „Mein Körper gehört mir“ von Dagmar Geisler). Bei Unsicherheiten berät auch unverbindlich und kostenlos der Kinderschutzbund.

HOSPITIEREN SIE IN IHREM KINDERGARTEN

Sollten Sie auf diesem Weg nicht weiterkommen, wäre eine weitere Option, mal einen Tag im Kindergarten zu hospitieren. Sprechen Sie das vorher mit dem Kindergarten ab, mit der Begründung, herausfinden zu wollen, wie Sie Ihrer Tochter helfen können, sich wieder wohler zu fühlen. Erklären Sie Ihrer Tochter, dass Sie heute mal ausnahmsweise zu Besuch kommen dürfen, damit Sie nicht erwartet, dass das nun immer so läuft.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin auf elternleben.de und neuewege.me unterwegs. Illustration: Sabrina Müller

Wenn Eltern aus der Haut fahren

„Mein Sohn (5) bringt mich ständig auf die Palme. Neulich hat er beim Anziehen für den Kindergarten so lange getrödelt und gemeckert, bis ich ihn am Arm gepackt und angeschrien habe. Wie kann ich meine Gefühle im Zaum halten und meinem Kind auch in Stresssituationen beherrscht begegnen?“

Diese Situation kennt jede Mutter. Wir fühlen uns total hilflos, gestresst und überfordert. Wir kommen an unsere Grenzen und schauen dabei in emotionale Abgründe, die wir bei uns nie für möglich gehalten hätten. Das erschreckt uns und wir fühlen uns furchtbar. Verurteilen Sie sich nicht. Überlegen Sie stattdessen, wie Sie es in Zukunft besser machen können.

Beobachten Sie, in welchen Situationen Sie aus der Haut fahren. Auf immer gleiche, wiederkehrende Stresssituationen kann man sich vorbereiten! Einige Fragen, die in der beschriebenen Situation helfen könnten, sind: Warum trödelt Ihr Sohn? Möchte er überhaupt in den Kindergarten? Möchte er in dem Moment lieber noch etwas spielen? Haben Sie durch Termine Zeitlimits? Gefällt ihm die Kleidung, die für ihn bereitliegt?

DIE SITUATION ENTSTRESSEN

Sie können ihn zum Beispiel selbst Kleidung aus einer begrenzten Auswahl aussuchen lassen oder ihn auch mal im Schlafanzug in den Kindergarten schicken (dies sollten Sie natürlich vorher mit den Erzieherinnen absprechen). „Ich hab’s geschafft“-Listen können die Situation spielerisch entstressen. Ein weiterer Tipp, den Stress aus der Situation zu nehmen, ist, dass Sie sich und Ihrem Kind mehr Zeit vor dem Kindergarten lassen oder aber die Zeit vorher so begrenzen, dass Ihr Kind vor dem Gehen nicht noch ins Spielen gerät. Umso schwerer fällt es ihm dann natürlich, sich davon zu lösen.

Sie können auch mit Ihrem Kind in einem ruhigen Moment darüber sprechen, dass sein Verhalten Ihnen Stress bereitet und es fragen, wie es besser laufen kann. Manchmal muss man sich auch mal die Frage stellen: Ist an dieser Stelle ein Kampf wirklich sinnvoll und nötig?

INNERLICH BIS ZEHN ZÄHLEN

Fragen Sie auch andere Eltern, wie sie in solchen Momenten reagieren, und überlegen Sie vor solchen Eskalationen, wie Sie reagieren möchten. Vielleicht gibt es auch etwas, was Ihr Stresslevel senkt – zum Beispiel ein wenig Entschleunigung im Alltagsstress, eine Haushaltshilfe oder mehr Hilfe aus dem sozialen Umfeld? Ist die Situation da, versuchen Sie, innerlich einen Schritt zurückzutreten und bis zehn zu zählen. Und – was immer gut ist – schicken Sie ein Stoßgebet zu Gott. Sie können überhaupt (auch mit anderen) für gute Ideen beten und dafür, ruhig und liebevoll zu bleiben. Ist die Situation eskaliert, sein Sie nicht zu hart zu sich selbst. Wir alle machen Fehler. Haben Sie Geduld: Elternsein ist eine große Herausforderung, aber mit der Zeit verändert sich viel: Ihre Reaktionen und auch Ihr Kind.

Genau so, wie Sie Ihr Kind um Entschuldigung bitten können, dürfen Sie auch Gott um Vergebung bitten. Er erwartet nicht, dass Sie perfekt sind. Die gute Nachricht ist, dass Gott uns trotzdem liebt und uns genau das Kind anvertraut hat, das wir erziehen können! Wenn Gott uns das zutraut, dann hilft er auch.

Antje Voß ist verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und arbeitet als Hebamme in Gießen. Illustration: Sabrina Müller

 

 

Ein Monster unterm Bett

„Unser Sohn (4) kommt nachts immer in unser Bett, weil ein Monster unter seinem Bett ist. Wie gehen wir richtig mit seiner Angst um, und wie können wir ihm helfen?“

Zuerst einmal ist es wichtig, die Angst ernst zu nehmen, auch wenn Sie sich nicht erklären können, wo sie herkommt. Dann sollte Ursachenforschung betrieben werden, um mit der Angst umzugehen. Fragen Sie Ihr Kind am Tag danach, ob es das Monster beschreiben und vielleicht auch malen kann. So ist die Angst nicht mehr abstrakt. Zeigen Sie ihm aber auf keinen Fall Bilder von Monstern, das schürt die Angst nur unnötig!

DAS MONSTER VERJAGEN

Vielleicht wird hierbei schon klar, woher die Angst kommt. Wenn nicht, fragen sie nach: Wo kommt es her? Was will es von dir? Und die wichtigste aller Fragen: Wie können wir es bekämpfen oder verschwinden lassen? Wovor hat das Monster Angst? Was mag es gar nicht? Wenn sich Ihr Kind damit auseinandersetzt, lernt es Lösungswege kennen, die ihm auch in anderen Situationen helfen können. Wenn das Gespräch Ihr Kind zu sehr aufwühlt, machen Sie eine Pause, lassen Sie es spielen und greifen das Thema später wieder auf. Fragen Sie auch im Kindergarten nach, vielleicht können die Erzieherinnen oder andere Eltern Ihnen beim Forschen helfen.

Besprechen Sie beim Abendessen, was Ihrem Kind helfen kann, die Nacht in seinem Bett zu verbringen. Und was helfen kann, das Monster zu verjagen oder zu verhindern, dass es kommt. Gehen Sie auf die Vorschläge ein und setzen Sie diese mit Ihrem Kind zusammen um. Falls es selbst keine Vorschläge bringt, schlagen Sie einiges vor: die Tür öffnen, das Licht anlassen oder eine schützende Höhle bauen. Wenn nichts hilft, geben Sie ihm als letzten Ausweg die Möglichkeit, dass es Sie rufen kann und Sie dann bei ihm im Zimmer schlafen. So wird die Routine, ins Elternbett zu kommen, durchbrochen und Sie zeigen ihm andere Wege auf, mit der Situation umzugehen.

MEHR NÄHE?

Wenn Sie einen Lösungsweg besprochen haben, machen Sie daraus ein Ritual für die Bettgehzeit. Führen Sie das neue Ritual jeden Abend für mindestens drei Wochen durch. Wenn Ihr Sohn es dann noch nicht schafft, allein in seinem Bett zu bleiben, oder wenn ständig neue Monster auftauchen, sollten Sie noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Es kann sein, dass er einfach bei Ihnen sein möchte. Vielleicht macht er gerade einen Entwicklungsschritt und braucht dabei mehr Nähe als sonst.

Ihr Bedürfnis nach erholsamen Schlaf dürfen Sie hierbei aber nicht außer Acht lassen! Vielleicht können Sie vereinbaren, dass er an bestimmten Tagen oder erst ab einer gewissen Uhrzeit zu Ihnen ins Bett kommen darf. Eventuell müssen Sie auch darüber nachdenken, wie Sie Ihren Alltag etwas entschleunigen können, um entspannt, konstant und mit voller Aufmerksamkeit Zeit mit Ihrem Kind verbringen zu können.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein bei Karlsruhe und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Zahlen und Buchstaben

„Mein Sohn ist nun ein Vorschulkind, zeigt jedoch keinerlei Interesse an Zahlen, Buchstaben und am Malen. Wie kann ich ihn begeistern?“

Am besten funktioniert es spielerisch, indem der „Lernstoff “ an die Interessen der Kinder angepasst wird. Vielleicht starten Sie mit den Helden aus dem TV? Oft gibt es im Merchandising der Serien und Filme einiges an Fördermaterial, wie Spiele, Bilder- oder Malbücher.

ENTSPANNTE STIFTHALTUNG

Besonders in der ersten Klasse und im Kindergarten wird noch viel gemalt. Wichtig hierbei ist die entspannte Stifthaltung. Das Kind soll sich nicht verkrampfen, denn dadurch verliert es zum einen die Kraft in den Fingern und zum anderen schnell die Lust, da der Arm oder sogar Kopf und Nacken schmerzen. Durch das Malen am Tisch wird eine von vielen Schulsituationen geübt und darüber hinaus die Fähigkeit zur Konzentration, Genauigkeit, Hand-Auge-Koordination und Ausdauer. Kinder, die nicht gern malen, lassen sich eher motivieren, wenn es um Ihre Helden geht: Suchen sie gemeinsam am PC nach Ausmalbildern. Zu Beginn sollten Sie sich mit Ihrem Kind an den Tisch setzen. Malen Sie beide zusammen das Bild an. Wenn es fertig ist, darf Ihr Kind es aufhängen. Bald schon hat Ihr Kind kein Problem damit, ruhig am Tisch zu sitzen und ein Bild allein auszumalen. Das Gleiche gilt für Arbeitsblätter. Je nach Thema findet man jedoch kaum Vorlagen im Internet – da ist Kreativität gefragt.

SPIEL-IDEEN:

  • Heldenmemory: Sie brauchen für das Memory die Zahlen 1-5 (je nach Alter auch der Zahlenraum bis 10) auf einem Stück Pappkarton und kleine Bildchen der Helden Ihres Kindes. Sie basteln jeweils ein Pärchen mit zwei Karten; auf dem einen ist die Zahl zu sehen, auf dem anderen die entsprechende Anzahl an Figuren. Zum Beispiel: die Zahl 3 und 3 Feuerwehrmänner. Ziel ist es, immer die passenden Paare zu finden.
  • Heldenlotto: Für das Spiel brauchen Sie Bilder der Helden mit deren Namen und einzelne Buchstabenkärtchen. Die Buchstabenkärtchen werden gemischt und auf dem Tisch ausgebreitet. Nacheinander suchen die Spieler sich die Buchstaben, die zu ihrem Helden passen. Sie können hierfür auch Buchstabenwürfel basteln. Somit muss der Name des Helden erwürfelt werden.
  • Musik-Stopp-Spiel: Falls Sie einen zusammensetzbaren Schaumstoffteppich zum Thema Zahlen und Buchstaben haben, lösen Sie die Buchstaben/Zahlen heraus und verteilen sie im Raum/im Garten. Die Kinder müssen auf einen Buchstaben springen, wenn die Musik stoppt. Sie können die Buchstaben/Zahlen auch auf ein Blatt Papier schreiben. Zu Beginn suchen die Kinder sich die Buchstaben/Zahlen selbst aus und benennen diese, wenn sie das schon können. Wenn nicht, benennen Sie diese und die Kinder sprechen Ihnen nach. Später geben Sie die Buchstaben/Zahlen vor.
  • Nachtisch-Spiel: Sie nehmen zu Beginn drei Gummibärchen in die Hand und schließen diese zur Faust. Wenn das Kind bereit ist, öffnen Sie die Hand für ca. 2 Sekunden und schließen sie wieder. Das Kind sagt, wie viele Gummibärchen es gesehen hat. Stimmt die Anzahl, darf es diese essen. Ansonsten darf es noch mal raten. Danach wird gewechselt und Sie müssen genau hinschauen. Später können Sie die Anzahl erhöhen.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein (bei Karlsruhe) und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Mein unsichtbarer Freund

„Unser Sohn (4) hat seit kurzem einen unsichtbaren Spielgefährten. Wenn wir ihm seinen unsichtbaren Freund ausreden wollen, wird er wütend. Müssen wir uns Sorgen machen?“

Internationale Studien sagen, dass 37 Prozent der Kinder zwischen drei und sieben Jahren eine Weile mit einem imaginären Freund zusammenleben. Ihre Freunde entstehen in der Fantasie, sie sind mal bärenstark und schlau, mal keck und klein, aber immer unsichtbar. Andere Kinder beseelen zusätzlich ihre Stofftiere oder Gegenstände, mit denen sie reden und streiten, die sie ständig begleiten und schützen. Ein Ball im Wasser kann ein Delfin sein, ein Stock ein Pferd. Kommt ein Erwachsener hinzu, ist es sofort wieder der Stoffhase, Stock oder Ball. Das Kind wechselt blitzschnell zwischen seiner Fantasiewelt und der Realität. Insgesamt leben, laut Studien, 67 Prozent der Vorschulkinder in ihrer eigenen Vorstellungswelt.

FANTASIEVOLL UND INTELLIGENT

Ihr Kind „spinnt“ also nicht, es ist vielmehr eine ganz normale Entwicklung, es zeugt sogar von Intelligenz in diesem Alter zwischen Vorstellung und realer Welt umdenken zu können. Ihr Kind erfindet einen Fantasiefreund, der nicht immer ein Mensch sein muss. Diese Figuren entstehen entweder ganz in der blühenden Einbildungskraft oder werden durch Geschichten angeregt.
Der eingebildete Freund begleitet Ihr Kind nun Tag und Nacht, er muss sich nicht an Regeln halten, tut Dinge, die man niemals mit Mama oder Papa machen kann (zum Beispiel mit einem Einhorn durch den Wald reiten), er schützt das Kind oder ermutigt es. Gerade Einzelkinder suchen sich häufig einen Freund, der immer bei ihnen ist.

NEHMEN SIE IHR KIND ERNST

Wir Erwachsene leben ständig in einer realen Welt, es fällt uns häufig schwer, uns auf die „verrückten“ Ideen unserer Kleinen einzulassen. Gehen Sie auf den unsichtbaren Freund ein und lassen Sie ihn erzählen. So können Sie erfahren, was Ihr Kind bewegt, wovor es Angst hat, was es sich nicht zutraut oder wie es gerne wäre. Eher schüchterne Kinder werden sich einen starken Freund aussuchen. Großstadtkinder mit wenig Platz zum Toben suchen manchmal in ihrer Vorstellungskraft ein freieres Leben. Dieses unsichtbare Wesen begleitet Ihr Kind durch dick und dünn und hilft ihm die Welt, außerhalb des Elternhauses, mit all den Gefahren, Verboten und Geboten zu bewältigen. Manche Kinder entwickeln sogar ihre eigene Fantasiestadt, mit einer eigenen Sprache oder eigenem Geld. In der Kindertherapie werden schüchternen, ängstlichen oder auch auffallend aggressiven Kindern diese Fantasiewesen manchmal auch als Helfer und Beschützer zur Seite gestellt.
Mit Eintritt in die Schule wird ihr Kind immer mehr reale Freunde finden. Meist brauchen Kinder dann keine unsichtbaren Freunde mehr. Die kognitive Weiterentwicklung führt bei Grundschulkindern zu kritischem Denken, sie lernen ihre Gefühle besser auszudrücken und sind motorisch geschickter. Diese erweiterten Fähigkeiten helfen Ihrem Kind, die reale Welt immer besser zu meistern.

Doris Heueck-Mauß ist Entwicklungspsychologin und Psychotherapeutin und lebt in München

„Ich rede mit dir!“

„Unserer Tochter (5) reagiert häufig nicht, wenn wir sie um etwas bitten. Oft wissen wir uns nicht anders zu helfen, als bis drei zu zählen, damit sie reagiert. Was können wir tun?“

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind auf akustische Aufforderungen nicht reagiert, sollte zunächst beim Arzt abgeklärt werden, ob eine medizinische Ursache dahintersteckt. Eine akute Mittelohrentzündung oder vergrößerte Rachenmandeln können bei Kindern zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit führen. Die meisten Kinder sind jedoch topfit und hören trotzdem nicht. Zunächst sollten Eltern genauer hinschauen, in welchen Situationen das Kind nicht hört. Wenn Kinder ins Spiel vertieft sind oder ihren Gedanken nachhängen, ist es schwer, zu ihnen durchzudringen. Manchmal passiert es auch, dass sie einfach nur vergessen zu antworten. Auf die Frage „Bist du satt?“ registriert das Kind für sich „Ja, ich bin satt“, sagt es aber nicht laut.

NÄHE UND PRÄSENZ
Je kleiner das Kind ist, desto weniger bringt es, ihm aus der Entfernung etwas zuzurufen. Versuchen Sie stattdessen eine Verbindung herzustellen. Konkret bedeutet das: Körperkontakt. Gehen Sie zum Kind und knien Sie sich auf den Boden, wenn es dort spielt. Legen Sie eine Hand auf seine Schulter und nehmen Sie Augenkontakt auf. Erst, wenn Sie merken, dass das Kind Sie wahrnimmt, wird die Bitte ausgesprochen. Auf diese Weise wird die Spirale durchbrochen, dass Eltern Aufforderungen immer wiederholen und Kinder sich daran gewöhnen, nicht auf das Gesagte zu achten. Eltern können üben, ihre Kinder immer mit Namen anzusprechen und möglichst konkrete Anweisungen zu geben. Statt „Setz dich ordentlich hin“ ist es besser „Lass bitte die Beine unter dem Tisch und leg die Hand neben den Teller“ zu sagen. Positive Formulierungen helfen, denn unser Gehirn kann Verneinungen nur über Umwege verarbeiten. Das Beispiel „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!“ zeigt, dass im Kopf keine negativen Bilder entstehen. Zunächst wird an das Verbotene gedacht. Im Alltag heißt das, den Kindern z u s agen, w as s ie tun s ollen, a nstatt e twas z u verbieten: „Bleib bei mir auf dem Bürgersteig“ und nicht „Lauf nicht auf die Straße!“.

STRUKTUREN UND RITUALE
Festgelegte Strukturen und Rituale helfen, Abläufe nicht immer neu diskutieren zu müssen – jedoch braucht es einen langen Atem und vor allem unser Vorbild, bis Kinder diese verinnerlicht haben. Trotzdem bewirkt es, dass wir auf lange Sicht weniger ermahnen müssen. Beim Thema Aufräumen ist es außerdem hilfreich, wenn alle Dinge einen festen Platz haben, den die Kinder kennen. Nennen Sie konkret den Ort, wohin das Kind seine Dinge aufräumen soll.

KONSEQUENZEN
Manchmal erscheinen Drohungen uns als letzter Ausweg. Es ist verführerisch zu sagen: „Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!“ Kinder sollten jedoch nie aus Angst gehorchen. Gleichzeitig spüren sie, ob Eltern nur leere Drohungen aussprechen, weil sie sich hilflos fühlen. Wenn Sie öfter in solche Situationen geraten, überlegen Sie in einer ruhigen Minute: Wann passiert das? Was regt mich auf? Gibt es statt einer Bestrafung natürliche Konsequenzen, die folgen können? Das könnte zum Beispiel sein: Wir haben keine Zeit mehr, bei Oma vorbeizufahren.

 

Elisa Hofmann hat Publizistik, Psychologie und Linguistik studiert, ist verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Heidesheim am Rhein.

Zeterzank

„Meine Kinder (5 und 3) streiten sehr oft. Mehrmals am Tag gehe ich dazwischen, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen. Aber sollte ich eigentlich eingreifen?“

Kinder erleben das Streiten und Rangeln als Teil ihres Alltags und lernen dabei sehr viel. Sie lernen, wie es ist, mit einer Idee nicht durchzukommen. Im Kräftemessen werden sie erfinderisch und entwickeln Strategien, mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Greifen Eltern zu oft ein, werden Kinder der Möglichkeit beraubt, eine Idee zur Lösung zu finden. Mischen Eltern sich häufig ein, kann beim Kind sogar das Gefühl entstehen, Streitereien nicht selbst regeln zu können und immer einen Fürsprecher zu benötigen. Das Eingreifen der Eltern hat aber auch noch eine andere Dimension: Der Streit besteht nicht erst ab Heulen und Schreien, sondern entwickelt sich aus Missverständnissen, Egoismus, Wut, der persönlichen Tagesform oder kleinen Gesten und Situationen. Tritt ein Elternteil in dieses Geschehen ein, ist es schwierig zu erfassen, wer Trost und wer eine Ermahnung braucht – ein ungerechtes Urteil kann die Folge sein.

BEOBACHTEN
Eltern sind gut damit beraten, sich ihre Kinder im Streit bewusst anzusehen und wahrzunehmen, ob wiederkehrende Muster auftreten. Ist zum Beispiel ein Kind wütend und empört, weil ein anderes mitspielen wollte und verleiht seiner Empörung lautstark Ausdruck, könnte es gut sein, den Mitspieler zur Seite zu nehmen und zu erklären: „Er wollte so gern allein spielen!“ Sollte dies zur Regel werden, ist es notwendig, sich mit dem Einzelspieler auseinanderzusetzen, um ihm zu helfen, sich auf andere einzustellen. Sind in einer Geschwister- oder Freundeskonstellation beide Kinder mal die Nachgebenden und die Durchsetzungsstarken, dürfen Eltern sich aus den ungemütlichen Situationen heraushalten – egal, wie lautstark es wird.

EINGREIFEN?
Eingreifen wird dann nötig, wenn ein Kind in Gefahr steht, verletzt zu werden. Eine Rangelei um ein Haargummi oben auf einer hohen Rutsche ist keine entwicklungsfördernde, sondern eine gefährliche Situation. Kneifen, kratzen, schubsen kann nach einem Konflikt als unpassend erklärt werden, wenn Kinder beißen oder würgen, müssen Eltern deutliche Zeichen setzen. Je jünger die Kinder sind, umso mehr dürfen die Streitereien mit Ritualen eingeübt werden: das Auto, um das man sich „kloppt“, kommt auf den Schrank. Beide suchen sich etwas Neues. Wichtig – auch für spätere Zusammenstöße aller Art: Es ist nicht immer der Gleiche „schuld“ und damit auch auf keinen Fall der Mensch „doof“. Eltern dürfen Vorbild sein, indem sie bei beiden Kindern nachfragen: „Alles ok?“ „Habe ich dich richtig verstanden? Du möchtest, so gern mit dem Bagger spielen?“ Dabei ist es erlaubt, zornig und ärgerlich zu werden und sich zu streiten. Eingreifen bei Streit: so wenig wie möglich. Bei jüngeren ganz konkret, um Verletzungen zu vermeiden. Bei älteren Kindern besonders, um Streit mit allen wiederstreitenden Gefühlen zu verstehen.

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Umgang mit Enttäuschungen

„Unser Sohn (3) gerät schnell aus der Fassung, wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. Wie können wir ihn darin unterstützen, den Umgang mit Enttäuschungen zu lernen?“

Kindern fällt es noch deutlich schwerer als uns Erwachsenen, mit Frust umzugehen. Das liegt daran, dass sie ihre Gefühle noch nicht so gut regulieren können. Der Bereich des Gehirns, welcher für die Vernunft zuständig ist, entwickelt sich erst nach und nach und ist erst mit ca. zwanzig Jahren voll funktionstüchtig. Der Gehirnbereich der Gefühle hingegen ist schon von Geburt an voll ausgebildet. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche viel öfter von ihren Gefühlen überflutet werden. In solchen Situationen an ihre Vernunft zu appellieren („Jetzt reiß‘ dich mal zusammen!“), hilft überhaupt nicht.

EMOTIONEN ZULASSEN
Stattdessen sollten Sie als Eltern Ihrem Kind auf der emotionalen Ebene begegnen, also durch Berührungen, Umarmungen und beruhigendes Zusprechen. Wählen Sie Worte, die die Gefühle ernst nehmen, aber gleichzeitig Sicherheit vermitteln. Also nicht „So schlimm ist das doch nicht“, denn das führt nur dazu, dass Ihr Kind sich unverstanden fühlt. Besser sind Aussagen wie: „Ich verstehe, dass das jetzt ganz blöd für dich ist! Das ist normal, dass man sich ärgert, wenn so etwas passiert!“ Wichtig ist, nicht gleich ein „Aber …“ hinterherzuschieben, sondern das erst einmal so stehen zu lassen. Hilfreich ist es ebenfalls, das Weinen oder Toben zuzulassen, solange niemand gefährdet wird. Babys und auch Kinder brauchen diese Ausdrucksformen immer wieder, um Stress abzubauen und das Erlebte zu verarbeiten. Sagen Sie also nicht: „Du musst doch nicht weinen!“, sondern lieber: „Es ist okay, wenn man weint. Das tut manchmal ganz gut.“

LÖSUNGSVORSCHLÄGE ANBIETEN
Wenn Ihr Kind ein wenig ruhiger wird, können Sie mögliche Lösungsvorschläge anbieten, zum Beispiel: „Sollen wir es nochmal zusammen versuchen?“ Oder den Konflikt nachbesprechen, beispielsweise: „Ich weiß, dass du gern zum Spielplatz wolltest und sauer warst, dass es nicht ging. Das lag daran, dass wir einen Arzttermin hatten und sonst wären wir zu spät gekommen. Manchmal geht nicht alles, was man gern möchte und das ist dann ärgerlich. Aber wenn du möchtest, können wir heute Nachmittag zum Spielplatz gehen.“

UMGANG MIT MISSERFOLG
Es gilt, die Gefühle immer erst ernst zu nehmen und wenn der erste Gefühlssturm nachlässt, sanft das Denken in eine positive Richtung zu lenken. So könnten Eltern sagen: „Ich verstehe, dass du dich darüber ärgerst, dass das nicht geklappt hat. Manches braucht einfach noch Zeit und man muss lange üben. Aber du kannst schon so viel anderes: Laufrad fahren, auf die Toilette gehen und ganz schnell rennen …“ Wichtig ist auch der eigene Umgang mit Misserfolgen. Wir können unseren Kindern vorleben, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen. Es hilft Kindern, wenn Eltern ehrlich zugeben: „Das kann ich leider nicht, da müssen wir mal schauen, ob uns jemand helfen kann.“ Oder: „Schade, das hat nicht geklappt. Aber nicht so schlimm, ich versuche es noch einmal.“ Damit hängt auch die Botschaft zusammen, dass der Wert eines Menschen nicht von seinen Leistungen oder Erfolgen abhängt.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatung für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me).

Keine Angst vorm Arztbesuch

„Ich selbst habe große Angst vor Arztbesuchen. Wie kann ich meine Kinder gut auf den Termin beim Doc vorbereiten, ohne meine eigene Angst weiterzugeben?“

Nervosität oder ein leichtes Unbehagen vor dem Arztbesuch sind völlig okay. Wirkliche Ängste bekommen Sie vielleicht in den Griff, wenn Sie sich einen guten Hausarzt suchen, mit dem Sie offen reden können. Nehmen Sie alle Routineuntersuchungen w ahr, b is d iese e twas A lltägliches f ür S ie werden. Suchen Sie das Gespräch mit einer Freundin, die zum Beispiel in einer Praxis oder im Krankenhaus arbeitet. Oft hilft es schon, die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Scheuen Sie sich nicht, notfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kein Kind, ob gesund oder krank, sollte unnötige Ängste entwickeln. Zudem werden mit einem entspannten Kind Arzttermine für alle Beteiligten angenehmer und effektiver. Reden Sie deshalb in der Familie durchweg positiv über Medizinisches. Wenn Sie selbstverständlich und voller Vertrauen eine Arztpraxis betreten, haben Sie schon sehr viel für Ihr Kind getan! Wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen und Kontrollen sind, können Sie Ihrem Kind an einem Beispiel erklären: Unser Auto muss regelmäßig zum TÜV und zur Inspektion. Die Mechaniker überprüfen Motor und Getriebe und reparieren vielleicht eine Kleinigkeit. Genauso selbstverständlich sollten wir ab und zu unseren Körper beim Arzt durchchecken lassen.

KEIN PROBLEM!
Machen Sie im Vorfeld keine große Sache aus einem Arztbesuch. Wenn Sie von vornherein Belohnungen versprechen, wird das Kind dem Termin vielleicht mit Argwohn entgegensehen. Den Untersuchungstag können Sie dann so angenehm wie möglich gestalten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, damit Sie nicht hetzen müssen. Wählen Sie unkomplizierte Kleidung, die Sie Ihrem Kind leicht aus- und wieder anziehen können. Vielleicht gehen Sie danach noch zusammen ein Eis essen und reden mit Ihrem Kind über das Erlebte. Loben Sie es, wenn es gut mitgemacht hat. Bleiben Sie möglichst gelassen und fröhlich, auch wenn es nicht ganz so toll gelaufen ist. Vielleicht hatte Ihr Kind auch eine schmerzhafte Untersuchung oder Impfung. Dann ist es wichtig, dass Sie ihm erklären, warum der Arzt ihm wehtun musste und wie gut man einen kleinen Schmerz auch einmal aushalten kann.

ROLLENSPIEL
Ein Arztkoffer sowie Tupfer, Mullbinden und Einmalspritzen aus der Apotheke eignen sich bestens, um Puppen und Stofftiere zu verarzten. Außerdem gibt es gute Bilderbücher zum Thema Kinderarzt und Untersuchungen. In fast allen größeren Städten existieren mittlerweile „Teddykliniken“. Regelmäßig bauen hier Medizinstudierende eine richtige Ambulanz auf, in die Kinder mit ihren kranken Kuscheltieren kommen können. Die Kinder erleben so eine Arzt-Patienten-Situation, ohne selbst betroffen zu sein. Die angehenden jungen Ärzte untersuchen, impfen, röntgen und verbinden die Kuscheltiere auf eine spielerische und liebevolle Art und Weise. Eine super Möglichkeit, Kindern nicht nur die Angst vor dem Arzt zu nehmen, sondern auch Interesse und Vertrauen zu wecken.

Astrid Zuche ist Apothekerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Mit ihrem Mann lebt sie in Saarburg.

Viel Gemüse und Obst

„Ich bin unsicher, was für eine gesunde Ernährung meiner Kinder wichtig ist. Welche Regeln muss ich beherzigen?“

Eine Empfehlung, die Sie sicher kennen, ist: Viel Obst und Gemüse! Wobei es eigentlich „Gemüse und Obst“ heißen sollte. Offiziell werden zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse empfohlen, wobei eine Portion etwa eine Hand voll bedeutet (bei Kindern entsprechend Kinderhände).

GESUNDE SNACKS
Nicht alle Kinder sind begeisterte Gemüseesser, doch es gibt ein paar Tricks, wie man ihnen die gesunden Snacks schmackhafter machen kann. In einem leckeren Beeren- Smoothie fällt etwas Spinat zum Beispiel kaum auf. Lustige Gesichter aus kleinen Möhrenstücken, Tomaten und Paprika auf dem Teller machen Appetit auf Rohkost. Viele Kinder mögen auch Suppen aus püriertem Gemüse gern. Zu viel Obst ist übrigens eher schädlich, da es viel Fruchtzucker enthält – übertreiben Sie es daher nicht. Kaufen Sie, wenn möglich, Bioprodukte, um die Schadstoffbelastung gering zu halten. Verzichten Sie auf Brote aus weißem Weizenmehl, da dies wenig nahrhaft ist. Besser sind Brote aus fein gemahlenem Vollkorn. Auch Hafer ist ein gesundes Getreide. Brote aus Hafer-, Dinkel- oder Buchweizenmehl lassen sich übrigens problemlos selbst backen. Und versuchen Sie doch mal Vollkornnudeln oder Nudeln aus roten Linsen!

VEGETARISCH?
Ein kritisches Thema ist der Milchkonsum. Lange Zeit hieß es, Milch sei gesund wegen des Calciumgehalts. Allerdings häufen sich Hinweise darauf, dass Milch auch ungesund sein kann – kein Wunder, bei den Bedingungen, unter denen viele Kühe gehalten werden! Haben Sie daher den Konsum von Milchprodukten im Blick, neben Milch und Kakao auch Käse, Joghurt, Quark, Eis und anderes. Versuchen Sie, die tägliche Menge auf ca. 350 Gramm zu begrenzen und kaufen Sie möglichst Bio-Produkte, da diese weniger mit Antibiotika- Rückständen belastet sind. Viele Kinder trinken auch gern mal Hafer- statt Kuhmilch. Eine rein vegane Ernährung ist für Kinder eher kritisch zu sehen, da leicht Mangelzustände entstehen können. Vegetarische Ernährung ist möglich, jedoch müssen Sie als Eltern dann für alternative Eisenquellen sorgen, zum Beispiel in Form von Hirse, Hafer, rohem Fenchel, Pfirsich, Aprikose, Linsen oder Kichererbsen. Da der Körper pflanzliches Eisen schlechter verwerten kann, sollten Sie auf die Kombination dieser Lebensmittel achten: Vitamin C, zum Beispiel in Obst, fördert die Eisenaufnahme, während Milchprodukte, Eier, Tee, Getreideprodukte, Kleie, Soja und Nüsse die Aufnahme hemmen. Ich empfehle eine fleischarme Ernährung: ein- bis zweimal die Woche Biofleisch, möglichst einmal davon Rindfleisch, ist eine gute und zuverlässige Quelle für Eisen und Vitamin B12. Zusätzlich empfiehlt es sich, einmal pro Woche Fisch zu essen.

VERSTECKTEN ZUCKER MEIDEN
Ein Streitthema ist und bleibt Zucker! Ein zu hoher Konsum hat viele negative Folgen wie Karies, Übergewicht, Konzentrationsprobleme, Diabetes. Die offizielle Empfehlung für die tägliche Menge beträgt maximal 25 Gramm. Da Zucker auch in Joghurts, Ketchup, Brötchen und anderen Lebensmitteln versteckt ist, ist dieses Maß schnell erreicht. Suchen Sie nach Alternativen: passierte Tomaten statt Ketchup, selbstgemischter Joghurt aus Naturjoghurt und zuckerfreiem Apfelmus. Gewöhnen Sie Ihren Kindern an, ihren Durst mit Wasser zu stillen, denn Säfte – auch reine Fruchtsäfte – enthalten sehr viel Zucker. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Zucker nur in Maßen okay ist.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere. Sie bietet Onlineberatungen für Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schrei- und Schlafproblemen sowie für Schwangere (www.neuewege.me)