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Kinder auf Pflegekinder vorbereiten

„Mein Mann und ich haben drei Kinder (9, 12 und 14) und mit der Familienplanung abgeschlossen. Nun wollen wir ein oder mehrere Kinder in Pflege nehmen. Wie bereiten wir unsere Kinder darauf vor?“

Kinder fordern uns heraus. Das gilt nicht nur für leibliche, sondern auch für Pflegekinder. Der Unterschied ist, dass Pflegekinder mit einer Vorgeschichte in die neue Familie kommen. Sie haben die Erfahrung eines Verlustes durchgemacht und meist viel Schweres und Traumatisches erlebt.

Das hinterlässt starke Spuren. Ein Teil der Pflegekinder ist zusätzlich durch Schädigungen in der Schwangerschaft (Alkohol, Drogen, Ablehnung) geprägt. Liebe allein reicht hier nicht. Es braucht sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen, ein Pflegekind zu betreuen – von der gesamten Familie. Deshalb ist es ganz richtig und wichtig, Ihre leiblichen Kinder altersentsprechend auf die Andersartigkeit des Familienzuwachses vorzubereiten und so Verständnis zu wecken.

Bedenken ernst nehmen

Sprechen Sie vorab über Traumata und deren Auswirkungen bei Kindern. Bereiten Sie die Kinder auch darauf vor, dass sich das neue Kind aufgrund seiner Vorerfahrungen wahrscheinlich anders verhalten wird, als sie es von einem Geschwisterkind erwarten: Es hat manchmal andere Interessen, ist eventuell destruktiv, beziehungsgestört und kann nicht ausdauernd spielen. Das Pflegekind hat vielleicht einen völlig anderen Umgang mit Besitz, zerstört Dinge anderer, benutzt Sachen anders, nimmt sie ungefragt weg oder hat einen anderen Umgang mit Lügen und Wahrheit. Es hat zum Eigenschutz ein Verhalten entwickelt, das nicht den Normen der Pflegefamilie entspricht. Wichtig ist es auch, Ihre Kinder darauf vorzubereiten, dass neben dem erst einmal fremden Kind andere Personen in die Familie treten und mitreden, das Jugendamt, Sozialpädagogen, Psychologen und die Herkunftsfamilie.

Nehmen Sie Bedenken Ihrer Kinder sehr ernst und gehen Sie den Weg nur, wenn alle Ihre Kinder ihn mitgehen wollen. Pflegekinder fordern viel Kraft und Energie, und es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass sich leibliche Kinder nicht zurückgesetzt fühlen. Sollten Sie sich als Familie für die Aufnahme eines Kindes entscheiden, achten Sie darauf, weiterhin ganz bewusst Zeiten und besondere Zuwendungen für Ihre leiblichen Kinder einzuplanen.

Familie zusammenschweissen

Beobachten Sie Ihre Kinder in der Anbahnungsphase genau und sprechen Sie auch dann offen über Befürchtungen. Brechen Sie das Aufnahmeverfahren ab, wenn Ihre Kinder starke Bedenken haben, auch wenn es schwerfällt, ein Kind abzulehnen. Thematisieren Sie auch die Möglichkeit, dass Pflegeverhältnisse abgebrochen werden können, weil ein Kind wieder zurück in die Herkunftsfamilie kann, die Pflegefamilie mit den Schwierigkeiten des Kindes nicht fertig wird oder Ähnliches.

Neben allen Bedenken gibt es aber auch viele gute Erfahrungen, die eine Familie durch das neue Mitglied machen kann und die eine Familie anders zusammenschweißen kann.

Margrit Dietze ist Erzieherin, Autorin für pädagogische Bücher und Kinderlieder sowie Pflegemutter.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

 

Familienplanung

Eine Menge Wahlmöglichkeiten stehen Paaren zur Verfügung, wenn es um Familienplanung geht. Doch was wirkt wie? Die neue Family-Serie von Dr. med. Katrin Kämmerzell verhilft Paaren zu einer Entscheidungsgrundlage und geht auch auf ethische Fragen ein.

Es soll hier eigentlich nicht um Verhütung gehen. Familienplanungsmethoden ist der passendere Begriff, denn wir reden nicht von der Verhütung eines Unglücks, sondern vom Lenken eines Segens.
Dabei hat jede Methode ihre Vor- und Nachteile. Wenn man sich näher damit beschäftigt, merkt man schnell, dass es die perfekte gar nicht gibt. Eine ausführliche Beratung zu allen Varianten beim Frauenarzt wäre durchaus sinnvoll, denn es geht hier um eine ganz entscheidende Weichenstellung, welche die Zukunft, die Gesundheit und die Beziehung beeinflusst. Doch so viel Zeit im Sprechzimmer lässt unser Gesundheitssystem nicht zu. Eine einfache Lösung für alle gibt es allerdings auch nicht, denn dazu sind Paare und ihre Lebensumstände zu unterschiedlich. Diese Artikelserie soll und kann keine Beratung beim Frauenarzt ersetzen, sie liefert aber Grundlagen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

GEMEINSAME ENTSCHEIDUNG

Wie findet man die richtige Familienplanungsmethode? Die Frage sollte frau jedenfalls nicht mit sich selbst ausmachen, denn ein Paar ist gemeinsam fruchtbar und hat zusammen die Aufgabe, damit verantwortlich umzugehen. Eine geeignete Familienplanungsmethode sollte das Sicherheitsbedürfnis von beiden Partnern abdecken, keinem der beiden gesundheitlich oder psychisch schaden und eine erfüllende Sexualität ermöglichen. Wägt ein Paar hier nicht sorgfältig ab, können ernsthafte Probleme entstehen. Da erzählte zum Beispiel eine geschiedene Frau, dass ihr Ex-Mann gegen die Pille war. Sie konnten als Paar aber auch nicht über gute Alternativen sprechen. Ergebnis: Von zwei rasch aufeinander folgenden Schwangerschaften gleich nach der Hochzeit fühlte sich die Frau komplett überfordert und zutiefst verletzt. Eine andere Frau berichtete, wie sehr sie unter der Pille aufgrund sexueller Lustlosigkeit und ständigen Kopfschmerzen litt. Doch ihr Partner fand alle anderen Methoden inakzeptabel.
Ein Paar sollte sich intensiv über Wirkungsweisen, Sicherheit und Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden informieren und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen – und diese auch von Zeit zu Zeit wieder hinterfragen. Dabei gilt es zu bedenken, dass keine Methode 100 Prozent Sicherheit bietet und Sex niemals von der Verantwortung für ein Kind entkoppelt werden kann. Fruchtbarkeit ist ein Geschenk und keine Selbstverständlichkeit. Sie sollte deshalb auch gepflegt werden, bis der Wunsch zur Familiengründung da ist.

WIE WIRKEN VERHÜTUNGSMITTEL?

Unzählige Faktoren müssen perfekt aufeinander abgestimmt funktionieren, um das Wunder einer Schwangerschaft zu sehen. Damit sich ein kleines neues Leben in die Gebärmutter einnisten kann, muss ein Eisprung vorhanden sein, befruchtungsfähige Spermien müssen den Eileiter zur richtigen Zeit erreichen und in die Eizelle eindringen (diese ist nur etwa acht Stunden befruchtungsfähig!), die befruchtete Eizelle darf nicht zu früh und nicht zu spät die Gebärmutter erreichen und muss dort auch ein gut vorbereitetes „Nest“ vorfinden. Jedes Verhütungsmittel greift an einer oder mehreren Stellen in diesen sehr komplexen Vorgang ein. Dabei kann entweder verhindert werden, dass es zur Befruchtung kommt, oder die befruchtete Eizelle wird an der Einnistung in die Gebärmutter gehindert. Je nach Definition vom Beginn der Schwangerschaft hat man es also entweder mit der Verhütung einer Schwangerschaft oder mit einer Frühabtreibung zu tun und damit auch mit einem ethischen Konflikt, den gerade Christen in ihre Überlegungen für die Wahl einer Verhütungsmethode mit einbeziehen möchten.

 

Angriffspunkt Gruppe von Verhütungsmitteln
Spermien gelangen nicht in den Eileiter Barrieremethoden (z.B. Kondom, Diaphragma)
Spermien gelangen nur zu einer Zeit in den Eileiter, zu der die Eizelle nicht befruchtungsfähig ist Zeitwahlmethoden (z.B. Natürliche Familienplanung)
Spermien werden abgetötet/geschädigt Chemische Methoden, Kupfersysteme, Hormonelle Verhütung
Hemmung des Eisprungs Hormonelle Verhütung
Veränderung des Sekrets am Gebärmutterhals (Quervernetzung der Schleimbausteine, die wie ein dichtes Netz die Spermien am Durchtritt hindert) Hormonelle Verhütung
Beeinflussung der Befruchtungsfähigkeit von Spermien (biochemische Veränderungen, die es Spermien erschweren, in die Eizelle einzudringen) Hormonelle Verhütung und Kupfersysteme
Hemmung der natürlichen Bewegung der Eileiter:  dadurch kann eine befruchtete Eizelle nicht oder nicht rechtzeitig in die Gebärmutter transportiert werden und stirbt ab Hormonelle Verhütung
Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut, sodass eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann Hormonelle Verhütung und Kupfersysteme

Aufgrund eines Übertragungsfehlers ist die Tabelle in der Printversion nur unvollständig wiedergegeben worden. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen!

Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Medizinisch gesehen lässt sich nach der Befruchtung keine Grenze mehr ziehen, da der Mensch sich kontinuierlich und nicht stufenweise entwickelt. Alle weiteren Definitionen sind philosophischer, aber nicht medizinischer Art. In der befruchteten Eizelle ist bereits alles vorhanden und festgelegt, bis zum Tode im Alter verändert sich nur noch die Zellanzahl und die Differenzierung der Zellen. Das deutsche Embryonenschutzgesetz für die künstliche Befruchtung schützt den Embryo deshalb ab der Befruchtung. Der Paragraph 218 StGB zum Schwangerschaftsabbruch hingegen wurde 1976 insofern geändert, dass Entfernungen der Schwangerschaft vor der Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter nicht als Schwangerschaftsabbruch gelten. Das fiel in eine Zeit, in der Kupferspiralen neu auf den Markt drängten und sonst strafbar gewesen wären. Und diese Umdefinition vom Beginn einer Schwangerschaft hat bis heute zur Folge, dass in Beipackzetteln von Verhütungsmitteln Formulierungen wie „hat keinen Einfluss auf eine bestehende Schwangerschaft“ verwendet werden können. Für Anwenderinnen und ihre Ärzte wird es schwierig, die genaue Wirkungsweise zu ermitteln. Hinzu kommt, dass hormonelle und kupferhaltige Verhütungsmittel nicht eindeutig vor oder nach der Befruchtung ansetzen, da ihre Wirkung gleich auf mehreren Mechanismen beruht. Einen Überblick über die möglichen Wirkungsweisen verschiedener Familienplanungsmethoden bietet die Tabelle, weitere Details als Hilfe zur ethischen Beurteilung finden sich in den folgenden Beiträgen dieser Artikelserie zu jeder Methodengruppe.

BESTANDSAUFNAHME

Sprechen Sie einmal in Ruhe darüber, wie zufrieden Sie bisher mit Ihrer aktuell genutzten Familienplanungsmethode sind und beantworten Sie für sich die folgenden Fragen:

  • War es eine gut informierte Entscheidung, die wir gemeinsam und mit Gott getroffen haben?
  • Haben wir uns mit der Wirkungsweise auseinandergesetzt und Frieden darüber?
  • Geht es beiden gut damit oder gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?
  • Können beide ohne Angst vor einer ungeplanten Schwangerschaft Sexualität erleben?

Eine Bestandsaufnahme als Paar lohnt sich! Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, haben Sie schon für sich die richtige Methode gefunden. Wenn nicht, wird die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Familienplanung für Sie von großem Wert sein

Katrin Kämmerzell

Dr. med. Katrin Kämmerzell lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern bei Stuttgart und arbeitet in einer gynäkologischen Praxis.

Den Kinderwunsch aufschieben?

Facebook und bald auch Apple finanzieren ihren Mitarbeiterinnen in den USA das so genannte Social Freezing, das Einfrieren ihrer Eizellen. So können die Mitarbeiterinnen erst mal in Ruhe Karriere machen und sich später immer noch ihren Kinderwunsch erfüllen. Ohne tickende biologische Uhr.

Diese Meldung hat für viel Kritik gesorgt. Aber so ganz abwegig finden viele – vor allem junge Männer und Frauen – die Idee gar nicht. Zwar halten es 58 Prozent der Deutschen für nicht richtig, ein solches Angebot des Arbeitgebers zu nutzen – das hat eine Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Wochenzeitung „Die Zeit“ ergeben. Aber immerhin 37 Prozent sprechen sich für diese Möglichkeit aus und fast jeder Fünfte könnte sich sogar vorstellen, sie in Anspruch zu nehmen. Und bei den 14- bis 29-Jährigen ist sogar eine Mehrheit von 53 Prozent dem Social Freezing gegenüber positiv eingestellt.

Ich finde das erschreckend. Schon jetzt spielen in unserer Gesellschaft die Ansprüche des Arbeitsmarktes oft eine größere Rolle als die Bedürfnisse des Kindes und seiner Eltern. Wer drei Jahre mit dem Kind zu Hause bleibt, wird nicht selten kritisch beäugt. Wird das in Zukunft auch so sein, wenn eine Frau mit Ende 20 schwanger wird, obwohl sie doch gerade am Beginn einer vielversprechenden Karriere ist? Sind Arbeitgeber dann noch bereit, bei der Vereinbarkeit zu helfen, Teilzeit und Home Office zu gewähren?

Und außerdem: Wann ist denn der richtige Zeitpunkt für ein Kind? Viele Paare merken doch jetzt schon, dass es diesen Zeitpunkt nicht gibt. Dass es nicht einfach „klick“ macht und plötzlich alles super passt. Wer sich für ein Kind entscheidet, entscheidet sich für Kompromisse, für Verzicht, für das Neuordnen seiner Prioritäten. Das ist nicht anders, wenn ich die Entscheidung 20 Jahre aufschiebe. Letztlich passt ein Kind nie so richtig in die berufliche Planung. Oder ich muss es so lange aufschieben, bis ich im Rentenalter angekommen bin.

Ich hoffe, dass sich das Social Freezing nicht als neuer Trend in der Familienplanung durchsetzt. Dass sich junge Männer und Frauen für ein Kind entscheiden, auch wenn es grad nicht so perfekt passt. Dass Arbeitgeber weiter daran arbeiten, dass ihre Mitarbeiter Beruf und Familie gut hinbekommen. Dafür können sie gern mehr Geld investieren!

Bettina Wendland, Family-Redakteurin