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Taschengeld: So einfach lernen Ihre Kinder, richtig mit Geld umzugehen

Wie können Kinder den Wert von Geld kennenlernen? Diese Tipps helfen Eltern bei Taschengeld und Co.

„Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

Einkaufen als Rollenspiel üben

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Und was selten?

Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

Zwischen Sparsamkeit und Freigiebigkeit

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden.

Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst?

Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen sechsten Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am zehnten Geburtstag noch kommen kann?

Teurer Urlaub ist nicht alles

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

Eine Pauschale hilft beim Kleiderkauf

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem zwölften Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind.

Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Dreisatz mit Nudeln

Wie können Kinder lernen, gut mit Geld umzugehen? Anregungen von Stefanie Diekmann

Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

KUPFERMÜNZEN FÜR DEN AUTOKAUF

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Was selten? Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

SPARSAM ODER SPENDABEL?

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden. Zum Spenden gehört für viele Familien auch der „Zehnte“ im Rahmen der Kirchengemeinde (siehe dazu Seite 54). Simeon hatte seinen Anteil für das Patenkind der Kindergottesdienstgruppe immer dabei: 15 Cent jede Woche. Er hat selbst zehn Prozent seines Taschengeldes ausgerechnet und stolz in die Spardose gesteckt. Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst? Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen 6. Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am 10. Geburtstag noch kommen kann?

LUSTIGE ABENDE IM WOHNWAGEN

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

FUSSBALLSCHUHE ODER WINTERJACKE?

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem 12. Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind. Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Großzügig

Neulich auf dem Supermarktparkplatz: Ein etwa 7-jähriges Mädchen öffnet schwungvoll die Autotür. Etwas zu schwungvoll, denn die Tür stößt an das Auto nebenan. So ein Mist! Die Eltern bekommen natürlich die Krise. Sie lassen die Besitzer des Wagens im Supermarkt ausrufen: ein Ehepaar mittleren Alters. Wie werden sie reagieren?

Ich beobachte interessiert das Geschehen. Und wundere mich. „Ach, das ist doch nur ein Auto“, meinen sie. „Die kleine Macke ist doch kein Problem.“ „Wir haben doch auch Kinder“, fügen sie noch hinzu. Die Adresse und Versicherungsdaten der Eltern des Mädchens wollen sie gar nicht haben. „Vergessen Sie’s!“

Ich freue mich über diese Großzügigkeit! Wie schön, dass das Mädchen kein schlechtes Gewissen haben muss! Wie schön, dass es nicht nur kleinliche Menschen gibt, die auf ihr Recht pochen und jeden sich bietenden Vorteil nutzen.

Immer wieder begegne ich solchen großzügigen Menschen: Dem älteren Herrn, der mich beim Bäcker vorlässt. Dem Arzt, der seinen Urlaub bei einem Hilfseinsatz in Afrika verbringt. Den vielen Helfern in den Flüchtlingsheimen.

Ich möchte mir diese Menschen zum Vorbild nehmen. Und versuchen, meinen eigenen Vorteil immer weniger in den Blick zu nehmen. Ich möchte großzügig sein mit meiner Zeit, meinem Geld, meinen Fähigkeiten. Ich bin überzeugt: Das bringt viel Segen. Nicht nur den Menschen um mich herum, sondern auch mir selbst. Und Gott, der Erfinder der Großzügigkeit, freut sich bestimmt mit uns!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin