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Was tun? Plötzlich benutzt Sohn (13) Beleidigungen seines Lieblings-YouTubers

Influencer beeinflussen Jugendliche ganz natürlich. Aber was tun, wenn sie sich auch schlechte Angewohnheiten abschauen?

„Mein Sohn (13) nutzt häufig Redewendungen, die er sich scheinbar von seinen Lieblings-YouTubern abgehört hat. Das sind zum Teil aber Formulierungen, die ich nicht okay finde, weil sie zum Beispiel abwertend sind. Wie kann ich da passend reagieren?“

Ich kann gut verstehen, dass Sie die eine oder andere kopierte Formulierung Ihres Sohnes als abwertend oder verletzend wahrnehmen. Und dass Sie sich wünschen, dass Ihr Sohn so nicht mit Ihnen oder anderen Menschen redet. Ich finde allerdings als ersten Schritt wichtig zu verstehen, dass er das vermutlich nicht macht, um jemanden bewusst abzuwerten, sondern um so zu sein wie sein Vorbild.

Kinder brauchen Vorbilder

Vorbilder sind für Teenager extrem wichtig, um eigene Positionen entwickeln zu können. Neben uns Eltern, die wir automatisch als Vorbild für unsere Kinder dienen, suchen sich Kinder spätestens mit dem Schulstart weitere Vorbilder. Das ist normal, gut und wichtig. Bei der Auswahl eines Vorbildes spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: eine wahrgenommene Ähnlichkeit, der wahrgenommene Erfolg des Vorbildes und die Überzeugung, dem Vorbild nacheifern zu können. Natürlich werden auch Sätze und Verhaltensweisen und häufig auch der Kleidungsstil und das Styling des Vorbildes kopiert.

Gleichzeitig lernen Teenager auch, sich mit ihrer eigenen Meinung gegen andere, wie auch ihre Vorbilder, abzugrenzen. Diese Fähigkeit, eine eigene Meinung zu haben, diese zu äußern und das eigene Verhalten zu reflektieren, muss sich Stück für Stück entwickeln. Dabei können Eltern ihre Kinder unterstützen, aber bitte nicht mit der Brechstange oder mit Verboten, sondern liebevoll und geduldig.

Gemeinsam Videos schauen

Eine Möglichkeit, mit Ihrem Sohn ins Gespräch zu kommen, wäre es, mit ihm gemeinsam ein Video seines Lieblings-YouTubers zu schauen. So zeigen Sie Interesse an dem, was Ihrem Sohn wichtig ist. Und Sie können herausfinden, in welchem Zusammenhang die Formulierungen im Original verwendet werden. Nach dem gemeinsamen Anschauen könnte folgende Frage ein Gespräch eröffnen: „Was fasziniert dich so an [Name vom Lieblings-YouTuber]?“ Jetzt gilt es, zuzuhören und die Meinung Ihres Kindes stehen zu lassen. Schätzen Sie wert, was Ihnen selbst imponiert hat.

Im Anschluss könnten Sie fragen: „Gibt es auch irgendwas, was du an [Name] oder an seinen Videos blöd oder komisch findest?“ Diese Frage führt dazu, dass Ihr Sohn die Videos seines Vorbildes bewusst reflektiert. Und selbst wenn er keine Antwort darauf hat oder alles gut findet, stößt es einen wichtigen Reflexionsprozess an. Anschließend können Sie selbst sagen, was Sie an dem Video irritiert hat, wie zum Beispiel die abwertenden Formulierungen.

Greifen Sie aber nicht das Vorbild Ihres Sohnes an, sondern helfen Sie Ihrem Sohn, seine eigene Meinung zu bilden und sein Verhalten zu reflektieren. Das ist sicherlich ein langsamerer Weg, als bestimmte Aussagen zu verbieten, aber gleichzeitig eine große Hilfe für Ihren Sohn, sich zu einer eigenständigen und selbstbewussten Person zu entwickeln.

Johannes Krupinski ist Referent für Teenager in einem Gemeindeverband. 

Homeschooling: Jetzt machen die Öffentlich-Rechtlichen Bildungsfernsehen – aber gucken die Schüler das überhaupt?

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben ihr Bildungsprogramm erweitert, um Familien während der Schulschließungen zu unterstützen. Dabei machen sie jedoch einen entscheidenden Fehler.

Seit Montag (11. Januar) bieten ARD und ZDF ein erweitertes Fernsehprogramm an. Der Bildungskanal ARD-alpha sendet zum Beispiel wochentags von 9- 12 Uhr das Programm „Schule daheim“, der Kinderkanal KiKa reagiert mit einer Sonderprogrammierung, das ZDF erweitert sein Angebot »Terra X plus Schule« in der Mediathek und auf YouTube. Doch erreichen die Sendungen die Zielgruppe?

Simon ist 16 Jahre alt und geht in die zehnte Klasse einer privaten Gesamtschule. Über die Frage, wann er sich das letzte Mal eine öffentlich-rechtliche Informationssendung angeschaut hat, muss er länger nachdenken. „Bei Terra X habe ich schon öfter mal reingeguckt, wenn ich irgendwelche Fragen zum Unterricht habe. Das ist aber extrem selten“, sagt er dann. Den Fernseher schaltet er eigentlich nur an, wenn er Sportsendungen schauen möchte. Dass für ihn extra das Bildungsprogramm im Fernsehen erweitert wurde, interessiert ihn relativ wenig. Und selbst bei Interesse könnte er es gar nicht gucken, da er vormittags Videokonferenzen hat und für die Schule ansprechbar sein muss.

Klassisches Fernsehen kann sinnvoll sein

Gibt es also überhaupt Kinder oder Jugendliche, die von einem erweiterten linearen Bildungsfernsehen profitieren? „Ja“, sagt Markus Sindermann, Geschäftsführer der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW: „Auch im Jahr 2021 gibt es noch Haushalte, die über keinen oder lediglich über einen eingeschränkten Internetzugang verfügen.“ Zudem könne es an technischen Geräten fehlen, wenn es zum Beispiel nur einen Laptop im Haushalt gebe, aber mehrere schulpflichtige Kinder und Eltern, die parallel im Homeoffice arbeiten müssten. „Die Nutzungszahlen sprechen dafür, dass die linearen Angebote genutzt werden“, sagt auch die Medienwissenschaftlerin Maya Götz. Gerade Kinder und Preteens profitierten davon, denn auch im zweiten Lockdown könnten viele Schulen besonders für die Jüngeren nicht genügend Angebote auf die Beine stellen.

Wirklich gut nutzen lässt sich das klassische Fernsehprogramm allerdings nur, wenn es pädagogisch begleitet wird. Indem Eltern oder Lehrerende zum Beispiel einzelne Sendungen auswählen, die zur individuellen Lernsituation des Kindes passen. „Insbesondere bei jüngeren Kindern ist eine Begleitung durch einen Elternteil wichtig, damit über die gezeigten Inhalte gesprochen werden kann“, erklärt Markus Sindermann. Damit das Fernsehprogramm auch einen langfristigen Lerneffekt hat, sollten die Formate im Idealfall zum Mit- oder Nachmachen aufrufen.

Jugendliche nutzen vor allem Online-Videos

Je älter die Kinder werden, desto uninteressanter wird das lineare Bildungs-Fernsehen allerdings für sie. „Bei den Älteren […] wird es schon kniffeliger. Denn für den Unterricht sind die Angebote dann sinnvoll, wenn sie den ganz konkreten Lernstoff betreffen“, sagt Maya Götz. Die Chancen, dass ein Schüler in drei Stunden „Schule daheim“ den passenden Input für das anstehende Deutschreferat oder den nächsten Englisch-Test bekommt, sind jedoch verschwindend gering.

In einem der seltenen Fälle, in denen Simon Terra X guckt, schaut er es nicht im Fernsehen, sondern auf YouTube. Das Videoportal nutzt er auch, wenn er etwas für die Schule recherchieren muss. Geschichtliche Fragen lässt er sich gerne von MrWissen2go erklären, bei Problemen in Mathe schaut er sich ein Video vom YouTuber Lehrerschmidt an. Auch die Eltern von jüngeren Kindern erzählen, dass ihre Kinder vor allem auf Online-Videos zurückgreifen, wenn sie öffentlich-rechtliche Formate wie Checker Tobi oder Anna und die wilden Tiere nutzen. Umso wichtiger also, dass die Inhalte des Fernsehprogramms auch online verfügbar und gut über Suchmaschinen auffindbar sind. So kann das Wissen dann abgerufen werden, wenn es benötigt wird.

Angebote sind kaum zu finden

Zwar bauen die öffentlichen Fernsehsender ihre Online-Angebote gerade aus, aber leider wird einem die Suche nicht immer leicht gemacht. Jede Bundesanstalt hat eigene Angebote. Die meisten sind nach Themen sortiert, allerdings nur grob nach Alter. Wer gezielt nach Videos für den Matheunterricht in der 7. Klasse sucht, wird hier wahrscheinlich nicht fündig. Am übersichtlichsten strukturiert ist da noch das Lernangebot der BR-Mediathek „Schule Daheim“. Und leider ist auch die Auffindbarkeit durch die Suchmaschinen noch nicht optimal, berichtet Maya Götz: „Hier sind die Wissensinfluencer*innen und kommerziellen Anbieter den öffentlich-rechtlichen Anbietern in Sachen Suchmaschinenoptimierung zurzeit etwas voraus, sodass deren Angebote schneller gefunden werden.“

Grundsätzlich ist der Ausbau der Bildungsangebote von ARD und ZDF, vor allem der ihrer Online-Mediatheken, ein tolles Angebot mit viel Potential – auch für die Zeit nach Corona. Simon lernt gerne mit Videos: „Videos gucken ist tatsächlich oft einfacher. Wenn ich nach acht Stunden aus der Schule komme, dann hab ich nicht mehr Bock, zuhause auch noch zu lesen.“ Jetzt müssen diese Angebote nur noch besser gefunden werden.

Sarah Kröger ist freie Journalistin und Projektmanagerin und bloggt unter neugierigauf.de zu Themen wie Familie, Digitales, Arbeit, Soziales und Nachhaltigkeit.

Eine Übersicht zu allen Bildungsprogrammen der ARD gibt es auf einer extra Seite.

Internetexpertin informiert: Diesen Einfluss können Influencer auf Jugendliche haben

Influencer sind die neuen Stars, sagt Klicksafe-Referentin Nadine Eikenbusch. Doch manche von ihnen können einen negativen Einfluss auf Kinder haben.

Warum sind Influencer so erfolgreich bei Jugendlichen?

Nadine Eikenbusch: Influencer sind Vorbilder und Stars. Im Gegensatz zu Idolen, die wir früher hatten, sind sie, obwohl sie so bekannt sind, viel nahbarer und greifbarer, fast wie Freunde. Man kann ihnen rund um die Uhr dabei zusehen, was sie machen. Man kann sogar Kontakt zu ihnen aufnehmen, sie liken oder Kommentare schreiben.

Allerdings antwortet kaum einer darauf …

Ja, man kann praktisch keine Rückfragen stellen oder gar diskutieren, wenn man mal anderer Meinung ist. Und das ist das Problem: Influencer besitzen ein Meinungsmonopol. Weil sie so beliebt sind, kommen viele Teenager vermutlich auch gar nicht erst auf die Idee, das, was sie sagen, zu hinterfragen. Das wird schwierig, wenn es um Meinungsbildung oder Schönheitsideale geht. Weibliche Influencer zum Beispiel sind häufig leicht bekleidet, haben lange Haare, sind super durchtrainiert und schlank – das spricht junge Mädchen an. Preisen sie dann noch irgendwelche Beautyprodukte an, werden diese häufig nachgekauft, im Glauben, der Influencerin so näher zu sein oder genau so schön und beliebt zu werden wie sie.

Auf Veränderungen achten

Wann sollten sich Eltern Sorgen machen?

Wenn sie merken, dass das Kind sich verändert, es zum Beispiel vorher lebenslustig war, anstandslos gegessen hat und nun depressiv wirkt oder stark auf die Ernährung achtet, weil es abnehmen will. Wenn das Taschengeld ständig für Beautyprodukte oder Klamotten draufgeht oder wenn Meinungen angenommen werden, die extrem sind und früher nicht präsent waren. Und natürlich, wenn zu viel Zeit mit dem Influencer verbracht wird.

Wie können Eltern eingreifen?

Es ist wichtig, dass man es nicht von oben herab macht, sondern das Kind in die Expertenrolle setzt, es fragt, welchen Influencern es folgt und warum es sie toll findet, also wirkliches Interesse zeigt. Fragen Sie, was für Gefühle die vielen Posts auslösen: Machen sie glücklich oder eher unzufrieden? Influencer sollten einem ein gutes und kein schlechtes Gefühl vermitteln. Reflektieren Sie auch zusammen über Influencer-Marketing: Influencer präsentieren nicht deshalb ständig Produkte, weil sie sie toll finden, sondern weil sie Markenkooperationen haben und Geld dafür bekommen. Es ist bestimmt auch nicht immer alles cool als Influencer: Es steckt viel Arbeit dahinter. Sie müssen immer präsent sein, viel von sich zeigen und haben gar keine Intimsphäre.

Body Positivity als Thema

Gibt es auch gute Beispiele?

Es gibt viele Influencer, die sich politisch stark machen und zwar in eine gute Richtung: „Fridays For Future“ und die ganze Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsthematik beispielsweise werden stark von Influencern angetrieben. Viele setzen sich auch für Body Positivity ein, also dafür, dass es okay ist, wenn der Körper nicht perfekt ist. Auch andere Themen, wie Mobbing oder Mental Health werden thematisiert. Das kann hilfreich für Jugendliche sein, die sich in einer Problemsituation befinden.

„Ohne den Glauben könnte die Ehe für uns nicht funktionieren“

„Frag den Pastor“ heißt der YouTube-Kanal, auf dem Gunnar Engel aus seinem Alltag als Dorfpastor einer kleinen Gemeinde an der Grenze zu Dänemark erzählt. Seine Frau postet auf Instagram („Segensbringer“) gestaltete Bibelverse und verkauft mittlerweile auch ihre Werke. Kennengelernt haben sich die beiden ganz standesgemäß über Facebook. Christof Klenk hat sich mit ihnen via Skype unterhalten.

Ihr habt vor einigen Monaten Nachwuchs bekommen. Wie hat sich denn euer Leben dadurch verändert?
Gunnar:
Man hat sich so viele Gedanken gemacht, so viele Gespräche mit Freunden geführt, aber wenn es dann soweit ist, dann ist alles ganz anders. Es ist wie ein riesiges Abenteuer und ein Riesengeschenk.
Anni: Es hat meine ganze Welt einmal grundlegend erschüttert. Es musste sich alles erst einmal neu sortieren. Man wird auf einmal ins kalte Wasser geschmissen und fängt an zu schwimmen.

Und musstet ihr euch als Paar neu finden?
Gunnar:
Da tauchen auf einmal eine Menge Fragen auf, die wir uns vorher nie gestellt haben. Wenn einer von uns abends weggehen will, ist jetzt mehr Absprache notwendig. Da müssen wir uns neu zusammenfinden.
Anni: Ich würde sagen, dass wir dadurch noch mehr zusammenwachsen. In der Wochenbettsituation war ich total auf Gunnar angewiesen. Mir ist sehr bewusst geworden, dass wir einander brauchen, um dieser Aufgabe gerecht werden zu können. Dazu kommt, dass man sich auch in der neuen Rolle als Papa und Mama sortieren muss. Diese Rollen kommen ja einfach mit dazu. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich eben nicht nur als Mama und Papa sieht, sondern dass man sich auch immer wieder als Paar wahrnimmt. Ich glaube, man muss sich die Zeit als Paar echt einfordern, sonst bleibt das schnell mal auf der Strecke.

Ihr habt euch über Facebook kennengelernt und dann neun Monate später schon geheiratet. Wie konntet ihr so schnell wissen, dass das passt?
Gunnar: Ich war auf Facebook nicht aktiv auf der Suche nach einer möglichen Ehefrau. Wir haben uns zufällig in einer christlichen Facebook-Gruppe kennengelernt. Die ersten vier Wochen haben wir uns nur geschrieben. Als ich Anni das erste Mal in echt gesehen habe, hatte ich das Gefühl, ich kenne sie schon. Wir hatten uns schon ganz viel unterhalten, vor allem über viele Glaubensdinge. Da hatte ich schon den Eindruck: Auf der Ebene würde es auf jeden Fall passen. Meine Beziehung zu Gott ist das Grundlegende in meinem Leben. Wenn ich einen Partner habe, der sagt: „Das ist bei mir genauso!“, dann ist schon mal eine gute Basis da. Der Rest findet sich dann irgendwie.
Anni: Bei mir war das ziemlich anders. In der Zeit, bevor wir uns kennengelernt haben, war ich ganz bewusst Single. Ich habe sehr viel gebetet und auch sehr viel darüber nachgedacht, was mir an meinem zukünftigen Partner wichtig ist. Da kam eine ganze Latte von Punkten zusammen. Freunde und Familie haben schon zu mir gesagt, dass diese Liste ziemlich unrealistisch sei. Und dann kam Gunnar und tatsächlich: Alle Dinge, die mir grundsätzlich wichtig waren, hat er total erfüllt. Ich war selber erstaunt. Dann kam aber auch im Gebet eine ganz übernatürliche Sicherheit und ein Frieden, den ich vorher nicht kannte. Da wusste ich: Das ist es jetzt.

Der Schritt vom virtuellen Kennenlernen ins wirkliche Leben fällt manchen gar nicht so leicht.
Gunnar:
Ich war zuerst am Treffpunkt, stand da vor der Tür des Cafés und habe auf sie gewartet. Ich war ganz schön nervös, aber als sie mir dann entgegenkam, hatte sie gleich so eine fröhliche, freundliche Ausstrahlung, dass ich dachte: Das wird gut.
Anni: Ich glaube, das kann sehr unterschiedlich laufen. Ich bin nicht mit der Erwartung hingegangen, dass da gleich die Funken sprühen. Wir hatten zwar viel über theologische Fragen diskutiert, aber ich habe mir gedacht, die Chance, dass auch die ganze Chemie stimmt, um sich zu verlieben, ist eher gering. Aber dann war es tatsächlich mit dem ersten Treffen um mich geschehen.

Was hat euch aneinander überrascht?
Anni:
Da gab es nicht die große Enthüllung. Es sind eher kleine Überraschungen im Alltag, dass man neue Facetten vom anderen kennenlernt.
Gunnar: Als wir Eltern geworden sind, war ich richtig geflasht, mit welcher Sicherheit und Stärke Anni das alles angegangen ist. Also von: Wir fahren ins Krankenhaus, es geht los. Bis: Wir nehmen den Kleinen jetzt mit nach Hause und das kriegen wir hin.

Ihr habt zusammen ein YouTube-Video zu Ehefragen gemacht. Ihr kommt als Paar offensichtlich sehr gut rüber. Die Kommentare darunter sind überwältigend positiv. Alle finden euch total sympathisch, obwohl eure Ansichten gar nicht so Mainstream sind. Ihr sagt zum Beispiel, dass ihr es nicht für schlau haltet, wenn Christen Nichtchristen heiraten.
Gunnar:
Also mich wundert das nicht nur bei dem Video, sondern auch bei den anderen, die ich gemacht habe. Es ist ja schon eine starke Position, die ich vertrete.
Anni: Ich habe auch mit viel mehr Gegenwind gerechnet. Das Internet kann grausam sein, aber ich denke, dass Authentizität ganz entscheidend ist. Wir zwingen ja niemandem etwas auf. Wir vertreten Standpunkte, von denen wir von tiefstem Herzen überzeugt sind. Wir erzählen von dem, was für unsere Ehe wichtig ist, um sie glücklich zu führen. Für uns ist der Glaube sehr zentral. Ohne den Glauben könnte die Ehe für uns nicht funktionieren.

Ihr sagt in dem Video auch, dass das Gebet ein großer Faktor ist, wenn ihr Streit habt. Inwiefern ist das so?
Gunnar:
Wenn ich mich über etwas aufrege, ist das oft der Standardspruch von Anni: „Komm, geh jetzt was essen und dann gehst du beten.“ Da muss es gar nicht mal um Streit zwischen uns beiden gehen. Sich mit dem zu unterhalten, der es in der Hand hat, ist tatsächlich der erste Schritt. Dabei kann ich über mich selbst reflektieren und darüber, was mein Anteil an dem Streit ist. Wenn wir beide Streit haben, dann liegt es in den allerseltensten Fällen nur an einer Seite, meistens sind wir beide beteiligt. Da ist es nicht verkehrt, jemand anderes hinzuzuholen.
Anni: Das Gebet verändert die Perspektive. Es zwingt uns, eine Haltung der Demut einzunehmen und den eigenen Balken zu identifizieren. Das Gebet verbindet unglaublich. Gott ist der, der uns beide verbindet. Das ist auch der Rahmen, wo Vergebung geschehen kann. Im Streit zu beten, kostet immer viel Überwindung und trotzdem ist es sehr heilbar.

Könnt ihr miteinander beten, wenn ihr miteinander im Clinch seid?
Anni:
Ja, man muss sich wirklich überwinden, aber wenn das dann geschehen ist …
Gunnar:
Oft beten wir erst alleine … Das Ding ist ja auch: Ich kann schwer auf jemanden böse sein, für den ich bete.

Wie habt ihr für euch entdeckt, dass ihr für YouTube und Co. geeignet seid?
Gunnar:
YouTube ist das, was ich eher mache. Anni ist im künstlerischen Bereich unterwegs. Das finde ich viel krasser. Ich habe schon immer viel fotografiert und konnte mich für Bild und Technik begeistern. Wir sind gerade im größten kommunikativen Umschwung seit 500 Jahren, seit Luther und dem Buchdruck. Als ich Pastor wurde, habe ich überlegt: Wie könnte ich das nutzen? Ich bin ja Dorfpastor kurz vor Dänemark. Wie kann ich Leute mit der besten Botschaft der Welt erreichen? Und da habe ich Möglichkeiten, die es vor 20 Jahren noch nicht so gegeben hat.
Anni:
Ich habe schon immer gemalt und war künstlerisch aktiv, aber dann hatte mir Gunnar zum Geburtstag eine Art-Journaling-Bibel geschenkt, also eine Bibel mit viel Platz zum Gestalten. Da kam ich auf die Idee, beides zu verbinden: das Wort Gottes und die Kunst, beziehungsweise die Kalligraphie. Als Gunnar meine Werke gesehen hat, meinte er: „Das ist schade, wenn die in der Schublade verstauben, lad deine Sachen doch einfach mal bei Instagram hoch.“ Ich habe das ausprobiert und gemerkt, auf wie viel positive Rückmeldung die Sachen stoßen. Ich merke, dass ich Menschen damit ermutige, selbst mit der Bibel künstlerisch aktiv zu werden. Daraus ist mit „Segensbringer“ ein eigener Shop entstanden. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, dass ich Bibelverse „lettere“.
Gunnar:
Wir ermutigen uns da gegenseitig. Als ich die Idee mit den Videos hatte, bin ich erst mal drei Monate schwanger damit gegangen. Mit meinen ersten Videos war ich nicht glücklich. Irgendwie hat das nicht gepasst. Bis Anni mir sagte: „Das nächste, das du drehst, das veröffentlichst du auch.“ Anni sieht mehr in mir als ich in mir selbst, und manchmal auch andersherum.
Anni:
Wir haben einfach mal losgelegt und gemerkt, dass Menschen das interessiert. Das gibt einem enormen Rückenwind. Ich glaube auch, dass Gott uns nutzen möchte.

Wen erreicht ihr mit euren Internetgeschichten? Geht das über die christliche Blase hinaus?
Anni:
Ich würde sagen, man erreicht echt viele Menschen, die enttäuscht von Gott sind, sich aber weiterhin auf die Suche machen. Beim „Segensbringer-Kanal“ erreiche ich sicherlich vor allem Christen.
Gunnar: Ich glaube, das hängt stark von den Inhalten ab. Wenn ich ein Video zum Markieren von Bibelversen mache, dann ist das schon eher eins für die christliche Blase. Aber ich mache auch Geschichten aus meinem Gemeindealltag. Da schreiben mir Leute dann: „Finde ich voll toll, was du da machst. So habe ich Kirche noch nie gesehen!“ Bei manchen entsteht da ein neues Interesse an der Kirche.

Kommen Leute sonntags bei dir in den Gottesdienst, die dich über deinen YouTube-Kanal kennen?
Gunnar:
Ja, das passiert. Es ist eigentlich in jedem Gottesdienst so, dass Menschen vorbeischauen, der eine oder andere bleibt dann hängen.

Wann wird es denn ein neues Video zu Ehefragen geben?
Gunnar:
Das wollen wir bald angehen, aber man merkt das auch bei diesem Gespräch, dass es da noch jemand gibt, der Aufmerksamkeit braucht. Wenn wir zwei vor der Kamera sitzen, müssen wir schauen, wie das geht. Sonst laden wir meine Mutter ein, dass sie ihn dann eine Runde mit dem Kinderwagen fährt und wir drehen Ehe Video Teil 2. Wir wollen das machen, weil das ein superwichtiges Thema ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sex im Netz: Das können Sie tun, wenn Ihr Kind plötzlich Pornos schaut

„Ich glaube, dass mein Sohn (8) Pornos auf seinem Handy schaut. Wie kann ich mit ihm darüber reden? Und wie kann ich ihm dabei helfen, die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen?“

Diese Situation ist leider keine Seltenheit. Lehrer erzählen mir immer wieder von Grundschülern, die Pornofilme zu Hause auf dem Computer oder in den Pausen auf dem Handy schauen. Eltern berichten mir von der ständigen Angst, dass ihre Kinder bei Freunden oder allein im Internet mit Pornofilmen konfrontiert werden.

MEHR ALS NUR BILDER

Pornos haben einen negativen Einfluss auf Kinder. Es werden nicht nur, wie Sie schreiben, Bilder in ihre Köpfe geschleust. Auch ihr Verhalten leidet darunter: Die Einstellung zu Beziehungen und der Sprachgebrauch unter Kindern zeigt weniger Respekt denn je. Mädchen werden mit Wörtern beschrieben, die man hier nicht nennen kann. Von einem Psychologen aus Oslo, der mit minderjährigen Sexualverbrechern arbeitet, weiß ich, wie sehr seine Patienten besonders von Pornofilmen beeinflusst wurden.

REDEN SIE ÜBER SEX!

Zwei Dinge sollten Eltern tun. Erstens: Versuchen Sie, die Ersten zu sein, die ihr Kind auf das Thema vorbereiten. Erzählen Sie ihm, wie Sex funktioniert und wie schön er ist. Erzählen Sie von der Ehe als Geschenk und von dem Segen, der davon ausgeht.

BEREITEN SIE IHR KIND AUF DAS INTERNET VOR!

Zweitens: Bereiten Sie die Kinder auf das Angebot im Internet vor. Manchmal sind Eltern besorgt, dass sie ihre Kinder dadurch womöglich erst auf die Idee bringen, Pornos im Internet zu schauen. Informationen, Filme und Bilder sind heute jedoch überall zugänglich. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch Ihr Kind davon etwas mitkriegt.

NOCH VOR DER SCHULE AUFKLÄREN

Meiner Erfahrung nach sollten Eltern diese Gesprächsbrücke allerspätestens vor dem Schulanfang gebaut haben. Der erste Gedanke, der über eine Sache mitgeteilt wird – dazu noch von den Menschen, die den Kindern im Leben am meisten bedeuten –, ist immer die stärkste Grundlage. Von dieser Grundlage aus werden die Kinder neue Eindrücke verarbeiten. Wenn sie in eine entsprechende Situation geraten, werden Sie die erste Bezugsperson sein.

FRAGEN SIE IHR KIND!

Bei unseren eigenen Kindern benutzen wir oft Rollenspiele und Situationsbeschreibungen, um mit ihnen über dieses Thema ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel: „Wenn ein Freund dir einen Film mit nackten Menschen zeigt, was würdest du tun?“ Oder: „Ist es dir schon einmal passiert, dass du etwas im Internet gesehen hast, was dir schlechte Dinge vermittelt hat?” Seien Sie nicht zimperlich beim Werte-Vermitteln. Ihr Kind liebt Sie und wird die Werte in seinen Entscheidungen berücksichtigen.

DIE HARDDISK DER GEDANKEN FÄRBEN

Was ist mit Kindern, die schon Pornofilme gesehen haben? Hier denke ich, dass man diese Filme als schlechte Beispiele besprechen kann. Pornos sind eine unechte Präsentation der Wahrheit. Wir sind für etwas viel Besseres von Gott gebaut worden. Leider ist es sehr schwer, Bilder von der Harddisk der Gedanken zu löschen. Aber man kann sie färben.

Chris Duwe lebt mit seiner Familie auf einem kleinen Bauernhof nördlich von Oslo und arbeitet bei „Jugend mit einer Mission“.

MitOhne – Fasten als Familie

Mit Grundschulkindern oder Teenagern kann man die Fastenzeit gemeinsam gestalten. Von Stefanie Böhmann

Als unsere Kinder kleiner waren, haben sie immer auf die Frage, ob sie Wasser mit Kohlensäure oder ohne haben wollen, geantwortet: „Bitte mitohne!“ Sie wollten Wasser ohne Kohlensäure. Dieses Wort MitOhne habe ich mit in die letzte Fastenzeit genommen, weil ich es passend fand, um das auszudrücken, was die Fastenzeit für mich und uns als Familie bedeutet. MitOhne heißt für mich in der Fastenzeit, mehr mit Gott unterwegs zu sein, ohne das verbissene Aufpassen auf etwas, dass ich unbedingt weglassen oder nicht essen soll, aber auf der anderen Seite ohne ein Produkt, das viel Zeit von mir in Anspruch nimmt oder mir sehr wichtig ist. Ich verzichte auf etwas, um intensiver mit Gott in Kontakt zu kommen. Diese Beziehung zu Gott ist mir dabei wichtig und nicht der Verzicht. Wenn ich mich über die „Mehr-Zeit“ mit Gott freuen kann, dann steht der Verzicht im Hintergrund und ich kann gestärkt und fröhlich meinen Weg gehen.

JESUS UND DAS FASTEN

Jesus ist selbst in die Wüste gegangen, nicht um seine Figur zu optimieren oder um sich selbst auf die Schulter zu klopfen, weil er es geschafft hat, 40 Tage ohne Essen auszukommen. Er wollte auch seinem Vater nicht beweisen, dass er für ihn leiden kann. Nein, er wollte Zeit mit seinem Vater haben und sich auf das vorbereiten, was vor ihm lag. Er wusste, dass er dafür Kraft brauchen würde. Das heißt, er wollte mehr mit seinem Vater in Beziehung stehen, aber ohne Essen oder andere Ablenkungen.

Jesus hat damals für längere Zeit auf das Essen komplett verzichtet. Er hatte aber auch keine Schule oder keinen Arbeitsalltag zu bestreiten. Er konnte sich ganz auf Gott konzentrieren. Das würde ich auch gerne mal ausprobieren. In den sieben Wochen zwischen Fasching und Ostern läuft allerdings der Alltag bei uns ganz normal weiter. So denke ich, dass für uns mit unseren Kids, die in die Schule müssen, in der Fastenzeit nur ein Teilfasten dran ist.

ZUSAMMEN  MITOHNE

Wichtig ist uns als Familie, dass wir beim Fasten nicht wie gequälte Leidenspersonen herumlaufen. Dazu gibt es einen passenden Bibelvers in Matthäus 6,16: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler, denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.“ Wenn wir MitOhne unterwegs sind, soll das Endprodukt Freude sein.

Die gute Botschaft ist. Es funktioniert! Wenn wir mehr auf das Mit schauen, aber das Ohne uns hilft, mehr mit zu leben, dann kommt eine große Fröhlichkeit ins Herz.
Ich glaube, ein wichtiger Aspekt beim Fasten ist auch die Gemeinschaft. Wenn wir mehrere sind, die zusammen MitOhne unterwegs sind und sich über ihre Erlebnisse austauschen, fällt es uns leichter, dranzubleiben. Sieben Wochen sind manchmal ganz schön lang. Auch wenn ich als Mama davon träume, mich mit meinen Kindern über die Erlebnisse, die jeder mit Gott hatte, auszutauschen, dann habe ich doch gelernt, dass eigentlich für meine Teens der Austausch mit ihren Freundinnen und Freunden wichtiger ist und sie mehr motiviert, dranzubleiben.

MITOHNE KONKRET

Wir haben hier als Anregung Vorschläge für sieben Wochen MitOhne gesammelt, die auf unsere Familie zugeschnitten sind. Wenn ihr sieben eigene Ideen habt oder alle sieben Wochen dasselbe fasten wollt, dann könnt ihr das natürlich auch tun.

  • Woche 1: Ohne den ersten Griff zum Handy
    Bei uns allen geht oft der erste Griff nach dem Aufstehen erstmal zum Handy. In der ersten Woche wollen wir versuchen, die ersten Minuten unseres Tages ohne Handy, aber mit Gott zu verbringen. Wir versuchen fünf Minuten still zu sein und seine Nähe zu genießen. Das klingt so einfach, ist aber unglaublich schwer. Denn gerade in diesen fünf Minuten vibriert das Handy (kleiner Tipp: Stelle es einfach aus oder lege es weg!) oder dir kommen die besten Einfälle oder Dinge in den Kopf, die du noch unbedingt tun willst. Danach kannst du aufschreiben, wie die Zeit war. Was du mit Gott erlebt hast.
  • Woche 2: Ohne Süßigkeiten
    Immer wenn du Lust auf Süßes hast, kannst du an Gott denken und ein Zwiegespräch mit ihm beginnen. Erzähle ihm von deinem Wunsch, etwas Süßes zu essen. Versuche mal die Augen zu schließen und Gott Zeit zu geben, dir etwas Schönes vor deinem inneren Auge zu zeigen, was dich ablenkt von deinem großen Verlangen nach Naschis.
  • Woche 3: Ohne YouTube
    YouTube-Videos sind gern gesehen und nehmen viel Zeit in Anspruch. Wenn wir diese Zeit Gott widmen, kann da eine Menge Freude entstehen. Wir probieren es aus.
  • Woche 4: Ohne Kaffee/Cola oder Alkohol
    Diese Woche haben wir Eltern es eher schwer, da unser Kaffee am Morgen schon ein besonders schöner Beginn in den Tag ist. Auch das Glas Wein am Abend ist häufig eine schöne Zeit der Begegnung. Aber ein Tee tut es auch und gemeinsames Gebet stattdessen ist eine super Alternative.
  • Woche 5: Ohne Instagram
    Meine Teens sind sehr gern bei Insta unterwegs. Da geht viel Zeit bei drauf. Versucht doch in dieser Woche jedes Mal, wenn ihr zu Instagram gehen würdet, ein kurzes Gebet nach oben zu schicken und Gott für irgendetwas zu danken, das ihr erlebt habt.
  • Woche 6: Ohne Schimpfwörter
    In dieser Woche wollen wir ganz bewusst auf das Wort mit Sch… und ähnliche Worte verzichten. Jedes Mal, wenn sie in unseren Mund kommen, wollen wir uns gegenseitig darauf aufmerksam machen und für das Ereignis oder für den Menschen beten, über das oder den wir uns aufgeregt haben.
  • Woche 7 (Karwoche): Ohne Fleisch
    In vielen Familien gibt es diese Tradition schon, in der Karwoche kein Fleisch zu essen. Unsere Kids essen sehr gern Fleisch. In dieser Woche wollen wir tatsächlich ohne Fleisch auskommen, aber mit einer kurzen Zeit vor dem Essen, in der wir gemeinsam Gott die Ehre geben.

Eigentlich haben unsere Kids auch den Antrag gestellt, dass man mal eine Woche Hausaufgabenfasten durchziehen könnte, leider fanden ihre Lehrer diese Idee nicht so brillant. So wünschen wir jedem, der MitOhne in der nächsten Fastenzeit ausprobiert, ganz viel Freude und Fröhlichkeit im Herzen und viele bewegende Momente mit Gott.

Stefanie Böhmann ist Hauptschullehrerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

 

 

Digital und nackt

Von Rolf Krüger

Huch!? Über genau diese neue Kameratasche habe ich doch erst gestern mit einem Freund gesprochen und heute wird sie mir bei Amazon angepriesen. Hat Amazon mitgehört? Ähnliche Gedanken hat wohl jeder schon einmal gehabt. Dasselbe gilt für Menschen, die wir irgendwo getroffen haben und die uns Facebook plötzlich als Freunde vorschlägt. Und viele andere digitale „Zufälle“. Da kann man schon mal ins Grübeln kommen.

Dass wir alle täglich Dinge mit Konzernen teilen, die wir sonst nur unseren besten Freunden anvertrauen würden, sollte inzwischen bekannt sein. Das Schlagwort heißt „Big Data“. Smartphones zeichnen genau auf, wo wir uns befinden und für was wir uns interessieren. Die einzelnen Informationen sind gar nicht so dramatisch – ihre Kombination und Masse macht daraus einen wertvollen Schatz für alle, die an uns Geld verdienen wollen. Denn nichts ist kostenlos. Wenn wir nicht dafür zahlen, dann sind wir nicht der Kunde, sondern das Produkt, für das jemand anderes zahlt.

Die Daten, die unsere PCs und Telefone sammeln, werden von den Konzernen geschickt kombiniert. Anna und Paul sind für drei Stunden am selben Ort? Könnte sein, dass sie sich kennen, folgert Facebook, und schon bekommen sie sich gegenseitig als Freundschaftsvorschlag. Waren 1000 Menschen ebenfalls dort? Dann wohl kaum. Und die Algorithmen werden immer präziser, je mehr wir sie durch die gewünschte Handlung bestätigen – oder eben nicht. Gelernt wird immer. Und wir sind die Studienobjekte. Haben sich Anna und Paul vielleicht nicht voreinander ausgezogen – vor Google & Co. haben sie es getan. Für die Konzerne sind wir inzwischen ziemlich nackt.

Es gibt vor allem zwei Wege, wie wir damit umgehen: Die einen sehen Big Data als bequemen Service und freuen sich, dass die Maschinen helfen, den Alltag zu organisieren. Die anderen sehen vor allem die Gefahr, dass ihre Datensammlung irgendwann gegen sie verwendet wird.

Die gesunde Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Es gilt, die Vorzüge der Technik zu genießen und gleichzeitig verantwortungsvoll mit unseren Daten umzugehen. Im Folgenden haben wir Möglichkeiten zusammengestellt, unsere Datensammlung bewusster zu steuern. Denn wie nackt wir uns machen, kann jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Aktivitätsberichte

Bei allen großen Anbietern kann man seine gespeicherten Daten einsehen und ggf. löschen. Es ist sehr erhellend, mal durch die eigene Sammlung zu stöbern…

Nicht verfügbar bei: 

  • Apple (inkl. iPhone) — es wird kein Aktivitätsverlauf außerhalb des Gerätes angelegt.

Datenschutzeinstellungen

Was von den Anbietern oder Programmen aufgezeichnet wird, kann man in gewissem Rahmen selbst bestimmen. Das gilt sowohl für die Aufzeichnung von Daten auf dem lokalen Computer als auch in den Clouds der Anbieter wie Microsoft oder Google. Die Optionen sind sehr umfangreich und man muss schon ein wenig Arbeit investieren, um das gewünschte Maß an Privatsphäre sicherzustellen. Aber die Arbeit lohnt sich…

Nicht verfügbar bei:

 

Gefahren im Netz

Spätestens mit Schulbeginn wird die Internetnutzung für Kinder zum Alltag. Rund 75 Prozent der 3- bis 15-Jährigen sind regelmäßig online. Schon die Mehrheit der ganz Kleinen (3-5 Jahre) nutzt etwa ein Tablet, über ein Viertel von ihnen teilweise unbeaufsichtigt. Welche Gefahren im Internet lauern können, wissen dabei nur die wenigsten. Nur 41 Prozent der Eltern sprechen mit den Vorschulkindern über Gefahren im Netz, bei den 6- bis 9-Jährigen wurde jeder Fünfte (21%) nicht über die Risiken aufgeklärt.

Kinder vor Risiken schützen

Den größten Stellenwert bei der Medienerziehung messen Eltern dabei den Gefahren für den eigenen Geldbeutel zu. So sind teure Downloads und In-App-Käufe Thema Nummer eins bei den Eltern-Kind-Gesprächen (62%). Gefahren für persönliche Daten (58%) und nicht altersgerechte Apps und Spiele (56%) folgen auf den Plätzen zwei und drei. Welche Ursachen und Konsequenzen ein Befall mit Computerschädlingen hat, bespricht hingegen nicht einmal die Hälfte der Eltern (49%) mit ihren Kindern. Diese Ergebnisse liefert eine repräsentative Untersuchung des Marktforschungsinstituts Ears and Eyes im Auftrag des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das BSI empfiehlt Eltern daher, der IT-Sicherheitserziehung ihrer Kinder auch im jungen Alter bereits eine höhere Bedeutung beizumessen.

„Schon unsere kleinsten Mitbürger nutzen das Internet und müssen vor den Risiken geschützt werden“, so Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). „Eltern sollten ihre Kinder an die Hand nehmen und mit ihnen über das Risiko von In-App-Käufen, Chatprogrammen und über altersgerechte Angebote sprechen.“

Internetnutzung nach Altersgruppen

Über die Hälfte der 3- bis 5-Jährigen greift bereits zu Tablet (59%) und Smartphone (55%) – von diesen nutzt mehr als ein Viertel (27%) das Tablet teilweise eigenständig, 14 Prozent das Smartphone. Insgesamt sind rund Dreiviertel aller Kinder zwischen 3 und 15 Jahren im Internet unterwegs.

Mit steigendem Alter der Kinder nimmt auch die Internetnutzung zu. Im Grundschulalter (6-9 Jahre) sind bereits 83 Prozent der Kinder mit dem Tablet im Internet unterwegs, ein knappes Viertel davon vollkommen eigenständig (23%), 30 Prozent zumindest teilweise alleine. Auch der Computer (77%) und das Smartphone (67%) sind in regem Gebrauch bei Grundschülern, von denen ein Anteil von 26 beziehungsweise 29 Prozent diese zum Teil ohne elterliche Aufsicht nutzt.

Was Kinder im Netz so treiben 

Zu den beliebtesten Webanwendungen im Kindergartenalter zählen spezielle Kinderwebseiten (38%), Lernspiele und -angebote (34%), Videoportale (32%) und Online-Computerspiele (16%). In der Grundschule spielt das Internet bei 35 Prozent eine Rolle bei den Hausaufgaben und der Unterrichtsvorbereitung. Im Unterschied zu Kindergartenkindern kommen bei Grundschülern Suchmaschinen (58%), Instant Messaging (29%) und E-Mail-Programme (23%) hinzu. Von den Kindern, die eine weiterführende Schule besuchen (ab zehn Jahren) greifen 79 Prozent auf das Internet als Hausaufgaben- und Recherchehilfe zurück. Spätestens ab dem Grundschulalter steigt damit das Risiko, dass Kinder mit nicht altersgerechten Inhalten oder Schadsoftware, die beispielsweise über E-Mails eingeschleust wird, in Kontakt kommen.

Aufklärung tut Not

Das BSI rät Eltern deshalb, ihre Kinder schon frühzeitig an einen altersgerechten und sicheren Umgang mit dem Internet heranzuführen. Sie sollten mit ihnen besprechen, welche Webseiten und Inhalte für sie geeignet sind und ihnen diese auch zeigen. Außerdem empfiehlt sich die Installation von technischen Kinderschutzprogrammen, die dafür sorgt, dass eine Reihe von Funktionen des Gerätes nicht durch Kinder genutzt werden können. Zwar findet bereits heute schon Aufklärung über Internetgefahren statt, jedoch nicht in gleichem Maße wie die teilweise unbeaufsichtigte Nutzung durch die Kinder.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Fit fürs Netz

 

Besonnen reagieren

„Bei der Kontrolle des Internet-Verlaufes habe ich festgestellt, dass meine 12-jährige Tochter pornografische Seiten angeschaut hat. Wie soll ich darauf reagieren?“

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Kinder schon früh im Internet

Sollen Kinder ins Internet? Eine viel diskutierte Frage – dabei ist das schon längst Realität in vielen Familien. Kinder und Jugendliche nutzen Medien ganz selbstverständlich und sie beginnen früh damit. Viele drei- bis achtjährige Kinder sind bereits regelmäßig im Internet aktiv.
Das ist ein Ergebnis der U9-Studie, die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig  gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) und dem Heidelberger Sinus-Institut in Berlin vorgestellt hat.
„Eltern möchten ihren Kindern einen guten Start in eine Gesellschaft ermöglichen, die sich zunehmend digital organisiert. Deshalb müssen Kinder von Anfang an die Chance haben zu lernen, wie sie gut und souverän mit Medien umgehen“, erklärte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig.

Im Rahmen der U9-Studie „Kinder in der digitalen Welt“ wurden 1029 Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren sowie 1832 Eltern mit Kindern im Alter von 3 bis 8 Jahren befragt. Die Ergebnisse der Studie „Kinder in der digitalen Welt“ in der Zusammenfassung:
– Mehr als die Hälfte der Achtjährigen (55 Prozent) ist regelmäßig online. Von den Sechsjährigen geht fast ein Drittel ins Internet (28 Prozent) und bei den Dreijährigen ist es immerhin schon jedes zehnte Kind (11 Prozent). Viele, die noch nicht lesen oder schreiben können, sind über das Erkennen von Symbolen fähig, eigenständig Internetseiten aufzurufen. Außerdem: Mit dem Schuleintritt lösen Computer oder Laptop die Spielekonsole als meistgenutztes Endgerät ab.
– Nicht alle Kinder sind „Digital Natives“ – auch wenn sie in einer digitalisierten Welt aufwachsen. Je häufiger und selbstverständlicher die Eltern selbst im Netz unterwegs sind, desto eher sind auch ihre Kinder online und desto selbstsicherer präsentieren sich diese hinsichtlich ihrer eigenen Internetkompetenzen.
– Zwei Drittel der Eltern Drei- bis Achtjähriger verbieten ihren Kindern, ins Internet zu gehen. Gleichwohl sieht die deutliche Mehrheit (65 Prozent) Chancen digitaler Medien und des Internets für ihren Nachwuchs, insbesondere wenn es um die Sicherstellung der sozialen Teilhabe geht.
– Nach Ansicht der Eltern überwiegen für Kinder dieser Altersgruppe die Risiken des Internets die wahrgenommenen Chancen. Nicht kindgerechte Inhalte und der mögliche Kontakt zu unbekannten Personen sowie Mobbing zählen sie zu den größten Risiken des Internets für ihre Kinder. Auch der Schutz der Privatsphäre ist aus Elternsicht ein relevantes Risikofeld. Sie befürchten, dass Kinder im Internet zu viel von sich preisgeben.
– Bei vielen Eltern gibt es erhebliche Unsicherheiten. Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass moderne Medien heute quasi selbsterklärend seien. Gleichzeitig ist vielen Eltern bewusst, dass es beim Umgang mit digitalen Medien um mehr geht als das Bedienen von Benutzeroberflächen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Thema Kinder und digitale Medien für viele Eltern mit großen Unsicherheiten verbunden ist. Je weniger kompetent Eltern sich selbst hinsichtlich des Umgangs mit dem Netz fühlen, desto weniger Sicherheitsmaßnahmen ergreifen sie für ihre Kinder.
– Einkommensunterschiede der Eltern haben keinen Einfluss darauf, ob Kinder Spielkonsolen, Smartphones und Computer/Laptops nutzen. Jedoch zeigt die Studie, dass Kinder von Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen das Internet deutlich seltener für Informationssuche oder Lernzwecke nutzen.
Die vollständige U9-Studie finden Sie unter www.divsi.de