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Soziale Netzwerke – gehören Kinderbilder auf Insta und Co?

Soziale Netzwerke laden dazu ein, das eigene Leben mit dem Rest der Welt zu teilen. Dabei stehen Eltern oft vor der Frage: Kann ich ein Bild von meinem Kind posten? Mediencoach Iren Schulz rät zur Vorsicht.

Das Familienleben hält jede Menge aufregende, lustige und besondere Momente bereit. Und weil Eltern sich gern daran erinnern und stolz auf ihre Kinder sind, werden die Erlebnisse mit der Smartphone-Kamera festgehalten und in privaten oder eben auch öffentlichen Communities geteilt. Insbesondere soziale Netzwerke bieten eine Plattform. Auch wenn Eltern positive Gedanken dabei haben, übersehen sie leider, dass solches Bildmaterial im Prinzip für jede(n) zugänglich ist und in falsche Hände geraten kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass digitale Medien wie das Smartphone heute selbstverständlicher Bestandteil des Familienalltags sind und nicht nur bei der Organisation helfen, sondern auch eine Art Erinnerungskiste, Verbindungsschnur und Sammelalbum darstellen. Gleichzeitig ist aber die Kindheit eine besonders schützenswerte Lebensphase. Wir als Erwachsene tragen die juristische und erzieherische Verantwortung dafür, dass Kinder sicher und gut aufwachsen können.

Das Recht am eigenen Bild

Juristisch gesehen ist das zum Beispiel darüber geregelt, dass auch Heranwachsende ein Recht am eigenen Bild haben. Weil sie aber noch nicht selbst über die Veröffentlichung entscheiden können, sind Eltern gefragt, hier besonders sensibel und sorgsam zu entscheiden. Denn sicher ist, dass Kinderfotos im Netz das Risiko für unerwünschte Kontakte oder eine problematische Weiterverwendung bergen. Deshalb sollten sich Eltern gut überlegen, ob und auf welche Art und Weise sie Kinderfotos im Netz und in sozialen Netzwerken verbreiten.

Öffentlich zugängliche Profile, Portale und Programme sind dafür nicht geeignet. Wenn Bilder veröffentlicht werden, sollten Kinder auf diesen Fotos nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, von hinten oder mit Sonnenbrille. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fotos keine Kontextinformationen wie personenbezogene Daten zum Kind, Standortdaten oder Ähnliches enthalten. Zudem sollten Eltern regelmäßig die Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in ihren Social-Media-Profilen überprüfen. Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen sind absolut tabu!

Gute Routinen und Regeln

Mit dem Älterwerden sollten Heranwachsende in die Entscheidung einbezogen und gefragt werden, ob sie einverstanden sind, dass ein Foto von ihnen erstellt und geteilt wird. Kinder haben nicht nur ein gutes Bauchgefühl, sondern eben auch ein Recht darauf und lernen so, bewusst und souverän mit den Möglichkeiten digitaler Medien umzugehen. Hierbei ist auch noch einmal die Vorbildrolle von uns Erwachsenen angesprochen. Wenn wir uns verantwortungsvoll mit und in digitalen Medien bewegen, gute Routinen und Regeln in der Familie etablieren und auch mal ohne Smartphone zum Ausflug antreten, wird es eher gelingen, diese Handlungsweisen an unsere Kinder weiterzugeben. Und mal ehrlich: Ist nicht jeder Ausflug und jedes Erlebnis schöner, wenn die Familie mit allen Sinnen – und nicht mit allen Bildschirmen – dabei ist?

Dr. Iren Schulz ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

Soziale Netzwerke – gehören Kinderbilder auf Insta und Co?

Soziale Netzwerke laden dazu ein, das eigene Leben mit dem Rest der Welt zu teilen. Dabei stehen Eltern oft vor der Frage: Kann ich ein Bild von meinem Kind posten? Mediencoach Iren Schulz rät zur Vorsicht.

Das Familienleben hält jede Menge aufregende, lustige und besondere Momente bereit. Und weil Eltern sich gern daran erinnern und stolz auf ihre Kinder sind, werden die Erlebnisse mit der Smartphone-Kamera festgehalten und in privaten oder eben auch öffentlichen Communities geteilt. Insbesondere soziale Netzwerke bieten eine Plattform. Auch wenn Eltern positive Gedanken dabei haben, übersehen sie leider, dass solches Bildmaterial im Prinzip für jede(n) zugänglich ist und in falsche Hände geraten kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass digitale Medien wie das Smartphone heute selbstverständlicher Bestandteil des Familienalltags sind und nicht nur bei der Organisation helfen, sondern auch eine Art Erinnerungskiste, Verbindungsschnur und Sammelalbum darstellen. Gleichzeitig ist aber die Kindheit eine besonders schützenswerte Lebensphase. Wir als Erwachsene tragen die juristische und erzieherische Verantwortung dafür, dass Kinder sicher und gut aufwachsen können.

Das Recht am eigenen Bild

Juristisch gesehen ist das zum Beispiel darüber geregelt, dass auch Heranwachsende ein Recht am eigenen Bild haben. Weil sie aber noch nicht selbst über die Veröffentlichung entscheiden können, sind Eltern gefragt, hier besonders sensibel und sorgsam zu entscheiden. Denn sicher ist, dass Kinderfotos im Netz das Risiko für unerwünschte Kontakte oder eine problematische Weiterverwendung bergen. Deshalb sollten sich Eltern gut überlegen, ob und auf welche Art und Weise sie Kinderfotos im Netz und in sozialen Netzwerken verbreiten.

Öffentlich zugängliche Profile, Portale und Programme sind dafür nicht geeignet. Wenn Bilder veröffentlicht werden, sollten Kinder auf diesen Fotos nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, von hinten oder mit Sonnenbrille. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fotos keine Kontextinformationen wie personenbezogene Daten zum Kind, Standortdaten oder Ähnliches enthalten. Zudem sollten Eltern regelmäßig die Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in ihren Social-Media-Profilen überprüfen. Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen sind absolut tabu!

Gute Routinen und Regeln

Mit dem Älterwerden sollten Heranwachsende in die Entscheidung einbezogen und gefragt werden, ob sie einverstanden sind, dass ein Foto von ihnen erstellt und geteilt wird. Kinder haben nicht nur ein gutes Bauchgefühl, sondern eben auch ein Recht darauf und lernen so, bewusst und souverän mit den Möglichkeiten digitaler Medien umzugehen. Hierbei ist auch noch einmal die Vorbildrolle von uns Erwachsenen angesprochen. Wenn wir uns verantwortungsvoll mit und in digitalen Medien bewegen, gute Routinen und Regeln in der Familie etablieren und auch mal ohne Smartphone zum Ausflug antreten, wird es eher gelingen, diese Handlungsweisen an unsere Kinder weiterzugeben. Und mal ehrlich: Ist nicht jeder Ausflug und jedes Erlebnis schöner, wenn die Familie mit allen Sinnen – und nicht mit allen Bildschirmen – dabei ist?

Dr. Iren Schulz ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

Familienstreit an Weihnachten – So können Sie Ihrem Kind helfen

Der Traum einer besinnlichen Weihnacht platzt oft, wenn nicht alles perfekt ist. Der Stress steigt und dann nerven noch die Verwandten. Doch wie erleben das erst die Kinder? Therapeutin Melanie Schüer erklärt, wie Sie Ihrem Kind helfen können.

„Einerseits ist Weihnachten ja echt schön – aber andererseits bin ich auch froh, wenn es vorbei ist. Denn die Erwachsenen sind an diesen Tagen immer so wahnsinnig gestresst …“

So in etwa äußerte sich in der Weihnachtszeit einmal meine Tochter über ihr Erleben der „schönsten Zeit des Jahres“ und ich musste erst einmal schlucken – das saß!

Diese gemischten Gefühle bezüglich der zugleich festlichsten und doch auch anstrengendsten Wochen des Jahres kennen wir vermutlich alle. Kinder und Jugendliche nehmen dies oft noch stärker wahr, weil sie sich besonders freuen – alles ist noch neu und so aufregend! – und gleichzeitig die bestehende Anspannung und Stressbelastung noch weniger reflektieren und einordnen können.

Es könnte alles so schön sein…

Auch in meiner psychotherapeutischen Arbeit erlebe ich, dass gerade depressive Symptome um die Weihnachtszeit herum zunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • Hohe Erwartungen: Es soll schön werden, besinnlich, gemütlich, lecker, freudvoll, besonders – und das möglichst für alle! Das bedeutet viel Arbeit bei der Vorbereitung und viel Druck, denn Weihnachten ist eben nur einmal im Jahr.
  • Unterschiedliche Bedürfnisse, die alle an drei Tagen unter einen Hut gebracht werden sollen
  • Die Anspannung darüber, Familienmitglieder wiederzutreffen, denen man sonst eher aus dem Weg geht

Weihnachten mit strahlenden Augen

Was kann helfen, damit Kinder und Jugendliche Weihnachten so erleben, wie wir es ihnen wünschen – mit vor Freude geröteten Bäckchen, strahlenden Augen und einem fröhlichen Herzen?

Als erstes ist es hilfreich, zu reflektieren und zu erklären, was los ist: Stress lässt sich in der Adventszeit nicht immer vermeiden. Aber es hilft Kindern, wenn Erwachsene diese Erfahrungen altersgemäß einordnen: „Puh, es tut mir leid, dass ich vorhin so gereizt war! Der Advent ist so schön, aber manchmal auch so stressig, weil so vieles zu erledigen ist. Und das alles neben der normalen Arbeit, die ja auch nicht liegen bleiben kann. Deswegen kommt es vor, dass ich genervt reagiere, weil ich müde bin von all dem, was zu tun ist. Aber morgen machen wir uns einen gemütlichen Tag, ja?“

Das Schlagwort „Weniger ist Mehr“ hilft tatsächlich dabei, die randvolle Zeit zu entzerren. Es bringt oft ungemein Entlastung, wenn man sich zumindest einen Tag vor Heiligabend freinehmen kann, den Baum schon etwas früher als sonst aufstellt und schmückt, die Geschenke schon im November besorgt oder auch mit einigen Leuten bespricht, sich nichts zu schenken, sondern lieber mit weniger Trubel einfach die gemeinsame Zeit zu genießen.

Auch hilft es, wenn wir in den Terminkalender bewusst Zeiten für Stille und Besinnlichkeit einplanen. Das kann auch mit altersgemäßen Medien gelingen, wie:

  • Videos wie „Superbuch – das erste Weihnachten“ (ca. 6-12 Jahre)
  • Der Weihnachtsfolge der Serie „The Chosen“ (ab ca. 12 Jahren)
  • Fortlaufenden Adventskalender-Büchern wie „Komm doch mit nach Betlehem!“ (SCM-Verlag, ca. 5-10 Jahre) oder „Ricas Weihnachtsüberraschung“ (ca. 2-6 Jahre)

Für Erwachsene besonders schwer, aber für das Familienleben ungemein wichtig ist es, Unperfektheiten auszuhalten. Wenn wir Erwachsene an unsere Weihnachtserinnerungen denken oder überlegen, wie wir damals Weihnachten gern erlebt hätten – wäre dann wirklich eine einwandfrei saubere Wohnung oder ganz besondere Deko das Wesentliche? Letztlich entscheidet viel mehr das Maß der Herzlichkeit, Liebe und einer fröhlichen Stimmung darüber, wie positiv Kinder und Jugendliche Weihnachten erleben.

Weihnachten – das Fest der Widersprüche

Jugendliche empfinden das ach-so-friedliche Beisammensein einmal im Jahr mit allen Verwandten, auch der unliebsamen Tante Agatha, oft als heuchlerisch. Daher brauchen sie Unterstützung darin, das Geschehen differenziert einzuordnen. „Das ganze Jahr über wird gestritten und gezankt und dann plötzlich spielen wir uns Friede, Freude, Eierkuchen vor!?“ Hier können Erwachsene am besten reagieren, indem sie:

  • Die Ungereimtheiten und auch mögliche Konflikte und Fehler anerkennen und einräumen, dass nicht alle Beziehungen heil und friedlich sind
  • Und gleichzeitig hervorheben, dass gerade in diesem „sowohl als auch“ eine Chance stecken kann: Nämlich, dass die gemeinsame Besinnung auf etwas Größeres (die Geburt dessen, der sich selbst als „Licht der Welt“ bezeichnet und die Menschen auffordert, Frieden mit Gott und dem Nächsten zu machen) helfen kann, über Uneinigkeiten hinweg zu sehen oder diese zumindest nicht größer werden zu lassen, als sie sein müssten.

Kinder mit einbeziehen

Ein wichtiges Element für ein harmonisches Weihnachtsfest ist, Kinder und Jugendliche in das Geschehen einzubeziehen. Das kann sowohl bedeuten, dem Nachwuchs altersgemäße Aufgaben zu übertragen (beim Putzen, Dekorieren, Backen, etc. helfen) als auch, die kindlichen Ideen und Wünsche bei der Planung zu berücksichtigen. Hier gilt es, ein gesundes Maß zu finden – Eltern sollen und dürfen einen gewissen Rahmen vorgeben, der ihnen wichtig ist. Aber Kinder fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie in gewissen Bereichen mitgestalten können, zum Beispiel: Was könnten wir den Großeltern schenken? Wie wollen wir die Bescherung gestalten? Was gibt es als Nachtisch?

Die Advents- und Weihnachtszeit, so schwierig sie oft ist, ist eine ganz besondere Zeit. Daher ist es so immens wichtig, vor allem die Zeit mit den Menschen, die wir lieben, zu genießen, auch wenn manches nicht perfekt ist.

Melanie Schüer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Autorin.

Familienstreit an Weihnachten? So helfen Sie Ihren Kindern

Der Traum einer besinnlichen Weihnacht platzt oft, wenn nicht alles perfekt ist. Der Stress steigt und dann nerven noch die Verwandten. Doch wie erleben das erst die Kinder? Mit diesen Tipps helfen Sie Ihren Kindern, die Spannungen auszuhalten.

„Einerseits ist Weihnachten ja echt schön – aber andererseits bin ich auch froh, wenn es vorbei ist. Denn die Erwachsenen sind an diesen Tagen immer so wahnsinnig gestresst …“

So in etwa äußerte sich in der Weihnachtszeit einmal meine Tochter über ihr Erleben der „schönsten Zeit des Jahres“ und ich musste erst einmal schlucken – das saß!

Diese gemischten Gefühle bezüglich der zugleich festlichsten und doch auch anstrengendsten Wochen des Jahres kennen wir vermutlich alle. Kinder und Jugendliche nehmen dies oft noch stärker wahr, weil sie sich besonders freuen – alles ist noch neu und so aufregend! – und gleichzeitig die bestehende Anspannung und Stressbelastung noch weniger reflektieren und einordnen können.

Es könnte alles so schön sein…

Auch in meiner psychotherapeutischen Arbeit erlebe ich, dass gerade depressive Symptome um die Weihnachtszeit herum zunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • Hohe Erwartungen: Es soll schön werden, besinnlich, gemütlich, lecker, freudvoll, besonders – und das möglichst für alle! Das bedeutet viel Arbeit bei der Vorbereitung und viel Druck, denn Weihnachten ist eben nur einmal im Jahr.
  • Unterschiedliche Bedürfnisse, die alle an drei Tagen unter einen Hut gebracht werden sollen
  • Die Anspannung darüber, Familienmitglieder wiederzutreffen, denen man sonst eher aus dem Weg geht

Weihnachten mit strahlenden Augen

Was kann helfen, damit Kinder und Jugendliche Weihnachten so erleben, wie wir es ihnen wünschen – mit vor Freude geröteten Bäckchen, strahlenden Augen und einem fröhlichen Herzen?

Als erstes ist es hilfreich, zu reflektieren und zu erklären, was los ist: Stress lässt sich in der Adventszeit nicht immer vermeiden. Aber es hilft Kindern, wenn Erwachsene diese Erfahrungen altersgemäß einordnen: „Puh, es tut mir leid, dass ich vorhin so gereizt war! Der Advent ist so schön, aber manchmal auch so stressig, weil so vieles zu erledigen ist. Und das alles neben der normalen Arbeit, die ja auch nicht liegen bleiben kann. Deswegen kommt es vor, dass ich genervt reagiere, weil ich müde bin von all dem, was zu tun ist. Aber morgen machen wir uns einen gemütlichen Tag, ja?“

Das Schlagwort „Weniger ist Mehr“ hilft tatsächlich dabei, die randvolle Zeit zu entzerren. Es bringt oft ungemein Entlastung, wenn man sich zumindest einen Tag vor Heiligabend freinehmen kann, den Baum schon etwas früher als sonst aufstellt und schmückt, die Geschenke schon im November besorgt oder auch mit einigen Leuten bespricht, sich nichts zu schenken, sondern lieber mit weniger Trubel einfach die gemeinsame Zeit zu genießen.

Auch hilft es, wenn wir in den Terminkalender bewusst Zeiten für Stille und Besinnlichkeit einplanen. Das kann auch mit altersgemäßen Medien gelingen, wie:

  • Videos wie „Superbuch – das erste Weihnachten“ (ca. 6-12 Jahre)
  • Der Weihnachtsfolge der Serie „The Chosen“ (ab ca. 12 Jahren)
  • Fortlaufenden Adventskalender-Büchern wie „Komm doch mit nach Betlehem!“ (SCM-Verlag, ca. 5-10 Jahre) oder „Ricas Weihnachtsüberraschung“ (ca. 2-6 Jahre)

Für Erwachsene besonders schwer, aber für das Familienleben ungemein wichtig ist es, Unperfektheiten auszuhalten. Wenn wir Erwachsene an unsere Weihnachtserinnerungen denken oder überlegen, wie wir damals Weihnachten gern erlebt hätten – wäre dann wirklich eine einwandfrei saubere Wohnung oder ganz besondere Deko das Wesentliche? Letztlich entscheidet viel mehr das Maß der Herzlichkeit, Liebe und einer fröhlichen Stimmung darüber, wie positiv Kinder und Jugendliche Weihnachten erleben.

Weihnachten – das Fest der Widersprüche

Jugendliche empfinden das ach-so-friedliche Beisammensein einmal im Jahr mit allen Verwandten, auch der unliebsamen Tante Agatha, oft als heuchlerisch. Daher brauchen sie Unterstützung darin, das Geschehen differenziert einzuordnen. „Das ganze Jahr über wird gestritten und gezankt und dann plötzlich spielen wir uns Friede, Freude, Eierkuchen vor!?“ Hier können Erwachsene am besten reagieren, indem sie:

  • Die Ungereimtheiten und auch mögliche Konflikte und Fehler anerkennen und einräumen, dass nicht alle Beziehungen heil und friedlich sind
  • Und gleichzeitig hervorheben, dass gerade in diesem „sowohl als auch“ eine Chance stecken kann: Nämlich, dass die gemeinsame Besinnung auf etwas Größeres (die Geburt dessen, der sich selbst als „Licht der Welt“ bezeichnet und die Menschen auffordert, Frieden mit Gott und dem Nächsten zu machen) helfen kann, über Uneinigkeiten hinweg zu sehen oder diese zumindest nicht größer werden zu lassen, als sie sein müssten.

Kinder mit einbeziehen

Ein wichtiges Element für ein harmonisches Weihnachtsfest ist, Kinder und Jugendliche in das Geschehen einzubeziehen. Das kann sowohl bedeuten, dem Nachwuchs altersgemäße Aufgaben zu übertragen (beim Putzen, Dekorieren, Backen, etc. helfen) als auch, die kindlichen Ideen und Wünsche bei der Planung zu berücksichtigen. Hier gilt es, ein gesundes Maß zu finden – Eltern sollen und dürfen einen gewissen Rahmen vorgeben, der ihnen wichtig ist. Aber Kinder fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie in gewissen Bereichen mitgestalten können, zum Beispiel: Was könnten wir den Großeltern schenken? Wie wollen wir die Bescherung gestalten? Was gibt es als Nachtisch?

Die Advents- und Weihnachtszeit, so schwierig sie oft ist, ist eine ganz besondere Zeit. Daher ist es so immens wichtig, vor allem die Zeit mit den Menschen, die wir lieben, zu genießen, auch wenn manches nicht perfekt ist.

Melanie Schüer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Autorin.

Schulstart: 5 Tipps, wie die Umstellung im Familienalltag leichter gelingt

Mit der Einschulung ändert sich das Leben für Kinder und Eltern. Worauf gilt es zu achten, um die Umstellung leichter zu meistern? Sarah Kröger weiß, was hilft.

Meine Tochter kommt im Sommer schon in die dritte Klasse. Ich weiß noch genau, wie aufregend der Schulstart damals für uns war. So viel war neu und veränderte sich. Wir alle mussten früher aufstehen, meine Tochter den ganzen Vormittag stillsitzen. Außerdem gab es von da an rund 12 Wochen Schulferien im Jahr, für die wir uns eine Betreuungslösung ausdenken mussten. Doch wie ist uns die Umstellung eigentlich gelungen? Ich muss gestehen: Vieles habe ich wieder verdrängt. Das Gehirn leistet Erstaunliches, wenn es darum geht, schwierige Dinge zu vergessen. Deswegen frage ich einfach mal bei meiner Tochter nach.

1. Der frühe Start in den Morgen

Wirklich schwer fiel ihr das frühe Aufstehen zum Schulbeginn, erzählt meine Tochter und findet: „Die Schule soll um neun beginnen, dann kann ich wenigstens bis acht Uhr ausschlafen.“ Das finde ich auch. Es gibt viele Studien, die belegen, dass ein zu früher Schulanfang zu weniger Schlaf, geringerer Konzentration und schlussendlich auch zu schlechterer Leistung führt – vor allem bei älteren Kindern. Zu dem frühen Beginn kam noch die Pünktlichkeit dazu. Unsere Tochter musste nun jeden Morgen um Punkt acht Uhr auf ihrem Platz sitzen. Es gab keine Gleitzeit mehr, wie früher zu Kitazeiten, als wir sie manchmal erst gegen halb zehn durch die Kita-Tür schoben, wenn es beruflich passte.

Wie haben wir das hinbekommen? Nachdem die Klassenlehrerin meine Tochter im ersten Schulhalbjahr ein paar Mal gerügt hatte, weil sie fünf Minuten zu spät erschienen war, entwickelte sie eine hohe Eigenmotivation, pünktlich zu kommen. Denn das war ihr sehr unangenehm. Wir hatten also etwas Glück. Ansonsten hilft – damals wie heute – das noch frühere Aufstehen. Stehen wir rechtzeitig auf, dann ist der Beginn morgens entspannt. Kommen wir nicht rechtzeitig aus dem Bett, wird das Frühstück und auch der restliche Start in den Tag hektisch. Als Faustregel gilt: Immer eine halbe Stunde extra einplanen. Mit der Zeit pendelt sich dann die beste Aufstehzeit für alle ein.

Auch ein möglichst gleicher Ablauf am Morgen erleichtert es dem Kind, sich schneller ans frühe Aufstehen zu gewöhnen. Wer mag, kann die Brotdose und die Schultasche auch schon abends vorbereiten, das spart morgens etwas Zeit. Hilfreich ist auch, wenn das Kind lernt, die Uhr zu lesen und so ein Gefühl für die Zeit bekommt, die es morgens noch übrig hat. Wird ein Kind morgens überhaupt nicht wach, kann der Schulweg helfen, der möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. Das Sonnenlicht kann in den hellen Monaten beim Wachwerden helfen und die Bewegung regt zusätzlich den Kreislauf an. So kommt Ihr Kind richtig wach in der Schule an.

2. Vormittags: Bewegung ermöglichen

Anstrengend war auch, erzählt meine Tochter, dass sie in der Schule stillsitzen musste und nicht mehr so viel herumtoben konnte. Eine der größten Umstellungen von Kindergarten zu Schule ist sicherlich die eingeschränkte Freiheit. Wer wollte, konnte früher den ganzen Tag im Sand buddeln oder an Kletterstangen hangeln. In den meisten Grundschulen sitzen die Kinder ab der ersten Klasse den größten Teil der Zeit auf einem Stuhl. Dabei ist auch hier längst erforscht, dass Bewegung sehr wichtig beim Lernen ist. Wer sich bewegt, aktiviert das Gehirn und merkt sich Dinge besser. Grundschulkinder können sich in der Regel nicht länger als 20 Minuten am Stück konzentrieren. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen das und versuchen, regelmäßige Bewegungspausen in den Unterricht einzubauen. Auch im Unterricht selbst ist Bewegung möglich: Geometrische Figuren können mit einem Seil körperlich erfahrbar gemacht werden, Präpositionen wie „auf“ oder „unter“ können im Klassenraum in die Tat umgesetzt werden, indem die Kinder auf oder unter ihren Stuhl klettern. Falls Ihr Kind mehr Bewegung braucht, als es im Unterricht bekommt, können Sie auch mit der Lehrkraft sprechen und sie um eine individuelle Lösung bitten.

3. Tobe- und Ausruhzeit am Nachmittag

Spätestens nach der Schule sollten Kinder sich ordentlich austoben. Gehen Sie mit Ihnen auf den Spielplatz, Fahrrad fahren, Fußball spielen – was immer sie mögen. Doch auch Ruhe kann für manche Kinder nach einem lauten und aufregenden Schultag besonders nötig sein. Meine Tochter brauchte in den ersten Wochen viel Zeit zu Hause: Es war ihr zu laut im Klassenraum und sie war froh über die Stille.

In vielen Familien ist es mittlerweile üblich, dass schon Erstklässler ihren Nachmittag mit Freizeitaktivitäten verplant haben: Musikunterricht, Turnen, Fußball, Tanzen … Diese grundsätzlich schönen Hobbys, die auch oft die benötigte Bewegung ermöglichen, sind aber trotzdem feste Termine. Sie führen dazu, dass der Tag der Kinder von morgens bis abends verplant ist. Nach der Schule müssen erstmal Hausaufgaben gemacht werden, wenn die nicht schon in der Schule erledigt werden konnten. Steht dann gleich der nächste Programmpunkt an, kann das schnell zusätzlichen Stress bedeuten. Außerdem fehlt so die Zeit für Verabredungen mit neuen Freundinnen und Freunden aus der Klasse. Dies ist im ersten Schuljahr besonders wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Mit einigen Kindern aus der Klasse kann sich meine Tochter zum Beispiel kaum treffen, obwohl sie sich mögen: Sie sind an drei von fünf Nachmittagen in der Woche schon freizeitmäßig verplant. Deswegen: Warten Sie doch noch ein bisschen mit dem festen Nachmittagsprogramm, bis Ihr Kind gut in der Schule angekommen ist und selbst den Wunsch nach neuen Aktivitäten äußert.

4. Rechtzeitig am Abend zu Bett gehen

Um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen, helfen abends feste Zubettgehrituale. Meine Tochter macht sich abends meistens schon mal bettfertig und hört dann noch eine Hörgeschichte oder schaut sich ein Buch an. So kommt sie langsam zur Ruhe. Etwa drei Stunden vor dem Schlafen sollten Kinder keine elektronischen Medien mehr nutzen. So kann der blaue Lichtanteil des Displays nicht die Freisetzung des schlaffördernden Hormons Melatonin im Gehirn hemmen. Es lohnt sich, vor dem Schulstart das Kind langsam auf die neuen Aufsteh- und Zubettgehzeiten vorzubereiten. Das gelingt laut Schlafforschern am besten, indem das Kind jede Woche 15 bis 30 Minuten eher ins Bett gebracht wird, so lange, bis die passende Zubettgehzeit erreicht ist. Die neuen Zeiten sollten auch ungefähr am Wochenende eingehalten werden – auch wenn hier eine Stunde länger schlafen durchaus okay ist.

5. Kreative Lösungen für den Urlaub

Auch die Urlaubsplanung ändert sich, wenn die Schule beginnt. Denn dann können Familien mit Schulkind nur noch während der offiziellen Schulferien in den Urlaub fahren. Das bedeutet für alle Arbeitnehmenden, dass sie rechtzeitig Urlaubsanträge stellen müssen und für alle Selbstständigen, dass sie ihre Aufträge gut im Voraus planen sollten. Auch für die Hochsaisonpreise während des Urlaubs müssen Familien sich wappnen, denn der wird plötzlich um einiges teurer. Eine Möglichkeit ist, sich Orte auszusuchen, die keine typische Reisezeit haben, zum Beispiel weil dort gerade Winter ist. Auch kann es sich lohnen, in anliegende Bundesländer, die noch keine Ferien haben, zu fahren, hier könnten die Preise etwas niedriger sein. Je nach Geschmack sind vielleicht auch kostengünstige Camping-Urlaube, All-Inclusive-Angebote oder Besuche von Bekannten an schönen Urlaubsorten eine Option.

Die wenigsten Familien werden wohl sechs Wochen Sommerurlaub am Stück machen. Sie müssen sich deswegen überlegen, wohin sie ihr Kind geben, während sie arbeiten. Das war auch für uns nicht leicht zu organisieren. Wir entschieden uns erstmal dazu, lange in den Urlaub zu fahren. Danach schickten wir die Kinder ein paar Tage zu Oma und Opa. In den letzten Wochen haben wir dann in Teilzeit gearbeitet und uns währenddessen mit der Kinderbetreuung abgewechselt. Dieses Jahr haben wir auch zum ersten Mal das Hort-Angebot der Schule genutzt, von dem meine Tochter aber nur mittelmäßig begeistert war. Geholfen hat uns auch, dass es befreundete Kinder aus der Nachbarschaft gab, mit denen sich sie sich ab und zu zum Spielen verabreden konnte.

Alles in allem ist der Schulstart zwar eine große Herausforderung für die ganze Familie, aber eine tolle Sache. Als ich meine Tochter frage, was ihr damals gut gefallen hat, antwortet sie: „Die Einschulung war richtig cool. Und ich habe fünf neue Freunde gefunden. Außerdem kann ich nun selbst Bücher lesen, wenn ihr keine Zeit habt, mir welche vorzulesen.“ Mittlerweile haben wir uns ganz gut an den Schulalltag gewöhnt. Es dauert bestimmt nicht mehr lange und mein Gehirn wird auch komplett verdrängt haben, dass es mal eine Zeit gab, in der ich nicht morgens um halb sieben aufgestanden bin.

Sarah Kröger ist Journalistin und Host des lösungsorientierten Podcasts „Und jetzt? Der Perspektiven-Podcast“. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Vom Lesemuffel zum Bücherwurm – So ermutigen Sie ihre Kinder zum Lesen

Durch das Überangebot an digitalen Medien und Videospielen geht häufig das Interesse am Lesen verloren. So können Sie ihre Kinder trotzdem zum Lesen motivieren.

Lesen ist ein komplexer Prozess. Ein Buchstabe muss in einen Laut und der Laut in einen Sinn umgewandelt werden. Das erfordert Anstrengungsbereitschaft und ohne Freude bleibt das Lesen ein notwendiges Übel im Schulalltag. Digitale Medien wie Chatnachrichten, Anweisungen in Apps und Teasertexte sind kein Ersatz für Printmedien, denn sie fördern kaum Wortschatz, Konzentration, Kreativität und Empathie.

Leseneugier wecken

Bücherwürmer sind von Neugier getrieben, daher: Finden Sie heraus, welche Themen Ihr Kind spannend findet. Sind es Sachthemen, Anime, Gaming oder Fantasywelten? Sind es aktuelle Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte?

Für all diese Themen gibt es wunderbare Bücher. Vor allem Graphic Novels wagen sich an schwierige Geschichten (Maus – Die Geschichte eines Überlebenden, Biografie von Sophie Scholl oder Künstlerporträts). Diese Bücher sehen wie Comics aus, haben aber komplexe Handlungen. Selbst das „Lustige Taschenbuch“ mit Donald Duck und Micky Maus ist wertvoll. Erika Fuchs war die deutsche Übersetzerin der LTBs. Ihr ist ein Museum in Nordbayern gewidmet. Vielleicht weckt ein Besuch die Leseneugier?

In den letzten Jahren wurden Kinofilme und Serien aus dem Marvel-Universum immer beliebter. Nutzen Sie Spiderman, Avengers und Co., um in diese Welt einzutauchen. Zu den Filmen gibt es Nachschlagewerke und Biografien über die Macher (DK-Verlag). Stan Lee, Gründer von Marvel, bezog sich mit seinen Figuren auf Probleme seiner Zeit. „Black Panther“ hätte es nie ohne die Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre gegeben. Es gibt Bücher, da kann man den Verlauf der Geschichte bestimmen (1.000-Gefahren-Serie) und die Jugendlichen haben das Gefühl, Teil der Handlung zu sein. Beliebt sind Bücher im Sketchnotes-Style (Tom Gates, Lotta-Leben). Die Wörter haben etwas Lautmalerisches. Die kreative Typografie erleichtert auch Teens, die wenig lesen, den Inhalt zu erfassen.

Anknüpfungspunkte finden

Ihr Kind will aber nur vor dem PC hocken und zocken? Dann lassen Sie sich die Story des Games erzählen. Es geht meistens um Gut gegen Böse und manche Jugendthriller greifen solche Themen auf („Erebos“ von Ursula Poznanski). Ihr Kind versinkt im Fifa-Spielemodus? Wie wäre es mit Zeitschriften rund um Fußball oder eine Sportlerbiografie? Auch Musik kann ein Anknüpfungspunkt zum Lesen sein. Hinter jedem Song verbirgt sich eine Geschichte. Was hat den Künstler bewegt, darüber zu singen? Das zu entdecken, kann eine große Motivation sein. Young-Adult-Literatur bietet oft die passenden Songs zu den Büchern auf Spotify an.

Werten Sie nicht, was Ihr Kind liest. Zeigen Sie Interesse. Lieben Sie selbst Bücher? Steckt Ihre Leselust an? Ein Besuch im Antiquariat, Musical, Workshop oder eine Ausstellung sind oft Türöffner in die Welt der Geschichten.

Susanne Ospelkaus lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München, bloggt unter susanne-ospelkaus.com und arbeitet als Autorin, Lektorin und Therapeutin.

11 bis 15 – Vom Lesemuffel zum Bücherwurm

Elternfrage: „Mein Kind liest nicht gern. Wie kann ich es motivieren, ohne es unter Druck zu setzen?“

Lesen ist ein komplexer Prozess. Ein Buchstabe muss in einen Laut und der Laut in einen Sinn umgewandelt werden. Das erfordert Anstrengungsbereitschaft und ohne Freude bleibt das Lesen ein notwendiges Übel im Schulalltag. Digitale Medien wie Chatnachrichten, Anweisungen in Apps und Teasertexte sind kein Ersatz für Printmedien, denn sie fördern kaum Wortschatz, Konzentration, Kreativität und Empathie.

Leseneugier wecken

Bücherwürmer sind von Neugier getrieben, daher: Finden Sie heraus, welche Themen Ihr Kind spannend findet. Sind es Sachthemen, Anime, Gaming oder Fantasywelten? Sind es aktuelle Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte?

Für all diese Themen gibt es wunderbare Bücher. Vor allem Graphic Novels wagen sich an schwierige Geschichten (Maus – Die Geschichte eines Überlebenden, Biografie von Sophie Scholl oder Künstlerporträts). Diese Bücher sehen wie Comics aus, haben aber komplexe Handlungen. Selbst das „Lustige Taschenbuch“ mit Donald Duck und Micky Maus ist wertvoll. Erika Fuchs war die deutsche Übersetzerin der LTBs. Ihr ist ein Museum in Nordbayern gewidmet. Vielleicht weckt ein Besuch die Leseneugier?

In den letzten Jahren wurden Kinofilme und Serien aus dem Marvel-Universum immer beliebter. Nutzen Sie Spiderman, Avengers und Co., um in diese Welt einzutauchen. Zu den Filmen gibt es Nachschlagewerke und Biografien über die Macher (DK-Verlag). Stan Lee, Gründer von Marvel, bezog sich mit seinen Figuren auf Probleme seiner Zeit. „Black Panther“ hätte es nie ohne die Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre gegeben. Es gibt Bücher, da kann man den Verlauf der Geschichte bestimmen (1.000-Gefahren-Serie) und die Jugendlichen haben das Gefühl, Teil der Handlung zu sein. Beliebt sind Bücher im Sketchnotes-Style (Tom Gates, Lotta-Leben). Die Wörter haben etwas Lautmalerisches. Die kreative Typografie erleichtert auch Teens, die wenig lesen, den Inhalt zu erfassen.

Anknüpfungspunkte finden

Ihr Kind will aber nur vor dem PC hocken und zocken? Dann lassen Sie sich die Story des Games erzählen. Es geht meistens um Gut gegen Böse und manche Jugendthriller greifen solche Themen auf („Erebos“ von Ursula Poznanski). Ihr Kind versinkt im Fifa-Spielemodus? Wie wäre es mit Zeitschriften rund um Fußball oder eine Sportlerbiografie? Auch Musik kann ein Anknüpfungspunkt zum Lesen sein. Hinter jedem Song verbirgt sich eine Geschichte. Was hat den Künstler bewegt, darüber zu singen? Das zu entdecken, kann eine große Motivation sein. Young-Adult-Literatur bietet oft die passenden Songs zu den Büchern auf Spotify an.

Werten Sie nicht, was Ihr Kind liest. Zeigen Sie Interesse. Lieben Sie selbst Bücher? Steckt Ihre Leselust an? Ein Besuch im Antiquariat, Musical, Workshop oder eine Ausstellung sind oft Türöffner in die Welt der Geschichten.

Susanne Ospelkaus lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München, bloggt unter susanne-ospelkaus.com und arbeitet als Autorin, Lektorin und Therapeutin.

Seelische Gesundheit: Diese fünf Dinge braucht jedes Kind

Was braucht ein Kind, um sich seelisch gesund zu entwickeln? In fünf Grundbedürfnissen liegt der Schlüssel. Therapeutin Dorothea Beier erklärt, was Eltern tun können, um den Bedürfnissen gerecht zu werden.

Jeder Mensch hat Bedürfnisse, wie zum Beispiel Hunger und Durst, die rein körperlicher Art sind. Darüber hinaus gibt es wichtige seelische Bedürfnisse. Sie zu sehen und zu befriedigen, legt entscheidende Grundlagen für eine seelisch gesunde Entwicklung. Anhand eines fiktiven Beispiels sollen die fünf Grundbedürfnisse kurz erklärt werden.

Johann, gerade acht Monate alt, jauchzt vor Vergnügen. Mama beugt sich über seine Wippe, hat eine Quietscheente in der Hand und spielt ihm etwas vor. Das ganze Szenario geht nun schon fünf Minuten und der kleine Kerl ist immer noch begeistert. Nun greift er nach der Ente und wirft sie auf den Boden. Mama hebt sie auf, gibt sie zurück. Und aus Runterwerfen und Aufheben entsteht ein neues Spiel.

Johann spürt: „Mama kennt meine Bedürfnisse und antwortet darauf.“ In seinen ersten Lebensmonaten hat sie sogar prompt auf seine Laute reagiert und ist auf ihn eingegangen. Sie hat erspürt, was er braucht, das Bedürfnis ausgesprochen und seinen Wunsch erfüllt. Nicht immer war es die Brust, manchmal wollte er einfach beschäftigt werden.

Auf Bedürfnisse einzugehen, bedeutet nicht nur, sie zu erfüllen, sondern auch, sie verbal und nonverbal zu spiegeln. Das gibt Sicherheit und das Gefühl, verstanden zu werden. Johann hat bereits gelernt: „Meine Welt ist sicher, ich kann mich auf andere verlassen, ich bin liebenswert – ich bin wertvoll.“ Ein wichtiges Grundbedürfnis wurde bereits durch das feinfühlige Antworten der Mutter auf seine Signale gestillt: das Bedürfnis nach Bindung. Das Wahrund Ernstnehmen schafft eine Verbindung, die gleichzeitig hilft, ein gesundes Selbstwertgefühl auszuprägen.

Freiheit entdecken

Inzwischen hat Johann sich auf die Beine gestellt. Es war für ihn ein großer Tag, als er sich zum ersten Mal allein durch den offenen Türspalt bewegen konnte. Sein Lieblingswort ist nun: „leine“. Begeistert greift Johann zum Beispiel nach den Kartoffeln, Karotten, Nudeln und Wurststückchen auf seinem Teller, denn er möchte nicht mehr gefüttert werden.

In seinem Verhalten zeigt sich ein weiteres wichtiges Grundbedürfnis: das Bedürfnis nach Autonomie. Die Bedürfnisse nach Bindung und Autonomie stehen in einem Wechselverhältnis: Eine sichere Bindung ist für das Erkundungsverhalten (Autonomie) eines Kindes sehr wichtig. Hieraus schöpft es seinen Entdeckermut, braucht aber auch noch weiterhin den „sicheren Hafen“, zu dem es immer wieder zurückkehren kann.

Grenzen erfahren

Johann ist nun schon fast zwei Jahre alt und er entdeckt die Welt. Das Leben ist so schön! Er probiert vieles aus, doch manchmal sagen Mama und auch Papa „Nein!“. Das mag Johann nicht, aber es gehört dazu; denn auch angemessene Grenzen sind nötig, um sich gesund entwickeln zu können. Tatsächlich gehört es auch zu den fünf wichtigen seelischen Grundbedürfnissen: das Bedürfnis nach realistischen Grenzen und Selbstkontrolle. Die Entwicklungspsychologie spricht davon, dass Kinder (nicht Säuglinge!) hin und wieder auch die Erfahrung von „Vergeblichkeit“ machen müssen. Indem ein Kind manchmal etwas nicht (gleich) bekommt, lernt es, in gemischten Gefühlen zu denken und aus dem Schema des Schwarz-Weiß-Denkens herauszufinden. Das ist ein wichtiger Reifeschritt, der im späteren Erwachsenenleben viele Vorteile hat, zum Beispiel im Treffen von Entscheidungen. Auf der Basis einer sicheren Bindung kann ein angemessenes „Nein“ sogar helfen, einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt zu machen. Nicht zuletzt erlangt das Kind hierdurch auch eine gesunde Frustrationstoleranz.

In diesem Prozess ist es wichtig, sich immer wieder gut in das Kind einzufühlen und ihm seine Gefühle zu spiegeln. Kinder können erst ab dem fünften Lebensjahr ihre Gefühle allmählich selbst regulieren. Werden sie damit wiederholt alleingelassen, erschwert das die Emotionsregulation, was häufig zu unerklärlichen Gefühlsausbrüchen führen kann. Indem Eltern ihren Kindern Gefühle spiegeln, helfen sie ihnen, sie wahrzunehmen und einzuordnen. „Du bist gerade wütend, mein Schatz! Mama/Papa versteht dich, Mama/Papa ist bei dir …“ Solche und ähnliche Sätze helfen dem Kind und bringen das Gefühlschaos wieder zur Ruhe.

Spielen und Spaß haben

Johann ist jetzt drei Jahre alt. Er liebt es zu spielen und hat eine ausgeprägte Fantasie. Mama und Papa helfen ihm, in ein Spiel hineinzufinden, um ihn dann auch wieder vergnüglich allein spielen zu lassen. Manchmal sitzen sie auf dem Fußboden des Kinderzimmers, spielen mit Playmobil und Mama oder Papa denken sich dabei viele Geschichten aus. Johann liebt es, wenn die Eltern ihn in seiner Fantasiewelt anregen und abholen. Jeder Gegenstand beginnt zu leben: Der Ball wird Dickie, ein Buntstift ist Olga und eine Zahnbürste ist Jolante. Am Abend fällt das Zähneputzen gar nicht schwer, denn Jolante ist neugierig und möchte gern Johanns Zähne sehen.

Kinder haben in diesem Alter eine ausgeprägte Fantasie, die ihnen dabei hilft, sich in der Welt zurechtzufinden. Diese Fantasiewelt ernst zu nehmen und sie darin abzuholen bzw. anzuregen, ist sehr hilfreich und kann auch genutzt werden, um brenzlige Situationen im Alltag zu entschärfen, wie zum Beispiel das Zähneputzen oder Schuheanziehen.

Kindergartenkinder wie Johann lieben das Rennen, Balancieren und Klettern. Neben den körperlichen entwickeln sich auch die kognitiven Fähigkeiten. Kinder lernen, sich immer besser auszudrücken. Die beste Unterstützung dieser Fähigkeiten ist das Vorlesen – am Abend, aber auch zwischendurch.

Lob und Anerkennung

Mit fünf Jahren ist Johann nun schon richtig selbstbewusst. Er weiß, was er möchte, und kann das seinen Eltern mitteilen. Mama und Papa haben entdeckt, dass Johann sehr musikalisch ist. Er wünscht sich eine Geige und möchte gemeinsam mit den Eltern musizieren. Sie bestärken ihn darin und zeigen ihre Freude darüber. Auf solche Weise wird das Bedürfnis nach Autonomie, zu dem auch Identität und Kompetenz (Selbstwert und Anerkennung) gehören, gestärkt. Auch beim Fußballspielen mit Papa wird dieses Bedürfnis immer wieder befriedigt; denn Papa staunt jedes Mal über Johanns Geschicklichkeit mit dem Ball.

Resilienz durch Spiel und Spaß

Inzwischen geht Johann gern zur Schule. Er hat Freunde gefunden, mit denen er sich häufig trifft. Einmal in der Woche ist Geigenunterricht. Mama und Papa sorgen dafür, dass Johann neben den Schulaufgaben und dem Geige-Üben genug Zeit findet, um seinem Bedürfnis nach Spiel und Spontaneität nachgehen zu können. Das macht Kinder stark und fördert ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Kinder brauchen für ihre seelisch gesunde Entwicklung genug Ruhezeiten, in denen sie ganz bei sich selbst sein dürfen.

Bedürfnisse und schlechte Gefühle

Die Bedürfnisse sind ein Schlüssel zur Gefühlswelt unserer Kinder, denn hinter schlechten Gefühlen oder auch hinter auffälligen Verhaltensweisen stecken immer ungestillte Bedürfnisse. Indem wir auf die Bedürfnisse achten, sie benennen und anerkennen, können wir uns selbst und unsere Kinder besser verstehen lernen. Oft sprechen wir von „schwierigen Kindern“ und geben ihnen damit einen Stempel. Erkennen wir das Bedürfnis hinter einem offensichtlich auffälligen Verhalten des Kindes, können wir angemessen helfen.

Marshall Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation GFK, zeigt Strategien auf, die besonders in konfliktreichen Situationen sehr hilfreich sind: In einem ersten Schritt ist es wichtig, auszusprechen, was ich als Erwachsener sehe, ohne dies zu bewerten. Im zweiten Schritt geht es darum, das Gefühl in der jeweiligen Situation zu benennen – das eigene oder das des Kindes. Im dritten Schritt hilft es, das Bedürfnis der Beteiligten zu verbalisieren. Ein vierter Schritt in der GFK ermutigt dazu, eine Bitte des Erziehenden zu äußern. Hiermit wird ein weiteres wichtiges Grundbedürfnis erfüllt: das Bedürfnis nach Freiheit im Ausdruck von Bedürfnissen und Emotionen. Diese Freiheit führt dazu, dass Kinder einen positiven Zugang zu sich selbst und zu ihren Gefühlen finden.

Unsere Kinder müssen übrigens nicht immer mit uns einer Meinung sein! Sie haben auch das Recht, Nein zu sagen. Dadurch nehmen sie nicht gleich eine Herrscherrolle in der Familie ein. Stattdessen entwickelt sich ein respektvoller Umgang im Miteinander, der die Selbstwirksamkeit fördert und das Bedürfnis nach Autonomie stillt.

In dem Beispiel von Johanns Entwicklung sehen wir, was Kinder brauchen. Natürlich läuft es nicht immer perfekt im oft stressigen Alltag. Da hilft es zu wissen: Auch Eltern dürfen Fehler machen! Ja, diese sind normal und sogar wichtig; denn hierdurch können Kinder lernen, wie man sich verhalten sollte, wenn man etwas falsch gemacht hat. Fehler anzuerkennen und sich dafür bei den Kindern zu entschuldigen, stärkt die Beziehung im Miteinander, schafft einen noch engeren Zusammenhalt und ein positives Familienklima.

Auch Erwachsene haben Bedürfnisse, die gestillt werden müssen. Daher ist ein achtsamer Umgang mit den Kindern genauso wichtig wie der achtsame Umgang mit sich selbst.

Dorothea Beier ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin, Spiel- und Bewegungstrainerin sowie Coach für Kinder und Jugendliche. Sie lebt und arbeitet in Uelzen. praxis-dbeier.de

Sicher und geborgen die Welt entdecken

Was brauchen Kinder für eine seelisch gesunde Entwicklung? Die Therapeutin Dorothea Beier erklärt die fünf Grundbedürfnisse und wie Eltern darauf eingehen können.

Jeder Mensch hat Bedürfnisse, wie zum Beispiel Hunger und Durst, die rein körperlicher Art sind. Darüber hinaus gibt es wichtige seelische Bedürfnisse. Sie zu sehen und zu befriedigen, legt entscheidende Grundlagen für eine seelisch gesunde Entwicklung. Anhand eines fiktiven Beispiels sollen die fünf Grundbedürfnisse kurz erklärt werden.

Johann, gerade acht Monate alt, jauchzt vor Vergnügen. Mama beugt sich über seine Wippe, hat eine Quietscheente in der Hand und spielt ihm etwas vor. Das ganze Szenario geht nun schon fünf Minuten und der kleine Kerl ist immer noch begeistert. Nun greift er nach der Ente und wirft sie auf den Boden. Mama hebt sie auf, gibt sie zurück. Und aus Runterwerfen und Aufheben entsteht ein neues Spiel.

Johann spürt: „Mama kennt meine Bedürfnisse und antwortet darauf.“ In seinen ersten Lebensmonaten hat sie sogar prompt auf seine Laute reagiert und ist auf ihn eingegangen. Sie hat erspürt, was er braucht, das Bedürfnis ausgesprochen und seinen Wunsch erfüllt. Nicht immer war es die Brust, manchmal wollte er einfach beschäftigt werden.

Auf Bedürfnisse einzugehen, bedeutet nicht nur, sie zu erfüllen, sondern auch, sie verbal und nonverbal zu spiegeln. Das gibt Sicherheit und das Gefühl, verstanden zu werden. Johann hat bereits gelernt: „Meine Welt ist sicher, ich kann mich auf andere verlassen, ich bin liebenswert – ich bin wertvoll.“ Ein wichtiges Grundbedürfnis wurde bereits durch das feinfühlige Antworten der Mutter auf seine Signale gestillt: das Bedürfnis nach Bindung. Das Wahrund Ernstnehmen schafft eine Verbindung, die gleichzeitig hilft, ein gesundes Selbstwertgefühl auszuprägen.

Freiheit entdecken

Inzwischen hat Johann sich auf die Beine gestellt. Es war für ihn ein großer Tag, als er sich zum ersten Mal allein durch den offenen Türspalt bewegen konnte. Sein Lieblingswort ist nun: „leine“. Begeistert greift Johann zum Beispiel nach den Kartoffeln, Karotten, Nudeln und Wurststückchen auf seinem Teller, denn er möchte nicht mehr gefüttert werden.

In seinem Verhalten zeigt sich ein weiteres wichtiges Grundbedürfnis: das Bedürfnis nach Autonomie. Die Bedürfnisse nach Bindung und Autonomie stehen in einem Wechselverhältnis: Eine sichere Bindung ist für das Erkundungsverhalten (Autonomie) eines Kindes sehr wichtig. Hieraus schöpft es seinen Entdeckermut, braucht aber auch noch weiterhin den „sicheren Hafen“, zu dem es immer wieder zurückkehren kann.

Grenzen erfahren

Johann ist nun schon fast zwei Jahre alt und er entdeckt die Welt. Das Leben ist so schön! Er probiert vieles aus, doch manchmal sagen Mama und auch Papa „Nein!“. Das mag Johann nicht, aber es gehört dazu; denn auch angemessene Grenzen sind nötig, um sich gesund entwickeln zu können. Tatsächlich gehört es auch zu den fünf wichtigen seelischen Grundbedürfnissen: das Bedürfnis nach realistischen Grenzen und Selbstkontrolle. Die Entwicklungspsychologie spricht davon, dass Kinder (nicht Säuglinge!) hin und wieder auch die Erfahrung von „Vergeblichkeit“ machen müssen. Indem ein Kind manchmal etwas nicht (gleich) bekommt, lernt es, in gemischten Gefühlen zu denken und aus dem Schema des Schwarz-Weiß-Denkens herauszufinden. Das ist ein wichtiger Reifeschritt, der im späteren Erwachsenenleben viele Vorteile hat, zum Beispiel im Treffen von Entscheidungen. Auf der Basis einer sicheren Bindung kann ein angemessenes „Nein“ sogar helfen, einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt zu machen. Nicht zuletzt erlangt das Kind hierdurch auch eine gesunde Frustrationstoleranz.

In diesem Prozess ist es wichtig, sich immer wieder gut in das Kind einzufühlen und ihm seine Gefühle zu spiegeln. Kinder können erst ab dem fünften Lebensjahr ihre Gefühle allmählich selbst regulieren. Werden sie damit wiederholt alleingelassen, erschwert das die Emotionsregulation, was häufig zu unerklärlichen Gefühlsausbrüchen führen kann. Indem Eltern ihren Kindern Gefühle spiegeln, helfen sie ihnen, sie wahrzunehmen und einzuordnen. „Du bist gerade wütend, mein Schatz! Mama/Papa versteht dich, Mama/Papa ist bei dir …“ Solche und ähnliche Sätze helfen dem Kind und bringen das Gefühlschaos wieder zur Ruhe.

Spielen und Spaß haben

Johann ist jetzt drei Jahre alt. Er liebt es zu spielen und hat eine ausgeprägte Fantasie. Mama und Papa helfen ihm, in ein Spiel hineinzufinden, um ihn dann auch wieder vergnüglich allein spielen zu lassen. Manchmal sitzen sie auf dem Fußboden des Kinderzimmers, spielen mit Playmobil und Mama oder Papa denken sich dabei viele Geschichten aus. Johann liebt es, wenn die Eltern ihn in seiner Fantasiewelt anregen und abholen. Jeder Gegenstand beginnt zu leben: Der Ball wird Dickie, ein Buntstift ist Olga und eine Zahnbürste ist Jolante. Am Abend fällt das Zähneputzen gar nicht schwer, denn Jolante ist neugierig und möchte gern Johanns Zähne sehen.

Kinder haben in diesem Alter eine ausgeprägte Fantasie, die ihnen dabei hilft, sich in der Welt zurechtzufinden. Diese Fantasiewelt ernst zu nehmen und sie darin abzuholen bzw. anzuregen, ist sehr hilfreich und kann auch genutzt werden, um brenzlige Situationen im Alltag zu entschärfen, wie zum Beispiel das Zähneputzen oder Schuheanziehen.

Kindergartenkinder wie Johann lieben das Rennen, Balancieren und Klettern. Neben den körperlichen entwickeln sich auch die kognitiven Fähigkeiten. Kinder lernen, sich immer besser auszudrücken. Die beste Unterstützung dieser Fähigkeiten ist das Vorlesen – am Abend, aber auch zwischendurch.

Lob und Anerkennung

Mit fünf Jahren ist Johann nun schon richtig selbstbewusst. Er weiß, was er möchte, und kann das seinen Eltern mitteilen. Mama und Papa haben entdeckt, dass Johann sehr musikalisch ist. Er wünscht sich eine Geige und möchte gemeinsam mit den Eltern musizieren. Sie bestärken ihn darin und zeigen ihre Freude darüber. Auf solche Weise wird das Bedürfnis nach Autonomie, zu dem auch Identität und Kompetenz (Selbstwert und Anerkennung) gehören, gestärkt. Auch beim Fußballspielen mit Papa wird dieses Bedürfnis immer wieder befriedigt; denn Papa staunt jedes Mal über Johanns Geschicklichkeit mit dem Ball.

Resilienz durch Spiel und Spaß

Inzwischen geht Johann gern zur Schule. Er hat Freunde gefunden, mit denen er sich häufig trifft. Einmal in der Woche ist Geigenunterricht. Mama und Papa sorgen dafür, dass Johann neben den Schulaufgaben und dem Geige-Üben genug Zeit findet, um seinem Bedürfnis nach Spiel und Spontaneität nachgehen zu können. Das macht Kinder stark und fördert ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Kinder brauchen für ihre seelisch gesunde Entwicklung genug Ruhezeiten, in denen sie ganz bei sich selbst sein dürfen.

Bedürfnisse und schlechte Gefühle

Die Bedürfnisse sind ein Schlüssel zur Gefühlswelt unserer Kinder, denn hinter schlechten Gefühlen oder auch hinter auffälligen Verhaltensweisen stecken immer ungestillte Bedürfnisse. Indem wir auf die Bedürfnisse achten, sie benennen und anerkennen, können wir uns selbst und unsere Kinder besser verstehen lernen. Oft sprechen wir von „schwierigen Kindern“ und geben ihnen damit einen Stempel. Erkennen wir das Bedürfnis hinter einem offensichtlich auffälligen Verhalten des Kindes, können wir angemessen helfen.

Marshall Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation GFK, zeigt Strategien auf, die besonders in konfliktreichen Situationen sehr hilfreich sind: In einem ersten Schritt ist es wichtig, auszusprechen, was ich als Erwachsener sehe, ohne dies zu bewerten. Im zweiten Schritt geht es darum, das Gefühl in der jeweiligen Situation zu benennen – das eigene oder das des Kindes. Im dritten Schritt hilft es, das Bedürfnis der Beteiligten zu verbalisieren. Ein vierter Schritt in der GFK ermutigt dazu, eine Bitte des Erziehenden zu äußern. Hiermit wird ein weiteres wichtiges Grundbedürfnis erfüllt: das Bedürfnis nach Freiheit im Ausdruck von Bedürfnissen und Emotionen. Diese Freiheit führt dazu, dass Kinder einen positiven Zugang zu sich selbst und zu ihren Gefühlen finden.

Unsere Kinder müssen übrigens nicht immer mit uns einer Meinung sein! Sie haben auch das Recht, Nein zu sagen. Dadurch nehmen sie nicht gleich eine Herrscherrolle in der Familie ein. Stattdessen entwickelt sich ein respektvoller Umgang im Miteinander, der die Selbstwirksamkeit fördert und das Bedürfnis nach Autonomie stillt.

In dem Beispiel von Johanns Entwicklung sehen wir, was Kinder brauchen. Natürlich läuft es nicht immer perfekt im oft stressigen Alltag. Da hilft es zu wissen: Auch Eltern dürfen Fehler machen! Ja, diese sind normal und sogar wichtig; denn hierdurch können Kinder lernen, wie man sich verhalten sollte, wenn man etwas falsch gemacht hat. Fehler anzuerkennen und sich dafür bei den Kindern zu entschuldigen, stärkt die Beziehung im Miteinander, schafft einen noch engeren Zusammenhalt und ein positives Familienklima.

Auch Erwachsene haben Bedürfnisse, die gestillt werden müssen. Daher ist ein achtsamer Umgang mit den Kindern genauso wichtig wie der achtsame Umgang mit sich selbst.

Dorothea Beier ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin, Spiel- und Bewegungstrainerin sowie Coach für Kinder und Jugendliche. Sie lebt und arbeitet in Uelzen. www.praxis-dbeier.de

Ein Paar, zwei Perspektiven – Neuland

An Veränderungen gewöhnen

Katharina Hullen ärgert sich darüber, dass ihr Mann der großen Tochter mehr erlaubt, als sie es tun würde.

Katharina: Nun ist es also so weit: Das Jüngste unserer fünf Kinder wurde eingeschult, die hullensche Kindergartenzeit ist nach 12 Jahren endgültig vorbei. Der Alltag muss umstrukturiert werden. Neue Zeiten, neue Regeln, neue Diskussionen. Bei so viel Neuem schnappe ich mir unseren Erstklässler und gönne ihm – und mir – ein Wochenende zu zweit.

Doch bevor wir aufbrechen, setzt mich unsere Älteste zwischen Tür und Angel noch darüber in Kenntnis, was sie an diesem Wochenende so vorhat. Sie ist mit dem neuen Schuljahr in die Oberstufe aufgestiegen und ist – irgendwie plötzlich – unglaublich beschäftigt und ständig unterwegs. Und, wie mir auffällt, mit völlig neuen Freunden, deren Namen nie zuvor gefallen sind. Und Partyeinladungen – die sind irgendwie auch neu. Also nicht mehr so Kindergeburtstagsfeiern am Samstag um 15 Uhr, sondern Partys mit Jungs und Mädels und ja, auch mit etwas Alkohol. Eben zu so einer Party von einem neuen Freund wollte unsere frische Oberstufen-Tochter an diesem Wochenende.

Als ich von meinem sommerlichen Mutter-Sohn-Wochenende zurückkehre, erfahre ich dann Folgendes: Irgendwann Samstagnacht hatte unsere Tochter den besten Ehemann oder passenderweise den besten Vater der Welt angerufen und ihm erklärt, es sei so schön und es würden spontan ein paar Schulfreundinnen und Schulfreunden über Nacht bleiben, und ob sie denn nicht auch bitte dort schlafen dürfe? Auf den Gartensofas auf der Terrasse?

Und, was glauben Sie, war seine Antwort? „Ich weiß, Mama würde dir das jetzt sicher nicht erlauben, aber ich kann dich gut verstehen – Oberstufenzeit ist toll! Ja, übernachte ruhig dort!“

Soll ich lachen oder schreien? Ich könnte mich ärgern darüber, dass er sich wissentlich und öffentlich in dieser Sache gegen meine vermutliche Entscheidung gestellt hat. Andererseits war er zuständig in dieser Situation und hat eben aus dem Bauch heraus voller Empathie und Liebe seiner Großen einen Wunsch erfüllt. Nicht ohne zu betonen, dass selbstverständlich alle Bedenken, die gegen diese Übernachtung sprächen, sicher von mir vorgetragen worden wären, aber zum Glück ist Mama ja jetzt nicht da – ein zweifelhaftes Bündnis, wie ich finde. Ich meine, natürlich hat Hauke weniger Probleme mit dieser Veränderung (Neuerungen, neuen Ideen), schließlich wusste er auch schon zu Kindergeburtstagszeiten die Namen der Freundinnen nicht.

Ich weiß auch: Diese Entwicklung ist völlig normal und richtig so. Es ist auch schön zu sehen, wie unsere Große an der geöffneten Tür in die große weite Welt steht. Klug, vernünftig, begabt, mit Träumen und Zielen und Fragen – es gibt faktisch nur Grund zur Freude. Und doch spüre ich: Mein Herz muss sich noch und immer wieder gewöhnen an all die großen und kleinen Veränderungen.

Freude über den Neustart

Hauke Hullen ist zwar genervt vom Elterntaxi, aber freut sich auch über neue Freiheiten.

Hauke: „Du, Papa, wir treffen uns heute Abend noch mit Freunden, kannst du mich später abholen?“ Wenn ich diese Worte von meiner frisch in die Oberstufe eingetauchten Tochter höre, dann flattern die verschiedensten Gedanken durch meinen Kopf. Zum Beispiel: „Toll, meine Tochter hat Freunde!“ Oder: „Super, dann können die beste Ehefrau von allen und ich endlich unsere Serie weitergucken!“ – denn in unserer dicht besiedelten Wohnung haben wir nur selten die Gelegenheit, mal alleine vor dem Bildschirm zu sitzen. Und drittens denke ich seufzend: „Uff, wieder eine lange, mitternächtliche Fahrt durch die Vorort-Steppen des Rheinlandes …“

Denn das ist der Nachteil des Lebens am Stadtrand – die nächste Schule ist weit weg, auf der anderen Seite der Stadtgrenze. Busse wagen sich nur am helllichten Tage und nur zu Stoßzeiten in das Revier des rivalisierenden Verkehrsbetriebes, sodass es nur schwer möglich ist, Sozialkontakte anzubahnen – eben weil kaum eine Bahn fährt.

Also Elterntaxi. Was einem immerhin die Gelegenheit verschafft, einen Blick auf die Jugendlichen zu werfen, mit denen unsere Tochter neuerdings noch viel lieber Zeit verbringt als mit uns. Das schmerzt natürlich ein wenig. Andererseits wollen diese Jugendlichen auch lieber Zeit mit unserer Ältesten statt mit ihren eigenen Eltern verbringen – und das werte ich einfach mal als Kompliment für die langen Jahre unserer aufopferungsvollen Erziehung.

Allerdings ist noch nicht ganz geklärt, was von unserer Erziehung übrig bleiben wird, wenn die von uns geprägten Werte und Normen erst einmal den Erosionskräften der Peergroup ausgesetzt sind. Erstes Indiz: „Ich habe gar nichts getrunken“, versicherte unsere Tochter, die bislang ja auch keinerlei Interesse an Alkoholika gezeigt hatte, nach der letzten Party. Kurze Pause. „Nur ein Glas Wein.“ Aha. Hm. Soso.

Die Kleine trinkt jetzt also Wein – dabei ist sie doch gefühlt gerade erst eingeschult worden. Aber so ist halt der Lauf der Zeit, und so freue ich mich einfach mit über den guten Start meiner Tochter in die Oberstufe, wo sich neue Bekannt- und Freundschaften ergeben, wo das Musizieren in der Schülerband großen Spaß macht und wo neue Freiheiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden ausgelotet werden. Statt sich an die Vergangenheit zu klammern, sollten wir uns lieber pragmatisch auf die Möglichkeiten freuen, die in Zukunft auf uns warten. Während ich mich also hinters Lenkrad klemme, wirft mein inneres Auge einen raschen Blick auf die nächsten Etappen der Abnabelung und ich gewöhne mich schon mal an den Gedanken, dass nach den nächsten ein, zwei Partys wahrscheinlich der Auszug dran ist. Sehen wir’s positiv: Dann haben wir endlich die Chance auf ein Kino-Zimmer!

 

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.