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Zusammen in einem Zimmer?

„Meine Tochter (4) wünscht sich, dass ihr kleiner Bruder (11 Monate) mit ihr im Zimmer schläft. Halten sich die beiden aber nicht gegenseitig vom Schlafen ab? Was müsste man bei der Zusammenlegung beachten?“

Das Wichtigste, was Kinder zum guten Leben brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Wärme, Nähe und Vertrauen. Dieses urmenschliche Grundbedürfnis endet gerade nicht mit dem Sonnenuntergang und auch nicht mit der Stillzeit. Wenn es Abend wird und die Nacht heranbricht, dann meldet es sich in besonderer Weise. Denn seit Anbeginn der Zeit suchen wir Schutz vor der Dunkelheit.

Gemeinsam Schlafen bringt nur Vorteile

Auch wenn dieses Bedürfnis in erster Linie von den Eltern gestillt wird, so spielen doch auch Geschwister eine ganz maßgebliche Rolle. Das gemeinsame Schlafen kann dabei ein wichtiger Baustein sein, der meiner Erfahrung nach für alle nur Vorteile mit sich bringt! Die Nächte werden ruhiger. Die Gegenwart des anderen, sein Atmen und das Rascheln der Bettdecke teilen mit, was ein kleiner Mensch besonders nachts dringend wissen muss: Ich bin nicht allein, ich bin Teil dieser Herde. Ich rieche den Duft, der mir vertraut ist, das Dunkle kann mir nichts anhaben, und ich kann getrost schlafen. Selbst im Krankheitsfall hat dieses Zusammenspiel eine außerordentlich beruhigende und entlastende Wirkung.

Natürlich wird am Abend noch ein wenig geflüstert, werden kleine Geheimnisse geteilt, Geschichten erzählt und Ängste besprochen, von denen Eltern gar nichts wissen müssen. Kaum etwas stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr. Kaum etwas lässt Geschwister einander näherkommen. Schlafrhythmen passen sich einander an, und recht schnell gehen Zusammenschläfer gemeinsam zu Bett und stehen auch gemeinsam wieder auf. Die Chancen für Eltern, am Wochenende ein Stündchen länger unbehelligt zu bleiben, steigen sprunghaft an. Denn man kann sich durchaus ein Weilchen miteinander beschäftigen, ein Hörspiel hören und etwas spielen.

Regeln helfen im gemeinsamen Zimmer

Davon abgesehen sehen auch Vierjährige schon ein, warum es nicht klug wäre, das schlafende Geschwisterkind zu wecken. Gemeinsam kann man Vereinbarungen treffen, was in solchen Fällen zu tun ist, zum Beispiel ruhig den Raum verlassen und anderweitig auf Suche nach Unterhaltung gehen. Umgekehrt haben Kinder, wenn sie denn einmal eingeschlafen sind, einen bemerkenswert tiefen Schlaf. Ein weinendes Baby oder Kleinkind kann aus dem Bettchen genommen werden, ohne dass das Geschwisterkind davon gestört würde.

So viele Vorteile das Zusammenschlafen von Geschwistern auch bietet, so wichtig sind klare Regeln für das gemeinsame Leben. Bei uns haben sich zum Beispiel Schatzkisten bewährt, in denen persönlichste Besitztümer aufgehoben werden und an die Mitbewohner keinesfalls drangehen dürfen. Es braucht Rückzugsmöglichkeiten und Räume des Privaten. Das Bedürfnis nach Privatsphäre und einem eigenen Raum wächst mit den Jahren und steigenden Alltagsherausforderungen. Mit Eintritt in die weiterführende Schule und dem Anklopfen der Pubertät braucht es nach Möglichkeit ein eigenes Zimmer, sei es noch so klein, und eine Tür, die man fest hinter sich zumachen kann.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com. 

Das Baby schreien lassen?

„Meine Freundin lässt ihr wenige Wochen altes Baby schreien, damit es lernt, allein zu schlafen. Ich finde es nicht nur viel zu früh, sondern auch falsch. Was kann ich tun?“

Ihre Gefühle kann ich gut verstehen. Wichtig wäre mir noch zu klären: Was meint Ihre Freundin mit „allein schlafen“? Heißt das „ganz allein in seinem Bettchen, ohne seine Mama zu spüren“? Und wenn ja, wie kam Ihre Freundin dazu, so zu handeln?

OFFEN REDEN

Manche Babys schreien gerade in den ersten drei Lebensmonaten sehr viel und finden schwer in den Schlaf. In der Regel nimmt eine Mutter ihr schreiendes Baby ja intuitiv zu sich und versucht es zu trösten, bis es sich beruhigt hat. Doch das andauernde Schreien kann für Mütter sehr herausfordernd und gleichzeitig auch verunsichernd sein. Solche Erfahrungen machen sie empfänglich für Ratschläge von anderen, die nicht immer hilfreich und gut sind. Woher kommt dieser Rat? Welche Erziehungsvorstellung steckt dahinter? Womöglich: Die Erwachsenen geben vor, wie ein Kind „funktionieren“ soll, ohne dabei die kindlichen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Früher wurde dies oft so gehandhabt, und natürlich haben die Kleinen dann irgendwann resigniert und sind vor Erschöpfung eingeschlafen. Aber mit welch trauriger Grunderfahrung: „Niemand ist da, keiner hilft mir!“ Wie fühlt sich eigentlich die Mama dabei, wenn sie ihr Baby im Nebenraum schreien hört? Reden Sie offen und achtsam mit Ihrer Freundin. Fragen Sie sie, wie es ihr geht. Was sind ihre Sorgen oder Nöte? Wie würde sie es eigentlich lieber machen? Wer kann sie dabei ermutigen und ihr guttun? Wer kann sie praktisch unterstützen? Ich glaube, in ihrem „Mama-Herzen“ weiß sie, wie es richtig wäre, aber dafür braucht sie Mitgefühl und Entlastung.

URVERTRAUEN ENTWICKELN

Wenn ein Baby schreit, gibt es immer einen Grund dafür – auch wenn es satt und gewickelt ist. Oft, vor allem nach einer langen Wachphase, drückt es damit aus: „Es geht mir nicht gut, Mama, ich brauche dich! Ich bin so aufgewühlt, ich kann noch nicht einschlafen!“ Je kleiner es ist, umso mehr braucht ein Baby eine ruhige, vertraute Person, in deren Armen es sich gehalten fühlt und seinen Stress rausschreien darf. Diese Erfahrung ist wichtig, um Urvertrauen entwickeln zu können. Erst auf dieser Basis von Geborgenheit kann ein Kind zum späteren Zeitpunkt lernen, allein (ein-)zu schlafen.

Dazu braucht es aber Zeit (mehrere Monate), in denen kindliche Entwicklungsprozesse reifen können, Rituale vertraut werden und das Kind tief verinnerlicht hat: „Mama ist da, auch wenn ich sie nicht sehe oder spüre. Ich kann sie rufen und sie wird mir helfen, wenn ich sie brauche.“ Den Zeitpunkt kann man nicht vorher festlegen. Das Baby oder Kleinkind zeigt es von sich aus, wenn es sich entspannt ablegen lässt und Mama den Raum verlassen kann, ohne dass es schreien muss.

Beate Döbel arbeitet als Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin in eigener Praxis. Viele Jahre begleitete sie vor allem Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern. www.therapiepraxis-doebel.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Ein Paar, zwei Perspektiven: Gute Nacht

DER TRAUM VOM FEIERABEND

Katharina Hullen hat sehr aufgeweckte Kinder, vor allem, wenn sie eigentlich schlafen sollten. Ihr Ehemann ist keine große Hilfe.

Katharina: Entwischte Hühner einfangen – haben Sie das schon einmal gemacht? So ungefähr müssen Sie sich unser abendliches Zu-Bett-Bringen der Kinder vorstellen. Es ist zum Auswachsen! Selbstverständlich haben wir immer wiederkehrende Rituale, die klare Signale senden, dass nun Schlafenszeit ist und Ruhe im Bau.

Pustekuchen! Wie besagte Hühner schlüpfen sie durch Türritzen und schleichen sich mit vielen Fragen oder wichtigen Anliegen durch die Wohnung. „Muss noch Zähneputzen!“ – „Ich brauche noch Kakaogeld für morgen!“ – „Mama, die Stelle im Buch gerade war sooo witzig! …“ – „Mein Bein tut weh!“ (ersetzen Sie Bein durch jedwedes Körperteil) – „Habe ich morgen um 9 XY?“… Natürlich dürfen die drei Großen etwas länger aufbleiben, aber schön wäre ja, wenn sie in dieser Zeit trotzdem all diese Fragen und Anliegen schon einmal klären könnten. Und nicht erst, wenn ich bei den Kleinen fertig bin.

Auf die konzentriere ich mich nämlich zuerst. Das ist schon schwierig genug, denn bis der Flohzirkus gebadet, gewickelt und im Bett bereit fürs Vorlesen ist, vergeht schon eine beträchtliche Zeit. Nach dem Buch singe ich noch ein Lied und platziere mich auf einer Matratze vorm Bett und warte, bis beide eingeschlafen sind. Das übrigens ist ein Ritual, welches aus der Not geboren ist. Bei den drei Großen wäre es undenkbar gewesen – natürlich sind die Kinder alleine eingeschlafen! Da inzwischen bei dem Krawall draußen vor der Tür aber beide Jungs stets mehrfach ihr Zimmer verlassen haben, musste eine lebendige Barrikade her: DU! KOMMST! NICHT! VORBEI!

Leider schläft man selbst häufig ein auf diesem Wachposten, sodass ich irgendwann zwischen halb 10 und 11 Uhr hochschrecke, geweckt vom Huschen, Tuscheln, Singen, Pfeifen, Klappern der drei Großen im Rest der Wohnung. Ich gehe ins Wohnzimmer und finde auf dem Sofa den besten Ehemann von allen und frage mich, wie lange er eigentlich schon hier sitzt.

Er hätte ja den Mädchen schon mal Gute Nacht sagen können! „Hab ich!“, höre ich dann. Und gesungen habe er auch schon bei jeder. „Und dann war doch auch Ruhe, oder?“, meint er. Nein – eine liest noch, eine andere spielt, die dritte ist gerade erst zum Zähneputzen ins Bad gehuscht. Er hört und sieht nichts. Es käme ihm im Traum nicht die Idee, noch einmal nachzusehen oder gar zu schimpfen.

Dabei haben wir beide den Wunsch nach einem früheren Feierabend für uns Eltern – aber den können wir uns nur gemeinsam erkämpfen. Mir eine sinnvolle Konsequenz für die Kinder auszudenken, finde ich richtig schwierig. Es müssen also wohl wieder Belohnungspunkte her. Vielleicht mache ich auch eine Belohnungsliste für Hauke – ein Aufkleber für jeden Abend, wo er die Kinder um 21 Uhr schlafend im Bett hat. Die Idee gefällt mir!

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

„SO LEGT EUCH DENN, IHR BRÜDER …“

Hauke Hullen führt zermürbende Debatten über das Einschlafen und findet in Matthias Claudius einen Leidensgenossen. Seine Frau ist keine große Hilfe.

Hauke: Da liegen sie: Hingegossen, zart, engelsgleich. Unsere Kinder schnaufen sanft in ihren Träumen – und Kathi und ich schnaufen auch: Endlich Ruhe!

Wer keine schlafunwilligen Kinder hat, kann sich nicht vorstellen, wie nervenaufreibend solche Abende sein können. Auch wir gehörten lange Zeit dazu: unsere vier ältesten Kinder schliefen alle schnell ein und durch. Durchwachte Nächte waren Ausnahmen. Doch dann kam Nummer Fünf!

Beim kleinen Jonathan führen eine ausgeprägte Willensstärke, gepaart mit bemerkenswerten Power-Napping-Fähigkeiten, zu schwer zu prognostizierenden Einschlafrhythmen. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass ihm zwischen 16 und 18 Uhr die Augen zufallen, ansonsten verwandelt sich das Kinderzimmer in einen Debattier-Club, der erst weit nach Mitternacht schließt. Es ist nicht nur frustrierend, wenn die To-do-Liste eines ganzen Abends auf einen einzigen Punkt zusammenschnurrt (selber bis 1 Uhr im Bett zu sein, na gut, bis 2!). Es ist auch entwürdigend, wenn man den Argumenten eines Zweijährigen irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen hat: Ja, er ist halt wirklich gar nicht müde, und ja, er will tatsächlich gar nicht schlafen, und ja, er hat recht, die Sonne geht doch eh gleich wieder auf …

Unser Pastor meinte einmal, das wichtigste Gebot in der Kindererziehung sei: „Du sollst nicht töten!“ Nachts um 3 ist es wichtig, sich an diese Aussage zu erinnern.

Damit es nicht so weit kommt, habe ich eine sedative Form des Singens entwickelt, die bei unseren beiden kleinen Jungen meist recht gut funktioniert. Ich liege in ihrem Zimmer auf der Elternmatratze und stimme „Der Mond ist aufgegangen“ an – möglichst tief und möglichst langsam. Oft wirkt das so gut, dass Jungs und Papa schon bei der dritten Strophe einschlafen.

Wenn dies nicht der Fall ist und Jonathan weiterhin Rabatz macht, dann singe ich auch noch die letzte Strophe und bemerke, dass wohl auch Dichter Matthias Claudius mit renitenten Kindern zu kämpfen hatte. Hören Sie selbst:

„So legt euch denn, ihr Brüder“ – damit sind natürlich die Brüder Jonathan und Konstantin gemeint, die gerade in ihren Betten herumkullern – „in GOT-TES NA-MEN nieder!“ – man sieht förmlich, wie der Dichter die Fäuste ballt – „kalt ist der Abendhauch“ – das ist ganz klar eine Drohung – „verschon uns Gott mit Strafen“ – was war noch gleich das wichtigste Gebot in der Kindererziehung? – „und lass uns ruhig schlafen“ – nämlich meine Frau und mich – „und unser‘n kranken Nachbarn auch“ – ein Flehen, dass die anderen Bewohner des Hauses nicht unleidlich werden.

Inzwischen schlafen die Jungs. Ich schleiche mich aus ihrem Zimmer und entdecke die beste Ehefrau von allen auf dem Sofa. Offenbar hat sie von dem ganzen Theater nichts mitbekommen.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Schlafen im Familienbett

„Unser Sohn will nicht in einem eigenen Bett schlafen. Stattdessen schläft er von Beginn an in unserem Ehebett. Nun überlegen wir, ob das Familienbett eine Option für uns ist?“

Dass kleine Kinder am liebsten bei ihren Eltern schlafen, macht evolutionsbiologisch deshalb Sinn, weil es dort sicher ist. Während wir schlafen, sind wir verletzlicher und ausgelieferter als tagsüber. Die Bedrohung durch wilde Tiere und andere Gefahren ist tief verwurzelt, wenn auch heutzutage unberechtigt. Wenn Ihr Kind also an Ihrer Seite schlafen möchte, braucht es die Sicherheit, Nähe und Geborgenheit, die Sie als Eltern aus-strahlen. Ein Familienbett bezeichnet das, was Sie sowieso schon praktizieren: Ihr Kind schläft mit in Ihrem Bett. Da sich immer mehr Eltern für diese Form der Schlafumgebung entscheiden, kursieren im Netz zahlreiche Bauanleitungen, wie Sie die Liegefläche verbreitern und gemütlich gestalten können, damit alle Familienmitglieder die nötige Erholung bekommen.

ERHOLSAMER SCHLAF

Viele Mütter schlafen besser und fühlen sich ausgeruhter, wenn ihr Kind nachts nah bei ihnen schläft. Zum einen vereinfacht das Schlafen im Familienbett das Stillen und Beruhigen, weil es das nächtliche Aufstehen überflüssig macht. Die Brust geben, Händchen halten, zurück in den Schlaf kuscheln – das geht alles liegend und im Halb- schlaf. Zum anderen überprüfen Mütter unbewusst, ob es ihrem Kind noch gut geht. Hören und spüren sie den Atem des Kindes, schlafen sie entspannter. Darüber hinaus wird im Familienbett das Hormon Oxytocin aktiviert, das die emotionale Bindung aller Familienmitglieder positiv beeinflusst. Und der größte Vorteil: Die manchmal unregelmäßige Atmung von Säuglingen kann durch den elterlichen Atem stimuliert werden.

NACHTEILE?

Sollten Sie sich für ein Familienbett entscheiden, werden Sie vermutlich zu hören bekommen, dass Sie Ihr Kind nie wieder aus Ihrem Bett heraus bekommen. Diese Sorge bewahrheitet sich in der Regel nicht. Ihr Kind wird dann in seinem eigenen Bett schlafen wollen, wenn es sich nachts auch ohne Sie wohlfühlt. Auch das Gerücht, dass ein Familienbett gefährlich sei, hält sich hartnäckig. Folgendes sollten Sie zur Sicherheit beachten:

    • Lassen Sie Ihr Kind in einem Schlafsack schlafen und nicht unter Ihrer Bettdecke.
    • Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind nicht an der Seite hinausfallen kann. Von verschiedenen Anbietern gibt es Gitter, Netze oder Ähnliches, um dies zu verhindern.
    • Achten Sie auf eine eher harte Matratze, um ein Einsinken des Kindes zu vermeiden. Ein Wasserbett eignet sich nicht als Familienbett.
    • Verzichten Sie auf Alkohol und andere Drogen, um auszuschließen, dass das Kind überrollt wird.

Ein populärer und häufig diskutierter Nachteil des Familienbetts ist der Sex. Im Familienbett selber geht es sicher nur ganz leise und zurückhaltend und kann auf Dauer keine befriedigende Lösung sein. Zum Glück sind Zärtlichkeiten aber nicht an ein Bett gebunden, hier ist Kreativität gefragt, auch andere Räume zu nutzen.

Julia Niewöhner ist Romanautorin, Mutter und Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Bielefeld.

Mein Sohn schläft nicht…

„Unser Sohn (8) kann schlecht einschlafen. Wie können wir ihm helfen, abends besser zur Ruhe zu kommen?“

Mit Ihrer Frage sind Sie nicht allein, sondern treffen ein Thema, das viele Eltern irgendwann beschäftigt: Sie sehnen sich abends nach Ruhe und ihrem verdienten Feierabend, und auch die Kinder benötigen ihren Schlaf. Wenn ihr Sohn ein Kind ist, welches nicht alleine zur Ruhe kommt, ist Ihre Aufgabe und Herausforderung, das zu erkennen und zu akzeptieren. Wenn Sie sich darauf einstellen und ihm liebevoll und wertfrei begegnen, können sie Raum für einen guten Umgang mit der Situation schaffen. Vielleicht war er schon als Baby ein unruhiger Schläfer und brauchte bei jedem Nickerchen Ihre Hilfe? Vielleicht ist er insgesamt eher temperamentvoll und aktiv? Oder auch sehr sensibel und nimmt mehr Reize auf, als er verarbeiten kann? Probieren Sie verschiedene Strategien aus, die ihm abends helfen können: ein Bad mit ätherischen Ölen wie zum Beispiel Lavendel, dem man eine beruhigende Wirkung zuschreibt. Auch ein Gebet, beruhigende Musik, Stilleübungen, eine Wärmflasche im Bett, eine besondere Lampe mit warmem Licht, eine Massage oder eine Geschichte können helfen. Es gibt viele Möglichkeiten. Bestimmt finden Sie etwas, das zu Ihnen passt.

TAGESABLAUF
Darüber hinaus ist es wichtig, einen Blick in Ihren Alltag und auf den Tagesablauf zu werfen. Eventuell ist Ihr Sohn ein Kind, welches besonders anhand von Wiederholungen und Strukturen Orientierung erhält. Achten Sie darauf, dass Sie bestimmte Rituale in Ihren Tag integrieren. Unterziehen Sie Ihre Woche einer kleinen „Stressanalyse“: Gibt es ausreichend Zeiten, in denen alle abschalten und runterkommen können? Gibt es Phasen am Tag, an denen nichts passiert? Erlebt Ihr Sohn auch einfach mal Langeweile? Ist Ihr Wochenprogramm zu umfangreich? Bekommt er genügend Bewegung, ist er ausreichend an der frischen Luft? Achten Sie auch darauf, dass Sie den Abend als ruhige Phase im Tagesablauf markieren. Für Ihren Sohn ist es hilfreich, wenn klar ist, wann er ins Bett gehen soll und was davor passiert.

ATMOSPHÄRE IN DER FAMILIE
Manchmal finden Kinder nicht in den Schlaf, weil abends aller Trubel und alle Ablenkungen von ihnen abfallen und dann Sorgen und Ängste in ihr Bewusstsein gelangen. Als Eltern sollten Sie sich auch fragen, wie viel Ruhe von Ihnen selbst ausgeht. Wenn wir permanent auf unsere Handys schauen, abends noch schnell die Mails checken oder mit den Gedanken schon beim nächsten Tag sind, dann ahmen unsere Kinder uns nach. Womöglich quält Ihr Kind sich auch mit etwas, das in der Familie dringend angesprochen werden muss. Lassen Sie sich hier nicht verunsichern: Unsere Familien haben alle Herausforderungen, Ecken und Kanten und ihre schwierigen Punkte. Wenn diese Dinge offengelegt und nicht tabuisiert werden, kann eine Familie gut damit umgehen. Auch Ärger in der Schule oder Streit mit Freunden kann Kindern den Schlaf rauben. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie geruhsame Abende!

Anne Schultz-Brummer ist Diplom-Pädagogin, familylab-Trainerin und arbeitet als Kita-Fachberaterin in Hamburg. Sie ist verheiratet und hat drei Söhne.

Gewohnheiten Umkrempeln

„Unser Baby will nicht alleine einschlafen. Es schläft nur, wenn der Fön läuft oder wir Auto fahren. Wie kann ich das ändern?“

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