Welchen Beruf soll mein Kind nach der Schule wählen? Diese Tipps können helfen
Die Jobwahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Aber was tun nach dem Schulabschluss? Berufsberaterin Heike Scherneck weiß Rat.
„Meine Tochter (16) zerbricht sich seit Monaten den Kopf darüber, was sie nach der Schule machen soll. Dass ihr Abschluss nun immer näher rückt, entspannt die Lage nicht gerade. Wie kann sie diese Entscheidung treffen und wie können wir ihr dabei helfen?“
Die Berufswahl zählt zu den wichtigsten Entscheidungen im Leben, und ich rate, möglichst frühzeitig damit zu beginnen, denn die Frage, welcher Beruf zu einem passt, ist gar nicht so leicht zu beantworten.
Was sind die beliebtesten Berufe?
Zunächst gilt es herauszufinden, was man kann und will. Was sind die persönlichen Stärken und Schwächen Ihrer Tochter, ihre Hobbys und Lieblingsfächer, welcher Beruf interessiert sie? Hier kann die Hilfe durch Familie und Freunde förderlich sein. Anschließend folgt ein Abgleich dieser Eigenschaften mit Berufsbildern. Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen der letzten zehn Jahre gehören Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verkäufer/-in, Bürokaufmann/-frau, Handelsfachwirt/-in, Industriekaufmann/-frau, Bankkaufmann/-frau oder Medizinische/-r Fachangestellte/-r. Natürlich kann auch ein Studium in Erwägung gezogen werden.
Arbeitsagentur übernimmt Reisekosten
Ob Ausbildung oder Studium – es empfiehlt sich immer, die Unterstützung von Experten zu suchen. An den Schulen sprechen die Berufsberater das Thema in den Vorabgangsklassen an. Bei einem Praktikum können Berufsfelder kennengelernt und ausprobiert werden. Es gibt auch verschiedene Informationsquellen online, wie beispielsweise den „Berufe-Entdecker“ auf planet-beruf.de oder in der Schweiz berufsberatung.ch. Ich empfehle zudem ein individuelles Gespräch mit einem Berufsberater der Arbeitsagentur. Hier werden jahrelange Erfahrungen und Kenntnisse über den regionalen Arbeitsmarkt weitergegeben und auch Bewerbungs- und Reisekosten zu Vorstellungsgesprächen übernommen.
Worauf es bei der Bewerbung ankommt
Findet Ihre Tochter eine Stellenanzeige, die ihr gefällt, sollte sie darauf achten, ob der Arbeitgeber eine klassische Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf, Passbild und Zeugnissen oder eine E-Mail-Bewerbung wünscht. Danach orientiert sich der Aufbau des Anschreibens. Die Berufsberatung bietet auch dazu Unterstützung an. Ich rate den jugendlichen Bewerberinnen und Bewerbern, sich vor einem Vorstellungsgespräch über den Ausbildungsbetrieb kundig zu machen. Meist hilft ein Blick auf die Homepage der Firma, aber auch ein Klick auf berufenet.arbeitsagentur.de ist gut, um Auskünfte über die Ausbildung zu erhalten. Auf Umgangsformen, Motivation und Kleidung sollte auch geachtet werden. Angemessene Kleidung heißt nicht immer Schlips und Kragen.
Gute Chancen trotz Corona
Durch die Corona-Krise kam es auf dem Ausbildungsmarkt zu Verschiebungen. Arbeitgeber waren bei der Einstellung von Jugendlichen zum Teil zurückhaltend. Aber aufgrund der demografischen Entwicklung und dem unveränderten Fachkräftebedarf sind die Chancen nach wie vor sehr gut. Besonders chancenträchtig sind weniger bekannte Ausbildungsberufe. Sollte Ihre Tochter trotz guter Vorbereitung keinen Ausbildungsplatz bekommen, gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder Einstiegsqualifizierungen, beides eine Art Jahrespraktikum, sind Beispiele dafür.
Heike Scherneck ist Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Gießen.