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Kinderaugen sehen alles!

Ruth Korte wünscht sich mehr Vorbilder im Straßenverkehr – für ihre Tochter und alle anderen Kinder.

Wir bringen unserer Tochter gerade die ersten und wichtigsten Verkehrsregeln bei: Dass man nicht einfach über eine Straße geht, sondern erst nach links, rechts und wieder nach links schaut, bevor man sie überquert, sich im Auto immer anschnallt, die Hände von Mama und Papa immer ans Lenkrad gehören, man den Radweg für Radfahrer freihält und man sich auch dann nochmal umsehen und gegebenenfalls Blickkontakt mit den Autofahrern suchen sollte, wenn die Fußgängerampel schon grün zeigt. Klappt prima. Eigentlich.

Uneigentlich fällt uns seitdem immer öfter auf, wie viele Erwachsene diese Regeln brechen. Da fährt dann doch noch schnell ein Auto über die rote Ampel, glotzen Autofahrer auf ihr Handy statt auf die Straße oder läuft ein Fußgänger über die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten.

Zugegeben: Die eine oder andere Verkehrssünde habe auch ich schon mal begangen, zum Beispiel wenn ich es eilig hatte oder abgelenkt war. Doch die aufmerksamen Augen meiner kleinen Tochter mahnen mich. Beim Einhalten der Verkehrsregeln geht es nicht nur um meine Sicherheit und schon gar nicht darum, ob die Polizei mich erwischen könnte, wenn ich sie breche. Auch Kinderaugen können mich erwischen! Wir Erwachsene haben eine Vorbildfunktion. Kinder lernen von uns, wie man sich verhält – auch im Straßenverkehr. Wir haben ihnen gegenüber somit eine große Verantwortung, die lebensgefährlich werden kann, wenn wir sie nicht wahrnehmen. Denn je öfter Kinder sehen, dass Verkehrsregeln von ihren Vorbildern gebrochen werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Regeln selbst irgendwann brechen und sich somit in Gefahr begeben.

Also: Augen auf die Straße und Hände aufs Lenkrad oder den Lenker und Geduld haben, bis die Ampel grün leuchtet – auch wenn die Straße nicht besonders befahren ist. Denn es kann immer sein, dass wir aus einem Auto, Buggy oder vom Straßenrand aus von denen beobachtet werden, die es uns irgendwann nachmachen.

Ruth Korte ist Freie Redakteurin bei Family und FamilyNEXT, Buchautorin und lebt mit ihrer Familie in Gießen.

Sicher zur Schule

Beim Thema „Schule und Sicherheit“ denken in diesem Jahr alle zuerst an den Schutz vor Corona. Dabei ist es vor allem bei Erstklässlern auch wichtig, dass sie erst mal sicher in der Schule ankommen. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) gibt Eltern Tipps, wie das gelingen kann.

Den Schulweg planen, festlegen und üben
Kinder im Einschulungsalter nehmen häufig zum ersten Mal aktiv am Straßenverkehr teil. Ihnen fällt es schwer, Gefahren erkennen und als brenzlig einschätzen zu können. Eltern müssen deshalb beurteilen, ob ihr Kind bereit ist, den Schulweg schon allein gehen zu können oder nicht. Ist der Weg zu schwierig, z. B. weil das Kind dabei eine stark befahrene Straße überqueren müsste, sollte es noch eine Weile zur Schule gebracht werden. Aber auch ein vermeintlich sicherer Weg zur Schule muss unbedingt mit dem Kind geübt werden.

Wie ein sicherer Schulweg aussehen sollte

  • Der sichere Schulweg ist nicht immer der kürzeste Weg. Lieber kleine Umwege machen, wenn dadurch die Sicherheit erhöht wird.
  • Wenn auf dem Weg die Überquerung einer Fahrbahn unvermeidbar ist, sollten Eltern eine Strecke mit einer sicheren Querungsmöglichkeit wählen, am besten mit einer Ampel. Sie erleichtert es Kindern, sicher über die Straße zu kommen.
  • Unübersichtliche Kreuzungen können von Kindern der ersten Grundschulklasse nicht sicher bewältigt werden.

Schulweg üben und Regeln erklären

  • Der festgelegte Weg sollte mehrmals mit den Kindern abgelaufen werden. Eltern sollten ihrem Kind erklären, welchen Weg es nehmen soll und welche kritischen Stellen zu beachten sind.
  • Helfen kann es auch, den Schulweg mit vertauschten Rollen zu üben und das Kind die Eltern sicher zur Schule führen zu lassen.
  • Kinder kennen zunächst keine Verkehrsregeln. Wichtig ist, dass sie diese lernen: Unmittelbar vorm Überqueren der Straße heißt es: nach links, nach rechts und wieder nach links schauen.
  • Beim Überqueren der Straße ist es wichtig, den Verkehr im Blick zu haben. Das gilt auch, wenn man die Straße an einer Ampel oder über einen Zebrastreifen überquert.
  • Wenn das Kind den Weg zur Schule alleine schon gut bewältigt, sollte man das als Eltern dennoch regelmäßig in zeitlichen Abständen verdeckt kontrollieren. Hält sich das Kind an die Vorgaben und wählt den festgelegten Weg? Wenn nicht, sollten Eltern ihr Kind behutsam an die Vorgaben erinnern und erklären, welche Gefahr droht, wenn es sich nicht an die Vereinbarung hält.

Nicht von Angst leiten lassen!

„Seit Lara (7) zur Schule geht, möchte ich ihr mehr Freiraum geben.
Aber ich bin besorgt, wenn sie alleine unterwegs ist. Wie gehe ich damit um?“

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„Es muss erst was passieren!“

Diesen Satz hört man oft als Vorwurf gegenüber Politik und Verwaltung, wenn es zum Beispiel darum geht, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Bisher dachte ich, es sei halt so ein Spruch, den der Bürger gern sagt. Nun musste ich aber leider feststellen, dass er durchaus wahr ist.

Immer wieder bemühen sich Eltern, den Schulweg ihrer Kinder möglichst sicher zu gestalten. Schließlich ist es ja auch gewünscht, dass zumindest Grundschulkinder allein und zu Fuß zur Schule gehen und nicht mit dem ungeliebten Mama-Taxi.

Doch das wird den Eltern nicht leicht gemacht. Schon seit Jahren bemühen sich Eltern in unserem Stadtteil vergeblich, an einer sehr unübersichtlichen Stelle einen Zebrastreifen installieren zu lassen. Die Kosten wären überschaubar, der politische Wille dafür ist aber nicht da. „Es muss erst was passieren“, werfen die Eltern Politik und Verwaltung vor.

Und dieser Vorwurf ist offensichtlich berechtigt: In unserem Stadtteil gibt es auch eine Straße, die von vielen Kindern als Schulweg benutzt wird. Allerdings parken in dieser Straße immer Autos auf dem Gehweg, sodass die Kinder auf der Straße laufen müssen. Es ist nur eine kleine Seitenstraße, aber die meisten Autos, die dort langfahren, halten sich nicht an die Tempo-30-Begrenzung. Und Grundschulkinder sind nicht immer so aufmerksam, wie sie sein sollten.

Nun gab es eine Initiative, die Parksituation in der Straße so zu verändern, dass der Gehweg auch als solcher benutzt werden kann. Die Antwort der Verwaltung ist zynisch. Sie räumt zwar ein, dass das Parken auf dem Gehweg ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung sei. Doch dann folgt die Aussage: „Jedoch ist weder der Verwaltung noch der Polizei bekannt, dass aufgrund dieser Fehlnutzung eine tatsächliche Gefährdung von Fußgängern oder gar schon Unfälle verursacht worden sind.“

Im Klartext: Es ist bisher nichts passiert, also müssen wir nichts machen. Muss man sich also wünschen, dass doch mal was passiert, damit der Schulweg für die Kinder sicherer wird? Das ist doch verrückt! Ich hoffe, dass sich die Eltern in unserm Stadtteil und anderswo davon nicht entmutigen oder bremsen lassen. Egal ob es um Schulwegsicherheit, gesundes Mensaessen oder ausreichend Spielmöglichkeiten für Kinder geht: Eltern, engagiert euch!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin