Ein Paar, zwei Perspektiven: Trocken werden

KNÖDEL IN DER BADEHOSE

Katharina Hullen versucht, mit dem Töpfchen kleinere und größere Katastrophen zu verhindern.

Katharina: An einem heißen Sommertag waren unser Jüngster und ich eingeladen. Wir wollten im Garten meiner Freundin die Kinder im Pool ein wenig planschen lassen. Jonathan und seine beiden Kindergartenfreunde. Es hätte so nett sein können – drei kaffeeschlürfende Mamas und drei quietschvergnügte Dreijährige – aber es wurde ein wahres „Aa-geddon“!

Es war alles vorbereitet. Das Töpfchen gleich neben dem Pool positioniert, Feuchttücher am Start, die wuselnden Kinder fest im Blick. Doch dann kam alles anders!

Als Erstes flitzte Jonathans Freund mit einer geysirartig ausstoßenden Schwimmwindel über die Wiese. Während zwei Mütter ihre Kinder mühsam auf einem nicht kontaminierten Fleck gefangen nehmen konnten, kärcherte die dritte kurzerhand Kind, Terrasse und betroffene Wiese ab. Wie schön es ist, wenn Freundinnen gemeinsam durch „dick und dünn“ gehen! Gerade hingesetzt kam mein Sohn breitbeinig zu mir, Teile eines breiigen Knödels ebenfalls bereits in der Badehose. Schnell aufs Töpfchen! Zum Glück konnte ich diese Bescherung einigermaßen lokal beseitigen. Noch während ich den Topf im Bad reinigte, hatte draußen mein gerade frisch behostes Kind den nächsten Klops ins Nest gesetzt. Das wiederum konnte ihm ja nun niemand vorwerfen – war ich doch schließlich mit dem benötigten Töpfchen im Haus unterwegs!

Mit desinfizierten Händen setzte ich mich seufzend zu meinen Freundinnen und dem inzwischen kalten Kaffee. Die drei Kleinen saßen spielend um eine Duplokiste und den Topf herum. Im Wechsel wurde er mit Pipi und Poolwasser gefüllt, als plötzlich Jonathan mit aufgerissenen Augen „Aa kommt!“ rief. Und tatsächlich – ein dritter großer Brummer schaffte es klar und eindeutig ins ersehnte Töpfchenziel! Naja, immerhin! Wir Hullens packten unsere Sachen, und auf dem Weg zur Haustür ertönte hinter uns ein Chor von „Och nööö!“-Rufen. Jonis Freund hatte noch mal einen Haufen vor die Rutsche gesetzt.

Für manche Phasen des Elternseins stimmt der Bibelvers aus Prediger 4 „Zwei sind besser dran als einer“ ganz besonders! Zum Beispiel bei Magen-Darm-Erkrankungen in der Familie! Oder wenn deine drei langhaarigen Töchter Läuse haben. Oder eben, wenn Kinder trocken werden. Wohl dem, der auf vier zupackende Hände bauen kann. Denn in unserem Fall war es niemals nur ein Kind allein, die Mädchen haben sich damals zu dritt ans Trockenwerden gemacht. Überall in der Wohnung und im Garten hatten wir Töpfchenfallen aufgestellt, was leider gar nicht verhindert hat, dass sich Pipi-Seen und kleine Aa-Häufchen wie eine Perlenkette durch unser Haus zogen. Nun, in diesem Sommer stehen beide Jungs als Unterhosenprojekt auf unserer Agenda. Denn Hauke und ich haben beide buchstäblich die Nase voll vom Wickeln!

Also müssen wir wohl da durch – ein nicht so blumiges Bild, wie ich finde.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

SPUREN AUF DEM WEG ZUM BAD

Hauke Hullen kämpft gegen Schlammlawinen und desinfiziert Kind und Wohnung.

Hauke: Wir machten in diesem Sommer eine schwierige Zeit der Transformation durch. Das Ziel: Unsere beiden Jüngsten sollten windelfrei werden. Jonathan (3) meistert die Herausforderung bereits ganz gut (siehe Text links), aber bei Konstantin (5) ist die Sache ein buchstäblich etwas größeres Problem.

Dazu muss man wissen: Konstantin ist Autist und motorisch wie geistig ungefähr auf dem Stand eines Zweijährigen. Statur und Verdauung sind jedoch sehr gut entwickelt, sodass schon seit einem Jahr keine normalen Windeln mehr passen. Auch die Spezialwindeln können die Grenzen der Physik nicht dauerhaft überlisten, und wenn Sie, werter Leser, gerade genussvoll frühstücken, sollten Sie erst später hier weiterlesen.

Denn auch Konstantin isst genussvoll und viel, sein ständig unter Anspannung stehender Körper braucht reichlich Treibstoff. Entsprechend sind die Resultate. Und da er es offenbar nicht unangenehm findet, längere Zeit in seinem privaten Moorbad zu verbringen und dabei zu rutschen, zu schaukeln oder auf dem Trampolin zu hüpfen, kommt es an jedem Tag irgendwann zu einer Kackastrophe.

Dann wünsche ich mir zusätzliche Hände, mit denen ich auf der inzwischen zu kleinen Wickelkommode sowohl die Füße meines Sohnes stützen, dabei die überquellende Windel vorsichtig öffnen, mit Tüchern die Schlammlawinen aufhalten und die Wickelunterlage retten kann. Na gut, vergessen wir die Unterlage, aber es wäre schön, wenn wenigstens der Boden sauber bliebe! Sobald das Gröbste beseitigt ist, trage ich ihn in die Dusche, brause ihn ab, ziehe ihn frisch an und beginne dann, die Kleidung mit unserer legendären „Kackbürste“ auszuwaschen.

So ist Konstantin merkwürdigerweise auch das sauberste Kind im Viertel: Jeden Tag 1-2 Duschen, jeden Tag mehrere Klamottenwechsel. Doch das wollten wir in diesem Sommer ändern! Nach zwei Wochen klappt es … so mittel. Stündlich erinnern wir ihn: „Konstantin, du hast eine Unterhose an! Wenn was kommt, renn zum Klo!“ Anfangs klappt nur der 1. Teil: Es kommt was. Ich überlege, im Garten einen Spender für Hundekotbeutel aufzustellen. Nach ein paar Tagen klappt auch der 2. Teil, und wir merken, dass Konstantin nun auch zur Toilette rennt. Woran? Ganz einfach: An den nassen Fußabdrücken, die von den Tropfen in der Garderobe über die große Pfütze im Flur bis zur Lache ins Bad führen. Dort sitzt er dann und verkündet wahrheitsgemäß: „Kommt nichts mehr!“

Neben der Kackbürste schwinge ich jetzt auch den Wischmopp regelmäßig, und so ist nun auch unsere Wohnung merkwürdigerweise die sauberste im Viertel.

Immer wieder setzen wir Konstantin aufs Klo. Doch das große Geschäft will sich nicht einstellen, manchmal kommt es zwei Minuten später, dann ist er aber schon wieder auf dem Trampolin. Wir lesen schlaue Tipps, sprechen mit Erziehern, wir loben, motivieren und verstärken, wenig später zetern, jammern und schimpfen wir auch – fürs Erste, schätze ich, bleibt unser wichtigstes Instrument bei der Sauberkeitserziehung die Kackbürste.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.