Wenn Kinder in die "Wackelzahnpubertät" kommen, sind sie oft unberechenbar. Symbolbild: Getty Images / Peoplemages / iStock / Getty Images Plus

Wackelzahnpubertät – Worauf sich Eltern kurz vor der Einschulung einstellen müssen

Kurz vor der Einschulung erleben Kinder eine emotionale Achterbahnfahrt: die Wackelzahnpubertät. Wutanfälle und Kuschelmomente wechseln sich ab. Familienberaterin Daniela Albert erklärt, warum die Kinder so „schwierig“ sind und worauf es für die Eltern ankommt.

Ich nenne die Wackelzahnpubertät immer mit einem Augenzwinkern meinen persönlichen Endgegner, denn keine Entwicklungsphase hat mich als Mutter so gefordert wie die Zeit rund um den Schuleintritt, wenn die Kinder kognitiv riesige Sprünge machen und sich körperlich vom Kleinkind zum Großkind entwickeln. Man merkt sehr schnell: Arme und Beine werden länger und das ganze Kind scheint plötzlich überall „drüberzuhängen“, wenn man es, wie früher, zum Trösten oder Kuscheln auf den Schoß nehmen will.

Wechselspiel zwischen Nähe und Ablösung

Apropos Trösten und Kuscheln: Vielleicht ist es damit gerade auch gar nicht so einfach? Während es noch vor Kurzem normal war, dass das Kind in emotionalen Nöten zu den Eltern kam und körperliche Nähe suchte, kann es sein, dass es jetzt erst mal ein bisschen Abstand braucht, wenn die Gefühle überkochen. Die Wackelzahnphase ist ein ständiges Wechselspiel zwischen Nähe und Ablösung.

Kinder durchlaufen in dieser Zeit einen wichtigen Autonomieprozess. Schon länger sind neben den Eltern andere Menschen in ihrem Leben wichtig geworden: Betreuungspersonen, Gleichaltrige und auch mediale Idole dienen nun ebenfalls als Orientierungspunkte und prägen das kindliche Universum mit. Der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit und eigenen Wegen wird größer.

Ganz und gar angenommen

Gleichzeitig sind Kinder in dieser Phase noch klein und bedürftig. So kann es sein, dass sie nachmittags selbstbewusst mit anderen Kindern um die Häuser ziehen und nicht nach uns fragen und nachts in unser Bett gekrochen kommen. Die meisten Kinder suchen ihren Wutanfällen selbst wieder die Nähe zu den Eltern und möchte eigentlich nur wissen und spüren, dass sie dort geborgen und geliebt ist. Diese innerliche Ablösung kann nur gut funktionieren, wenn unsere Kinder sich bei uns ganz und gar angenommen fühlen und immer einen Ort haben, an dem sie sich sicher wissen.

Wenn ein Kind also in emotionalen Nöten ist, machen Sie als Eltern sich bewusst, dass sich bei ihrem Kind gerade viel verändert. Schauen Sie, wann es Nähe braucht und sich mit Ihnen zusammen wieder beruhigen möchte und wann es gut ist, es erst einmal bei sich und den eigenen Gefühlen zu lassen. Besprechen Sie solche Situationen hinterher mit ihrem Kind, nicht, um es für ihren Wutanfall zu tadeln, sondern um zu verstehen, was da eigentlich in dem Kind vorgegangen ist und um  zu helfen, sich selbst besser zu begreifen.

Die Wackelzahnpubertät ist übrigens nicht nur mein persönlicher Endgegner, sondern auch meine Lieblingsphase in der kindlichen Entwicklung, denn nie wieder darf man so nah dabei sein, wenn sich eine junge Persönlichkeit entwickelt und entfaltet.

Daniela Albert ist Autorin, Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrer Familie in Kaufungen und bloggt unter: eltern-familie.de