Kontakt abgebrochen

„Unser Sohn (22) ist vor einem Jahr ausgezogen. Nun hat er uns sehr deutlich gemacht, dass er erst einmal keinen persönlichen Kontakt zu uns möchte. Er müsse sich abgrenzen. Das verletzt uns sehr. Wie können wir damit umgehen?“

In der Bibel lesen wir in 1. Mose 2,24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen.“ Die Ablösung von den Eltern ist – seit jeher ein Thema. Für Sie als Eltern ist es allerdings sehr hart, wenn Ihr Sohn diese Ablösung so drastisch vollzieht, dass er gar keinen persönlichen Kontakt mehr wünscht.

„Familien kann man sich nicht aussuchen“, heißt es und bedeutet, dass Familienbande auch dann bestehen bleiben, wenn es mal „nicht so gut läuft“. Doch das ist nicht immer so. Denn erwachsene Kinder haben nach ihrer Volljährigkeit die Möglichkeit, ihr Verhältnis zu den Eltern neu zu gestalten, bis hin zur radikalen Trennung.

VERLASSENE ELTERN

Für Sie als Eltern ist es sehr schwierig, mit diesem Schmerz umzugehen. Da ist es ein schwacher Trost, dass es rund 100.000 Familien in Deutschland und der Schweiz gibt, denen es ähnlich ergeht. In Berlin haben sich Betroffene zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen: www.verlassene-eltern-berlin.de.

Betroffene erzählen, dass es den Schmerz lindert, wenn man Briefe an das eigene Kind schreibt. Das können handgeschriebene Briefe sein, E-Mails oder Grußkarten. Das kann Ihnen guttun, und vielleicht sind die Briefe irgendwann wieder eine Brücke zu Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter. Eine betroffene Mutter, Angelika Kindt, formuliert ihre Briefe als Blogartikel und stellt sie ins Netz: www.wenn-kinder-den-kontakt-abbrechen.de. Zudem hat sie über ihre Erfahrungen ein gleichnamiges Buch geschrieben.

SCHMERZ FÜHLT SICH WIE TRAUER AN

Verlassene Eltern empfinden dieselbe Trauer, als wäre das eigene Kind gestorben. Vielleicht sogar noch mehr, denn sie können nicht zu ihm, obwohl das Kind lebt. Sie wissen auch nicht, ob der Sohn oder die Tochter den Kontakt jemals wieder aufnehmen wird, oder ob lebenslange Funkstille herrscht. Das ist eine sehr belastende Situation.

In vielen Fällen benötigt Ihr Kind einfach nur Abstand auf Zeit. Vielleicht ist es für Ihren Sohn lediglich wichtig, eigene Erfahrungen zu machen, ohne auf Belehrungen oder Kommentare der Eltern Rücksicht nehmen zu müssen. Wenn er seine eigenen Erfahrungen gemacht hat oder wenn er selbst eine Familie gründen will, kommt er möglicherweise wieder auf die Herkunftsfamilie zu.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie selbst Ihr eigenes Leben weiterleben. Versuchen Sie, Ihre Wut zu überwinden und Ihrem Sohn, trotz allem, den Kontaktabbruch zu vergeben. So bleibt die Tür für ihn offen, So bleibt die Tür für Ihren Sohn offen, und der Kontakt kann dann wieder aufleben, wenn Ihr Sohn dazu bereit ist.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Schlüsselfeld in Oberfranken.

 

 

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