Losgelaufen

„Unsere Tochter zieht sich mittlerweile überall hoch. Bald beginnt sie zu laufen. Wann sollten Kinder die ersten Schuhe tragen, und was müssen wir beachten?“

Bevor sich ein Kind aufrichtet, haben die kleinen Beine und Füße ein wahres Trainingsprogramm absolviert: Muskeln aufbauen, Gelenke stärken, Untergründe fühlen und erspüren, Zehen krallen und öffnen – denn von nun an müssen sie viel Gewicht tragen. Der Fuß ist ein anatomisches Meisterwerk. Er besteht aus 26 Knochen, 30 Gelenken, 60 Muskeln, 100 Bändern, 200 Sehnen, Blutgefäßen und Nerven. Kinderfüße wachsen sehr schnell und verdienen daher besondere Beachtung. Schauen Sie sich die Füße Ihres Kindes genau an. Sollte Ihnen etwas Ungewöhnliches auffallen, besprechen Sie es mit dem Kinderarzt, denn Deformierungen verwachsen sich meistens nicht von selbst. Fußprobleme können weitreichende Folgen haben, zum Beispiel eine veränderte Körperhaltung, verlangsamte Bewegungen, geringes Selbstwertgefühl und somit weniger Entdeckerfreude. Fürs Laufenlernen brauchen Kinder keine Schuhe. Am besten bewegen sich die Kleinen barfuß oder in Socken. Sie spüren den Untergrund und seine Qualität (weich, glatt, rau), trainieren ihre Muskeln und den Gleichgewichtssinn und wechseln vom Zehen- auf den Sohlengang.

DIE RICHTIGE GRÖSSE
Erst wenn sie frei laufen, lohnen sich Schuhe, welche die Füße vor Kälte und harten Untergründen schützen. Messen Sie den Fuß ihres Kindes aus. Viele Geschäfte besitzen Messgeräte, um Länge und Breite der Füße zu bestimmen. Der neue Schuh sollte 12 bis 17 mm (eine Daumenbreite) größer sein als der Fuß. Prüfen Sie immer beide Füße, denn die wenigsten Körperteile sind symmetrisch. Die Daumenprobe ist ungünstig, weil Kinder die Zehen bei Druck einziehen. Da Kinderknochen weich und biegsam sind, spüren die Kleinen nicht, wenn der Schuh drückt. Selbst ein Verdrehen oder Verstauchen muss ihnen nicht zwangsläufig wehtun. Wenn der Schuh eine herausnehmbare Sohle hat, ist es günstig, die Füße auf die Sohlen zu stellen, um zu sehen, ob der Schuh passt. Alternativ können Sie zuhause eine Schablone von beiden Füßen anfertigen.

SCHUHE UND SOCKEN
Die Größenangaben von Kinderschuhen sind nicht europaweit genormt, daher messen Sie am besten jedes Mal neu. Wenn Sie eine Schablone anfertigen, braucht Ihr Kind beim Einkauf nicht einmal dabei zu sein. Die Füße wachsen schnell, überprüfen Sie daher alle zwei Monate die Größe und achten Sie auch auf passende Socken. Es muss kein Markenschuh sein, aber er sollte flexible Sohlen und atmungsaktives Material haben. Klettverschlüsse erleichtern die Selbstständigkeit. Wenn Sie gebrauchte Schuhe kaufen, prüfen Sie Sohlen, Ferse und Innenfutter auf Abnutzung. Manchmal findet man kleine Schuhe auf den Basaren, die nie getragen wurden. Hausschuhe sind häufig geschlossen, damit sie den Kindern Halt geben. Das führt jedoch zu einem feuchten Fußklima – angenehmer sind ABSSocken, Hüttenschuhe oder Puschen mit Lammfell. Je mehr Beweglichkeit der Fuß hat, umso besser lässt sich Stabilität für eine ausbalancierte Körperhaltung trainieren.

 

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter www.buchstabenkunst.de.