Schadet der Computer?

„Ich habe gehört, dass durch die Nutzung des Computers die Lernfähigkeit von Kindern abnimmt. Soll ich Lucas (8) künftig nicht mehr an den Computer lassen?“

Viele Erwachsene stehen wie Sie der Computernutzung durch Kinder skeptisch gegenüber. Auch renommierte Wissenschaftler wie der Psychiater und Hirnforscher Manfred Spitzer. In seinem Buch „Digitale Demenz“ weist er darauf hin, dass die Computernutzung bei Kindern zu Aufmerksamkeitsstörungen führen könne. Er warnt vor Dauerberieselung durch den Computer, weil er die geistige Entwicklung der Kinder beeinträchtigt sieht. So wie er haben auch viele Kinderärzte eine kritische Haltung und sehen den Umgang mit dem Computer als Ursache von Schlafstörungen, motorischer Unruhe und Lernschwierigkeiten.

Und Spielkonsolen?

Vor allem Manfred Spitzer ist ein entschiedener Gegner der neuen Medien. Dabei bezieht er sich unter anderem auf eine amerikanische Studie. Sie belegte, dass Jungen im Grundschulalter signifikant schlechtere Noten erzielten, als sie zu Studienzwecken eine Spielkonsole erhielten. Dabei spielten einige Jungen täglich 40 Minuten, eine Vergleichsgruppe ungefähr zehn Minuten. Die Studie stellte fest, dass die erste Gruppe weniger Hausaufgaben machte und sich im Lesen und Schreiben gegenüber der zweiten Gruppe verschlechterte. Die Wissenschaftler führten das auf die erhöhte Beschäftigung mit der Spielkonsole zurück. Allerdings kann man auch vermuten, dass die Verschlechterung weniger an der Spielkonsole, als an der reduzierten Hausaufgabenzeit gelegen haben könnte.

Das richtige Maß

Da ich selber einige Jahre lang eine Computerschule für Kinder betrieben habe, weiß ich auch um die positive Wirkung des Umgangs mit Computern. Ich habe Grundschüler erlebt, die großen Spaß daran hatten, ihre Kreativität am Computer zu entfalten. Ob sich der Computer positiv oder negativ auf die Lernfähigkeit auswirkt, hängt davon ab, wie Kinder den Computer nutzen und wie viel Zeit sie ihm widmen. Kinder, die über dem Computer alles andere vergessen, stehen natürlich in der Gefahr, abhängig zu werden und sich nur noch für den Computer anstatt für die Umwelt zu interessieren, keine Frage. Deshalb sind hier die Eltern gefragt.

Klare Regeln

Am meisten profitiert Ihr Sohn, wenn Sie ganz klare Regelungen treffen. Dazu gehört zunächst, ihm ein eigenes Benutzerkonto einzurichten. Installieren Sie gleichzeitig eine Kinder- und Jugendschutzsoftware. Informationen darüber erhalten Sie auf der Seite www.sicher-online-gehen. de. Außerdem sollten Sie eine Mediennutzungszeit festlegen, die auch andere Medien wie das Fernsehen mit einschließt. Das könnte für ein achtjähriges Kind wie Lucas eine Stunde am Tag sein, oder auch jeden zweiten Tag zwei Stunden. Grenzen Sie die Art der Computernutzung ein, beispielsweise auf Spiele oder auf bestimmte Internetseiten. Bleiben Sie mit Lucas im Gespräch darüber, was er am Computer macht. Der Computer ist ein technisches Hilfsmittel, das bei richtigem Einsatz durchaus eine Bereicherung sein kann. Mit Ihrer Hilfe wird es ihm gelingen, die unglaublichen Möglichkeiten zu nutzen. Denn letztlich hängt es immer vom Nutzer ab, ob der technische Fortschritt zum Segen wird. Wir können den Computer aus unserem Alltag nicht mehr wegdiskutieren, aber wir können ihn sinnvoll einsetzen. Die neuen Medien sind nur dann schädlich, wenn sie unkontrolliert und ohne rechtes Maß konsumiert werden. Das haben sie mit anderen Medien wie dem Fernsehen gemeinsam.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Mittelfranken.

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