Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Sie will sich nicht waschen lassen

„Meine Tochter (2) trägt keine Windel mehr und riecht oft aus der Scheide. Will ich sie waschen, macht sie aber total Theater und schreit. Ich will sie nicht zwingen, immerhin ist es ja ihr Intimbereich. Aber ich will ja auch nicht, dass es sich entzündet. Was kann ich tun?“

Für Ihr Kind ergibt sich ab dem Moment, in dem es keine Windel mehr benötigt, eine neue Lebenslage. Die Erfahrung, koordinierte Toilettengänge hinzubekommen, Bescheid zu sagen, in Toilettenroutinen hineinwachsen zu dürfen und sich zu vergleichen mit anderen Familienmitgliedern, ist zunächst recht anspruchsvoll. Selbstbestimmung und Wahrnehmung sind wichtige Aspekte in diesem Prozess. Umso schöner zu sehen, wie sehr sich Ihre Tochter selbst freut und wahrnimmt.

Seife weglassen

Geruchliche Veränderung im Alter von zwei Jahren in Verbindung mit Geschrei sollten sie vom Kinderarzt abklären lassen. Sowohl eine geruchliche Veränderung durch infektiös veränderten Urin als auch eine Scheideninfektion kann in Betracht kommen. Eine sichtbare Rötung würde diesen Verdacht bestärken können.

Die Scheide hat ph-Wert-bezogen ein saures Milieu. Dort physiologisch angesiedelte Bakterien tragen in der Regel dem Schutz vor Infektionen bei. Die Scheide schafft es normalerweise, sich selbst zu regulieren. Wichtig ist, dieses Milieu nicht durch übertriebene Reinigung zu stören. Lassen Sie Seifen weg und reinigen Sie den Intimbereich nur mit warmem Wasser.
Gut ist in jedem Fall, Ihr Kind großzügig trinken zu lassen, denn jedes Wasserlassen spült Bakterien aus den Harnwegen und dem Scheidenausgang.

Perspektive ändern

Dass Sie Ihr Kind nicht zwingen wollen, ist korrekt, denn Zwang ist eine Form von Gewalt. Nichtsdestotrotz sind Sie als Eltern für die Pflege des Kindes zuständig und verantwortlich. Welchen guten Weg also könnte es geben, einvernehmlich das Ziel zu erreichen?

Wenn Sie von „totalem Theater“ sprechen, bewerten Sie das Geschehen bereits als „unnötig“. Verändern Sie die Perspektive und die Haltung. Ihr Kind hat einen eigenen „guten Grund“ dafür. Möglicherweise benötigt es mehr Sicherheit durch Sie? Diese erlangen Sie durch den Abbau eigener Unsicherheit. Verstehen Sie zunächst: Was möchten Sie tun? Wann beginnt das Geschrei? Was kann direkt zu Beginn schon positiv verstärkt werden? Treten Sie mit Ihrem Kind in ritualisierte Interaktion, welche das Gefühl der Selbstbestimmung berücksichtigt, und verstärken Sie durch Lob jeden guten Ansatz.
Möglich wäre, in der schaumigen Badewanne beliebte Kindermusik zu hören. Beim Badewannen-Rap einen Waschlappen zu nutzen und unauffällig nebenher zu reinigen, was zu reinigen ist, wirkt auf Kinder ganz anders, als wenn der Fokus auf der Waschung des Intimbereichs liegt. Vielleicht möchten Sie mit in die Wanne? Im Zweifel hilft auch ein Personenwechsel, den Sie als Unterstützung schätzen dürfen. Selbstbestimmung und Wahrnehmung bleiben förderliche Aspekte.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Autorin und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com